Kokosöl und Alzheimer: Aktuelle Studien und Erkenntnisse

Die Alzheimer-Krankheit stellt eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit dar, insbesondere angesichts der steigenden Lebenserwartung und des demografischen Wandels. Die Suche nach präventiven und therapeutischen Maßnahmen ist daher von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang rückt Kokosöl immer wieder in den Fokus, da ihm potentiell positive Effekte auf die Gehirnfunktion und somit auch auf den Verlauf von Alzheimer zugeschrieben werden.

Was ist Alzheimer und Demenz?

Oftmals werden die Begriffe Alzheimer und Demenz synonym verwendet, obwohl es sich nicht um dasselbe handelt. Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem Verlust kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Orientierung und Denkvermögen einhergehen. Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz, bei der es zu Proteinablagerungen im Gehirn kommt, die die Nervenzellen schädigen.

Die Rolle von Fetten im Gehirn

Das Gehirn benötigt eine konstante Energiezufuhr, um seine komplexen Aufgaben zu erfüllen. Normalerweise wird diese Energie aus Glukose gewonnen. Bei Alzheimer-Patienten können jedoch die Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen insulinresistent werden, was bedeutet, dass sie Glukose nicht mehr richtig aufnehmen können. Dies führt zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Energie.

Eine alternative Energiequelle für das Gehirn sind Ketonkörper, die aus bestimmten Fettsäuren gebildet werden können. Hier kommt Kokosöl ins Spiel, da es reich an mittelkettigen Triglyceriden (MCTs) ist.

MCT-Öl und Kokosöl: Ein Überblick

Fette bestehen aus Glyzerinmolekülen und Fettsäuren, die in kurzkettige, mittelkettige und langkettige Fettsäuren unterteilt werden. MCT-Öle, die meist aus Kokos- und Palmkernfett hergestellt werden, enthalten angereicherte mittelkettige Fettsäuren mit 8 Kohlenstoffatomen (Caprylsäure) und 10 Kohlenstoffatomen (Caprinsäure). Kokosöl enthält ca. 14 % dieser mittelkettigen Fettsäuren und etwa die Hälfte Laurinsäure (12 Kohlenstoffatome).

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Unterschiede in der Verstoffwechselung

Kurz- und mittelkettige Fettsäuren sind leichter verdaulich als langkettige. Während kurzkettige Fettsäuren direkt von den Darmzellen verwertet werden, gelangen mittelkettige Fettsäuren über die Pfortader zur Leber, wo sie in Ketonkörper umgewandelt werden. Diese Ketonkörper können dann vom Gehirn als alternative Energiequelle genutzt werden. Langkettige Fettsäuren hingegen durchlaufen einen längeren Verdauungsweg und können sich im Körpergewebe ablagern.

Die Rolle der Laurinsäure

Es gab lange Zeit Uneinigkeit darüber, ob Laurinsäure zu den mittelkettigen Fettsäuren gezählt werden sollte. Studien haben jedoch gezeigt, dass ein Großteil der Laurinsäure wie andere mittelkettige Fettsäuren verdaut und von der Leber aufgenommen wird, wo sie zur Energiegewinnung und Ketonbildung beiträgt.

Studien zu Kokosöl und Alzheimer

Einige Studien deuten darauf hin, dass MCT-Öle und Kokosöl in der Lage sind, die Ketonbildung anzukurbeln und somit der Energiekrise im Gehirn von Alzheimer-Patienten entgegenzuwirken.

Der Fall Steve Newport

Besonders bekannt ist der Fall von Steve Newport, dessen Ehefrau, die Ärztin Dr. Mary Newport, eine therapeutische Wirkung von Kokosöl auf seine Alzheimer-Erkrankung feststellte. Nach der Behandlung mit Kokosöl verbesserten sich seine kognitiven Fähigkeiten, sein Erinnerungsvermögen, sein Wortfindungsvermögen, seine soziale Teilhabe und sein Gangbild. Zudem wurde in der Magnetresonanztomographie keine weitere Hirnatrophie festgestellt.

Weitere Studien

Auch andere Studien an Alzheimer-Patienten in frühen und fortgeschrittenen Stadien zeigten, dass die Gabe von ketogenen Ölen oder Keton-Präparaten zu einem Anstieg der kognitiven Funktionen, der Verarbeitungsgeschwindigkeit und/oder der Gedächtnisleistung führen kann.

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Die Geraer Studie

Wissenschaftler*innen der SRH Hochschule für Gesundheit in Gera haben in einer Studie an Mäusen die präventive Wirkung von Kokosöl gegen Alzheimer untersucht. Sie fanden heraus, dass die im Kokosöl enthaltenen Fettsäuren die Bildung von Beta-Amyloid-Peptiden (Aβ) hemmen können, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Alzheimer spielen. Insbesondere mittelkettige Fettsäuren steigern den Aβ-Abbau, indem sie die Aktivität des "Insulin-Degrading Enzyme" (IDE) erhöhen.

Weitere Wirkmechanismen von Kokosöl

Neben der Ketonbildung können mittelkettige Fettsäuren auch durch andere Mechanismen der Alzheimer-Entstehung entgegenwirken:

  • Reduktion von Körperfett: Studien haben gezeigt, dass eine Ernährung mit mittelkettigen Fettsäuren zu einem signifikanten Rückgang des Körperfetts führt, da diese Fette nicht im Blutkreislauf zirkulieren und sich nicht in Fettdepots ablagern.
  • Erhöhung des HDL-Cholesterins: Laurinsäure, die wichtigste Fettsäure in Kokosöl, unterstützt die Bildung des günstigen HDL-Cholesterins, was das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Alzheimer verringern kann.
  • Cholesterinsenkender Effekt: Laurinsäure kann die Cholesterinbiosynthese verzögern, indem sie das Enzym HMG-CoA-Reduktase hemmt.
  • Antimikrobielle Wirkung: Insbesondere Caprylsäure besitzt antibakterielle Wirkungen auf eine Vielzahl pathogener Mikroben und kann einer Dysbiose des Darms entgegenwirken, die als Risikofaktor für Alzheimer gilt.
  • Antioxidative Wirkung: Die antioxidativen Substanzen in Kokosöl, wie Phenolsäuren und Vitamin E, können oxidative Schäden hemmen, die eine Schlüsselrolle in der Pathologie von Alzheimer spielen.

Kritik und Kontroversen

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse gibt es auch Kritik und Kontroversen rund um die Verwendung von Kokosöl.

Hoher Anteil an gesättigten Fettsäuren

Kokosöl besteht zu über 80 % aus gesättigten Fettsäuren, die bei übermäßigem Verzehr das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können. Die American Heart Association (AHA) rät daher vom Verzehr von Kokosöl ab, da es das unerwünschte LDL-Cholesterin im Blut erhöht.

Mangel an belastbaren Studien

Einige Studien, die die positiven Effekte von Kokosöl belegen sollen, weisen methodische Schwächen auf oder basieren auf anekdotischen Einzelfallberichten. Es fehlen groß angelegte, randomisierte Studien, die eine stichhaltige Beweislage liefern.

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Irreführende Werbung

Im Internet finden sich zahlreiche Seiten, die Kokosöl als Allheilmittel anpreisen und behaupten, es könne Krankheiten wie Krebs, Alzheimer und Masern heilen oder lindern. Solche Aussagen sind jedoch wissenschaftlich nicht fundiert und können irreführend sein. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hat für Kokosöl keine sogenannten Health Claims zugelassen.

Worauf sollte man beim Kauf von Kokosöl achten?

Beim Kauf von Kokosöl sollte man auf die Qualität achten. Es empfiehlt sich, natives kaltgepresstes Kokosöl aus biologischem Anbau zu wählen, da dieses schonend verarbeitet wurde und noch viele Nährstoffe enthält. Raffinierte Kokosöle hingegen sind stark verarbeitet und enthalten kaum noch Nährstoffe. Zudem sollte man auf mögliche Schadstoffbelastungen achten.

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