In Deutschland leiden etwa 1,5 Millionen Menschen an Krebs. Bei den drei häufigsten Tumorarten - Brust-, Prostata- und Lungenkrebs - finden sich bis zu 85 % der Metastasen in der Wirbelsäule. Diese spinalen Metastasen können für die Patienten unerträgliche Schmerzen, Gefühlsstörungen oder sogar Lähmungen zur Folge haben, da sie das neurologische Gewebe schädigen und die Struktur der Wirbelkörper schwächen.
Was sind Wirbelsäulenmetastasen?
Als spinale Metastasen (Wirbelsäulenmetastasen) bezeichnet man Absiedelungen von meist Lungen-, Brust- oder Prostatakrebs. Aber auch Hautkrebs und Lymphome können in die Wirbelsäule streuen. Grundsätzlich kann jeder Tumor im Knochen Tochterzellen absiedeln. Am häufigsten treten Knochenmetastasen aber bei Brustkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs, Schilddrüsenkrebs, malignem Melanom (Schwarzer Hautkrebs), Nierenkrebs und dem Multiplen Myelom auf.
Ursachen und Risikofaktoren
Krebszellen neigen dazu, sich über Blut- und Lymphgefäße in weitere Organe auszubreiten und dort Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, zu bilden. Ein Organ, in das viele Krebsarten bevorzugt metastasieren, sind die Knochen - vor allem gut durchblutete Knochen wie Wirbelsäule und Becken.
Zu Knochenmetastasen kommt es vor allem bei Brust- oder Prostatakrebs, relativ häufig auch bei Tumorerkrankungen der Lunge, Niere oder Schilddrüse.
Das Risiko für Betroffene liegt vor allem in einer zunehmenden Zerstörung des Knochengewebes mit starken Schmerzen sowie neurologischen Beschwerden aufgrund einer Kompression der Nervenwurzeln oder des Rückenmarks.
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Symptome von Wirbelsäulenmetastasen
Knochenmetastasen, auch als ossäre Metastasen bezeichnet, bleiben zunächst oft unbemerkt. Bei Knochenschmerzen ist es deshalb wichtig, die Ursachen abklären zu lassen. Zu den häufigsten Symptomen von Knochenmetastasen gehören Schmerzen in den befallenen Bereichen. Schlimmstenfalls können die befallenen Knochen brechen, denn die fortschreitende Zerstörung der Knochensubstanz beeinträchtigt die Stabilität.
Die beiden häufigsten Symptome von Knochenmetastasen sind starke Schmerzen und Knochenbrüche. Schmerzen entstehen, wenn die Skelettmetastasen die empfindliche Knochenhaut dehnen. Die Schmerzen können von den betroffenen Körperstellen auf andere Regionen ausstrahlen. Knochenmetastasen in der Halswirbelsäule oder in der oberen Brustwirbelsäule verursachen daher unter Umständen auch Schmerzen im Nacken und in den Schultern. Kreuzschmerzen im unteren Bereich des Rückens können auf Metastasen in der Lendenwirbelsäule hindeuten.
Ein weiteres Symptom bei Skelettmetastasen können Empfindungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit sein, wenn die Metastasen auf Nerven oder auf das Rückenmark drücken. Entsteht zusätzlich Druck auf zentrale Nervenstrukturen (Kompression), können sich weitere Symptome zeigen, wie z. B. sensible Gefühlsstörungen und motorische Ausfallerscheinungen.
Knochenmetastasen schwächen den Knochen und können früher oder später zu Knochenbrüchen (Frakturen) führen. Sogenannte osteolytische Metastasen führen zu Knochenabbau und damit relativ schnell zu Knochenbrüchen - selbst bei normaler Belastung. Osteoplastische Metastasen regen dagegen eine überschießende Knochenproduktion an. Das verbessert allerdings nicht die Stabilität der Knochen. Im Gegenteil: Die neue Knochensubstanz ist minderwertig und die Gefahr von Knochenbrüchen steigt ebenfalls.
Durch die vermehrte Freisetzung des Kalziums aus dem Knochen kommt es in manchen Fällen zu einem Anstieg der Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie), wodurch wiederum zahlreiche Stoffwechselvorgänge beeinträchtigt werden können. Mögliche Symptome einer Hyperkalzämie reichen von Übelkeit und Herzrhythmusstörungen bis hin zu Bewusstlosigkeit.
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Neben starken Wirbelsäulenschmerzen, die für die meisten Patienten im Vordergrund stehen, können Metastasen auch eine zunehmende Instabilität betroffener Knochen und Wirbelkörper bedeuten. Darauf folgen im weiteren Verlauf Haltungsstörungen und Probleme beim Laufen. Weitere Symptome sind neben einem sich verschlechternden Allgemeinzustand neurologische Probleme wie Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen bis hin zu Entleerungsstörungen von Blase und Darm mit Harn- bzw. Stuhlinkontinenz.
Bei allen Krebspatientinnen und Krebspatienten mit plötzlich auftretenden Rückenschmerzen sollte eine unverzügliche Abklärung mittels Bildgebung (MRT) erfolgen.
Diagnostik von Wirbelsäulenmetastasen
Wenn es einen konkreten Verdacht auf Knochenmetastasen gibt, muss dieser gezielt abgeklärt werden. Mit Ausnahme des Multiplen Myeloms eignet sich für die Erkennung von Knochenmetastasen die sogenannte Skelettszintigrafie (Ganzkörperknochenszintigrafie) besonders gut. Bei der Untersuchung wird eine schwach radioaktive Substanz in die Armvene gespritzt. Diese Substanz reichert sich schnell im Knochen an - in stark durchbluteten Bereichen wie etwa einer Metastase stärker als an anderen Stellen. Nach zwei bis drei Stunden macht der Arzt/die Ärztin mit einer sogenannten Gammakamera mehrere Aufnahmen des gesamten Körpers einschließlich des Kopfes. Die Kamera registriert, an welchen Stellen des Skeletts sich besonders viel der gespritzten Substanz angelagert hat und wo demzufolge Metastasen zu vermuten sind. Das Verfahren hat eine hohe Treffsicherheit und ist gut geeignet, um eine beginnende Metastasierung zu orten. Es wird aber auch für die Verlaufskontrolle bei bereits bekannten Knochenmetastasen eingesetzt.
Da auch andere Erkrankungen des Knochens auf dem Szintigramm erkennbar sein können bzw. da die Skelettszintigraphie nicht immer ausreicht, um Knochenmetastasen sicher zu diagnostizieren, schließen sich meist weitere bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) an. Anhand von Schnittbildverfahren (Tomografien) ist der Arzt zusätzlich in der Lage, auch innere Organe, Muskeln und Nerven zu beurteilen.
Wenn sich die Diagnostik nicht aus den Symptomen ergibt, ist bei einer Suche („Screening“) oder Nachsorge eine Skelettszintigraphie meist die erste Wahl für die Diagnose bei vermuteten Knochenmetastasen. Ein in die Blutbahn gespritzter Marker aus schwach radioaktiven Substanzen soll unkontrollierten Knochenabbau oder Knochenaufbau aufdecken. Zur Bestätigung der Diagnose und zur Einordnung von Größe, Anzahl und Lage der Knochenmetastasen sind oft weitere bildgebende Verfahren nötig.
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Um eine gesicherte Diagnose stellen und mögliche vorhandene Metastasen im Bereich des Beckens und der Wirbelsäule genau beurteilen zu können, ist die Diagnostik mit schichtbildgebenden Verfahren wie einer Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) notwendig. Vereinfacht heißt das: Schicht für Schicht werden Aufnahmen von Ihrem Körper erstellt, die dann zu einem vollständigen dreidimensionalen Bild zusammengefügt werden. Ergänzende Untersuchungen können individuell hinzukommen, darunter auch Laboruntersuchungen. Solche zusätzlichen Tests verfolgen oft das Ziel, andere für Ihre Beschwerden möglicherweise verantwortlichen Ursachen von Wirbelsäulenmetastasen abzugrenzen.
Liefert die präoperative Bildgebung keine ausreichend sichere Diagnose ist eine Probeentnahme - Biopsie - erforderlich. Je nach Situation kann diese offen operativ, oder percutan Röntgen gestützt oder CT gestützt erfolgen. Proben aus Knochenmaterial müssen vor der Untersuchung entkalkt werden, was bedeutet, dass das feingewebliche Ergebnis in der Regel erst nach 7 Tagen vorliegt.
Bildgebende Verfahren im Überblick
- Röntgen: Die Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule in 2 Ebenen ist Standard sowohl in der Diagnostik als auch in der Operationsplanung. Sie verfügt über eine hohe Spezifität zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung von degenerativen oder unfallbedingten Veränderungen an der Wirbelsäule, weist jedoch eine geringe Empfindlichkeit auf, da Strukturveränderungen im Röntgenbild erst bei einem Verlust von etwa 30-50% der Knochensubstanz nachzuweisen sind. Handelt es sich jedoch um weiter fortgeschrittene Veränderungen, können eine Differenzierung hinsichtlich der vorliegenden Metastasenstruktur (knochenauflösend/knochenaufbauend/gemischt) und somit bei unklarer Genese Rückschlüsse auf den Primärtumor gezogen werden.
- Magnetresonanztomographie (MRT): MRT ohne und mit Kontrastmittel ist die Standarduntersuchung zur Diagnose und Einschätzung der Ausdehnung von Wirbelsäulenmetastasen. Zum Screening der gesamten Wirbelsäule und zum Ausschluss multisegmentalen Befalls können auch Aufnahmen der gesamten Wirbelsäule erfolgen.
- Computertomographie (CT): Die CT bietet mit ihren heutigen 2D- und 3D-Rekonstruktionsmöglichkeiten eine exzellente Einschätzung der knöchernen Struktur und Stabilität. Sie ist wesentlich in der Operationsplanung.
- Positronenemissionstomographie (PET): Die PET liefert eine Darstellung des veränderten Stoffwechsels und somit die Aufspürung von Tumorgewebe d.h. hier von Wirbelmetastasen. Insbesondere in der modernen Verbindung mit CT erlaubt sie ein Screening des gesamten Körpers und dies in besserer Qualität als die sonst mögliche 3-Phasen-Skelettszintigrafie.
Therapie von Wirbelsäulenmetastasen
Die Therapie von Knochenmetastasen erfordert ein sogenanntes interdisziplinäres Behandlungskonzept, d.h. es werden Radiologinnen, Onkologinnen, Nuklearmedizinerinnen und möglicherweise Strahlentherapeutinnen und Chirurg*innen zusammen die Behandlung steuern. Es gibt eine Reihe von wirkungsvollen Behandlungen bei Knochenmetastasen. Bei manchen wird der Krebs direkt behandelt und damit auch die Knochenmetastasen, andere zielen nur auf die befallenen Stellen im Knochen ab. In den meisten Fällen geht es darum, Beschwerden wie Schmerzen zu lindern und Komplikationen wie Knochenbrüche zu verhindern.
Das Ziel sollte sein, durch Linderung der Schmerzen, Verhinderung und/oder Verbesserung vorhandener neurologischer Ausfälle sowie die Stabilisierung bruchgefährdeter Wirbelsäulenabschnitte die Lebensqualität tumorkranker Patienten zu verbessern. Im Vordergrund muss die Behandlung von Schmerzen, durch Tumor bedingte Knochenbrüche mit drohender Rückenmarksschädigung oder frischer neurologischer Defizite unter Berücksichtigung der Gesamtsituation stehen.
Alle Patienten werden regelhaft im Rahmen eines wöchentlich stattfindenden interdisziplinären Tumorboards demonstriert und besprochen, um eine frühzeitige Koordinierung der verschiedenen Therapieansätze zu gewährleisten und einen individuellen Therapieplan unter Einbeziehen aller Fachrichtungen zu entwickeln.
Der individuelle Therapieweg ist von der Art, genauer Lage und Ausdehnung der Metastasen - und damit vom Stadium der Krebserkrankung (Staging) - abhängig. So können sich Wirbelsäulenmetastasen rein auf den Knochen beschränken. Sie können aber auch im Rückenmarkskanal liegen, und dabei entweder noch außerhalb des Rückenmarks (intraspinal-extramedullär) oder bereits im Rückenmark selbst (intraspinal-intramedullär). Die Behandlung von spinalen Metastasen erfolgt immer durch ein fachübergreifendes Expertenteam. Dazu gehören beispielsweise Spezialisten der Onkologie, Strahlentherapie, Neurochirurgie und Radiochirurgie. Von besonderer Bedeutung sind Behandlungskonzepte, mit denen Knochen gut stabilisiert und z. B. die Gehfähigkeit und damit Selbstständigkeit im Alltag bestmöglich erhalten bzw. wiederhergestellt werden können.
Konservative/nichtchirurgische Behandlung
- Kortikosteroide und Bisphosphonate: Steroide können zur Verbesserung der neurologischen Befundsituation beitragen. Aufgrund einer Hemmung der osteoklasteninduzierten Resorption des Knochens werden Bisphosphonate zunehmend bei ossärer Metastasierung eingesetzt. Ihnen wird sowohl eine Reduktion der knochenmetastasenbedingten Schmerzen als auch eine Verringerung des pathologischen Frakturrisikos zugeschrieben.
- Strahlentherapie: Die Radiotherapie spielt eine wichtige Rolle in der Behandlung von Wirbelsäulenmetastasen. Insbesondere in der Therapie von Metastasen strahlensensibler Primärtumore wie Lymphomen, Prostata- oder Keimzelltumoren ist die Bestrahlung integraler Bestandteil des interdisziplinären Behandlungskonzeptes. Sehr effektiv gegen Knochenmetastasen wirkt die Strahlentherapie. Da sie gezielt eingesetzt werden kann, ist sie vor allem bei lokalisiertem Knochenschmerz die Therapie der Wahl. Patient*innen werden dabei in der Regel perkutan, also durch die Haut, bestrahlt. Wirksam sind Einzeldosenbestrahlungen ebenso wie eine Strahlentherapie in mehreren Sitzungen (fraktionierte Strahlentherapie). Unter Umständen kommt auch die sogenannte Radionuklidtherapie zum Einsatz, bei der radioaktiv markierte Medikamente verabreicht werden, die sich ich in den Tumorzellen anreichern und schwache Strahlung in das naheliegende Tumorgewebe abgeben.
- Chemotherapie: Sowohl als unterstützende Maßnahme vor oder nach einem operativem Vorgehen als auch als eigenständige Therapie mit kurativem oder palliativem Ansatz. Zytostatika - als Chemotherapie eingesetzte Medikamente - sollen Vorgänge beeinflussen, die für das Wachstum und die Teilung von Zellen wichtig sind. Die meisten Chemotherapien wirken sich daher auf die Stoffwechsel- und Zellteilungsvorgänge von Krebszellen, aber auch der gesunden Zellen aus. Oft wird die Chemotherapie auch mit anderen Verfahren kombiniert. Dabei können Zytostatika sowohl als Tabletten, aber auch über die Vene verabreicht werden.
- Hormontherapie: In der Regel als anti-hormonelle Therapie bei hormonempfindlichen Tumoren angelegt. Dies wird vor allem bei manchen Formen von Brustkrebs oder Prostatakrebs durchgeführt. Manche Krebsarten brauchen Geschlechtshormone um wachsen zu können. Mit einer Antihormontherapie, welche die Produktion dieser Hormone hemmt, kann der Tumor „ausgehungert“ werden. Dies gilt nicht nur für den Primärtumor, sondern auch für die Metastasen in Knochen und anderen Organen. Eine Hormontherapie setzt somit nicht allein am Knochen an, sondern beeinflusst alle Krebszellen im Körper. Sie zählt deshalb zu den „systemischen“ Therapien. Solange die mechanische Stabilität der befallenen Wirbelkörper ausreicht, kann die Hormontherapie wie auch die Chemotherapie als eigenständige Therapie eingesetzt werden.
- Bisphosphonate und Denosumab: Bisphosphonate wie Clodronat, Pamidronat, Ibandronat, oder Zoledronsäure und Denosumab, ein Wirkstoff aus der Klasse der zielgerichteten Therapien, hemmen die knochenabbauenden Osteoklasten und können auf diese Weise den durch Metastasen bedingten Knochenabbau verhindern. Biphosphonate ähneln einem Baustein des Knochens, wodurch sie sich an die Knochenoberfläche anlagern. Der Antikörper Denosumab hemmt ein Eiweiß, das für die Bildung, Funktion und das Überleben von knochenabbauenden Zellen wichtig ist. Dieses Eiweiß heißt RANK-Ligand, weshalb Denosumab RANK-Ligand-Hemmer genannt wird. Denosumab verteilt sich gleichmäßig im gesamten Skelett und kann somit in allen Knochenbereichen wirken. Sowohl Bisphosphonate als auch Denosumab verzögern bei Knochenmetastasen das Auftreten von Knochenkomplikationen, lindern Symptome und verbessern die Lebensqualität. Nach bisherigen Erkenntnissen wirkt Denosumab dem Knochenabbau effektiver entgegen als Bisphosphonate.
- Schmerzmittel: Knochenmetastasen können teilweise mit starken Schmerzen verbunden sein. Deshalb ist es wichtig, diese frühzeitig zu bekämpfen. Welches Schmerzmittel das richtige ist, wird der Arzt/die Ärztin patient*innenindividuell entscheiden.
Chirurgische Behandlung
Mit operativen Maßnahmen allein kann bei Wirbelmetastasen das zugrundeliegende Tumorleiden nicht beseitigt werden. Selbst wenn es - was aus anatomischen Gründen selten möglich ist - gelingt, die Metastase im Gesunden herauszuschneiden, bleibt der primäre Tumor als Streuherd weiterbestehen. Ziel des operativen Vorgehens ist die maximal mögliche Tumorreduktion, die Entlastung des gefährdeten oder bereits eingeengten Rückenmarks und die effektive Schmerzbekämpfung durch Wiederherstellung mechanischer Stabilität. Dies erlaubt in aller Regel eine postoperativ sofortige Wiederbelastbarkeit des Patienten ohne Erfordernis von Korsetten und damit eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität. Die modernen Schlüssellochtechniken erlauben sowohl die Tumorentfernung als auch die Restabilisierung mit Wirbelkörperersatz und Schrauben-Stabsystem in minimal invasiver Technik. Deshalb kann auch Patienten mit fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung noch geholfen werden.
Für bestimmte Körperregionen kommt auch ein chirurgischer Eingriff in Frage - beispielsweise, wenn die Wirbelsäule betroffen ist oder wenn ein Knochenbruch droht oder bereits eingetreten ist. Die operative Standardtherapie bei Wirbelkörpereinbrüchen besteht in einer Stabilisierung des Wirbelkörpers: Ein spezieller Knochenzement wird in die Bruchstelle eingespritzt (Kyphoplastie). Anschließend wird er von außen zwei bis vier Wochen lang bestrahlt. Minimalinvasive chirurgische Verfahren stehen für die Behandlung von Schmerzen ebenfalls zur Verfügung, falls z.B. eine Strahlentherapie nicht möglich ist. Ein solches Verfahren, das speziell für die Wirbelsäule und den Knochen entwickelt wurde nennt sich gezielte Radiofrequenz-Ablation (f-RFA): Metastasen werden von innen erhitzt, abgetötet und gleichzeitig der Knochen mit speziellem Zement wieder stabilisiert. Auch die Kypho-IORT (eine intraoperative Radiotherapie [Bestrahlung während des chirurgischen Eingriffs] und anschließende Stabilisierung des Wirbelkörpers) zählt zu den neuen minimalinvasiven Verfahren, die in den letzten Jahren entwickelt wurden.
Grundsätzlich ist eine Operation bei Knochenmetastasen indiziert, wenn Schmerzen ansonsten nicht beherrschbar sind oder Frakturen mit Funktionsausfall (nicht mehr gehen können, nicht mehr die Arme nutzen können) aufgetreten sind. Eine Operation bei Knochenmetastasen kann aber auch Schmerzen der Patienten lindern. Üben die Metastasen Druck auf Nerven aus, werden die Schmerzen durch die Entfernung des einengenden Gewebes gemildert und auch Lähmungen können sich wieder zurückbilden. Sind die Knochen bereits zu instabil und reicht es nicht mehr aus, die Lücken mit Knochenzement zu füllen.
Bei der Bestrahlung von Knochenmetastasen ohne gleichzeitigen operativen Eingriff durchdringt ionisierende Strahlung aus einem Linearbeschleuniger die Haut. Dies dient der Abtötung der Metastase und der Schmerzbefreiung. Diese perkutane Strahlentherapie führen die Krebsspezialisten ambulant über mehrere Wochen durch. Die einzelne Bestrahlung dauert nur einige Minuten und ist schmerzlos. Die Strahlendosis ist abhängig von der Lage und Größe der Knochenmetastasen.
Die Stabilisierung der mit Metastasen befallenen Wirbelkörper mit Knochenzement (Kyphoplastie) kann durch die Hybrid-Technik mit einer Bestrahlung verbunden werden. Diese „Intraoperative Radiotherapie“ (Kypho- IORT) kombiniert die zwei zuvor getrennten Therapieschritte auf optimale Weise. Bei dem minimalinvasiven Eingriff ermöglicht die Bildgebung während der Operation eine exakte Ausrichtung des Bestrahlungsgeräts. Die Strahlendosis wird genau so berechnet, dass sie die Metastasen zerstört und dabei das angrenzende Umfeld, wie zum Beispiel das Rückenmark schont. Da die Bestrahlung während der Operation stattfindet, kann ein Teil oder sogar die Gesamtdosis der Strahlentherapie schon während der Operation gegeben werden.
Vor allem bei schnell wachsenden Metastasen kann aufgrund des zeitlichen Entscheidungsdrucks eine offene notfallmäßige Operation notwendig sein, um Kompressionen auf sensible Nervenstrukturen schnell in den Griff zu bekommen. Es gibt aber auch Umstände, die gegen eine Operation sprechen können - allen voran der Allgemeinzustand, ein ausgeprägter Multiorganbefall bzw. die Prognose.
Wenn die Wirbelsäule durch Metastasen gefährdet oder instabil ist, kann eine Operation erforderlich sein, um sie zu stabilisieren und das Rückenmark zu entlasten.
Weitere Therapieansätze
- Gezielte Radiofrequenz-Ablation (f-RFA): Ein minimalinvasives Verfahren, bei dem Metastasen von innen erhitzt und abgetötet werden, während der Knochen mit speziellem Zement stabilisiert wird.
- Kypho-IORT: Eine Kombination aus intraoperativer Radiotherapie und anschließender Stabilisierung des Wirbelkörpers.
- CyberKnife-Therapie: Eine hochpräzise, robotergeführte Radiochirurgie, die in bestimmten Situationen Krebszellen an der Wirbelsäule gezielt zerstören kann. Diese sehr präzise, submillimetergenaue Radiochirurgie mit Photonen kann Krebszellen hochdosiert und fokussiert in einer meist einmaligen Anwendung erfolgreich zerstören. Die Photonen schädigen das Erbgut der Krebszellen, die daraufhin absterben und über mehrere Wochen vom Körper abgebaut werden. Das CyberKnife ist ein Robotersystem, das mit Photonen mit einer Genauigkeit im Submillimeterbereich - also einer Präzision von unter 1 mm - behandelt. Die hochmoderne Technologie des Robotersystems kann Bewegungen des Körpers, wie sie beispielsweise allein durch das normale Atmen auftreten, jederzeit während der Therapie durch entsprechende Rückkoppelung ausgleichen. So wird eine hochpräzise Behandlung möglich, die die Therapie von Wirbelsäulenmetastasen mit dem CyberKnife ohne eine Fixierung und auch ohne Narkose erlaubt. Für Sie bedeutet die radiochirurgische Therapie eine entsprechend komfortable und schmerzfreie Behandlung.
Prognose
Die Heilungsaussichten sind sehr unterschiedlich. Die verschiedenen prognostischen Faktoren sind: Tumorart, Allgemeinzustand, Anzahl der knöchernen Läsionen, das Vorhandensein von Organmetastasen, Art des primären Tumors und neurologische Störungen.
Knochenmetastasen weisen auf eine fortgeschrittene Krebserkrankung hin. Meistens ist die ursprüngliche Krebsart bereits bekannt und in Behandlung. In wenigen Fällen jedoch werden die Skelettmetastasen als Erstes entdeckt. Dann spricht man von "Krebs mit unbekanntem Primärtumor", "cancer of unknown primary" oder „CUP-Syndrom“. Das Tumorgewebe von Knochenmetastasen weist meist noch typische Eigenschaften der ursprünglichen Krebsart auf. Dieser Umstand kann bei der Suche nach dem Ursprungstumor helfen. Eine Biopsie des befallenen Knochens gibt Aufschluss über die ursprüngliche Krebsart.
Nach einer radiochirurgischen Therapie ist die Erfolgschance sehr hoch, dass kein Rezidiv auftritt. Wie bei allen medizinischen Behandlungen ist es jedoch möglich, dass es im Verlauf zu einem erneuten Tumorwachstum kommt. In diesen Fällen ist oftmals eine erneute radiochirurgische Therapie möglich.
Bewegung bei Knochenmetastasen
Patienten sollten Bewegung bei Knochenmetastasen nicht komplett vermeiden. Dies könnte zu einer Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustands führen, der ausschlaggebend für den Erfolg der Krebsbehandlung bei Skelettmetastasen ist. Patienten, die sich aus Angst vor Knochenbrüchen kaum noch bewegen, fördern das Risiko von Muskelabbau, Herz- und Kreislaufkrankheiten, Atembeschwerden, Appetitlosigkeit sowie Depressionen.
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