Ein Loch in der Herzscheidewand, insbesondere ein persistierendes Foramen ovale (PFO), kann in bestimmten Fällen das Risiko für Schlaganfälle erhöhen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Risiken und modernen Behandlungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit einem PFO und Schlaganfall.
Was ist ein persistierendes Foramen ovale (PFO)?
Bei etwa einem Viertel der Menschen verschließt sich die Trennwand zwischen den beiden Herzvorhöfen nach der Geburt nicht vollständig. Diese Öffnung wird als persistierendes Foramen ovale (PFO) bezeichnet. Während der Embryonalentwicklung ist das Foramen ovale wichtig, um sauerstoffreiches Blut von der Mutter zum Fötus zu transportieren, da die Lunge des Fötus noch nicht funktioniert. Normalerweise verschließt sich dieses Loch in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt. Bleibt es jedoch offen, spricht man von einem PFO.
Wie kann ein PFO zu einem Schlaganfall führen?
Ein PFO stellt normalerweise kein Problem dar. Es kann jedoch in bestimmten Situationen einen gefährlichen Durchgang für Blutgerinnsel oder Ablagerungen bilden. Diese Gerinnsel entstehen oft in den peripheren Venen, insbesondere in den Beinen oder im Beckenbereich. Normalerweise wandern diese Gerinnsel über die Venen in den rechten Vorhof, die rechte Herzkammer und dann in die Lungenarterien, wo sie in der Regel keine Schäden verursachen.
Wenn jedoch ein PFO vorhanden ist, kann der Druck, der beim Husten, Pressen oder bei Anstrengungen entsteht, die Verbindung zwischen den Vorhöfen kurzzeitig öffnen. Dadurch können kleine Gerinnsel aus der rechten in die linke Herzseite gelangen und von dort in den Kopf, was zu einem Schlaganfall oder einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) führen kann. Dieses Phänomen wird als paradoxe Embolie bezeichnet, da das Gerinnsel einen falschen Weg nimmt, der normalerweise nicht vorhanden sein sollte.
Wer ist besonders gefährdet?
Bestimmte Personengruppen sind stärker von PFO-bedingten Schlaganfällen betroffen. Dazu gehören vor allem jüngere Menschen, bei denen ein Schlaganfall normalerweise selten auftritt. Mit zunehmendem Alter steigen statistisch gesehen die anderen Ursachen für Schlaganfälle, während das Risiko durch ein PFO angeboren ist und sich nicht mit dem Alter erhöht. Daher fallen jüngere Schlaganfallpatienten mit einem PFO besonders auf.
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Diagnose eines PFO
Die Diagnose eines PFO erfolgt in der Regel durch eine transösophageale Echokardiographie (TEE), auch Schluckecho genannt. Dabei wird eine Ultraschallsonde in die Speiseröhre eingeführt, um das Herz detailliert darzustellen. Mithilfe von Kontrastmitteln kann der Arzt feststellen, ob Blut durch das PFO fließt.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung eines PFO, das im Zusammenhang mit einem Schlaganfall steht, besteht in der Regel im Verschluss des PFO mit einem Schirmchen. Dieser Eingriff wird minimalinvasiv im Herzkatheterlabor durchgeführt.
PFO-Verschluss mit einem Schirmchen
Beim PFO-Verschluss wird ein Katheter über die Leistenvene zum Herzen vorgeschoben. Unter Röntgen- und Ultraschallkontrolle wird ein Schirmchen durch das PFO platziert, das sich dann auf beiden Seiten der Herzscheidewand entfaltet und das Loch verschließt. Der Eingriff selbst dauert in der Regel etwa zehn Minuten, die gesamte Prozedur vom Auflegen des Patienten bis zum Verschließen der Gefäßzugänge etwa 35 bis 40 Minuten.
Vorteile des PFO-Verschlusses
Der PFO-Verschluss hat sich als effektive Methode zur Verhinderung weiterer Schlaganfälle bei Patienten mit PFO erwiesen. Studien haben gezeigt, dass der Verschluss des PFO das Risiko für erneute Schlaganfälle deutlich reduziert. Zudem ist der Eingriff komplikationsarm und kann in der Regel gefahrlos durchgeführt werden.
Medikamentöse Therapie
Obwohl Medikamente wie ASS (Aspirin) zur Blutverdünnung eingesetzt werden, ist nicht im Detail bewiesen, dass sie das Risiko durch ein PFO überhaupt beeinflussen und eine sinnvolle Prävention von erneuten Schlaganfällen nach einer paradoxen Embolie darstellen. Daher wird der PFO-Verschluss in der Regel bevorzugt.
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Ablauf des Eingriffs im Detail
- Vorbereitung: Zunächst erfolgt ein kleiner Einstich in eine Vene in der Leistengegend.
- Einführung des Katheters: Durch diesen Einstich wird ein Führungsdraht bis in den rechten Herzvorhof geschoben. Der Arzt kontrolliert den kompletten Vorgang über ein Röntgengerät und mittels der Echokardiografie.
- Platzierung des Schirmchens: Durch das Foramen ovale werden Draht und ein darüber gestülpter Schlauch weiter in den linken Vorhof geschoben.
- Entfaltung des Schirmchens: Ein durch den Schlauch geschobenes flexibles Schirmchen entfaltet sich am Loch.
- Verschluss des PFO: Der Schlauch wird in den rechten Vorhof zurückgezogen. Dabei entfaltet sich ein zweites Schirmchen.
- Dauerhafter Verschluss: Die beiden miteinander verbundenen Schirmchen dichten das Foramen ovale vom rechten wie vom linken Vorhof aus ab, indem sie das Loch durch den Druck ihrer Federkraft verschließen.
- Einwachsen des Schirmchens: Die Schirmchen wachsen ins Gewebe ein, sodass das Loch dicht ist.
Die Behandlung dauert etwa 30 Minuten. Danach bleibt der Patient oder die Patientin noch einen Tag im Krankenhaus. Das Verfahren hinterlässt keine sichtbare Narbe.
Nachsorge
Nach dem Eingriff ist eine medikamentöse Therapie zur Hemmung der Blutgerinnung erforderlich. In der Regel werden ASS und Clopidogrel für einige Monate eingenommen. Zudem sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig, um die korrekte Lage des Schirmchens zu überprüfen.
Altersgrenze
Die aktuellen Leitlinien empfehlen den PFO-Verschluss bei Patienten zwischen 16 und 60 Jahren. Bei Menschen unter 16 Jahren ist ein PFO-bedingter Schlaganfall extrem selten, da das Risiko der Entstehung von Gerinnseln mit dem Lebensalter steigt. Allerdings kann in Einzelfällen auch bei älteren Patienten ein PFO-Verschluss in Erwägung gezogen werden, insbesondere wenn keine anderen Ursachen für den Schlaganfall gefunden werden.
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