Fingerkrämpfe können plötzlich auftreten und schmerzhaft sein, was die Lebensqualität beeinträchtigen kann. In diesem Artikel werden die Ursachen, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen für Fingerkrämpfe erläutert.
Was sind Fingerkrämpfe?
Ein Muskelkrampf ist eine plötzliche, kurze, unbeabsichtigte und meist schmerzhafte Anspannung eines Muskels oder einer Muskelgruppe. Bei Fingerkrämpfen werden die Muskeln unerwartet und unkontrolliert angespannt, was zu einer Verhärtung der Muskeln für kurze Zeit führt. Diese Verhärtungen sind oft mit stechenden Schmerzen verbunden und können die Betroffenen längerfristig belasten. Manchmal treten auch Zuckungen der Muskelfasern anstelle von Verhärtungen auf, die weniger schmerzhaft, aber dennoch unangenehm sind.
Formen von Krämpfen
Es gibt verschiedene Formen von Krämpfen:
- Muskelverhärtung: Die Muskelfasern verhärten sich, und der schmerzhafte Krampf kann einige Minuten andauern.
- Faszikulation: Es kommt zu unregelmäßigen und unkontrollierten Zuckungen des betroffenen Muskels, die meist schmerzfrei sind und innerhalb weniger Sekunden verschwinden.
- Rigor: Eine Muskelstarre, bei der es zur gleichzeitigen Verkrampfung von entgegengesetzten Muskeln kommt, was starke Schmerzen und Steifheit der Muskeln verursacht.
Ursachen von Fingerkrämpfen
Fingerkrämpfe können verschiedene Ursachen haben, darunter:
- Überlastung des Muskels: Eine zu intensive oder einseitige Belastung des Muskels, beispielsweise beim Sport oder bei dauerhaften einseitigen Bewegungen, kann zu Verkrampfungen führen.
- Hormonelle Erkrankungen: Eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse kann zu einem Calciummangel führen, der Muskelkrämpfe verursacht. Auch während der Schwangerschaft können vermehrt Muskelkrämpfe auftreten.
- Calciummangel: Ein Calciummangel im Blut kann ebenfalls Muskelkrämpfe verursachen. Ursachen für einen Calciummangel können ein Vitamin-D-Mangel, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, chronische Nierenschwäche oder eine Fehlfunktion der Nebenschilddrüse sein.
- Neurologische Erkrankungen: Fehlfunktionen im Nervensystem können eine Muskelschwäche verursachen, die zu Muskelkrämpfen führen kann, beispielsweise bei einer Polyneuropathie. Auslöser dieser Krankheit können Diabetes, Alkoholmissbrauch sowie Autoimmun-, Infektions- und Krebserkrankungen sein.
- Diabetes mellitus: Begleiterscheinungen von Diabetes mellitus können Krämpfe in den Muskeln sein.
- Entzündliche Muskelerkrankungen: Mögliche Auslöser für entzündliche Muskelerkrankungen können Viren (Grippe), Bakterien (Tetanus), Parasiten und Autoimmunerkrankungen (wie Myasthenia gravis) sein.
- Nichtentzündliche Muskelerkrankungen: Nichtentzündliche Muskelerkrankungen, die zu Muskelschmerzen führen können, sind Muskeldystrophien (Erbkrankheit, bei der sich das Muskelgewebe abbaut), Stoffwechselstörungen (z. B. Schilddrüsenunterfunktion) oder Erkrankungen des Nervensystems (wie Parkinson, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Multiple Sklerose (MS) oder Polio).
Weitere Faktoren
- Ernährung: Der Konsum von viel Zucker kann hohe Blutzuckerwerte verursachen, was zu Flüssigkeitsverlust und einem Mangel an Mineralstoffen führen kann. Auch Spinat, Mangold und Rhabarber können aufgrund der enthaltenen Oxalsäure den Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht bringen und Muskelkrämpfe verursachen.
- Raynaud-Syndrom: Krämpfe in den Fingern können auf das Raynaud-Syndrom hinweisen, eine Autoimmunerkrankung, die durch Kälte oder Stress ausgelöst werden kann und zu Durchblutungsstörungen führt.
- Tetanie: Krämpfe können auch auf Tetanie hinweisen, eine neuromuskuläre Übererregbarkeit, bei der bereits geringe Reize Muskelkrämpfe auslösen können.
Symptome von Fingerkrämpfen
Krämpfe in den Händen sind eine ungewollte, zumeist schmerzhafte Anspannung einer bestimmten Muskelregion. Die Muskeln in der Hand verhärten sich, und die Finger können kribbeln und schmerzen. Es wird zwischen kurzen und dauerhaften Krämpfen sowie kleinen Zuckungen (Faszikulationen) unterschieden.
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Was tun bei akuten Krämpfen?
Bei akuten Krämpfen in den Händen können folgende Maßnahmen helfen:
- Lockerungsmassage: Eine leichte Massage des betroffenen Muskels kann helfen, die Verkrampfung zu lösen.
- Dehnung: Dehnen Sie den betroffenen Finger vorsichtig in die entgegengesetzte Richtung. Wenn sich beispielsweise der Zeigefinger verkrampft und zur Handinnenfläche krümmt, dehnen Sie ihn leicht nach oben. Achten Sie darauf, Ihre Schmerzgrenze nicht zu überschreiten.
- Wärme: Wärme, beispielsweise in Form einer warmen Tasse Tee, die Sie in den Händen halten, kann helfen, die Durchblutung der Hände zu steigern und diese zu entkrampfen. Eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen können ebenfalls helfen.
- Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, um den Elektrolythaushalt auszugleichen. Kalkhaltiges Trinkwasser kann helfen, den Kalziumspiegel zu erhöhen. In einigen Studien wurde auch die Wirksamkeit von verdünntem Essig oder Essiggurkenflüssigkeit zur Reduzierung der Krampfdauer nachgewiesen.
- Magnesium: Die Einnahme von Magnesium kann bei Muskelkrämpfen hilfreich sein, insbesondere bei schwangeren Frauen.
Vorbeugung von Fingerkrämpfen
Um Krämpfen in den Händen und Fingern vorzubeugen, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
- Regelmäßige Pausen: Nutzen Sie regelmäßige Pausen, um die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung der Hände und Finger zu fördern.
- Dehnübungen: Führen Sie Dehnübungen durch, um die Armmuskulatur, insbesondere die Muskeln der Handgelenke und Finger, zu lockern, Verspannungen zu lösen und Krämpfen vorzubeugen.
- Ergonomische Arbeitsumgebung: Richten Sie eine ergonomische Arbeitsumgebung ein, beispielsweise mit einem höhenverstellbaren Computertisch, um einseitige Belastungen zu vermeiden.
- Hilfsmittel: Verwenden Sie Hilfsmittel wie ein Mauspad mit integrierter Abstützung des Handgelenks, eine ergonomische Tastatur oder Handgelenkstützen, um die Belastung der Hände und Finger zu reduzieren.
- Hand- und Fingertraining: Führen Sie ein spezielles Hand- und Fingertraining durch, um Muskeln aufzubauen und diese leistungsfähiger zu machen.
- Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung mit ausreichend Magnesium, Kalium und Kalzium.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeiden Sie lange andauernde einseitige Belastungen, Alkohol- und Tabakkonsum.
Wann zum Arzt?
In den meisten Fällen sind Fingerkrämpfe harmlos und verschwinden von selbst. Wenn die Krämpfe jedoch regelmäßig auftreten, lange andauern oder mit anderen Symptomen wie Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schmerzen verbunden sind, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann die Ursachen der Krämpfe abklären und eine geeignete Behandlung einleiten.
Schnappfinger als mögliche Ursache für Fingerkrämpfe
Ein Schnappfinger (Tendovaginitis stenosans) kann ebenfalls zu Krämpfen und Bewegungseinschränkungen in den Fingern führen. Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung der Hand, bei der die Sehne des Fingers nicht mehr problemlos durch die Sehnenscheide gleiten kann.
Symptome des Schnappfingers
- Schmerzen im Grundgelenk beim Bewegen oder bei Druck
- Steifigkeit des Fingers
- Charakteristisches Schnappen beim Bewegen des Fingers, besonders morgens
- Blockieren des Fingers in gebeugter Position
- Schwellung im Bereich der Fingersehne
Behandlung des Schnappfingers
- Konservative Behandlung:
- Schonung der Hand
- Ruhigstellung in einer Schiene
- Kortisoninjektionen
- Physiotherapie
- Operation:
- Spaltung des Ringbandes zur Erweiterung der Engstelle
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