Kieferschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das verschiedene Ursachen haben kann. Sie können sich durch eine eingeschränkte Mundöffnung, Schmerzen der Kaumuskulatur oder des Kiefergelenks äußern. Die Physiotherapeutin Anna Palisi, die seit 2017 im Rückenzentrum Am Michel arbeitet und über 11 Jahre Berufserfahrung verfügt, betont die Bedeutung einer umfassenden Untersuchung zur Ermittlung der Ursache.
Was sind Kieferschmerzen?
Kieferschmerzen können sich auf unterschiedliche Weise äußern, von einem dumpfen Gefühl bis hin zu stechenden Schmerzen. Sie können einseitig oder beidseitig auftreten und mit weiteren Symptomen wie Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen oder Schluckbeschwerden einhergehen. Ungefähr 5 bis 12 Prozent der Bevölkerung sind von einer Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) betroffen, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.
Ursachen von Kieferschmerzen
Die Ursachen von Kieferschmerzen sind vielfältig. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
- Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): CMD ist ein Sammelbegriff für Schmerzen und Funktionseinschränkungen im Bereich des Kopfes und des Kiefers. Sie kann durch eine Fehlstellung des Kiefergelenks, Zähneknirschen oder -pressen, eine schlechte Körperhaltung oder Stress verursacht werden.
- Muskelverspannungen: Verspannungen der Kaumuskulatur können durch Stress, Angstzustände, eine schlechte Körperhaltung oder Zähneknirschen verursacht werden.
- Kiefergelenkprobleme: Probleme mit dem Kiefergelenk, wie z. B. eine Diskusverlagerung, Arthrose oder eine Entzündung, können Kieferschmerzen verursachen. Am Kiefergelenk befindet sich zwischen dem Schläfenbein (Os temporale) und dem Kiefergelenksköpfchen ein Discus articularis, eine Knorpelscheibe, die sich bei der Mundöffnung leicht mitbewegt. Bewegen sich das Kieferköpfchen und der Diskus nicht synchron, kann es zu einer Diskusverlagerung kommen.
- Zahnprobleme: Zahnschmerzen, Karies, Zahnfleischerkrankungen oder ein Abszess können Kieferschmerzen verursachen.
- Eingeklemmter Nerv: Ein eingeklemmter Nerv im Kieferbereich kann Schmerzen, Taubheit oder Kribbeln verursachen.
- Entzündungen: Entzündungen im Kieferbereich, wie z. B. eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis) oder eine Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris), können Kieferschmerzen verursachen.
- Unfälle und Verletzungen: Verletzungen des Kiefers, z. B. durch einen Sturz oder einen Schlag, können Kieferschmerzen verursachen.
- Andere Erkrankungen: In seltenen Fällen können Kieferschmerzen auch ein Symptom für andere Erkrankungen sein, wie z. B. Migräne, Fibromyalgie oder Krebs im Kiefer- oder Mundbereich.
Symptome von Kieferschmerzen
Die Symptome von Kieferschmerzen können je nach Ursache variieren. Einige der häufigsten Symptome sind:
- Schmerzen im Kiefer, die sich beim Kauen, Sprechen oder Gähnen verschlimmern können
- Eingeschränkte Mundöffnung
- Knacken oder Knirschen im Kiefergelenk
- Kopfschmerzen
- Ohrenschmerzen
- Zahnschmerzen
- Nackenschmerzen
- Schluckbeschwerden
- Schwindel
- Taubheit oder Kribbeln im Kieferbereich
Diagnose von Kieferschmerzen
Um die Ursache von Kieferschmerzen zu ermitteln, führt der Arzt zunächst eine gründliche Anamnese durch und untersucht den Patienten körperlich. Dabei werden unter anderem die Beweglichkeit des Kiefers, die Muskulatur im Kiefer-, Kopf-, Hals- und Schulterbereich sowie die Funktion der Halswirbelsäule und des Nervensystems untersucht. Unter Umständen führt ein auf CMD spezialisierter Zahnarzt noch zusätzlich eine instrumentelle Funktionsanalyse durch.
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Behandlung von Kieferschmerzen
Die Behandlung von Kieferschmerzen richtet sich nach der Ursache. Einige der häufigsten Behandlungen sind:
- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Muskelrelaxantien: Muskelrelaxantien können helfen, die verspannte Kaumuskulatur zu entspannen.
- Aufbissschiene: Eine Aufbissschiene kann helfen, das Kiefergelenk zu entlasten und Zähneknirschen zu verhindern.
- Physiotherapie: In der Physiotherapie kommen manualtherapeutische Maßnahmen und Übungen zur Verbesserung der Koordination des Kiefergelenkes sowie des funktionellen Zusammenspiels zwischen Kiefer, Halswirbelsäule und Schultergürtel zum Einsatz. Auch die Körperhaltung wird, wenn nötig, korrigiert.
- Verhaltenstherapie: Sehr wichtig sind auch Verfahren zur Verhaltenstherapie, um andere Strategien zur Stressbewältigung zu erlernen, als sich „durchzubeißen“. Auch das Thema Schlafhygiene ist wichtig, damit Betroffene entspannt in die Nachtruhe starten.
- Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um das Kiefergelenk zu reparieren oder einen eingeklemmten Nerv zu entlasten.
Was kann man selbst tun?
Es gibt einige Dinge, die man selbst tun kann, um Kieferschmerzen zu lindern:
- Vermeiden Sie harte oder zähe Speisen.
- Kauen Sie Kaugummi oder beißen Sie nicht auf Gegenständen herum.
- Entspannen Sie Ihre Kiefermuskulatur.
- Wenden Sie Wärme oder Kälte auf den Kieferbereich an.
- Machen Sie Dehnübungen für den Kiefer.
- Reduzieren Sie Stress.
Fazit
Kieferschmerzen können viele Ursachen haben und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um chronische Schmerzen und Folgeschäden zu vermeiden. Die Physiotherapeutin Anna Palisi betont, dass ein gemeinsames Vorgehen von Orthopäden, Zahnärzten und Physiotherapeuten oft erforderlich ist, um die Ursache der Kieferschmerzen zu finden und eine geeignete Behandlung einzuleiten.
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