Krampf im Nacken- und Kopfbereich: Ursachen, Behandlung und Prävention

Nackenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, von dem Schätzungen zufolge etwa jeder dritte Mensch in Deutschland einmal im Jahr betroffen ist. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Die Ursachen für Nackenschmerzen können vielfältig sein und reichen von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Oftmals strahlen die Schmerzen auch in den Kopfbereich aus, was als oberes Zervikalsyndrom bezeichnet wird.

Ursachen von Nackenschmerzen und Krämpfen im Nacken-Kopfbereich

Nackenverspannungen entstehen hauptsächlich durch Über- oder Fehlbeanspruchung der Muskulatur und sind das Ergebnis einer verspannten Muskulatur im Halsbereich. Dr. Jens Gulow, Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie am Helios Park Klinikum Leipzig, betont, dass eine Über- oder Fehlbelastung auf Dauer die Haltekapazität der Muskulatur übersteigt. Dies führt zu Verhärtungen und Schmerzen.

Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Fehlhaltungen: Langes Sitzen am Computer, eine ungünstige Schlafposition oder die häufige Nutzung des Smartphones mit gebeugtem Kopf können Nackenschmerzen begünstigen. Die Nutzung eines Smartphones verlangt unserem Nacken Höchstleistungen ab. Wenn wir auf das Handy schauen, ist unser Kopf um etwa 60 Grad nach unten geneigt. Dieser extreme Winkel lässt die fünffachen Kräfte auf die Halswirbelsäule wirken: Während der Kopf eines durchschnittlichen Erwachsenen bei aufrechter Haltung mit 6 Kilogramm Gewicht auf der Nackenwirbelsäule aufliegt, wirken aufgrund des Winkels nunmehr 30 Kilogramm auf Wirbel und Bandscheiben.
  • Zugluft: Kalte Zugluft kann Nackenschmerzen auslösen.
  • Unfälle und Verletzungen: Ein Schleudertrauma nach einem Unfall kann zu Nackenschmerzen führen.
  • Verschleißerscheinungen: Degenerative Veränderungen an der Halswirbelsäule, wie z. B. Arthrose der Wirbelkörper und ihrer Gelenke (Facettengelenksarthrose oder Spondylarthrose), können Nackenschmerzen verursachen.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kann Nervenwurzeln reizen und zu Nackenschmerzen führen, die in Arme und Hände ausstrahlen können.
  • Psychische Belastungen: Stress und psychische Anspannungen können sich in verhärteten Muskeln äußern und Nackenschmerzen verursachen.
  • Zähneknirschen (Bruxismus): Stress gilt als Hauptauslöser für Zähneknirschen, medizinisch als Bruxismus bezeichnet. Schätzungen zufolge leidet jeder Fünfte einmal in seinem Leben an Bruxismus.
  • Übermäßiger Alkohol- und Nikotingenuss: Nacken- und Kopfschmerzen sind eher seltene Symptome nach dem übermäßigen Genuss von Alkohol oder Nikotin.
  • Erkrankungen: In seltenen Fällen können auch ernstere Erkrankungen wie Meningitis, rheumatische Erkrankungen oder Tumore Nackenschmerzen verursachen.

Symptome von Nackenschmerzen

Nackenschmerzen können sich mit unterschiedlichen Beschwerden bemerkbar machen. Die Schmerzen können auf den Nacken beschränkt bleiben oder auf die Schulter übergehen und in den Hinterkopf oder die Arme ausstrahlen. Dies ist der Fall, wenn Nervenwurzeln zum Beispiel durch einen Bandscheibenvorfall gereizt sind. Dann können auch Empfindungsstörungen wie Taubheitsgefühle, „Ameisenlaufen“ und Kribbeln sowie eine eingeschränkte Muskelkraft in den Händen und Fingern auftreten. In manchen Fällen gehen die Nackenbeschwerden auch mit Ohrensausen (Tinnitus) einher. All diese Beschwerden, die ihren Ursprung in der Halswirbelsäule haben, werden unter dem Begriff HWS-Syndrom (Halswirbelsäulen-Syndrom) zusammengefasst. Andere Begriffe für Nackenschmerzen sind „Zervikalsyndrom“, „Zervikalgie“ oder „steifer Hals“.

Weitere Symptome können sein:

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  • Eingeschränkte Beweglichkeit des Kopfes
  • Kopfschmerzen
  • Schulter- und Armschmerzen
  • Taubheitsgefühle und Kribbeln in den Fingern
  • Schluckbeschwerden
  • Schwindel
  • Ohrensausen (Tinnitus)

Diagnose von Nackenschmerzen

Bei der Diagnose von Nackenschmerzen wird der Arzt zunächst eine ausführliche Anamnese erheben. Dabei wird er Fragen zu den Beschwerden, der Krankengeschichte und möglichen Auslösern stellen. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Nacken abgetastet und die Beweglichkeit von Kopf, Hals und Schultern geprüft wird. Zudem werden Muskelkraft, Sensibilität sowie Reflexe geprüft.

In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) erforderlich sein, um die Ursache der Nackenschmerzen zu ermitteln.

Behandlung von Nackenschmerzen

Die Behandlung von Nackenschmerzen richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. In den meisten Fällen können Nackenschmerzen mit konservativen Maßnahmen behandelt werden.

Konservative Behandlung

  • Wärme: Lokale Wärmetherapie mittels Kirschkernkissen, Rotlicht, durchblutungsfördernde Salben oder Wärme-Pflaster können verspannte Muskeln lockern und Schmerzen lindern. Auch ein warmes Bad entspannt die Muskeln.
  • Bewegung: Bewegung ist das A und O gegen Nacken-Schulter-Verspannungen. Schon mit einfachen Übungen kann bereits viel erreicht werden.
  • Schmerzmittel: Bei besonders schweren Fällen können kurzzeitig auch Schmerzmedikamente wie Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden.
  • Physiotherapie: Ein:e Physiotherapeut:in kann Verspannungen und Nackenschmerzen wegmassieren. Sanfter oder stärkerer Druck auf die Muskulatur und schmerzhafte Trigger-Punkte im Gewebe können die Durchblutung anregen und oberflächliche Verspannungen lösen. Im Rahmen einer Physiotherapie können Übungen zur Dehnung und Kräftigung der Nacken- und Rückenmuskulatur gezeigt werden.
  • Entspannungstechniken: Psychische Anspannungen zeigen sich schnell in verhärteten Muskeln. Wer sich bewusst Zeit zum Entspannen nimmt, kann aktiv dagegenwirken, etwa mit Progressiver Muskelentspannung nach Jacobson oder Autogenem Training.
  • Akupunktur: Akupunktur kann bei Nackenschmerzen ebenfalls Linderung verschaffen.
  • Manuelle Therapie: Manuelle Therapie kann Blockaden lösen und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule verbessern.
  • Richtiges Kissen: Ein Nackenkissen, ein Seitenschläfer-Kissen oder eine rückenschonende Matratze können sinnvolle Investitionen sein.

Operative Behandlung

In seltenen Fällen ist eine operative Behandlung von Nackenschmerzen erforderlich, z. B. bei einem Bandscheibenvorfall mit neurologischen Ausfällen oder bei einer Spinalkanalstenose.

Übungen gegen Nackenverspannungen

Es gibt eine Reihe von Übungen, die helfen können, Nackenverspannungen zu lösen und Nackenschmerzen vorzubeugen. Hier sind einige Beispiele:

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  • Schulterkreisen: Heben Sie beim Einatmen die Schultern und lassen Sie sie beim Ausatmen wieder fallen.
  • Armschwingen: Stellen Sie sich hüftbreit hin und schwingen Sie mit den Armen nach rechts und links. Bewegen Sie die Schultern oder den Oberkörper dabei nicht mit.
  • Kopfneigen: Stellen Sie sich aufrecht hin und beugen Sie den Kopf vorsichtig nach links, während die rechte Hand nach unten streckt, bis Sie eine Dehnung im Hals spüren. Position für etwa zehn Sekunden halten. Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite.
  • Schulterkreisen: Lockern Sie die verspannte Schulter-Muskulatur, indem Sie die Schultern kreisen lassen.
  • Kopfkreisen: Durch bewusstes Kreisen mit dem Kopf und den Armen können verspannte Muskeln gelockert werden. Dazu den Kopf langsam nach vorn auf die Brust und dann in den Nacken legen.
  • Dehnung der Muskulatur: Das gelingt am besten, indem die Hand über den Kopf auf das gegenseitige Ohr gelegt wird. Anschließend den Kopf langsam „heranziehen“, halten und dann langsam lösen. Das gleiche auf der anderen Seite wiederholen.
  • Kopf-Achter: Zeichnen Sie mit dem Kopf eine liegende Acht in die Luft.

Prävention von Nackenschmerzen

Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die helfen können, Nackenschmerzen vorzubeugen:

  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie bei Ihrem Büro-Arbeitsplatz auf ergonomisches Arbeiten: Die Position von Stuhl, Tisch, Monitor, Tastatur und Maus sollten ein rückengesundes Arbeiten ermöglichen. Beispielsweise sollte der Monitor auf Augenhöhe oder leicht darunter sein. Vergessen Sie regelmäßige Entspannungs- und Bewegungspausen nicht. Wenn Sie viel telefonieren müssen, sollten Sie besser ein Headset statt Telefon benutzen. So können Sie den Kopf aufrecht halten und haben außerdem die Hände frei.
  • Regelmäßige Bewegung: Sorgen Sie im Alltag für ausreichend Bewegung. Diese fördert eine allgemeine Muskelkräftigung und beugt muskulären Ungleichgewichten vor - die letztlich zu Verspannungen führen. Gerade wer eine sitzende Tätigkeit ausübt, sollte etwa alle 30 Minuten aufstehen und sich strecken und um den Schreibtisch laufen.
  • Vermeiden Sie Fehlhaltungen: Achten Sie auf eine gute Haltung, insbesondere beim Sitzen und Gehen.
  • Stressmanagement: Lernen Sie, mit Stress umzugehen, z. B. durch Entspannungstechniken oder sportliche Aktivitäten.
  • Geeignete Matratze und Kissen: Achten Sie auf eine für Sie geeignete Matratze und ergonomisch geformte Nackenkissen oder Nackenrollen. Beim Schlafen sollte der Kopf etwas tiefer liegen als der Nacken. Im Idealfall bildet die Halswirbelsäule mit dem restlichen Teil der Wirbelsäule eine gerade Linie. Rücken- und Seitenschläfern wird daher ein Kopfkissen empfohlen, das Kopf und Nacken stützt und die Wirbelsäule entlastet, z. B. ein Kissen aus Memory-Schaum. Bauchschläfer schlafen am besten ohne Kissen. Grundsätzlich ist die Bauchlage allerdings weniger zu empfehlen. Sie kann dazu führen, dass die Nackenmuskulatur überstreckt wird und so weitere Verspannungen entstehen.
  • Hals warmhalten: Schützen Sie Ihren Hals vor Zugluft, z. B. mit einem leichten Tuch.
  • Regelmäßiges Training: Mindestens zwei- bis dreimal pro Woche sollte man zusätzlich die Muskulatur trainieren. Schon 20 bis 30 Minuten sind ausreichend. Wichtig ist, dass die Muskeln spürbar belastet werden.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

In den meisten Fällen sind Nackenschmerzen harmlos und verschwinden nach einigen Tagen von selbst wieder. Es gibt jedoch einige Warnzeichen, bei denen Sie umgehend einen Arzt aufsuchen sollten:

  • Stärkste Nackenschmerzen, die plötzlich auftreten
  • Nackensteife und Kopfschmerzen
  • Taubheitsgefühle in Fingern oder Händen
  • Kraftlosigkeit in Armen oder Beinen
  • Lähmungserscheinungen
  • Kontrollverlust über Blase oder Darm
  • Nackenschmerzen nach einem Unfall oder einer Verletzung

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