Heilsame Klänge: Musik zur Beruhigung der Nerven und Beispiele

Einführung

Musik ist mehr als nur ein akustisches Signal. Sie ist ein universelles Phänomen, das seit jeher eine wichtige Rolle im Leben der Menschen spielt. Musik kann uns trösten, aufmuntern, uns anregen und uns entspannen. In unserer schnelllebigen und oft stressigen Zeit suchen viele Menschen nach Wegen, um zur Ruhe zu kommen und ihre Nerven zu beruhigen. Musik kann hierbei eine wertvolle Hilfe sein. Musik hat viele Wirkungen auf uns und kann bei der Behandlung von Stress und Burnout zu Hause eingesetzt werden.

Die entspannende Wirkung von Musik

Musik hat eine erhebliche entspannende Wirkung; sie senkt den Blutdruck und verringert die Ausscheidung des Stresshormons Kortisol. Musik baut Stress ab, beruhigt fast so gut wie ein Medikament und hält dazu noch jung. Wissenschaftler haben herausgefunden, wie das Musikhören diese Wirkung erzielt. Die Nervenimpulse gelangen auch zum vegetativen Nervensystem, das Herzschlag und Atmung beeinflusst.

In einer britischen Studie lauschten Zuhörer dem Stück „Weightless“ des Trios Marconi Union: Ihr Stresslevel nahm um bis zu 65 Prozent ab. Blutdruck und Atemfrequenz sanken, Ängste und Sorgen schienen durch den entspannten Sound wie weggeweht. Damit gilt „Weightless“ als der entspannendste Song der Welt.

Ärzte der Ruhr-Universität Bochum machten ähnliche Erfahrungen mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart: Beim Lauschen der Symphonie Nr. 40, g-Moll (KV 550) sank die Herzfrequenz der Probanden um etwa sieben Schläge pro Minute, der systolische Blutdruckwert um etwa fünf, der diastolische um etwa drei Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Auch die Konzentration des Stresshormons Cortisol sank messbar.

Wie Musik im Gehirn verarbeitet wird

Musik wird von Hirnforschern gerne gewählt, um etwas über unser Denkorgan zu lernen, weil sie alle Ebenen anspricht, von den einfachsten Reflexen bis zu komplexen Gedanken über die Schönheit eines Stückes. Musik spricht alle Ebenen des Gehirns an.

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Das Gehirn verarbeitet Musik ähnlich wie Sprache. Musik ist allgegenwärtig und lässt sich kaum aus unserem Leben ausblenden. Musik löst reflexartig emotionale Reaktionen aus. Die Erfahrung, dass Klänge wirken können, ohne uns etwas Bestimmtes mitzuteilen, begleitet uns über die ganze Lebensspanne. Dementen Menschen ist es oft noch möglich, sich an Lieder zu erinnern, wenn sie kaum noch auf Sprache zugreifen können.

Ganz besonders deutliche Spuren hinterlässt aktives Musizieren im Gehirn. Bei Musikern ist das Corpus callosum vergrößert, der Balken, der beide Gehirnhälften verbindet. Außerdem weist die Hörrinde im Vergleich zu Kontrollpersonen bis zu 130 Prozent mehr Volumen auf.

Musik als Therapie

Musiktherapie ist eine echte Heilmethode gegen Stress und Schlafstörungen. Das Musikerlebnis wirkt sich positiv auf die kognitiven Funktionen, die motorischen Fähigkeiten und die emotionale Entwicklung aus. Eingesetzt wird diese Therapie in der Schwangerschaft, bei Tinnitus (tinnituszentrierte Musiktherapie), im erzieherischen Umfeld sowie in der onkologischen, palliativen und geriatrischen Medizin. Auch in der Psychiatrie findet sie erfolgreich Anwendung. Darüber hinaus reduziert Musiktherapie die Symptome von Schizophrenie, kontrolliert Angstzustände und kann autistischen Kindern helfen.

Beruhigende Musik kann eine wichtige Schlafhilfe sein. Schlafmusik ist in der Lage, die Aktivität des sympathischen Nervensystems zu reduzieren, den Blutdruck, die Herz- und die Atemfrequenz zu senken und Angstzustände zu lindern.

ASMR und andere entspannende Klänge

Für Menschen, die an Schlaflosigkeit leiden, gibt es Hörstimuli, die schläfrig machen und entspannungsfördernd wirken können. Zu diesen gehört ASMR - Autonomous Sensory Meridian Response bzw. ASMR-Geräusche. Das bedeutet „autonome sensorische Meridianreaktion“ und bezeichnet per Definition eine Reaktion des Gehirns auf unterschiedliche Klänge. Zu den populären ASMR-Geräuschen zählen z. B. das Geräusch des Zerknüllens von Papier, des Tickens von Fingernägeln auf einer festen Oberfläche oder eines leisen Flüsterns. Diese Geräusche lösen ein angenehmes und entspanntes Gefühl aus, das u. a. beim Einschlafen helfen kann.

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Neben Musik sind auch Naturgeräusche und weißes Rauschen hervorragend geeignet, um uns in einen tiefen Schlaf zu begleiten.

Musik und Hormone

Wenn man Musik hört, werden im Gehirn chemische Stoffe und Hormone freigesetzt, die stimmungsaufhellend wirken, Angstzustände reduzieren, Freude vermitteln und die Konzentration fördern. Musik trägt, sowohl wenn sie gehört als auch wenn sie praktiziert wird, zur Freisetzung bestimmter, für die geistige Gesundheit wesentlicher Stoffe bei, darunter Dopamin, das Glückshormon Serotonin und Oxytocin - ein Hormon, das unser Sozialverhalten beeinflusst und unsere Empathie-Neigung stimuliert.

Die Bedeutung des Gehörs

Beim Menschen ist das Gehör der erste Sinn, der sich entwickelt. Nach drei Schwangerschaftsmonaten kann der Fötus bereits hören und zwei Monate vor der Geburt ist der in der Lage, Rhythmus wahrzunehmen. Für Kinder ist entspannende Musik ein externer Reiz, der ihnen hilft, Stress abzubauen. Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und Pflanzen reagieren auf Klangreize. Wie bei den Menschen stimulieren auch bei ihnen Musiknoten das Nervensystem.

Der Mozart-Effekt

1993 kam erstmals die Vermutung auf, dass das Anhören der Sonate in D-Dur für zwei Klaviere (KV 448) von Wolfgang Amadeus Mozart für eine bessere visuell-räumliche Verarbeitung sorgt und somit auch einen positiven Einfluss auf unseren IQ hat. Eine neue Forschungsarbeit führte nun mehrere Versuche mit Epilepsie-Patienten und Epilepsie-Patientinnen, bei denen bisher kein Medikament angeschlagen hat, durch. Es zeigte sich, dass sich ab einer Hördauer von 30 Sekunden eine beruhigende Wirkung einstellt. Die Anzahl der Ausschläge in der Hirnstromableitung reduzierte sich um 66,5%. Die Auswirkungen waren am stärksten im rechten und linken präfrontal Kortex, das sind die Regionen im Gehirn, die für die emotionalen Reaktionen verantwortlich sind.

Selbstregulation und das autonome Nervensystem

Wir leben in einem Informationskrieg. KI-Krieg. Wir als Menschen - und vor allem die Kinder! - sind völlig überfordert. Unser autonomes Nervensystem ist nicht für Informationsflut (jeglicher Art) ausgelegt. Umso wichtiger wird unsere Fähigkeit zur Selbstregulation: also die eigene Balance zwischen Anspannung und Entspannung, Produktivität und Erholung, zwischen Alarmbereitschaft und einem Gefühl von Sicherheit immer wieder herzustellen.

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Das Safe and Sound Protocol (SSP)

Das SSP verbindet neueste neurowissenschaftliche Erkenntnisse mit dem uralten Medium Musik. Es wirkt direkt auf das autonome Nervensystem über unseren Entspannungsnerv (Vagusnerv) und hilft, Stressreaktionen, Ängste und Überforderung nachhaltig zu mildern. Das SSP besteht aus einer Serie von Musikstücken, die mithilfe eines speziellen Algorithmus so gefiltert werden, dass sie die für soziale Sicherheit entscheidenden Frequenzbereiche hervorheben.

Was macht einen Song nervig?

Wann wir einen Song als nervig empfinden, hängt von verschiedenen Eigenschaften des Stücks, von unserem eigenen Geschmack und von der Situation ab, in der wir das Lied hören. Weil das Kinderlied "Baby Shark" so simpel und repetitiv ist, fängt er schnell an zu nerven. Es gibt aber auch das Phänomen, dass aus Ohrwürmern irgendwann die nervigsten Songs werden. Wann der Wendepunkt erreicht ist, dass aus dem Ohrwurm der Nervsong wird, ist schwer zu sagen. Aber laut dem Musikpsychologen Mats Küssner hängt das mit der Veränderung vom Gefallen hin zur Sättigung zusammen.

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