Lama Ole Nydahl: Eine Kontroverse im Diamantenen Weg des Buddhismus

Der dänische Lama Ole Nydahl, Gründer der Diamantweg-Buddhistischen Zentren, ist eine schillernde Figur, die sowohl Bewunderung als auch Kritik hervorgerufen hat. Seine unkonventionellen Lehren und sein direkter Stil haben ihn zu einer Schlüsselfigur für die Verbreitung des tibetischen Buddhismus im Westen gemacht. Gleichzeitig haben seine Äußerungen zu einer Reihe von Kontroversen geführt, die von Islamophobie bis hin zu Vorwürfen des Fehlverhaltens reichen. Dieser Artikel beleuchtet das Phänomen Lama Ole Nydahl, untersucht die Ursprünge seiner Lehren, die Kontroversen, die ihn umgeben, und die Auswirkungen auf seine Anhänger und die buddhistische Gemeinschaft im Allgemeinen.

Der Mann hinter dem Mythos

Für viele seiner Anhänger ist Lama Ole Nydahl eine charismatische Persönlichkeit, die ihnen den Weg zum Buddhismus geebnet hat. Er wird als jemand beschrieben, der den Buddhismus für ein westliches Publikum zugänglich gemacht hat, indem er traditionelle Lehren in einer modernen, verständlichen Sprache präsentierte. Seine Anhänger schätzen seine Direktheit, seinen Humor und seine Fähigkeit, komplexe Konzepte auf einfache Weise zu erklären.

Ole Nydahl wurde 1941 in Dänemark geboren und begegnete 1968 während einer Hochzeitsreise mit seiner Frau Hannah dem 16. Gyalwa Karmapa, dem Oberhaupt der Karma-Kagyü-Schule des tibetischen Buddhismus. Diese Begegnung veränderte sein Leben grundlegend. Der 16. Karmapa beauftragte das Paar, den Diamantweg-Buddhismus im Westen zu lehren und buddhistische Zentren zu gründen. Seitdem hat Lama Ole Nydahl über 600 buddhistische Zentren der Karma-Kagyü-Linie gegründet und gilt als einer der bekanntesten westlichen buddhistischen Lehrer. Er legt besonderen Wert auf den länderübergreifenden Austausch seiner Schüler, wobei das Europazentrum als internationaler Treffpunkt dient.

Die Lehren des Diamantwegs

Der Diamantweg-Buddhismus, wie er von Lama Ole Nydahl gelehrt wird, betont die direkte Erfahrung und die schnelle Erleuchtung. Er konzentriert sich auf die tantrischen Praktiken des tibetischen Buddhismus, die darauf abzielen, den Geist zu transformieren und das volle Potenzial des Geistes zu entfalten. Nydahl präsentiert diese Lehren in einer Weise, die für westliche Menschen zugänglich ist, oft unter Verwendung moderner Beispiele und einer direkten Sprache.

Ein zentraler Aspekt des Diamantwegs ist die Beziehung zum Lehrer. Lama Ole Nydahl wird von seinen Anhängern oft als Verkörperung von Weisheit und Mitgefühl angesehen. Die Hingabe an den Lehrer spielt eine wichtige Rolle in der Praxis des Diamantwegs.

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Kontroversen und Kritik

Trotz seiner Popularität ist Lama Ole Nydahl auch mit einer Reihe von Kontroversen konfrontiert. Einige Kritiker werfen ihm vor, den Buddhismus zu vereinfachen und zu verwässern, um ihn für ein westliches Publikum attraktiver zu machen. Andere kritisieren seinen Umgang mit Frauen und seine autoritäre Führungsweise.

Ein besonders umstrittenes Thema sind Nydahls Äußerungen über den Islam. Er hat sich mehrfach abfällig über Muslime und den Islam geäußert, was ihm den Vorwurf der Islamophobie eingebracht hat. In Vorträgen hat er beispielsweise gewarnt, dass „zu viel Islam und unsere Freiheit ist weg“ und Muslime pauschal als ungebildet und gewalttätig dargestellt. Diese Äußerungen haben zu Kritik von anderen Buddhisten, Religionswissenschaftlern und der Öffentlichkeit geführt.

Einige ehemalige Schüler haben sich vom Diamantweg distanziert und Netzwerke wie "Ex-Diamantweg" gegründet, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und Unterstützung zu finden. Sie kritisieren die autoritäre Struktur der Organisation und die mangelnde Aufarbeitung von Fehlverhalten.

Die Auseinandersetzung vor Gericht

Die Kritik an Nydahls Äußerungen über den Islam führte zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem österreichischen Blogger Peter Riedl. Riedl hatte Nydahls Aussagen in seinem Blog als verunglimpfend bezeichnet. Nydahl klagte auf Unterlassung und Widerruf. Der Oberste Gerichtshof in Wien wies jedoch Nydahls Revision zurück und bestätigte, dass Riedl die „pauschalen und islamfeindlichen Äußerungen Nydahls wahrheitsgemäß zusammengefasst und inhaltlich richtig wiedergegeben“ habe.

Dieses Urteil hat die Kontroverse um Nydahls Äußerungen weiter angeheizt und die Frage aufgeworfen, inwieweit seine Kritik am Islam mit den buddhistischen Werten von Mitgefühl und Toleranz vereinbar ist.

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Die Auswirkungen auf die Anhänger

Die Kontroversen um Lama Ole Nydahl haben auch Auswirkungen auf seine Anhänger. Einige stehen weiterhin fest hinter ihrem Lehrer und betrachten ihn als erleuchteten Meister. Andere sind verunsichert und zweifeln an seinen Lehren.

Einige ehemalige Anhänger berichten von einer „Vergiftung“ der Sangha durch Rassismus und Vorurteile. Sie beschreiben eine Atmosphäre des Misstrauens gegenüber Muslimen und anderen Minderheiten.

Die Rolle der Deutschen Buddhistischen Union

Die Kontroversen um Lama Ole Nydahl führten auch zu Spannungen innerhalb der Deutschen Buddhistischen Union (DBU). Im Jahr 2019 trat Nydahls Diamantweg aus der DBU aus, um einem Rauswurf zuvorzukommen. Dieser Schritt verdeutlicht die tiefe Spaltung innerhalb der buddhistischen Gemeinschaft über den Umgang mit Nydahls umstrittenen Äußerungen.

Die Erkrankung und die Zukunft des Diamantwegs

Im August 2023 wurde bekannt, dass Ole Nydahl an Demenz erkrankt ist und keine offiziellen Auftritte mehr absolviert. Dies stellt seine Anhänger und die gesamte Diamantweg-Organisation vor neue Herausforderungen. Die Frage der Nachfolge und die Aufarbeitung von Nydahls Wirken stehen im Raum.

Einige befürchten, dass ohne eine kritische Aufarbeitung eine positive Hagiographie übrigbleiben und das Boot im gleichen Fahrwasser weiterfahren wird. Andere hoffen, dass die Erkrankung Nydahls zu einer Öffnung und einem Neuanfang innerhalb der Diamantweg-Gemeinschaft führen wird.

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Ein Rorschach-Test für den Buddhismus im Westen

Die Kontroversen um Lama Ole Nydahl können als eine Art Rorschach-Test für den Buddhismus im Westen betrachtet werden. Sie werfen grundlegende Fragen auf über die Rolle des Lehrers, die Bedeutung von Tradition und Moderne, und die Vereinbarkeit von buddhistischen Werten mit politischen und gesellschaftlichen Realitäten.

Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen ist entscheidend für die Weiterentwicklung des Buddhismus im Westen und für die Gestaltung einer Zukunft, in der Mitgefühl, Weisheit und Toleranz im Vordergrund stehen.

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