Nervenschmerzen bei Herpes: Ursachen und Behandlung

Herpes-Infektionen sind weit verbreitet, und obwohl viele Menschen keine Symptome verspüren, können die Viren dennoch übertragen werden. Typische Symptome sind kleine Bläschen oder Geschwüre, vor allem an den Lippen sowie im Genital- und Analbereich. Nach der Erstinfektion kann das Virus immer wieder aktiv werden, da es nicht aus dem Körper entfernt werden kann.

Dieser Artikel befasst sich mit den Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Nervenschmerzen im Zusammenhang mit Herpes, insbesondere im Zusammenhang mit Gürtelrose (Herpes Zoster) und Post-Zoster-Neuralgie (PZN).

Herpesviren und ihre Auswirkungen

Die Familie der Herpesviren umfasst über 200 bekannte Mitglieder, von denen neun für den Menschen spezifisch sind. Zu diesen humanen Herpesviren (HHV) gehören:

  • Herpes-simplex-Viren Typ 1 (HSV-1) und Typ 2 (HSV-2)
  • Varizella-Zoster-Virus (VZV)
  • Epstein-Barr-Virus (EBV)
  • Cytomegalievirus (CMV)
  • Humane Herpesviren 6A, 6B und 7 (HHV-6A, HHV-6B, HHV-7)
  • Kaposi-Sarkom-assoziiertes Herpesvirus (KSHV)

Herpesviren begleiten den Menschen seit Millionen von Jahren und haben sich dem Menschen sehr gut angepasst. Ist man einmal infiziert, verbleibt das Herpesvirus ein Leben lang im Körper. Nach der Erstinfektion, die symptomatisch häufig unbemerkt bleibt, begeben sich die Herpesviren in den sogenannten Zustand der Latenz. In dieser Phase werden keine neuen Viruspartikel produziert, und das Virus wird nur schlecht oder gar nicht vom Immunsystem erkannt. Erst bei Reaktivierung, die beispielsweise durch ein geschwächtes Immunsystem hervorgerufen werden kann, vermehrt sich das Virus im Körper, und Krankheitssymptome können auftreten.

Gürtelrose (Herpes Zoster) und Nervenschmerzen

Das Varizella-Zoster-Virus (VZV) ist für zwei Erkrankungen verantwortlich: Windpocken (Varizellen) und Gürtelrose (Herpes Zoster). VZV verursacht bei Erstkontakt, der meist im Kindesalter auftritt, die Windpocken. Nach Abklingen der Windpocken verbleibt das VZV ein Leben lang latent in den Nervenzellen und kann zu einem späteren Zeitpunkt reaktivieren und eine Gürtelrose auslösen.

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Die für die Gürtelrose typischen brennenden und bohrenden bis schneidenden Schmerzen, die auch Schwankungen in ihrer Stärke aufweisen, können sich bereits Tage vor der Bläschen-Bildung bemerkbar machen. Sie treten normalerweise nur auf einer Körperhälfte auf und betreffen ein bandförmiges, zwei bis drei Finger breites Hautareal, meist im Bereich von Bauch/Taille, Brust oder Rücken. Jucken und Berührungsüberempfindlichkeit sind häufig auch vorhanden. Im Bereich der schmerzenden Hautpartie entwickeln sich zeitgleich mit den ersten Schmerzen oder wenige (bis zu sieben) Tage später rötliche Hautausschläge (Flecken, Papeln), die sich alsbald in flüssigkeitsgefüllte Bläschen (Pusteln) umwandeln. Grundsätzlich kann die Herpes-zoster-Erkrankung jede Nervenwurzel befallen. Neben dem häufigsten Vorkommen am Rumpf sind Arme, Beine, Hals und Gesicht betroffen.

Komplikationen der Gürtelrose

In seltenen Fällen kann die Gürtelrose zu schwerwiegenden Komplikationen führen:

  • Zoster oticus: Befall des Gehörgangs, der zu Gesichtslähmung, Schwindel und Hörproblemen führen kann.
  • Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns: In sehr seltenen Fällen kann es zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) und des Gehirns (Enzephalitis) kommen.
  • Post-Zoster-Neuralgie (PZN): Einige Menschen verspüren noch Monate in dem bereits abgeheilten Hautbereich Schmerzen.

Post-Zoster-Neuralgie (PZN): Chronische Nervenschmerzen nach Gürtelrose

Der Schmerz (griech.: „algos“) nach (griech.: „post”) Abklingen des Zosters bezeichnen Ärzte als Post-Zoster-Neuralgie (PZN), also als „Nervenschmerz nach dem Abklingen einer Gürtelrose“. Die Beschwerden rühren von einem Nervenschaden her. Es sind wenige oder auch nur ein einzelner so genannter peripherer Nerv angegriffen. Genauer gesagt ist dies der sensible Nerv in dem Hautsegment, das vorher von der Gürtelrose betroffen war. Der Schmerz entwickelt häufig erst nach dem Abheilen der Bläschen größere Intensität und kann mit der Zeit schlimmer werden.

Symptome der Post-Zoster-Neuralgie

Die Post-Zoster-Neuralgie-Symptome variieren je nach betroffener Nervenregion:

  • anhaltende brennende oder bohrende Schmerzen
  • plötzlich einschießende Schmerzen
  • heftige Schmerzen bei Berührung
  • Missempfindungen wie Juckreiz oder Taubheitsgefühle

Schmerzen und Missempfindungen treten im Bereich der vorangegangenen Gürtelrose auf: am Rumpf, manchmal auch an einem Arm oder im Gesicht. Der Schmerz kann intensiver werden und sich über die Stellen des ursprünglichen Ausschlags ausbreiten. Die Haut ist an diesen Stellen überempfindlich und jede Berührung schmerzhaft. Menschen mit einer Post-Zoster-Neuralgie haben häufig Probleme, diese Hautregionen zu waschen, sich im Bett zu drehen oder sich zu umarmen.

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Risikofaktoren für PZN

Das Risiko, an einer Post-Zoster-Neuralgie zu erkranken, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Alter: Das Risiko für eine PZN steigt mit dem Alter. Während das Risiko bei den 55- bis 59-Jährigen bei 30 Prozent der Herpes-Zoster-Fälle liegt, bleiben die Schmerzen bei der Hälfte der Betroffenen über 60 Jahren länger bestehen und sogar bei zwei Dritteln der über 70-Jährigen.
  • Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Betroffene Körperstelle: Das Risiko für eine PZN ist nach einer Gürtelrose im Gesicht und an den Augen sowie am Steißbein erhöht.
  • Starke Schmerzen zu Beginn der Gürtelrose: Wenn die Betroffenen bereits zu Beginn der Gürtelrose - teilweise noch vor dem Ausschlag - starke Schmerzen haben, steigt das Risiko ebenfalls.

Diagnose der Post-Zoster-Neuralgie

Um eine Post-Zoster-Neuralgie zu diagnostizieren, ist die Krankengeschichte wichtig. Wie lange dauern die Schmerzen bereits an? Hatten Sie vor einigen Wochen oder Monaten an der entsprechenden Stelle bereits einen schmerzhaften Hautausschlag - eine Gürtelrose? Auch Fragen nach dem Impfstatus sowie nach der Intensität der Schmerzen gehen in eine Diagnose von Arzt oder Ärztin ein. Eventuell erhalten Sie einen standardisierten Fragebogen, in dem Sie die Schmerzen mittels einer Skala einschätzen. Anschließend untersucht die medizinische Fachperson das betroffene Hautareal nach Rötungen, Pusteln oder Narben und prüft, wie berührungsempfindlich die Haut ist. In unklaren Fällen ermittelt Arzt oder die Ärztin mithilfe einer Blutuntersuchung die Entzündungswerte und eventuell spezielle Antikörper gegen das Varicella-Zoster-Virus. Wenn noch andere Ursachen für die Nervenschmerzen in Frage kommen, erhalten Sie eine Überweisung in eine Fachpraxis für Neurologie. Im Idealfall waren Sie bereits mit der Gürtelrose in ärztlicher Behandlung, was die Diagnose erleichtert. Mit einer Behandlung der Gürtelrose kann sich das Risiko für eine Post-Zoster-Neuralgie und andere Komplikationen verringern.

Behandlung von Nervenschmerzen bei Herpes

Behandlung der akuten Gürtelrose

Eine frühzeitige Behandlung der Gürtelrose ist ratsam, um die Symptome zu verkürzen und bleibende Nervenschmerzen zu verhindern. Die eingesetzten Medikamente (Aciclovir, Brivudin, Famciclovir, Valaciclovir) unterbrechen die Infektion und verkürzen so die Hautsymptome sowie die Dauer und Schwere möglicher Nervenschmerzen. Die Medikamente werden in Tablettenform eingenommen.

Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie

Bei einer Post-Zoster-Neuralgie zielt die Therapie darauf ab, die Schmerzen zu lindern, Missempfindungen zu unterdrücken und die Lebensqualität zu verbessern. In vielen Fällen werden die Symptome mit der Zeit schwächer. Es kann aber auch zu einem chronischen Verlauf kommen, bei dem die Beschwerden zwar nachlassen, aber immer wieder auftreten. Die Behandlung richtet sich danach, wie schwer die Symptome sind. Es kann sein, dass Sie nach ärztlicher Rücksprache mehrere Wirkstoffe und Dosierungen ausprobieren müssen, bis Sie die passende Post-Zoster-Neuralgie-Therapie finden. Dabei gibt es unterschiedlichen Wirkstoffe:

  • Schmerzpflaster: wirken gezielt an den betroffenen Stellen.
  • Antikonvulsiva: sind Medikamente gegen Krampfanfälle, die die Nervenzellen weniger erregbar machen und sich seit Jahren in der Schmerztherapie bewährt haben.
  • Antidepressiva: verhindern unter anderem, dass Schmerzsignale im Rückenmark weitergeleitet werden.
  • Schmerzmittel: können einzeln oder mit anderen Therapieverfahren kombiniert werden und die Schmerzen dämpfen.
  • Nervenblockaden: Eine neuere Therapieoption für schwer zu behandelnde Schmerzen sind sogenannte Nervenblockaden, bei denen bestimmte Nerven mit lokal angewendeten Betäubungsmitteln oder Steroiden „abgeschaltet“ werden. Diese Therapie einer Post-Zoster-Neuralgie führen ausschließlich spezialisierte Schmerzärzte und -ärztinnen durch.
  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Manche Betroffene profitieren auch von der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS), bei der mithilfe von Elektroden auf der Haut die Nerven mit Stromimpulsen angesprochen werden. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit dieses Verfahrens fehlen allerdings noch.

Heilbar ist die Post-Zoster-Neuralgie mit keiner der Therapien. Alle Behandlungen lindern jedoch die Schmerzen und verringern so den Leidensdruck.

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Vorbeugung von Gürtelrose und PZN

Impfung gegen Windpocken

Eine Impfung gegen Windpocken reduziert auch das Risiko, später an Gürtelrose zu erkranken und eine Post-Zoster-Neuralgie zu entwickeln. Impfungen gegen die Windpocken gehören seit dem Jahr 2004 zu den empfohlenen Impfungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Säuglinge und Kleinkinder. Vor einer geplanten Schwangerschaft sollten Frauen, die in ihrem Leben noch keine Windpocken hatten, ebenfalls gegen Windpocken geimpft werden.

Impfung gegen Gürtelrose

Auch wer schon einmal an Windpocken erkrankt war, kann sich später gegen Gürtelrose impfen lassen, um sein Risiko zu reduzieren. Die STIKO empfiehlt eine Herpes-zoster-Impfung für Menschen ab 60 Jahren, die nicht gegen Windpocken geimpft sind, sowie für besonders gefährdete Menschen (wie etwa chronisch Kranke) ab 50 Jahren. Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Impfungen im Abstand von 2 bis 6 Monaten notwendig. Eine einzelne Impfung schützt nicht ausreichend gegen die Gürtelrose. Der empfohlene Impfstoff ist ein Totimpfstoff. Der Impfstoff ist sicher und führt nur bei wenigen Geimpften zu Impfreaktionen führen. Zu diesen Reaktionen gehören lokale Schmerzen an der Injektionsstelle, Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Kopfschmerzen.

Weitere Herpesinfektionen und Nervenschmerzen

Neben Gürtelrose können auch andere Herpesinfektionen Nervenschmerzen verursachen:

  • Herpes labialis (Lippenherpes): In seltenen Fällen kann ein Lippenherpes zu Nervenschmerzen führen, insbesondere wenn die Infektion schwerwiegend ist oder sich auf andere Bereiche ausbreitet.
  • Herpes genitalis (Genitalherpes): Auch Genitalherpes kann Nervenschmerzen verursachen, die sich im Genitalbereich, im Gesäß oder in den Beinen äußern können.

Die Behandlung von Nervenschmerzen bei diesen Herpesinfektionen ähnelt der Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie und umfasst in der Regel Schmerzmittel, Antikonvulsiva und Antidepressiva.

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