Muskelschmerzen, Krämpfe, Müdigkeit: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Muskelschmerzen, Krämpfe und Müdigkeit sind weit verbreitete Beschwerden, die viele Ursachen haben können. In einigen Fällen können sie auf spezifische Erkrankungen wie das Fibromyalgiesyndrom (FMS) hinweisen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Muskelschmerzen, Krämpfen und Müdigkeit und bietet einen umfassenden Überblick über das Fibromyalgiesyndrom, seine Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Ursachen von Muskelschmerzen, Krämpfen und Müdigkeit

Muskelschmerzen, Krämpfe und Müdigkeit können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Dazu gehören:

  • Überanstrengung und Verletzungen: Intensive körperliche Aktivität oder Verletzungen können zu Muskelkater, Zerrungen oder Krämpfen führen.
  • Dehydration und Elektrolytungleichgewicht: Ein Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten wie Natrium, Kalium und Magnesium kann Muskelkrämpfe und Müdigkeit verursachen.
  • Infektionen: Virale oder bakterielle Infektionen wie Grippe, Erkältung oder Lyme-Borreliose können Muskelschmerzen und Müdigkeit auslösen.
  • Chronische Erkrankungen: Bestimmte chronische Erkrankungen wie Fibromyalgie, chronisches Müdigkeitssyndrom (ME/CFS), rheumatoide Arthritis, Lupus und Schilddrüsenfunktionsstörungen können zu Muskelschmerzen, Krämpfen und Müdigkeit führen.
  • Medikamente: Einige Medikamente, wie Statine (zur Cholesterinsenkung) oder Protonenpumpenhemmer, können als Nebenwirkung Muskelschmerzen verursachen.
  • Stress und psychische Belastungen: Chronischer Stress, Angstzustände und Depressionen können sich körperlich äußern und zu Muskelverspannungen, Schmerzen und Müdigkeit führen.
  • Bewegungsmangel: Physische Aktivität ist wichtig für das Wohlbefinden. Daher könnte wiederum Bewegungsmangel dazu beitragen, Schmerzreize intensiver wahrzunehmen und damit die Fibromyalgie zu fördern.
  • Ernährungsmängel: Mangelernährung und Gewichtsverlust können eine Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen zur Folge haben. Doch diese benötigt der Körper für wichtige Stoffwechselprozesse. Sind diese beeinträchtigt, wird nicht genügend Energie umgesetzt.

Das Fibromyalgiesyndrom (FMS)

Definition und Häufigkeit

Fibromyalgie, auch bekannt als Fibromyalgiesyndrom (FMS) oder Faser-Muskel-Schmerz, ist eine chronische Schmerzerkrankung, die sich durch umfassende Schmerzen in Muskeln, Sehnen und anderen Weichteilstrukturen äußern kann. Manchmal wird sie daher auch als „Weichteilrheuma“ bezeichnet. Aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichsten Symptome bezeichnen einige Mediziner die Krankheit auch als „Chamäleon“. Es handelt sich um ein funktionelles somatisches Syndrom, das keine organische Krankheit darstellt, sondern vielmehr eine Störung der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung.

Schätzungen zufolge leben 3 bis 6 % der Menschen in den Industriestaaten mit dieser Erkrankung, wobei etwa 80 % der Betroffenen Frauen sind. Die Erkrankung wird meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr festgestellt. Allerdings können auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Fibromyalgie-Beschwerden haben.

Symptome

Die Hauptsymptome des Fibromyalgiesyndroms umfassen:

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  • Chronische Schmerzen: Du leidest unter anhaltenden Schmerzen, die verschiedene Körperregionen wie Muskeln oder Sehnen betreffen oder in anderen Weichteilstrukturen auftreten. Die Schmerzen sind oft langanhaltend und können sich über Monate erstrecken. Die Schmerzen fühlen sich oft an wie eine Muskelzerrung oder ein heftiger Muskelkater. Sie sind häufig unberechenbar und können jeden Tag anders sein, zum Beispiel unterschiedlich stark, oder sie treten an verschiedenen Stellen im Körper auf.
  • Schlafstörungen und Erschöpfung (Fatigue): Wenn du Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen feststellen solltest, bist du ebenfalls nicht allein. Schlechter Schlaf kann sogar andere Symptome verstärken. Sowohl körperliche als auch geistige Erschöpfung sind häufige Begleiterscheinungen.
  • Kognitive Probleme (‚Fibro-Nebel‘): Auch Konzentrationsprobleme oder Vergesslichkeit können auftreten und es dir erschweren, klare Gedanken zu fassen.

Zusätzlich können folgende Symptome auftreten:

  • Kopfschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Gefühlsstörungen an Händen und Füßen
  • Verstärkte Menstruationsbeschwerden
  • Herzrasen
  • Luftnot
  • Allgemein erhöhte Schmerzempfindlichkeit, insbesondere auf Druck an der Haut

Die Beschwerden ändern sich von Tag zu Tag oder sogar innerhalb eines Tages in ihrer Intensität beziehungsweise Art. Diese Unbeständigkeit erschwert die Suche nach einer geeigneten Behandlung oder Schmerztherapie zusätzlich. Der Verlauf der Krankheit kann von Patient zu Patient individuell sein.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen des Fibromyalgiesyndroms sind bis heute nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch mehrere Hypothesen und Modelle, die versuchen, die Entstehung der Erkrankung zu erklären:

  • Gestörte Schmerzverarbeitung: Ärzte vermuten derzeit, dass Fibromyalgie mit einer Fehlregulation der Schmerzverarbeitung im Nervensystem zusammenhängen könnte. Eine der führenden Theorien besagt, dass bei Fibromyalgie-Patienten die zentrale Schmerzwahrnehmung verändert ist. Die Schmerzschwelle ist niedriger, sodass das Gehirn bereits leichte Reize als Schmerz wahrnimmt und diesem eine größere Bedeutung beimisst.
  • Genetische Veranlagung: Untersuchungen zeigen, dass Fibromyalgie in einigen Familien gehäuft auftritt. Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen könnten, da Fibromyalgie oft familiär gehäuft auftritt.
  • Traumata & Stress: Zusätzlich scheinen biographische Ereignisse wie physische oder emotionale Traumata sowie chronischer Stress eine Rolle zu spielen. Wenn du großem psychosozialenm Druck in deiner Vergangenheit ausgesetzt warst, könnte die Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch der Krankheit erhöht sein.
  • Neuroinflammation: Neuroinflammation, also Entzündungen im Nervensystem, sind ein weiterer, potentieller Ansatz in der Fibromyalgie-Forschung.
  • Weitere Risikofaktoren: Geschlecht und Alter: Frauen sind häufiger betroffen als Männer, und die Erkrankung tritt meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf. Lebensstilfaktoren: Rauchen, Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität können das Risiko erhöhen, an Fibromyalgie zu erkranken.

Diagnose

Die Diagnosestellung ist häufig schwer. Zudem gibt es bislang keine spezifische Untersuchungsmethode, die Fibromyalgie sicher nachweist. Daher versuchen Ärzte nach und nach andere Ursachen auszuschließen, um das Fibromyalgiesyndrom festzustellen. Die Diagnose des Fibromyalgiesyndroms ist komplex und basiert hauptsächlich auf der Anamnese und einer körperlichen Untersuchung. Die Diagnose erfolgt anhand von Kriterien wie dem Widespread Pain Index (WPI) zur Lokalisierung der Schmerzen und dem Symptom Severity Score (SSS), der die Schwere von Symptomen wie Müdigkeit oder kognitiven Problemen bewertet.

Standardisierte Fragebögen und Schmerzindizes wie Widespread Pain Index (WPI) sollen dabei helfen, die Verbreitung der Schmerzen in deinem Körper einzuschätzen. So kann dein Arzt andere Krankheiten wie rheumatoider Arthritis, Lupus oder Schilddrüsenfunktionsstörungen ausschließen.

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Behandlung

Eine Heilung gibt es bisher nicht, jedoch können unterschiedliche Maßnahmen die Beschwerden lindern. Da die Beschwerden beim Fibromyalgiesyndrom sehr unterschiedlich sind, muss der Arzt die Therapie individuell auf die Betroffenen abstimmen. Das erfordert viel Geduld und gegenseitiges Vertrauen. Die Leitlinie zu „Definition, Ursachen, Diagnostik und Therapie des Fibromyalgie-Syndroms“ ist dabei für Arzt und Patient gleichermaßen Hilfestellung. Sie gibt Tipps zur Diagnose und Therapie. Neben der wissenschaftlichen Leitlinie gibt es eine laienverständliche Patientenleitlinie, die auf den Informationsbedarf von Betroffenen zugeschnitten ist.

Oft ist es hilfreich, wenn Ärzte dabei mit Psychologen, Physiotherapeuten und Selbsthilfegruppen zusammenarbeiten.

Die wichtigsten Therapieansätze und Behandlungsmöglichkeiten:

  1. Medikamentöse Therapie:

    • Antidepressiva zeigen bei etwa der Hälfte der Betroffenen Wirkung, zumindest für eine gewisse Zeit. Sie können den Schlaf verbessern, Schmerzen mindern und Verspannungen lösen. Die Dosis in der Fibromyalgie-Therapie ist geringer als bei der Behandlung von Depressionen. Ein Gewöhnungseffekt ist nicht bekannt.
    • Krampflösende Mittel (Antikonvulsiva) werden verschrieben, wenn Ärztinnen und Ärzte eine medikamentöse Therapie in Betracht ziehen.
    • Sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (Schmerzmittel, die bei der Rheumatherapie eingesetzt werden) haben sehr oft Nebenwirkungen. Daher sollten sie nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Generell sind Schmerzmittel bei Fibromyalgie nur selten eine Hilfe. Ihr Effekt ist meistens recht gering. Betäubungsmittel sollten nicht angewendet werden, auch Cannabispräparate werden aktuell nicht empfohlen. Kortison-Präparaten sind ungeeignet.
  2. Nicht-medikamentöse Therapie:

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    • Bewegung und Sport: Unserer Auffassung nach, kannst du der Krankheit mit einer Kombination aus Bewegung und physikalischer Therapie begegnen. Wir raten daher zur regelmäßigen, maßvollen Bewegung wie Ausdauertraining - zum Beispiel leichtes Joggen, Schwimmen oder Radfahren. Auch gymnastische Übungen können helfen, die Muskeln aufzulockern. Bewegung in warmem Wasser vertragen Menschen mit einem Fibromyalgiesyndrom meistens gut. Sinnvoll können auch bestimmte Sportarten sein, zum Beispiel die folgenden: Gehen, Nordic-Walking, Schwimmen, Fahrradfahren, Tanzen, Muskelaufbautraining.
    • Psychotherapie: Darüber hinaus ist die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) sinnvoll, um mit den psychischen Belastungen der Erkrankung umzugehen. Damit kannst du Denk- sowie Verhaltensmuster verändern, die einen Einfluss auf die Schmerzempfindung haben. Auch Entspannungstechniken sind in jedem Fall zu empfehlen, etwa: Muskelentspannung nach Jakobsen, Autogenes Training, Meditation, Biofeedback, Entspannung durch Fantasiebilder.
    • Patientenschulung: Bei einer so unterschiedlich verlaufenden Krankheit wie dem Fibromyalgiesyndrom ist es besonders wichtig, dass die Patienten gut informiert sind - über die Krankheit selbst, die Behandlungsmöglichkeiten wie auch über ihre Perspektive, die sich ihnen bietet. Dies alles erfahren Betroffene im Patienten-Schulungsprogramm „Fibromyalgie“, das die Rheuma-Liga, Rehakliniken und rheumatologische Arztpraxen anbieten.
  3. Selbsthilfe und Eigenübungen:

    • Viele Menschen mit FMS vermeiden zunächst schmerzhafte Bewegungen - dabei sind die richtige Bewegung und Muskelentspannung essentiell. Nicht von ungefähr erhalten körperliche Übungen als einzige Therapievariante das Prädikat „stark empfohlen“ in den Leitlinien der Europäischen Rheumatologen (European League Against Rheumatism, EULAR).
    • Selbsthilfe und Eigenübungen können dich bei deinem Ziel unterstützen, die FMS-Symptome zu reduzieren. Du weißt selbst, an welchen Körperregionen deine Beschwerden jetzt gerade aktuell sind. Wir haben dir unterschiedliche Übungen von Kopf bis Fuß zusammengetragen, sodass du selbst die passende Übung für dich auswählen kannst. ✅ Orientiere dich immer an deinem persönlichen Wohlfühlschmerz. Achte bei jeder Dehnung auf die Intensität des Schmerzes, denn du sollst dabei aber noch ruhig atmen können und nicht verkrampfen. ✅ Übe mindestens einmal pro Tag an 6 Tagen pro Woche.

Weitere Ursachen von Müdigkeit

Neben Fibromyalgie gibt es viele andere Ursachen für Müdigkeit, die oft mit Muskelschmerzen und Krämpfen einhergehen können. Dazu gehören:

  • Chronische Fatigue: Erschöpfung und chronische Schmerzen im ganzen Körper? Hierbei kann es sich um ein Fibromyalgiesyndrom (FMS), zu Deutsch „Faser-Muskel-Schmerz“, handeln. Müdigkeit bzw. körperlicher und/oder geistiger Erschöpfungsneigung.
  • Tumorerkrankung: Eine mögliche Ursache für die akute Fatigue ist eine Tumorerkrankung. Tumorzellen wachsen schneller als gesunde Zellen und verbrauchen daher viel mehr Energie.
  • Tumortherapie: Auch die Tumortherapie ist eine häufige Ursache - gerade für die akute Fatigue. Vor allem Chemo- und Strahlentherapie wirken auf die Blutbildung im Knochenmark.
  • Anämie: Eine weitere mögliche Ursache für Fatigue ist Anämie. Dabei kommt es zu einer Verringerung der Anzahl roter Blutkörperchen. Diese transportieren den Sauerstoff aus der Lunge über den Blutkreislauf in den gesamten Körper.
  • Sepsis: Eine Sepsis ist eine extreme Immunreaktion des Körpers auf eine bakterielle Infektion. Eine schwere Sepsis oder ein septischer Schock sind lebensbedrohlich.
  • Schlafstörungen: Schlafstörungen können ebenfalls zu Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen führen.
  • Psychische Belastung: Chronische Krankheiten und besonders Krebs sind eine große psychische Belastung für Betroffene. Die Angst vor einer veränderten Lebenssituation oder dem Tod kann traurig und hoffnungslos machen und Depressionen und Stress verursachen.

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