Migräne: Ursachen, Formen und Behandlung von krampfartigen Kopfschmerzen

Viele Menschen in Deutschland leiden unter regelmäßigen, normalen bis mäßigen Kopfschmerzen. Wenn diese Kopfschmerzen jedoch stärker werden und von Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, krampfartigen Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, Schüttelfrost oder Wahrnehmungsstörungen begleitet werden, könnte es sich um Migräne handeln. Migräne ist mehr als nur starke Kopfschmerzen; es handelt sich um eine neurologische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann.

Was ist Migräne?

Migräne ist ein anfallsartiger Kopfschmerz, der in unregelmäßigen Abständen wiederkehrt. Die krampfartigen Schmerzen treten meist einseitig auf und ziehen sich innerhalb kurzer Zeit vom Auge in die Mitte des Kopfes. Viele Betroffene erleben in dieser Phase auch Sehstörungen, Wahrnehmungsstörungen und Schüttelfrost. Jede körperliche Bewegung kann den Schmerz verstärken, der oft als pochend oder stechend beschrieben wird.

Im medizinischen Sinne versteht man unter Migräne eine vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns, bei der es zu einer temporären Fehlsteuerung der schmerzregulierenden Systeme kommt. Betroffene reagieren dann empfindlicher auf Reize. Weltweit leiden etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung an dieser chronischen Nervenkrankheit, die zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen in hoch entwickelten Ländern zählt. Allein in Deutschland gibt es schätzungsweise acht Millionen Migränepatienten.

Ursachen der Migräne

Die Forschung nach den Ursachen der Migräne schreitet nur langsam voran. Eine Theorie besagt, dass entzündliche Prozesse an den Blutgefäßen im Gehirn eine Rolle spielen könnten. Es wird auch vermutet, dass die Verarbeitung von Schmerzsignalen im Gehirn von Bedeutung ist.

Wissenschaftler sind sich jedoch einig, dass eine Kombination aus ererbten Genen und äußeren Einflüssen, wie z. B. lange Bildschirmzeiten oder intensive Sonneneinstrahlung auf den Kopf, zu einer Migräneattacke führen kann. Forscher haben herausgefunden, dass bei der familiären hemiplegischen Migräne, einer Migräne mit vorübergehenden Lähmungserscheinungen, das verantwortliche Gen auf Chromosom 19 zu finden ist. Es wird angenommen, dass diese genetische Veränderung die Wahrnehmung von inneren und äußeren Reizen intensiviert.

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Formen der Migräne

Es gibt zwei Hauptformen der Migräne:

  • Migräne mit Aura (Klassische Migräne): Bei dieser Form wird der Kopfschmerz oft von Sehstörungen begleitet. Betroffene berichten von Lichtblitzen, flimmernden Zick-Zack-Linien oder blinden Flecken im Sichtfeld. Weitere mögliche Begleiterscheinungen sind einseitige Schwäche, Taubheitsgefühl und Kribbeln im Gesicht, der Hand oder in den Beinen, Sprach- und Wahrnehmungsstörungen, Doppeltsehen, Gangschwierigkeiten und Gleichgewichtsstörungen. Die Aura-Symptome treten oft vor der Kopfschmerzattacke auf, können aber auch gleichzeitig mit dem Kopfschmerz verlaufen. Normalerweise lassen die Aura-Anzeichen nach etwa 30 Minuten nach und verschwinden dann vollständig, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.
  • Migräne ohne Aura (Gewöhnliche Migräne): Die Mehrheit der Migränepatienten (80 bis 85 Prozent) leidet unter dieser Form. Die Symptome treten meist schnell auf und kündigen sich selten an. Viele Patienten berichten jedoch von typischen äußeren Einflüssen, die eine Attacke auslösen können.

Verlauf einer Migräne

Eine Migräne kann sich sowohl nachts als auch tagsüber bemerkbar machen. Einige Patienten berichten von Vorboten wie lichtempfindlichen Augen, Heißhunger, Reizbarkeit oder Müdigkeit bereits einen Tag vor der eigentlichen Attacke in der sogenannten Prodromalphase. Während der Schmerzphase reagieren Migräniker sehr empfindlich auf äußere Einflüsse wie Licht, Lärm und Gerüche. Begleiterscheinungen wie Schwindel, Übelkeit, Wahrnehmungsstörungen bis hin zu Lähmungserscheinungen können im ersten Drittel einer Migräne auftreten. Der Schmerz zieht sich krampfartig vom Auge bis zur mittleren Kopfhälfte. Betroffene beschreiben den Schmerz als stechend, pulsierend oder hämmernd. In der Rückbildungsphase schwächen sich die Symptome ab, der pulsierende Charakter wandelt sich oft in einen gleichbleibenden Schmerz, und der Körper erholt sich langsam. Dennoch können sich Betroffene während der Migräne noch benommen fühlen oder leichte Bauchschmerzen haben. Auch Halsschmerzen nach Erbrechen können noch einige Tage anhalten. Unbehandelt kann eine Migräne zwischen vier Stunden und drei Tagen dauern.

Triggerfaktoren

Sogenannte Triggerfaktoren sind nicht die alleinige Ursache für eine Migräneattacke, können diese aber deutlich begünstigen. Auch die Stärke eines möglichen Anfalls kann von inneren oder äußeren Reizen beeinflusst werden. Zu den häufigsten Triggern gehören:

  • Stress
  • Traumaverarbeitung
  • Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus (z. B. Schichtarbeit)
  • Hormonschwankungen (bei Frauen vor und während der Menstruation)
  • Operative Eingriffe (auch in der Zahnheilkunde)
  • Vermehrter Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln oder Getränken
  • Starker Konsum von Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen

Dies sind nur einige mögliche Indikatoren für einen Migräneanfall. Die Ursachen sind komplex, und Betroffene berichten immer wieder von neuen, bisher unbekannten möglichen Gründen, wie z. B. bestimmte Süßigkeiten, Käsesorten oder Lebensmittelzusätze, die zu einer Attacke führen können.

Migräne und Wetter

Ob Wetterveränderungen als Triggerfaktoren für Migräne gelten, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt. Es scheint jedoch eine Gruppe von Migränepatienten zu geben, die besonders empfindlich auf Veränderungen meteorologischer Faktoren reagiert. Insbesondere steigende Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und fallender Luftdruck scheinen eine Rolle zu spielen.

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Migränepatienten können durch ein Migränetagebuch und Wetterkarten beobachten, ob bestimmte Wetterlagen mit ihrer Migräne in Zusammenhang stehen. So können sie den Kopfschmerz gewissermaßen besser vorhersagen und frühzeitig Gegenmaßnahmen einleiten. Es kann auch hilfreich sein, die Anpassungsfähigkeit des Körpers zu verbessern. Saunagänge, Kneippbäder, Wechselduschen und regelmäßiger Sport im Freien stärken das Immunsystem und trainieren den Körper, sich an Temperaturwechsel anzupassen, was die Anfälligkeit für Kopfschmerzen senken kann.

Selbsthilfemaßnahmen

Migräneanfälle können bei ein und derselben Person unterschiedlich stark auftreten. Es ist ratsam, bei aufkommender Migräne sofort Maßnahmen zu ergreifen und nicht abzuwarten. Mögliche Selbsthilfemaßnahmen sind:

  • Massieren Sie mit zwei Fingern entlang des Schmerzpunktes.
  • Tragen Sie wenige Tropfen Pfefferminzöl auf Ihre Schläfen auf und kreisen Sie dort langsam in eine Richtung.
  • Verdunkeln Sie Ihr Schlafzimmer und sorgen Sie für ausreichend Ruhe.
  • Lagern Sie Ihren Kopf etwas höher im Bett und legen Sie ein Kühlakku (nur mäßige Kälte) auf Ihre Stirn.
  • Versuchen Sie ruhig zu atmen.
  • Ein frischer Ingwertee kann auch Abhilfe schaffen.

Neben diesen Selbsthilfemaßnahmen gibt es auch wirksame medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten für Migräneattacken.

Medikamente bei Migräne

Bei leichten bis mittelschweren Migräneattacken können peripher wirksame Analgetika bzw. nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) helfen. Gemeinsam mit Ihrem Arzt können Sie unter Berücksichtigung der Nebenwirkungen und Verträglichkeit die richtige Wahl der Medikamentenform treffen. Bei stärker ausgeprägten Migräneattacken empfiehlt sich eine Therapie mit speziellen Migränemitteln wie Triptanen. Diese Medikamente imitieren die Eigenschaften des körpereigenen Botenstoffes Serotonin, mit dessen Hilfe die Weite der Blutgefäße reguliert wird. Die Wahl des richtigen Triptans hängt stark vom Patienten und dem jeweiligen Verlauf der starken Migräneattacke ab. Gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt können Sie zwischen einer nasalen, rektalen oder oralen Einnahme einer Schmerztablette auswählen. Bei Übelkeit, die bereits im ersten Drittel des Anfalls auftritt, eignet sich beispielsweise die rektale Einnahme mit Hilfe eines Zäpfchens.

Migräne bei Kindern

Auch Kinder können von Migräne und Kopfschmerzen betroffen sein. Auslöser sind meist Lärm, schlechte Luft, grelles Licht oder Hitze. Aber auch zu wenig Schlaf, körperliche Überanstrengung wie beim Sport oder in der Schule sowie eine ungünstige Körperhaltung können Kinder anfälliger machen. Weiterhin sind Lebensmittelunverträglichkeiten oder Belastungen mit Stress, Ängsten oder Sorgen ein möglicher Grund für die Migräneattacke.

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Positiv ist, dass die Anfälle in den meisten Fällen milder verlaufen und die Kinder sich schneller erholen als Erwachsene. Es ist ratsam, zunächst auf eine nichtmedikamentöse Behandlung zurückzugreifen. Schaffen Sie eine ruhige und angenehme Umgebung für Ihr Kind, sodass der Körper die Möglichkeit hat, sich selbst zu regulieren. Sollten die Attacken öfter auftreten und eine medikamentöse Behandlung sinnvoll erscheinen, sprechen Sie mit dem Kinderarzt. Die gängigen Arzneimittel für Migräne sind in der Dosierung auf einen Erwachsenen ausgerichtet und sollten in keinem Fall einfach von Kindern eingenommen werden. Versuchen Sie, den Auslöser bei Ihrem Kind herauszufiltern und diesen zu vermeiden. Achten Sie außerdem darauf, dass Ihr Kind genügend Schlaf bekommt, sich an der frischen Luft bewegt und ausreichend trinkt. Weiterhin eignen sich auch viele Entspannungstechniken für Kinder, die Sie prima gemeinsam machen können. Kinder können Schmerzen oft nicht richtig lokalisieren, vor allem je jünger sie sind. Dokumentieren Sie die Häufigkeit und Dauer der Kopfschmerzen und sprechen Sie mit Ihrem Arzt.

Präventionsmaßnahmen bei Migräne

Migräne ist bisher nicht heilbar, aber durch medikamentöse Behandlung und verschiedene Präventionsmöglichkeiten können die Attacken verringert und die Symptome gemildert werden. Zu den wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen zählen eine gesunde Lebensweise mit:

  • Regelmäßigen sportlichen Aktivitäten wie Joggen, Schwimmen oder Walken, idealerweise an der frischen Luft.
  • Einer ausgewogenen und vitaminreichen Ernährung.
  • Einer täglichen Flüssigkeitsversorgung von mindestens zwei Litern.
  • Ausreichend Pausen für die Augen bei Bildschirmarbeit.
  • Regelmäßigen Entspannungsübungen oder Entspannungstechniken wie Yoga, Pilates oder Autogenes Training.

Kopfschmerzkalender

Bei häufigen Kopfschmerzen ist es ratsam, einen Kopfschmerzkalender zu führen. Dort können Sie Kopfschmerzattacken und Begleiterscheinungen eintragen, die Schwere der Schmerzen skalieren und Angaben über eingenommene Medikamente machen. Der Kalender hilft Ihrem Arzt dabei, Häufigkeit, Dauer und Verlauf des Kopfschmerzes besser zu überblicken und in Verbindung mit einem Gespräch zu Ihren Lebensgewohnheiten zu einer Diagnose zu kommen. Mittlerweile gibt es zahlreiche kostenfreie Kopfschmerz-Apps, die das Eintragen und Führen Ihres Kopfschmerzkalenders vereinfachen.

Migräne mit Aura

Etwa ein Viertel der Menschen mit Migräne haben bereits vor der Kopfschmerzattacke neurologische Symptome, was als sogenannte Aura bezeichnet wird. Typische Symptome einer Migräne-Aura sind Sehstörungen in Form von Flimmersehen, die von den Patientinnen als Blitze, Punkte, Zacken- oder wellenförmige Bewegungen wahrgenommen werden und die sich meist langsam über das Gesichtsfeld ausbreiten. Häufig kommt es auch zu fleckförmigen Ausfällen des Gesichtsfeldes, das heißt Patientinnen sehen nur noch einen Teil der Umwelt oder einer Person. Weitere, seltenere Symptome sind vorübergehende Sprachstörungen oder Sensibilitätsstörungen, sehr selten auch Lähmungen einer Körperhälfte.

Die Ursachen von Migräne mit Aura sind vielschichtig und werden durch eine Kombination von genetischen, persönlichen und umweltbedingten Faktoren beeinflusst. Genetische Faktoren spielen eine bedeutende Rolle, und bestimmte Genvarianten wurden mit einem erhöhten Risiko für Migräne mit Aura in Verbindung gebracht. Es wird angenommen, dass eine komplexe Wechselwirkung zwischen neurochemischen Prozessen im Gehirn, der Dysregulation von Neurotransmittern und einer gesteigerten neuronalen Erregbarkeit eine Rolle spielt.

Für viele Betroffene können bestimmte Triggerfaktoren Anfälle auslösen, wie z. B. Stress, hormonelle Veränderungen, Schlafmangel, bestimmte Lebensmittel und Getränke, intensive Gerüche, grelles Licht und starke körperliche Anstrengung.

Vestibuläre Migräne

30 bis 50 Prozent der migränekranken Patienten leiden während einer Kopfschmerzattacke zusätzlich an Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen. Diese Form der Erkrankung wird als vestibuläre Migräne oder Schwindelmigräne bezeichnet. Häufig treten die Symptome auch ohne Kopfschmerzen auf und werden daher nicht mit einer Migräne in Verbindung gebracht, sondern mit anderen Krankheiten wie Morbus Menière.

Typische Anzeichen einer Schwindelmigräne sind Drehschwindel, Unsicherheiten im Gehen oder Stehen, die zwischen 5 Minuten und 72 Stunden andauern können. Der Schwindel kann sich bei Veränderung der Körperlage verstärken und von zuckenden Augenbewegungen begleitet sein. Auch Licht oder sich bewegende Objekte können den Schwindel auslösen.

Die Therapie der Schwindelmigräne ähnelt der einer normalen Migräne. Gegen den Schwindel kommen zudem spezielle Medikamente, sogenannte Antivertiginosa, zum Einsatz.

Migräne mit Hirnstammaura

Die Migräne mit Hirnstammaura ist eine sehr seltene Form der Migräne mit Aura. Im Gegensatz zu anderen Formen der Migräne mit Aura, bei denen die Durchblutungsstörungen in der Großhirnrinde auftreten, treten die Durchblutungsstörungen bei dieser Unterform im Hirnstamm auf. Daher betreffen die Beschwerden auch die Bereiche, die im Hirnstamm gesteuert werden, zum Beispiel die Motorik.

Typische Symptome sind Sprachstörung, Schwindel, Tinnitus, Hörminderung, Doppeltsehen, beidseitige Sehstörung, Ataxie, Störung des Bewusstseins und beidseitig auftretendes Taubheitsgefühl.

Triptane, Schmerzmittel, die speziell zur Behandlung von Migräne entwickelt wurden, sind bei der Migräne mit Hirnstammaura nicht empfohlen, da sie eine Verengung der Arterien im Gehirn bewirken.

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