Multiple Sklerose: Welcher Arzt ist Spezialist?

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vielfältige Symptome und Verläufe aufweisen kann. Die Betreuung von MS-Patienten erfordert ein umfassendes diagnostisches und therapeutisches Spektrum, weshalb die Wahl des richtigen Spezialisten entscheidend ist. Dieser Artikel beleuchtet, welche Ärzte und Einrichtungen auf die Behandlung von MS spezialisiert sind und welche Leistungen sie anbieten.

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose, auch Encephalomyelitis disseminata genannt, ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Dabei kommt es zu herdförmigen Entzündungsstellen (Läsionen) in Gehirn und Rückenmark. Weltweit sind etwa 2,5 Millionen Menschen betroffen, wobei Frauen etwa doppelt so häufig erkranken wie Männer. Die Erkrankung ist durch den Verlust der Myelinscheiden der Nervenfasern gekennzeichnet. Die Ursache der MS ist bis heute unbekannt, jedoch wird eine autoreaktive Antwort des Körpers auf ein Antigen vermutet, die zu einem Angriff des eigenen Immunsystems gegen die Myelinscheiden führt.

Die MS zeigt eine hohe Variabilität in ihrer Ausprägung. Je nach Lage der Läsionen können vielfältige neurologische Symptome auftreten. Auch die Verläufe der Erkrankung sind unterschiedlich: Sie kann schubförmig oder fortlaufend schlechter verlaufen.

Symptome der Multiplen Sklerose

Die Symptome einer MS-Erkrankung sind sehr variabel und individuell. Häufig beginnt die MS schubförmig mit einem klinischen Symptom, was als "klinisch isoliertes Syndrom" bezeichnet wird. Dies ist eine Vorstufe der MS, wobei etwa 80 % der Betroffenen ein weiteres klinisches Syndrom entwickeln und somit die Diagnose MS erhalten. Die häufigsten Symptome sind:

  • Sehstörungen
  • Gefühlsstörungen
  • Dauerhafte Müdigkeit

Diese Symptome bilden sich oft innerhalb von Tagen oder Wochen unvollständig oder vollständig zurück. Im weiteren Verlauf können weitere Schübe mit gleichen oder neuen Symptomen auftreten, wie z.B.:

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  • Motorische Störungen
  • Störungen der Blasenentleerung
  • Störungen der Sexualfunktion
  • Tremor bei Bewegung
  • Tagesmüdigkeit
  • Depressivität
  • Gedächtnisstörungen
  • Konzentrationsstörungen

Diagnose der Multiplen Sklerose

Die Diagnose der MS erfolgt in drei Schritten:

  1. Anamnese-Gespräch: Der Arzt äußert den Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems.
  2. Laboruntersuchungen und MRT-Bilder: Andere Erkrankungen (Differentialdiagnosen) werden ausgeschlossen.
  3. Räumliche und zeitliche Dissemination: Mindestens zwei Läsionen an unterschiedlichen Zeitpunkten oder Orten im Körper müssen nachgewiesen werden.

Erst wenn diese Kriterien erfüllt sind, kann eine Multiple Sklerose diagnostiziert werden.

Verlaufsformen der Multiplen Sklerose

Man unterscheidet drei verschiedene Verlaufsformen der Multiplen Sklerose:

  1. Schubförmig remittierende MS (RRMS): Patienten erleiden Schübe von klinischen Symptomen, die sich nach Tagen bis Wochen (fast) vollständig zurückbilden. Zwischen den Schüben besteht keine Krankheitszunahme. Dies ist die häufigste Form (ca. 85 % der MS-Patienten).
  2. Sekundär progrediente MS (SPMS): Sie entwickelt sich aus der RRMS. Die Behinderung nimmt immer weiter zu, wobei auch Schübe vorkommen können.
  3. Primär progrediente MS (PPMS): Die Behinderung verschlimmert sich kontinuierlich ohne Schübe. Diese Form hat die schlechtere Prognose (ca. 15 % der MS-Patienten).

Therapie der Multiplen Sklerose

Es gibt derzeit keine Therapie, die die Ursache der Multiplen Sklerose behandelt. Die Therapie besteht aus drei Säulen:

  1. Schubtherapie: Bei einem akuten Schub werden über 3-5 Tage hohe Dosen an Kortisol gegeben.
  2. Verlaufsmodifizierende Therapie: Immunsuppressive und immunmodulierende Medikamente werden eingesetzt, um die Schubintervalle zu verlängern und die Krankheitsaktivität zu verringern.
  3. Symptomatische Therapie: Physiotherapie, Ergotherapie, Psychotherapie und ähnliche Maßnahmen werden eingesetzt, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Rehabilitation bei MS

Das Ziel einer Rehabilitation ist die Erhaltung der Leistungsfähigkeit, Selbständigkeit und Teilhabe am sozialen Leben. Bei MS-Patienten stehen die Symptomlinderung von Spastik, Schmerzen sowie Blasen- und Darmproblemen im Vordergrund. Außerdem sollen die Motorik und kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen aufrechterhalten werden. Die Reha-Maßnahmen können ambulant oder stationär durchgeführt werden.

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Spezialisten für Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose fällt in das Gebiet der Fachärzte für Neurologie. In großen Kliniken arbeiten diese Ärzte eng mit Neuroradiologen zusammen, um die Diagnose zu stellen und die Therapie zu planen.

Neurologen

Neurologen sind die primären Ansprechpartner für MS-Patienten. Sie sind spezialisiert auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems. Ein Neurologe mit Schwerpunkt auf MS verfügt über spezielle Kenntnisse und Erfahrungen in der Behandlung dieser komplexen Erkrankung.

Aufgaben des Neurologen:

  • Diagnosestellung und Differenzialdiagnostik
  • Festlegung der individuellen Therapieziele
  • Verordnung und Überwachung der medikamentösen Therapie
  • Koordination der verschiedenen Therapiebausteine (Physiotherapie, Ergotherapie, etc.)
  • Beratung des Patienten und seiner Angehörigen

Neuroradiologen

Neuroradiologen sind auf die bildgebende Diagnostik des Nervensystems spezialisiert. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Diagnose der MS, da sie die Läsionen im Gehirn und Rückenmark sichtbar machen können.

Aufgaben des Neuroradiologen:

  • Durchführung und Auswertung von MRT-Untersuchungen
  • Beurteilung der Krankheitsaktivität anhand der MRT-Bilder
  • Unterstützung bei der Differenzialdiagnostik

MS-Zentren und -Kliniken

MS-Zentren und -Kliniken sind spezialisierte Einrichtungen, die eine umfassende Versorgung von MS-Patienten anbieten. Sie verfügen über ein interdisziplinäres Team von Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften, die auf die Behandlung von MS spezialisiert sind.

Leistungen von MS-Zentren und -Kliniken:

  • Ambulante und stationäre Behandlung
  • Spezialisierte Sprechstunden
  • Diagnostik und Therapieplanung
  • Immunmodulatorische und immunsuppressive Therapien
  • Symptomatische Therapie
  • Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie
  • Psychologische Betreuung
  • Sozialberatung
  • Schulungen für Patienten und Angehörige
  • Studienteilnahme

Einige Beispiele für spezialisierte Kliniken und Zentren in Deutschland sind:

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  • Marianne-Strauß-Klinik (MSK) in Bayern: Eine neurologische Fachklinik, die sich auf die Behandlung der Multiplen Sklerose spezialisiert hat. Sie begleitet Patienten durch alle Stadien der Erkrankung und sichert die Schnittstelle zwischen Akutmedizin und Rehabilitation.
  • Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke: Verfügt über ein zertifiziertes MS-Zentrum, das eine umfassende Beratung und Behandlung mithilfe aller verfügbarer krankheitsspezifischer Therapieverfahren anbietet.
  • Schön Kliniken: Spezialisiert auf die Diagnostik und Behandlung von Multipler Sklerose.
  • Krankenhaus Nordwest: Bietet eine spezialisierte Sprechstunde mit einem umfassenden diagnostischen und therapeutischen Spektrum an.

Weitere Fachkräfte

Neben Neurologen und Neuroradiologen können auch andere Fachkräfte in die Behandlung von MS-Patienten eingebunden sein:

  • Physiotherapeuten: Sie helfen, dieMotorik und Koordination zu verbessern.
  • Ergotherapeuten: Sie unterstützen beiAlltagsaktivitäten und derErhaltung derSelbstständigkeit.
  • Logopäden: Sie behandelnSprach- undSchluckstörungen.
  • Psychologen: Sie bietenpsychologische Unterstützung bei derBewältigung derErkrankung.
  • Sozialarbeiter: Sie beraten zusozialen undfinanziellen Fragen.

Wie finde ich den richtigen Spezialisten?

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) bietet eine unabhängige Orientierungshilfe bei der Suche nach einer fachgerechten Versorgung. Das DMSG-Zertifikat für Kliniken und Praxen weist MS-Erkrankten den Weg zu einer qualitativ hochwertigen, von Leitlinien gestützten akuten und rehabilitativen Behandlung durch auf MS spezialisierte Neurologen und andere MS-Fachkräfte.

Kriterien für ein DMSG-zertifiziertes Zentrum:

  • Qualitativ hochwertige, von Leitlinien gestützte Behandlung
  • Spezialisierte Neurologen und andere MS-Fachkräfte
  • Umfassende Versorgung in allen Krankheitsstadien
  • Regelmäßige Fortbildungen der Mitarbeiter
  • Teilnahme an Qualitätskontrollen

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