Speiseröhrenkrämpfe, auch Ösophagusspasmen genannt, sind Muskelbewegungsstörungen der Speiseröhre, die sich durch unkoordinierte Kontraktionen auszeichnen. Die Speiseröhre, ein Muskelschlauch, der Nahrung und Flüssigkeit vom Rachen zum Magen transportiert, zieht sich normalerweise koordiniert zusammen, um den Speisebrei vorwärts zu bewegen. Bei einem Speiseröhrenkrampf gerät diese Muskulatur jedoch aus dem Takt und verkrampft sich.
Was passiert beim Schlucken in der Speiseröhre?
Im Ruhezustand ist der untere Speiseröhrenschließmuskel, auch unterer Ösophagus-Sphinkter genannt, normalerweise geschlossen, um einen Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre zu verhindern. Beim Schluckakt wird die Nahrung durch eine koordinierte Bewegungswelle, eine sogenannte Peristaltik, der Speiseröhrenmuskulatur vom Rachen in Richtung Magen transportiert. Am Ende dieser Bewegungswelle erschlafft der untere Speiseröhrenschließmuskel, um die Nahrung in den Magen passieren zu lassen.
Ursachen von Speiseröhrenkrämpfen
Die genauen Ursachen für Speiseröhrenkrämpfe sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass virale Infekte, insbesondere mit Herpes-Viren, eine Rolle spielen könnten. Infolge dieser Infektionen könnten Autoimmunprozesse Nervenzellen zerstören, was sich wiederum auf die Entspannungsfähigkeit der Muskeln auswirkt. Auch genetische Veranlagungen werden als mögliche Ursache diskutiert.
Weitere mögliche Ursachen für eine Entzündung der Speiseröhre sind:
- Hoher Alkoholkonsum
- Verätzungen durch Säuren oder Laugen
- Falsche Einnahme von Tabletten
- Fremdkörper in der Speiseröhre
- Bestimmte Eingriffe und Therapien, zum Beispiel das Legen einer Magensonde oder eine Bestrahlung
- Infektionen durch Viren oder Pilze
- Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln oder Stoffen in der Luft
Formen von Speiseröhrenkrämpfen
Ärzte unterscheiden verschiedene Formen von Beweglichkeitsstörungen der Speiseröhre, darunter:
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- Diffuser Ösophagusspasmus: Hierbei kommt es zu früh einsetzender, schneller und kräftiger Muskelaktivität der Speiseröhre, wodurch die Bewegung des Nahrungsbreis behindert wird.
- Nussknacker-Ösophagus (hyperkontraktiler Ösophagus): Diese Form ist durch nicht zu früh einsetzende, aber zu kräftige Muskelaktivität gekennzeichnet.
- Achalasie: Eine seltene Beweglichkeitsstörung der Speiseröhre mit unzureichender Erschlaffung des unteren Speiseröhrenschließmuskels beim Schlucken.
Symptome von Speiseröhrenkrämpfen
Die Symptome von Speiseröhrenkrämpfen können vielfältig sein und individuell unterschiedlich ausgeprägt sein. Typische Beschwerden sind:
- Schmerzen im Brustkorb: Diese können krampfartig sein und mit einer Herzerkrankung verwechselt werden.
- Schluckbeschwerden (Dysphagie): Selbst das Schlucken von Flüssigkeiten kann beeinträchtigt sein.
- Gefühl, dass Speisen im Hals feststecken: Betroffene berichten, dass ihnen das Essen sprichwörtlich im Halse stecken bleibt.
- Fremdkörpergefühl (Globusgefühl)
- Sodbrennen, Aufstoßen (Regurgitation)
- Schmerzen beim Schlucken (Odynophagie)
- Hustenattacken (Aspiration)
- Gewichtsverlust
- Mundgeruch
Die Symptome treten meist nicht kontinuierlich auf, sondern immer wieder. Die Dauer eines Speiseröhrenkrampfes kann sehr unterschiedlich sein und einige Sekunden bis Minuten, selten auch Stunden, anhalten. Oftmals tritt er während des Essens auf, kann aber auch unabhängig von der Nahrungsaufnahme ausgelöst werden.
Diagnose von Speiseröhrenkrämpfen
Die Diagnose von Speiseröhrenkrämpfen kann eine Herausforderung darstellen, da die Symptome auch auf andere Erkrankungen hindeuten können. Patienten haben oftmals einen längeren Leidensweg hinter sich, bis schließlich die richtige Diagnose gestellt wird.
Zur Diagnosestellung kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz:
- Anamnese (ärztliches Gespräch): Der Arzt befragt den Patienten zu seinen Beschwerden und seinem Krankheitsverlauf.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt führt eine allgemeine körperliche Untersuchung durch.
- Bildgebende Verfahren: Röntgenuntersuchungen und Elektrokardiogramme (EKG) können eingesetzt werden, um die Funktionsfähigkeit des Herzens zu überprüfen und andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
- Manometrie (Druckmessung): Mit dieser Untersuchung lassen sich Bewegungsstörungen in der Speiseröhre feststellen. Dazu führt der Arzt eine kleine Sonde über den Mund ein und schiebt sie vorsichtig bis in den Magen. Der Patient muss während der Untersuchung mehrmals einen kleinen Schluck Wasser trinken. Die Sonde misst den dabei entstehenden Druck und übermittelt die Daten an einen Computer.
- Endoskopie (Magenspiegelung): Bei dieser Untersuchung wird die Speiseröhre mittels Endoskop betrachtet und gegebenenfalls eine Gewebeprobe entnommen. Diese wird dann von einem Pathologen im Labor auf Zellveränderungen untersucht.
- Kontrastmittelschlucken: In der Regel wird Barium geschluckt, das mithilfe einer Röntgendurchleuchtung die Muskelbewegung der Speiseröhre deutlich sichtbar macht.
Behandlung von Speiseröhrenkrämpfen
Speiseröhrenkrämpfe sind bisher nicht heilbar, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und der Schwere der Beschwerden.
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Konservative Maßnahmen
- Ernährungsumstellung: Betroffene sollten gut kauen und in Ruhe essen. Breiige Speisen können das Schlucken erleichtern. Es ist ratsam, auf bestimmte Nahrungsmittel zu verzichten, die die Symptome verschlimmern können.
- Verhaltensänderungen: Schlafen mit erhöhtem Oberkörper kann helfen, den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre zu reduzieren.
- Krampflösende Mittel: Pfefferminzöl kann krampflösend wirken und akute Krämpfe lindern. Auch kohlensäurehaltiges Mineralwasser kann helfen.
Medikamentöse Therapie
- Säurehemmende Medikamente: Bei Sodbrennen können Medikamente gegen Sodbrennen helfen.
- Muskelentspannende Medikamente: Nitrate, Kalziumantagonisten (wie Nifedipin) und Antidepressiva können die Speiseröhrenmuskulatur entspannen und Krämpfe lösen.
- Botulinumtoxin (Botox): Der Arzt kann muskelentspannende Wirkstoffe direkt in die Muskulatur der Speiseröhre injizieren, um diese für einige Zeit zu lähmen.
Invasive Therapien
- Ballondilatation: Hier wird der untere Schließmuskel der Speiseröhre mithilfe eines kleinen Ballons langsam und schonend erweitert.
- Myotomie: Bei dieser Behandlung wird chirurgisch die Muskulatur des unteren Schließmuskels der Speiseröhre und des Mageneingangs gespalten. Dies kann im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder endoskopisch durchgeführt werden (perorale endoskopische Myotomie, POEM).
Achalasie: Eine spezielle Form der Speiseröhrenmotilitätsstörung
Die Achalasie ist eine seltene Erkrankung, bei der die Nervenzellen im letzten Abschnitt der Speiseröhre absterben. Dies führt zu einer eingeschränkten Beweglichkeit der Speiseröhre und einer unzureichenden Erschlaffung des unteren Speiseröhrenschließmuskels.
Symptome der Achalasie
- Schluckbeschwerden (Dysphagie)
- Aufstoßen unverdauter Nahrung (Regurgitation)
- Schmerzen hinter dem Brustbein
- Hustenattacken (Aspiration)
- Gewichtsverlust
- Mundgeruch
Behandlung der Achalasie
Die Behandlung der Achalasie zielt darauf ab, den Schließmuskel wieder erschlaffen zu lassen, um die Passage der Nahrung in den Magen zu ermöglichen. Dabei gibt es hauptsächlich zwei Behandlungsmethoden, die die Symptome lindern können:
- Ballondilatation: Hier wird der untere Schließmuskel der Speiseröhre mithilfe eines kleinen Ballons langsam und schonend erweitert.
- Myotomie: Bei dieser Behandlung wird chirurgisch die Muskulatur des unteren Schließmuskels der Speiseröhre und des Mageneingangs gespalten. Meist wird diese Operation im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. Kombiniert wird dieser Eingriff meist mit einem sogenannten Antirefluxeingriff.
Was Sie selbst tun können
Zusätzlich zu den ärztlichen Behandlungen können Sie selbst einiges tun, um akute Krämpfe zu lindern und ihnen vorzubeugen:
- Essen Sie langsam und kauen Sie jeden Bissen gründlich.
- Vermeiden Sie Speisen und Getränke, die Sie schlecht vertragen.
- Wählen Sie bei Schluckstörungen flüssige oder pürierte Speisen.
- Trinken Sie viel Wasser zu den Mahlzeiten, da auf diese Weise die Speisen besser rutschen.
- Halten Sie Ihren Oberkörper beim Essen aufrecht.
- Schlafen Sie mit erhöhtem Oberkörper.
- Versuchen Sie, Stress zu reduzieren.
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