Nervus Maxillaris Taubheit Ursachen: Ein umfassender Überblick

Die Taubheit im Bereich des Nervus maxillaris, des zweiten Hauptastes des Trigeminusnervs, kann verschiedene Ursachen haben. Dieser Nerv ist für die sensible Versorgung des Mittelgesichts verantwortlich, einschließlich des Oberkiefers, der Zähne, der Kieferhöhle und der umliegenden Hautregion. Eine Schädigung oder Beeinträchtigung dieses Nervs kann zu Taubheitsgefühlen oder anderen sensorischen Störungen in seinem Versorgungsgebiet führen. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Ursachen von Nervus maxillaris Taubheit und bietet einen umfassenden Überblick über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.

Anatomische und Funktionelle Grundlagen des Nervus Maxillaris

Der Nervus maxillaris (V2) ist ein rein sensibler Ast des Nervus trigeminus (V). Er entspringt dem Ganglion trigeminale und verläuft durch das Foramen rotundum in die Fossa pterygopalatina. Von dort aus setzt er sich als Nervus infraorbitalis fort, welcher durch die gleichnamige Fissur in die Orbita eintritt und schließlich durch das Foramen infraorbitale ins Gesicht gelangt.

Der Nervus maxillaris versorgt sensibel die Haut der Kopfregion zwischen dem unteren Augenlid und der Oberlippe, die Tränendrüse, die Schleimhäute der Siebbeinzellen, der Nasenmuscheln und des Nasenseptums. Zudem innerviert er die Kieferhöhle, den harten und weichen Gaumen sowie die Zähne des Oberkiefers. Weiterhin leitet er sensible Informationen aus der Dura mater der mittleren Schädelgrube.

Seine Äste umfassen unter anderem:

  • Nervus infraorbitalis: Versorgt die Haut zwischen dem unteren Augenlid und der Oberlippe, die Kieferhöhle und die Oberkieferzähne.
  • Rami alveolares superiores: Versorgen die Zähne des Oberkiefers.
  • Rami ganglionares: Enthalten sensible sowie postganglionäre parasympathische Fasern, die zum Ganglion pterygopalatinum ziehen.

Ursachen von Nervus Maxillaris Taubheit

Die Ursachen für eine Taubheit im Versorgungsgebiet des Nervus maxillaris sind vielfältig und können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden:

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1. Traumatische Ursachen:

  • Mittelgesichtsfrakturen: Frakturen des Mittelgesichts, insbesondere zygomatikoorbitale Frakturen, können den Nervus infraorbitalis schädigen. Ein disloziertes Jochbein kann den Nervus infraorbitalis einklemmen.
  • Zahnärztliche Eingriffe: Zahnextraktionen, insbesondere im Oberkiefer, können den Nervus maxillaris oder seine Äste verletzen. Auch Wurzelspitzenresektionen oder Implantationen im Oberkiefer können zu einer Schädigung führen.
  • Sonstige Traumata: Direkte Gewalteinwirkung auf das Gesicht kann den Nervus maxillaris verletzen.

2. Entzündliche Ursachen:

  • Sinusitis maxillaris (Kieferhöhlenentzündung): Eine Entzündung der Kieferhöhle kann den Nervus maxillaris reizen oder komprimieren, was zu Taubheitsgefühlen führen kann. Insbesondere chronische oder odontogene Sinusitiden können den Nerv beeinträchtigen.
  • Herpes Zoster: Eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus kann den Nervus maxillaris befallen und zu Schmerzen und Taubheit führen.
  • Multiple Sklerose (MS): Bei MS kann es im Rahmen von Entmarkungsprozessen zu einer Schädigung des Nervus trigeminus kommen, was sich als Trigeminusneuralgie oder Taubheit äußern kann.

3. Vaskuläre Ursachen:

  • Neurovaskulärer Konflikt: Ein enger Kontakt zwischen dem Nervus trigeminus und einem Blutgefäß kann zu einer Kompression des Nervs führen. Dies ist eine häufige Ursache der idiopathischen Trigeminusneuralgie.
  • Vaskuläre Malformationen: Selten können Gefäßfehlbildungen den Nervus maxillaris komprimieren.

4. Tumoröse Ursachen:

  • Neurinome: Gutartige Tumoren der Nervenscheide können den Nervus maxillaris komprimieren.
  • Maligne Tumoren: Bösartige Tumoren im Bereich des Mittelgesichts oder der Schädelbasis können den Nervus maxillaris infiltrieren oder komprimieren.

5. Infektiöse Ursachen:

  • Apikales Granulom: Entzündungen im Bereich der Zahnwurzeln, insbesondere an den Molaren und Prämolaren des Oberkiefers, können zu einer Reizung des Nervus maxillaris führen.
  • Radikuläre Zyste: Zysten, die von den Zahnwurzeln ausgehen, können ebenfalls den Nervus maxillaris beeinträchtigen.
  • Infizierte Follikuläre Zyste: Infektionen von Zysten, die um nicht durchgebrochene Zähne herum entstehen, können den Nervus maxillaris beeinflussen.
  • Oberkieferosteomyelitis: Eine Knochenmarkentzündung des Oberkiefers kann den Nervus maxillaris schädigen.

6. Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD):

  • CMD kann zu Muskelverspannungen und Entzündungen im Bereich des Kiefergelenks führen, was den Nervus trigeminus und seine Äste, einschließlich des Nervus maxillaris, beeinträchtigen kann.
  • Die Kompression von Blutgefäßen und Nerven durch Muskelverspannungen kann zu Taubheit und anderen sensorischen Störungen führen.

7. Idiopathische Ursachen:

  • In einigen Fällen kann keine eindeutige Ursache für die Taubheit im Versorgungsgebiet des Nervus maxillaris gefunden werden.

Symptome

Die Symptome einer Schädigung des Nervus maxillaris können vielfältig sein und hängen von der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung ab. Typische Symptome sind:

  • Taubheit: Vermindertes oder fehlendes Gefühl im Bereich des Oberkiefers, der Zähne, der Wange, der Nase oder der Oberlippe.
  • Parästhesien: Kribbeln, Brennen oder andere unangenehme Empfindungen im Versorgungsgebiet des Nervs.
  • Schmerzen: In einigen Fällen kann es zu Schmerzen im Gesicht kommen, insbesondere bei einer Trigeminusneuralgie.
  • Beeinträchtigung der Sensibilität: Schwierigkeiten beim Erkennen von Temperaturunterschieden oder Berührungen.

Diagnose

Die Diagnose einer Schädigung des Nervus maxillaris erfordert eine sorgfältige Anamnese und klinische Untersuchung. Folgende diagnostische Maßnahmen können eingesetzt werden:

  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Sensibilität im Versorgungsgebiet des Nervus maxillaris.
  • Bildgebung:
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Zum Ausschluss von Tumoren, vaskulären Malformationen oder Entmarkungsprozessen.
    • Computertomographie (CT): Zur Beurteilung von Frakturen oder entzündlichen Prozessen der Kieferhöhle.
  • Zahnärztliche Untersuchung: Zum Ausschluss von odontogenen Ursachen.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um die Funktion des Nervus maxillaris zu beurteilen.
  • Endoskopie der Nasennebenhöhlen (Sinuskopie, Antroskopie): Ermöglicht die direkte Betrachtung der Kieferhöhlenschleimhaut und den Ausschluss von Entzündungen, Polypen oder Tumoren.

Differentialdiagnose

Es ist wichtig, andere Ursachen für Gesichtsschmerzen und Taubheitsgefühle auszuschließen, wie z.B.:

  • Trigeminusneuralgie: Charakterisiert durch blitzartige, stechende Schmerzen im Gesicht.
  • Atypischer Gesichtsschmerz: Chronischer, dumpfer Gesichtsschmerz ohne eindeutige Ursache.
  • Temporomandibuläre Dysfunktion (TMD): Schmerzen und Funktionsstörungen des Kiefergelenks.
  • Zahnbedingte Schmerzen: Schmerzen, die von den Zähnen ausgehen.
  • Migräne: Kann mit Gesichtsschmerzen einhergehen.

Behandlung

Die Behandlung der Taubheit im Versorgungsgebiet des Nervus maxillaris richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Folgende Behandlungsoptionen stehen zur Verfügung:

  • Medikamentöse Therapie:
    • Schmerzmittel: Zur Linderung von Schmerzen.
    • Antikonvulsiva: Bei Trigeminusneuralgie zur Reduktion der Schmerzattacken (z.B. Carbamazepin).
    • Kortikosteroide: Bei Entzündungen zur Reduktion der Schwellung und Reizung des Nervs.
    • Antibiotika: Bei bakteriellen Infektionen der Kieferhöhle oder des Zahnbereichs.
  • Chirurgische Therapie:
    • Mikrovaskuläre Dekompression (MVD): Bei Trigeminusneuralgie zur Entlastung des Nervs von komprimierenden Blutgefäßen.
    • Tumorentfernung: Bei Tumoren, die den Nervus maxillaris komprimieren.
    • Korrektur von Frakturen: Zur Wiederherstellung der normalen Anatomie und Entlastung des Nervs.
    • Kieferhöhlenoperation: Bei chronischer Sinusitis zur Verbesserung der Belüftung und Drainage der Kieferhöhle. Eine funktionelle Operation der Kieferhöhle kann notwendig sein, bei der polypöse Schleimhautanteile entfernt und ein Nasenfenster angelegt wird.
    • Zahnextraktion oder Wurzelspitzenresektion: Bei odontogenen Ursachen zur Beseitigung der Entzündung.
  • Physiotherapie:
    • Bei CMD zur Entspannung der Muskulatur und Verbesserung der Kiefergelenksfunktion.
  • Alternative Therapien:
    • Akupunktur: Kann bei einigen Patienten zur Schmerzlinderung beitragen.
  • Lokalanästhesie:
    • In der Fossa pterygopalatina ist der Nervus maxillaris gut zugänglich für die Leitungsanästhesie, wodurch alle Äste des Nervus maxillaris ausgeschaltet werden können.

Spezifische Behandlungsansätze

1. Trigeminusneuralgie:

  • Medikamentöse Therapie: Carbamazepin ist das Mittel der Wahl.
  • Mikrovaskuläre Dekompression (MVD): Beseitigt den krankhaften Kontakt zwischen Gefäß und Nerv.
  • Ablative Verfahren: Teilweise Zerstörung des Nervs, um die Schmerzleitung zu unterbrechen (z.B. perkutane Glycerin-/Hochfrequenz-Rhizotomie, stereotaktische Radiochirurgie).

2. Odontogene Sinusitis:

  • Beseitigung der Ursache: Extraktion des Zahnes oder des Implantats und Kürettage des Granulationsgewebes oder der Zyste.
  • Kieferhöhlenspülung: Mit einer desinfizierenden Lösung durch die Mund-Antrum-Verbindung (MAV).
  • Kieferhöhlenoperation: Mit plastischem Verschluss der MAV, falls diese nicht spontan heilt.

3. Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD):

  • Physiotherapie: Zur Entspannung der Muskulatur und Verbesserung der Kiefergelenksfunktion.
  • Aufbissbehelfe: Zur Korrektur der Kieferfehlstellung.
  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel, Muskelrelaxantien.

Fallbeispiele

  • Anna: Litt unter chronischen Kieferschmerzen und häufigen Kopfschmerzen aufgrund von CMD. Nach sechs Monaten kontinuierlicher Behandlung berichtete sie über eine deutliche Schmerzreduktion und eine Verbesserung der neurologischen Symptome.
  • Michael: Litt unter starken Kieferschmerzen und Schwierigkeiten beim Kauen aufgrund von CMD. Mit fortlaufender Behandlung erlebte er eine Linderung der Schmerzen und eine Verbesserung der Muskelfunktion.

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