Die Abteilung Neurologie der Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München bietet ein breites Spektrum an Leistungen für Hunde und Katzen mit neurologischen Erkrankungen. Neben modernster Medizintechnik steht ein Team international anerkannter Spezialisten zur Verfügung. Im Folgenden werden die diagnostischen Möglichkeiten, die Behandlung von Epilepsie und aktuelle Forschungsprojekte detailliert vorgestellt.
Diagnostische Verfahren in der Neurologie der LMU Kleintierklinik
Für eine präzise Diagnose neurologischer Erkrankungen stehen verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung:
Magnetresonanztomographie (MRT)
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist aufgrund ihrer hohen Auflösung und detailgenauen Darstellungsfähigkeit das Mittel der Wahl, um Tumoren in Rückenmark oder Gehirn, Missbildungen wie Zysten oder Hydrocephalus, Bandscheibenvorfälle oder Infarkte im Bereich von Rückenmark oder Gehirn nachzuweisen. Die Untersuchungen werden in Narkose durchgeführt. Bei Verdacht auf einen entzündlichen Prozess wird im Anschluss an die MRT eine Liquorpunktion durchgeführt. Für die MRT steht ein 1.5 Tesla Scanner der Fa. Siemens in der Radiologie der Kleintierklinik zur Verfügung.
Computertomographie (CT)
Die Computertomographie ist der MRT bei der Darstellung von Veränderungen des Neuroparenchyms unterlegen. Ihre Vorteile liegen in der kürzeren Untersuchungsdauer und der Darstellung knöcherner Veränderungen begründet.
Epilepsie-Sprechstunde an der LMU Kleintierklinik
Epilepsie ist die häufigste chronische neurologische Erkrankung des Hundes. Prof. Dr. Andrea Fischer, die Leiterin der Abteilung Neurologie an der Kleintierklinik der LMU, hat die Sprechstunde „Epilepsie behandeln bei Hunden und Katzen“ initiiert. Diese Sprechstunde wird für Tierbesitzer und Tierärzte angeboten und von der Firma Nestlé Purina PetCare unterstützt.
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Bedeutung der Epilepsie-Sprechstunde
„Das Leben mit einem an Epilepsie erkrankten Haustier verändert auch das eigene Leben“, erklärt Prof. Fischer und fährt fort: „Ich vergleiche die Situation immer mit der von Eltern, die ein an Epilepsie erkranktes Kind haben. Die Tierbesitzer brauchen in dieser Situation einen Ansprechpartner, der die Einstellung auf die Medikamente begleitet und auch in Notfallsituationen zur Verfügung steht.“
Internationale Vernetzung und Forschung
Die Kleintierklinik der LMU ist international vernetzt in der International Veterinary Epilepsy Task Force und dem Canine Epilepsy and Dyskinesia Consortium. Aktuelle Forschungsprojekte sollen Daten zur Epilepsie und nicht-epileptischen Bewegungsstörungen (Dyskinesien) bei Hunden international einheitlich erheben. Hierfür haben Prof. Fischer und Prof. Lohi von der Canine Genetics Group der Universität Helsinki gemeinsam einen internationalen Epilepsie- und Dyskinesiefragebogen entworfen, der hier jedem Besitzer eines Hundes mit Epilepsie zur Verfügung steht.
Kooperationen mit anderen Institutionen
Besonders wichtig sind die Kooperationen, z. B. mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover bei aktuellen Studien, sowie mit dem humanmedizinischen Netzwerk Epilepsie bei der Beschreibung von Parallelen in den Ausprägungen von Epilepsie bei Hunden und Kindern. Ein großer Forschungserfolg der Kooperation mit humanmedizinischen und genetischen Kooperationspartnern war die Entdeckung eines Epilepsie Gens bei Hunden der Rasse Rhodesian Ridgeback. Diese Epilepsie ähnelt einer der häufigsten Epilepsien bei Kindern und Jugendlichen, der juvenilen myoklonischen Epilepsie, in vielen Aspekten.
Aktuelle Warnung: Neurologische Symptome bei Hunden
Seit Ende August 2024 beobachten Tierärzte in der Klinik für Kleintiere der TiHo Hannover eine auffällige Häufung von Hunden mit sehr akuten und schweren neurologischen Symptomen. Diese Fälle treten deutschlandweit und auch in anderen europäischen Ländern auf.
Symptome und Verdachtsmomente
Die genaue Ursache dieser Fälle wird derzeit intensiv untersucht, da die Situation eine gründliche differenzialdiagnostische Aufarbeitung erfordert. Ein erster Hinweis deutet auf einen Zusammenhang mit der Fütterung von Rinderhautknochen hin, da viele betroffene Hunde diese in der Vergangenheit erhalten haben. Bisher ist jedoch nicht nachgewiesen, dass diese tatsächlich die klinischen Symptome auslösen. Da Symptome wie Angst, Panik, Jaulen oder Aggression eher unspezifische klinische Zeichen sind, befürchten Experten, dass es viele unentdeckte Fälle gibt.
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Empfehlungen für Tierbesitzer und Tierärzte
Eine gründliche Anamnese und differenzialdiagnostische Abklärung sind deshalb besonders wichtig. Es ist entscheidend, sowohl die Fütterungshistorie als auch andere potenziell wichtige Informationen zu erfragen. Neurologische Untersuchungen, wie auch MRT oder Gehirnwasseranalysen, können zur weiteren Abklärung notwendig sein. Es wird empfohlen, betroffene Hunde rechtzeitig bei Neurologinnen und Neurologen vorzustellen oder die behandelnden Tierärzte zu bitten, Kontakt zu entsprechenden Spezialisten aufzunehmen.
Zusammenarbeit der Tierneurologen
Bisher wurden im deutschsprachigen Raum etwa 40 betroffene Hunde bei Neurologen vorgestellt, wobei die Dunkelziffer aufgrund der unspezifischen Symptome vermutlich höher ist. Alle deutschsprachigen Tierneurologinnen und -neurologen arbeiten eng zusammen und tauschen sich aus, um die Ursache zu finden. Es ist jedoch zu bedenken, dass nicht jeder Hund mit Verhaltensauffälligkeiten oder epileptischen Anfällen Teil dieser Fallserie ist. Daher ist eine gründliche Untersuchung und Ausschlussdiagnostik unerlässlich, um andere Ursachen auszuschließen.
Aufruf zur Mithilfe
Falls ähnliche Fälle beobachtet werden, bitten die Experten um eine Mitteilung und ermutigen die BesitzerInnen, ihre Hunde bei einem Neurologen vorzustellen. Sollte der Verdacht bestehen, dass betroffene Hunde kürzlich mit Kauspielzeugen oder Rinderhautknochen gefüttert wurden, bitten die Experten darum, dies in der Anamnese zu berücksichtigen und entsprechende Details zu übermitteln.
Das „Werwolfsyndrom“ und eine Umfrage
Am 6. beobachten wir in der Klinik für Kleintiere der TiHo Hannover eine auffällige Häufung von Hunden mit sehr akuten und schweren neurologischen Symptomen. Diese Fälle treten deutschlandweit und auch in anderen europäischen Ländern auf. Die Ursache ist aktuell noch ungeklärt. Unter anderem wird ein möglicher Zusammenhang mit bestimmten Kauartikeln und vor allem Rinderhautknochen diskutiert. Um die Auslöser für diese ungewöhnlichen Verhaltensänderungen, die auch als „Werwolfsyndrom“ bezeichnet werden, zu identifizieren, ist die Unterstützung der Hundebesitzer immens wichtig. Die TiHo Hannover hat gemeinsam mit der Abteilung Neurologie, Neurochirurgie & Epilepsie der Kleintierklinik der LMU München eine wissenschaftliche Umfrage gestartet, die sich an alle Hundebesitzer richtet. Ganz wichtig ist, dass auch Besitzerinnen und Besitzer nicht betroffener Hunde an der Umfrage teilnehmen. Nur so können die Risikofaktoren identifiziert werden!
Prof. Dr. Andrea Fischer aus der Kleintierklinik der LMU: „Bitte nehmen Sie sich die Zeit von ca. 20 Minuten und füllen Sie den Fragebogen gewissenhaft aus, auch wenn Ihr Hund nicht betroffen ist. Auf diese Weise helfen Sie mit, Risikofaktoren zu identifizieren, die Ursache genauer zu erforschen und hoffentlich solche Fälle in Zukunft zu vermeiden. Aktuell raten wir Besitzerinnen und Besitzern von Hunden, die verhaltensauffällig sind oder an Epilepsie erkrankt sind, davon ab, Kauartikel jeder Art zu füttern!“
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Weitere Informationen zur LMU Kleintierklinik
Die Medizinische Kleintierklinik gehört ebenso wie die benachbarte Chirurgische und Gynäkologische Kleintierklinik zur Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Die Medizinische Kleintierklinik bietet Ihnen neben modernster Medizintechnik ein Team international anerkannter Spezialisten für Innere Medizin, Dermatologie & Allergologie, Kardiologie, Neurologie, Onkologie, Intensiv- und Notfallmedizin, Gesundheitsvorsorge und Ernährung.
Service und Terminvereinbarung
Das Anliegen der Klinik ist es, Ihren Hund und Ihre Katze bestmöglich zu betreuen. Um einen optimalen Service bieten zu können, sind die Sprechstunden termingebunden.
Hinweis: Alle Angaben ohne Gewähr! Die Klinik übernimmt keine Haftung bei falschen Angaben.
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