Fieber nach Schlaganfall: Ursachen, Auswirkungen und Behandlungsansätze

Fieber nach einem Schlaganfall ist ein häufiges Phänomen, das verschiedene Ursachen haben kann und die Prognose des Patienten negativ beeinflussen kann. Es ist wichtig, die Ursachen zu verstehen, um die richtigen Behandlungsstrategien anzuwenden und die bestmögliche Genesung zu fördern. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Fieber nach einem Schlaganfall, einschließlich der Ursachen, Auswirkungen auf den Körper und die verfügbaren Behandlungsoptionen.

Ursachen von Fieber nach einem Schlaganfall

Fieber nach einem Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben, die in zwei Hauptkategorien unterteilt werden können: infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen.

Infektiöse Ursachen

Infektionen sind eine häufige Ursache für Fieber nach einem Schlaganfall. Schlaganfallpatienten sind aufgrund der Immunsuppression, die durch den Schlaganfall selbst verursacht wird, anfälliger für Infektionen. Die häufigsten Infektionen bei Schlaganfallpatienten sind:

  • Lungenentzündung: Schlaganfallpatienten haben ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen, da sie häufig Schluckstörungen haben und bettlägerig sind.
  • Harnwegsinfektionen: Harnwegsinfektionen sind ebenfalls häufig, insbesondere bei Patienten mit Blasenkathetern.
  • Sepsis: Eine Sepsis entsteht, wenn sich zu viele Krankheitserreger (z.B. Bakterien) im Blut befinden und der Körper die entstandene Infektion nicht mehr lokal begrenzen kann. Auch Viren, Pilze oder Parasiten können eine Sepsis auslösen. Typische Situationen, in denen eine Sepsis auftritt, sind neben Infektionen auch Operation oder das Einführen eines Fremdkörpers, wie Katheter oder künstliche Herzklappen. Besonders gefährdet sind zudem Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Symptome für eine Sepsis sind starke Schmerzen, ein nie gekanntes Krankheitsgefühl, Verwirrtheit, Wesensveränderungen, Herzrasen, niedriger Blutdruck, Atemnot / Kurzatmigkeit, Fieber / Schüttelfrost sowie kalte, feuchte und / oder fleckige Haut. Löst die Sepsis einen septischen Schock aus, fällt der Blutdruck auf ein lebensbedrohlich niedriges Niveau. Betroffen sind vor allem Neugeborene, Menschen ab 50 Jahren und Personen mit eingeschränkter Immunabwehr. Zu den frühen Anzeichen eines septischen Schocks zählen Zittern, Schüttelfrost, ein rapider Temperaturanstieg, warme, gerötete Haut, ein unregelmäßiger Puls, ein abwechselnd steigender und fallender Blutdruck sowie abnehmender Harnfluss.

Nicht-infektiöse Ursachen

Neben Infektionen gibt es auch nicht-infektiöse Ursachen für Fieber nach einem Schlaganfall:

  • Neurologisches Fieber: In einigen Fällen kann das Fieber neurologisch bedingt sein, d.h. durch eine Schädigung des Temperaturregulierungszentrums im Gehirn verursacht werden. Dies ist wahrscheinlicher, wenn keine Infektion gefunden wird und das Fieber trotz Antibiotikabehandlung anhält.
  • Entzündungsreaktion: Ein Schlaganfall löst im Gehirn eine starke Immunreaktion aus. Mikroglia werden aktiviert und locken Immunzellen an. Dadurch wird das Hirngewebe noch stärker beschädigt. Die Entzündungsreaktion bleibt lebenslang bestehen - und zwar nicht nur im Gehirn. Die Entzündung ist nicht nur schlecht: Bestimmte Populationen von Immunzellen fördern die Regeneration. Auch das Blutgerinnungssystem spielt eine Rolle: Die Prozesse beeinflussen sich gegenseitig. Durch einen Schlaganfall wird ein erneutes Gerinnsel wahrscheinlicher. Es gilt, die Vorgänge noch genauer zu verstehen, um gezielt eingreifen zu können.
  • Thromboinflammation: Infolge eines Schlaganfalls lagern sich Blutplättchen an das geschädigte Gewebe im Gehirn an. Gleichzeitig werden lösliche Gerinnungsfaktoren - zunächst Faktor XII - aktiviert. Das setzt die Blutgerinnung in Gang und erhöht das Risiko, dass sich erneut ein Gerinnsel bildet, das das Gefäß verstopft.
  • Arzneimittelnebenwirkungen: Einige Medikamente, die nach einem Schlaganfall eingesetzt werden, können Fieber als Nebenwirkung verursachen.

Auswirkungen von Fieber nach einem Schlaganfall

Fieber nach einem Schlaganfall kann verschiedene negative Auswirkungen auf den Körper haben:

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  • Erhöhte Mortalität: Studien haben gezeigt, dass Fieber nach einem Schlaganfall mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden ist. Eine Studie ergab, dass die kombinierte Odds Ratio (OR) für die Sterblichkeit 1,19 betrug, was einer Risikoerhöhung von 19% entspricht.
  • Schlechtes neurologisches Ergebnis: Fieber kann die neurologische Erholung nach einem Schlaganfall beeinträchtigen. In Tierversuchen haben sich eindeutige negative Effekte von Fieber auf die zerebrale Ischämie nach Hirninfarkt ergeben.
  • Verlängerter Krankenhausaufenthalt: Fieber kann zu einem verlängerten Krankenhausaufenthalt führen, da die Ursache des Fiebers gefunden und behandelt werden muss.
  • Erhöhtes Risiko für Komplikationen: Fieber kann das Risiko für Komplikationen wie Lungenentzündung, Sepsis und Krampfanfälle erhöhen.

Diagnose von Fieber nach einem Schlaganfall

Die Diagnose von Fieber nach einem Schlaganfall umfasst in der Regel die folgenden Schritte:

  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird den Patienten körperlich untersuchen, um nach Anzeichen einer Infektion oder anderen Ursachen für das Fieber zu suchen.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, eine Infektion zu identifizieren und andere Ursachen für das Fieber auszuschließen. Das Blutbild wird fast täglich untersucht, aber die Ursache des Fiebers ist nicht immer zu klären.
  • Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder CT-Scans können helfen, eine Lungenentzündung oder andere Infektionen zu identifizieren.

Behandlung von Fieber nach einem Schlaganfall

Die Behandlung von Fieber nach einem Schlaganfall hängt von der Ursache des Fiebers ab.

Behandlung von infektiösen Ursachen

Wenn das Fieber durch eine Infektion verursacht wird, wird der Patient mit Antibiotika oder anderen antimikrobiellen Medikamenten behandelt. Es ist wichtig, die Sepsis schnellstmöglich zu behandeln, da sie einen septischen Schock mit Organversagen bis hin zum Tod verursachen kann.

Behandlung von nicht-infektiösen Ursachen

Wenn das Fieber nicht durch eine Infektion verursacht wird, können fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol eingesetzt werden, um das Fieber zu senken. Eine Fiebersenkung mit Paracetamol oder mit physikalischen Maßnahmen sei deswegen bereits ab einer Körperkerntemperatur von 37,5 Grad Celsius nötig.

Zusätzliche Maßnahmen

Zusätzlich zu Medikamenten können folgende Maßnahmen helfen, das Fieber zu senken:

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  • Kühlende Maßnahmen: Kühlende Maßnahmen wie kühle Umschläge oder ein kühles Bad können helfen, die Körpertemperatur zu senken.
  • Flüssigkeitszufuhr: Es ist wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu trinken, um eine Dehydration zu vermeiden.

Prävention von Fieber nach einem Schlaganfall

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Risiko von Fieber nach einem Schlaganfall zu verringern:

  • Impfungen: Impfungen gegen Grippe und Lungenentzündung können helfen, Infektionen vorzubeugen.
  • Hygienemaßnahmen: Gute Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen können helfen, die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern.
  • Frühe Mobilisierung: Eine frühe Mobilisierung kann helfen, das Risiko für Lungenentzündungen zu verringern.
  • Überwachung der Körpertemperatur: Eine regelmäßige Überwachung der Körpertemperatur kann helfen, Fieber frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Forschung und zukünftige Behandlungsansätze

Die Forschungsgruppe ImmunoStroke untersucht die Rolle des Immunsystems bei Schlaganfällen. In Studien mit Mäusen gelang es, nachzuweisen, dass den T-Zellen bei diesen Prozessen eine besonders wichtige Rolle zukommt. „In der sehr frühen Phase verstärken sie den Schaden, verschlechtern also den Ausgang eines Schlaganfalls“, berichtet Kleinschnitz. Untersuchungen zu späteren Zeitpunkten legen hingegen nahe, dass bestimmte T-Zellen-Populationen, sogenannte regulatorische T-Zellen, antientzündlich wirken und die Gewebsregeneration fördern. Die Zusammenhänge sind komplex - und noch längst nicht komplett erforscht. Eine wichtige Rolle spielt offenbar das sogenannte Kallikrein-Kinin-System. Indem sie in der akuten Phase verschiedene Komponenten des Kallikrein-Kinin-Systems hemmten, gelang es den Forschern, den Ausgang eines Schlaganfalls bei Mäusen erheblich zu verbessern - und zwar ohne dass die Tiere verstärkt zu Blutungen neigten. Jüngste Versuche legen außerdem nahe, dass ein solcher Eingriff auch noch in einer späteren Phase wirkt: „Mäuse, bei denen wir nach drei Tagen - also nach völliger Ausreifung der Infarkte - das System geblockt haben, zeigten ein besseres Verhalten“, berichtet Langhauser. Die Tiere erholten sich schneller. „Nach vier Wochen haben wir in ihren Gehirnen weniger Immunzellen und in ihren Gefäßen weniger Mikrothromben gefunden als bei der Kontrollgruppe“, ergänzt sie.

Die „Immunostroke“-Forscher sind sich einig: „Wir glauben, dass immunologische Mechanismen die Zukunft sind.“ In Zukunft gelte es, gezieltere Ansätze zu verfolgen. „Wir müssen verstehen, welche Zellpopulationen ins Gehirn gehen, dort bleiben und Schaden anrichten“, sagt der Neurologe. Vielleicht kann man diese Zellen dann umpolen, sprich: Sie zu den Immunzellen machen, die man haben möchte. Durch genetische Manipulation oder bestimmte Wirkstoffe könnte man eine T-Zelle, die schädliche Zytokine produziert, vielleicht zu einer machen, die regenerationsfördernde Substanzen herstellt: etwa BDNF, einen Wachstumsfaktor für Nervenzellen oder antiinflammatorische Zytokine wie Interleukin 10 (IL-10) oder TGF-beta.

Fallbeispiel

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie wichtig es ist, bei Fieber nach einem Schlaganfall die Ursache zu finden und zu behandeln. Heinz, ein 70-Jähriger, der keine typischen Risikofaktoren aufweist, erleidet nach Erkältungssymptomen und Anzeichen einer Magen-Darm-Erkrankung einen Schlaganfall. Im Krankenhaus wird eine leichte Verengung der Halsschlagader in Kombination mit einer Sepsis festgestellt, die durch einen Abszess im Hals ausgelöst wurde. Die Behandlung der Sepsis wird vorrangig behandelt, und Heinz muss in ein anderes Krankenhaus verlegt werden, da die erste Klinik den Eingriff nicht durchführen kann. Nach der Operation und der Behandlung des Schlaganfalls kann Heinz schließlich eine Reha beginnen und erholt sich gut. Dieser Fall zeigt, dass Fieber nach einem Schlaganfall ein Warnsignal sein kann, das auf eine schwerwiegende Komplikation wie eine Sepsis hinweist, die schnell behandelt werden muss.

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