Ein Schlaganfall kann für Betroffene und deren Angehörige eine einschneidende Erfahrung sein. Oftmals bleiben nach einem solchen Ereignis neurologische Ausfallerscheinungen, Gefühlsstörungen, Sprachstörungen und Lähmungen zurück, die die Lebensqualität der PatientInnen erheblich beeinträchtigen können. Die Homöopathie bietet hier einen ganzheitlichen Ansatz, der darauf abzielt, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und die Rehabilitation zu unterstützen.
Grundlagen der Homöopathie
Die Homöopathie ist eine alternative Behandlungsmethode, die auf dem Ähnlichkeitsprinzip basiert. Das bedeutet, dass eine Substanz, die bei einem gesunden Menschen bestimmte Symptome hervorruft, in verdünnter Form eingesetzt werden kann, um ähnliche Symptome bei einem kranken Menschen zu behandeln. Homöopathische Mittel werden als „energetische Arzneien“ bezeichnet, da ihre Wirkung auf der Übertragung von Informationen oder Energie auf den Körper beruht.
Homöopathische Arzneimittel bei Lähmungen nach Schlaganfall
Es gibt eine Reihe von homöopathischen Arzneimitteln, die bei Lähmungen nach einem Schlaganfall in Betracht gezogen werden können. Die Wahl des geeigneten Mittels hängt von den individuellen Symptomen und Begleitumständen des Patienten ab. Einige der wichtigsten Mittel werden im Folgenden näher beschrieben:
Lathyrus sativus
Das homöopathische Arzneimittel Lathyrus sativus wird aus der Kicherplatterbse hergestellt. Die Arznei hat eine ausgeprägte Wirkung auf einen Teil des zentralen Nervensystems, das Rückenmark, somit auf die Funktion der Muskulatur und wird bei lähmungsartigen und krampfartigen Beschwerden eingesetzt. Es findet Anwendung nach Grippe, schwächenden Krankheiten und Auszehrung durch Hunger. Zudem bei Schwäche und einem Gefühl der Schwere, mit langsamer Erholung der Nervenkräfte.
Symptome, die für Lathyrus sativus sprechen:
- Rückenmarkslähmung (Spinalparese, Tabes)
- Übermäßige Steifheit (Rigidität) der Beine
- Krämpfe in den Beinen, die sich verschlimmern bei Kälte und wenn die Füße kalt werden
- Plötzliche Lähmung der unteren Extremitäten
- Zittriger, wankender Gang
- Missempfindungen der Haut (Parästhesien)
Verschlechterung:
- Durch Kälte, nasskaltes Wetter, kalte Füße
- Durch Bewegung und durch Berührung
Causticum Hahnemanni
Causticum Hahnemanni ist eine weitere wichtige Arznei in der Behandlung bestimmter Formen von lähmungsartigen Leiden und Krämpfen. Eine Arznei bei fortschreitender Schwäche bis hin zu einem lähmungsartigen (paralytischen) Zustand. Es kann unwillkürliches Wasserlassen beim Husten, Niesen, Lachen, Gehen, Rennen, Naseschneuzen oder im Sitzen bestehen. Auch kann es zu unwillkürlichem Stuhlgang kommen.
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Symptome, die für Causticum sprechen:
- Lähmung der Stimmbänder, Zungenmuskulatur, der Augenlider (Ptose), des Gesichtes, der Schließmuskeln oder der Extremitäten
- Halbseitenlähmungen, schlimmer rechts
- Herabfallen der Augenlider
- Rechtsseitige Lähmung des Gesichtes
Conium maculatum
Dieses homöopathische Mittel heißt mit vollständigem Namen Conium maculatum. Es wird aus dem gefleckten Schierling hergestellt. Das Mittel wirkt allgemein gegen körperliche Schwäche und deren Folgen, aber auch gezielt auf Organbereiche wie Augen, Atemtrakt oder Geschlechtsorgane. Viele der Beschwerden, die Conium maculatum lindern kann, treten aber erst beim älteren Menschen auf.
Symptome, die für Conium maculatum sprechen:
- Schwindel nach Anstrengung oder beim Hinlegen
- Verschiedene Arten von Kopfschmerzen
- Trockener Husten, der sich abends und nachts verstärkt
- Schmerzen der Wirbelsäule
- Arme und Beine sind schwer, müde und gelähmt
- Finger und Zehen fühlen sich taub an
Curare
Curare ist die Sammelbezeichnung für verschiedene Pfeilgifte, die von den Indios in Südamerika verwendet werden. In der Homöopathie wird das Mittel bei muskulären Lähmungen und bei Schwäche alter Menschen eingesetzt.
Symptome, die für Curare sprechen:
- Schlaganfallähnliche Symptome mit Lähmungen der Gesichtsmuskulatur und herabhängender Zunge oder herabhängenden Mundwinkeln
- Schwache und schwere Arme
- Zittern der Beine
- Verminderte oder fehlende Reflexe
Weitere in Betracht zu ziehende Mittel
Neben den genannten Mitteln gibt es noch weitere homöopathische Arzneien, die bei Lähmungen nach Schlaganfall in Betracht gezogen werden können, darunter:
- Secale cornutum: Bei Verkrampfungen der Muskulatur und Gefäße mit Taubheit, bis hin zum Absterben der Haut und Gliedmaßen.
- Hydrastis canadensis: Bei alten, leicht ermüdbaren Menschen mit großer Schwäche.
- Kalium phosphoricum: Bei Entkräftung, Schwäche und Müdigkeit.
- Phosphorus: Einseitige Lähmung nach Schlaganfall, kleine Wunden bluten stark (helles Blut).
Die Bedeutung der Individualisierung
In der Homöopathie ist es von entscheidender Bedeutung, das individuell passende Mittel für den Patienten zu finden. Dies erfordert eine ausführliche Anamnese, in der die körperlichen, emotionalen und geistigen Symptome des Patienten erfasst werden. Nur so kann der Homöopath das Mittel auswählen, das die Selbstheilungskräfte des Körpers optimal anregt.
Anwendung und Dosierung
Homöopathische Mittel sind in verschiedenen Potenzen erhältlich. Für die Selbstbehandlung werden meist die Potenzen D6 - D12 empfohlen. Höhere Potenzen sollten nur unter Aufsicht eines erfahrenen Homöopathen eingenommen werden.
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Die Einnahme homöopathischer Mittel erfolgt in der Regel in Form von Globuli, Tabletten oder Tropfen. Die Globuli werden unter der Zunge zergehen gelassen, während Tabletten in der Wangentasche platziert werden können. Tropfen werden in Wasser gelöst eingenommen.
Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Beschwerdebild. In der Regel werden homöopathische Arzneien nur solange eingenommen, bis die Beschwerden geheilt sind oder deutlich besser werden.
Ergänzende Therapien
Neben der Homöopathie können auch andere Therapien die Rehabilitation nach einem Schlaganfall unterstützen. Dazu gehören:
- Physiotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination
- Ergotherapie: Zur Förderung der Selbstständigkeit im Alltag
- Logopädie: Zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen
- Traditionelle Chinesische Medizin (TCM): Akupunktur und Chinesische Pharmakologie können bei Lähmungserscheinungen und Gefühlsstörungen hilfreich sein. Auch Bewegungsprogramme wie Qigong oder Tai Chi können die Sensorik, Motorik und Lebensqualität verbessern.
Grenzen der Homöopathie
Es ist wichtig zu beachten, dass die Homöopathie bei Lähmungen nach einem Schlaganfall ihre Grenzen hat. In schweren Fällen kann sie die schulmedizinische Behandlung nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Bei dem Verdacht auf einen Schlaganfall sollte umgehend ärztliche Hilfe gesucht werden.
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