Krampf im Rücken beim Aufstehen: Ursachen und Linderung

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem. Eine Studie des Robert Koch-Instituts zeigt, dass etwa 61 % der Deutschen in den letzten 12 Monaten unter Rückenschmerzen litten, wobei fast 16 % unter chronischen Rückenschmerzen leiden. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Bewegungsmangel bis hin zu altersbedingten Veränderungen der Wirbelsäule. Ein besonderes Problem stellt der Schmerz im unteren Rücken beim Aufstehen dar, der viele Menschen betrifft und ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.

Ursachen für Rückenschmerzen beim Aufstehen

Bewegungsmangel und einseitige Belastung

Die moderne Lebensweise mit überwiegend sitzenden Tätigkeiten führt zu einseitigen Belastungen des Körpers. 72 % der 12- bis 19-Jährigen verbringen täglich viel Zeit mit digitalen Medien, meist im Sitzen. Dadurch werden die Gelenkwinkel nicht mehr voll genutzt, was dazu führt, dass Muskeln und Faszien unnachgiebiger werden und enorme Spannungen aufbauen.

Schlafposition und Matratze

Auch der Schlaf hat Auswirkungen auf die muskulär-faszialen Spannungen im Körper. Die Seitenlage mit angezogenen Beinen ähnelt dem Sitzen und kann zu Verspannungen führen. Eine Rückenlage mit gestreckten Beinen kann hier eine Ausgleichshaltung bieten. Eine durchgelegene oder zu weiche Matratze kann ebenfalls Rückenschmerzen fördern, da sie den natürlichen Wechsel der Schlafpositionen verhindert.

Facettensyndrom (Facettenarthrose)

Ein möglicher Auslöser von Rückenschmerzen sind gereizte Nerven in den Facettengelenken (Wirbelgelenken) aufgrund altersbedingter Veränderungen an der Wirbelsäule. Die Facettengelenke verbinden die Wirbel der Wirbelsäule miteinander. Bei einem Facettensyndrom sind die Nerven im Gelenk aufgrund altersbedingter Veränderungen an der Wirbelsäule gereizt. Das kann zu Schmerzen führen - meist im Bereich der Lendenwirbelsäule, manchmal auch in Gesäß, Hüfte, Leisten oder Oberschenkeln.

Altersbedingte Veränderungen

Mit zunehmendem Alter verändern sich die Bandscheiben zwischen den Rückenwirbeln: Sie verlieren Flüssigkeit, werden weniger elastisch und dünner. Dadurch können die Flächen der Facettengelenke aneinander reiben, was den Gelenkknorpel schädigt.

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Weitere Risikofaktoren

Starkes Übergewicht, ein Wirbelgleiten oder Haltungsprobleme aufgrund einer schwach ausgeprägten Rückenmuskulatur könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Intensives Sporttreiben kann die Facettengelenke ebenfalls überlasten, etwa bei Sportarten wie Tennis, bei denen der Oberkörper oft gedreht und überstreckt wird.

Muskelverspannungen

Muskelverspannungen sind ein häufiger Grund für tiefsitzende Rückenschmerzen. Sie können durch Fehlhaltungen, Überlastungen oder psychische Belastungen entstehen. Bei Angst „erstarren" die Muskeln im wahrsten Sinne des Wortes. Stress oder unangenehme Situationen lassen die Betroffenen „den Kopf einziehen". Starker Druck etwa „lastet auf den Schultern" oder bei großem Kummer gehen wir „von Gram gebeugt".

Zusammenspiel von Rücken und Hüfte

Oft liegt die Ursache für Rückenschmerzen gar nicht im Rücken, sondern in der Hüftmuskulatur. Als Hauptursachen gelten Bewegungsmangel und Fehlbelastungen. Die Hüftmuskulatur sollte immer als möglicher Mitverursacher von Schmerzen im unteren Rücken in Betracht gezogen werden.

Symptome eines Facettensyndroms

Es gibt keine Beschwerden, die eindeutig auf ein Facettensyndrom schließen lassen. Möglich sind ein- oder beidseitige Rückenschmerzen im Bereich des betroffenen Gelenks. Manchmal tut der Rücken besonders morgens beim Aufstehen oder nach längerem Liegen oder Sitzen weh. Er kann sich auch steif anfühlen. Beim Zurückbeugen oder beim Drehen der Wirbelsäule können die Schmerzen zunehmen. Sie sind in der Regel mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Zu Gefühlsstörungen oder Taubheitsgefühlen kommt es meist nicht, da bei einem Facettensyndrom keine Spinalnerven eingeklemmt sind.

Diagnose von Rückenschmerzen

Ärztliche Untersuchung

Wenn man mit Rückenschmerzen zur Ärztin oder zum Arzt geht, ist das erste Ziel, ernsthafte Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Dazu ist es wichtig, die Beschwerden genau zu beschreiben und die Ärztin oder den Arzt darüber zu informieren, welche anderen Erkrankungen man hat, welche Medikamente man nimmt und ob man in letzter Zeit operiert wurde oder einen Unfall hatte.

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Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung wird die Wirbelsäule kontrolliert nach hinten und zur Seite gestreckt und gebeugt, die Wirbelsäule kontrolliert nach vorne gebeugt und wieder aufgerichtet oder die Dornfortsätze und Facettengelenke abgetastet.

Diagnostischer Block

Die zuverlässigste Methode zur Diagnose einer Facettenarthrose ist ein sogenannter diagnostischer Block, auch Facettenblockade genannt. Dabei wird ein Mittel zur örtlichen Betäubung möglichst nah an die mutmaßlich schmerzauslösenden Nerven gespritzt, um sie vorübergehend zu betäuben. Lassen die Schmerzen dann für einige Stunden deutlich nach, nimmt man an, dass das „blockierte“ Facettengelenk den Schmerz auslöst.

Bildgebende Verfahren

Eine Arthrose der Facettengelenke kann mit Röntgenbildern, einem CT oder einem MRT sichtbar gemacht werden. Daraus lässt sich aber nicht auf die Ursache der Schmerzen schließen - denn eine auf Bildern sichtbare Facettenarthrose ist bei Menschen ohne Rückenschmerzen genauso häufig wie bei Menschen mit Rückenschmerzen.

Behandlung von Rückenschmerzen

Bewegung und Physiotherapie

Um Rückenschmerzen zu lindern, wird vor allem Bewegung empfohlen. Dazu gehören insbesondere gezielte Physiotherapie zur Stärkung und Stabilisierung der Rumpfmuskulatur, aber auch Bewegungsformen wie Pilates oder Yoga. Wichtig ist, dass sich die Bewegungstherapie für die persönliche Situation eignet und man sich regelmäßig und längerfristig dazu motivieren kann.

Medikamente und Wärmeanwendungen

Ergänzend kommen Wärmeanwendungen, Massagen und entzündungshemmende Schmerzmittel infrage, um die Beschwerden vorübergehend zu lindern.

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Facettendenervation

Wenn der Verdacht besteht, dass die Schmerzen von den Facettengelenken ausgehen, wird manchmal eine Verödung von Nervenfasern vorgeschlagen (Facettendenervation). Sie kommt aber nur infrage, wenn die Beschwerden länger anhalten und andere Behandlungen keine ausreichende Linderung gebracht haben. Bei einer Facettendenervation werden schmerzleitende Nerven in der Nähe der Facettengelenke verödet. Dies soll verhindern, dass der Schmerz ans Gehirn weitergeleitet wird.

Selbsthilfe

  • Schlafposition ändern: Probiere statt der Seitenlage einfach mal die Rückenlage mit gestreckten Beinen. Das ist tendenziell eher eine Ausgleichshaltung zum Sitzen. Die Körpervorderseite kann mit gestreckten Beinen schön lang werden und sich entspannen.
  • Geeignete Matratze wählen: Eine rückenschonende Matratze sollte den Lendenbereich ausreichend stützen, um die Wirbelsäule in einer natürlichen Position zu halten.
  • Regelmäßige Bewegung: Mobilisieren Sie mehrmals am Tag Ihre Wirbelsäule mit kurzen Übungen.
  • Rückenschonendes Arbeiten: Gehen Sie in die Knie und lassen Sie den Rücken möglichst gerade, wenn Sie etwas anheben. Für schwere Lasten kann eine Schubkarre Abhilfe schaffen.
  • Sportliche Betätigung: Besser geeignet sind Sportarten mit fließenden und gleichmäßigen Bewegungen wie Schwimmen, Nordic Walking, Gymnastik oder Crosstrainer.

Prävention von Rückenschmerzen

  • Ausreichend Bewegung im Alltag: Integrieren Sie aktive Pausen in den Tagesablauf.
  • Einseitige Belastungen vermeiden: Achten Sie auf eine ausgewogene Belastung des Körpers.
  • Übergewicht reduzieren: Reduzieren Sie Übergewicht, um anhaltenden Rückenschmerzen entgegenzuwirken.
  • Rückenfreundlicher Arbeitsplatz: Achten Sie darauf, dass Ihr Arbeitsplatz ergonomisch gestaltet ist.

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