Unter dem Begriff ‚Autismus-Spektrum-Störung‘ (ASS), oft kurz als ‚Autismus‘ bezeichnet, versteht man eine Reihe an Entwicklungsstörungen. Früher wurden diese Syndrome als einzelne Erkrankungen diagnostiziert. Hierzu zählen das Asperger-Syndrom, Rett-Syndrom, atypischer Autismus und frühkindlicher Autismus. Autismus-Spektrum-Störungen sind tiefgreifende Entwicklungsstörungen, die u. a. durch ein reduziertes Interesse an sozialen Kontakten sowie einem reduzierten Verständnis sozialer Situationen gekennzeichnet sind. Zudem liegen auch sprachliche Besonderheiten und Einschränkungen, vor allen der Sprachentwicklung, aber auch der pragmatischen Anwendung von Sprache vor. Innerhalb der Autismus-Spektrum-Störungen gibt es unterschiedliche Symptome, Ausprägungen und Schweregrade.
Recht viele Menschen sind betroffen: Nach neueren Erkenntnissen ist es ungefähr 1 % der gesamten Bevölkerung - in allen Altersgruppen.
Was ist eine Autismus-Spektrum-Störung?
Autismus oder Autismus-Spektrum-Störungen sind Störungen, die infolge von Entwicklungsstörungen des Gehirns auftreten. Sie beeinträchtigen die Fähigkeiten zur Kommunikation und im sozialen Miteinander. Innerhalb der Autismus-Spektrum-Störungen gibt es unterschiedliche Ausprägungen und Schweregrade, die sich durch verschiedene Symptome zeigen. Oft gehen mit Störungen im Autismus-Spektrum psychische Begleiterkrankungen einher wie z.B. Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen.
Autismus-Spektrum-Störungen sind tiefgreifende Entwicklungsstörungen, die u.a. durch ein reduziertes Interesse an sozialen Kontakten sowie einem reduzierten Verständnis sozialer Situationen gekennzeichnet sind.
Den Begriff "Autismus" (griech.: autos = selbst; ismos = Zustand/Orientierung) verwendete der Kinderpsychiater Leo Kanner erstmals 1943. Das von ihm damals beschriebene Krankheitsbild ist heute als frühkindlicher Autismus oder Kanner-Syndrom bekannt. Diese Störung wird immer vor dem 3. Lebensjahr auffällig und ist meist gemeint, wenn allgemein von klassischem „Autismus“ die Rede ist. Der österreichische Kinderarzt Hans Asperger dokumentierte ebenfalls Mitte der 40er Jahre eine leichter ausgeprägte Form des Autismus, bei der das Sprachvermögen weniger beeinträchtigt ist, das so genannte Asperger-Syndrom. Neben diesen beiden Erscheinungsformen ist auch der atypische Autismus relativ häufig, der durch Einschränkungen in zwei der drei zentralen Bereiche soziale Interaktion, Kommunikation oder stereotypes Verhalten gekennzeichnet ist. In der neu herausgegebenen Version des DSM, der DSM-5 (Mai 2013) werden die o.g. Autismus-Spektrum-Störungen in eine Kategorie mit unterschiedlichen Schweregraden zusammengefasst.
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Wurde früher eine Vorkommenshäufigkeit (Prävalenz) des Autismus von 4 bis 5 auf 10.000 Kindern angenommen, sprechen neuere Untersuchungen von einer Häufigkeit aller Autismus-Spektrum-Störungen von ca. 1% im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. Am häufigsten ist dabei der atypische Autismus gefolgt von frühkindlichem Autismus und dann dem Asperger Syndrom. Ausschlaggebend für den Anstieg in der Vorkommenshäufigkeit ist nur zu einem sehr kleinen Teil eine echte Zunahme der Erkrankungen. Vielmehr sind anscheinend die intellektuell besser begabten Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen früher übersehen worden, also jene ohne das gleichzeitige bestehende Handicap einer geistigen Behinderung. Dafür sprechen auch die Angaben, dass aktuell etwa ein Viertel bis zur Hälfte der Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen als geistig behindert gilt, gegenüber früheren Angaben von Dreiviertel und mehr. Jungen bzw. Männer sind von autistischen Störungen drei- bis viermal häufiger betroffen als Mädchen bzw. Frauen.
Symptome und Begleiterscheinungen
Charakteristisch für eine autistische Störung ist die Einschränkung in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie eingeschränkte Interessen und sich auffällig wiederholende (sog. ‚stereotypische‘) Verhaltensweisen. Zusätzlich kann eine Unterentwicklung der geistigen Leistungsfähigkeit mit der Symptomatik einhergehen. Allem voran äußern sich die Symptome der Autismus-Spektrum-Störung im Umgang mit anderen Menschen, also im Sozialverhalten und der Kommunikation.
Die Erkrankung tritt meistens erstmals in der frühen Kindheit auf: vor dem 2.-3. Lebensjahr. Das komplexe Syndrom zeigt sich in den meisten Fällen erstmals im Kleinkindalter: Vor dem Erreichen des 2.-3. Lebensjahres.
Menschen mit Störungen im Autismus-Spektrum wirken eher introvertiert und abwesend. Auffallend ist, dass sie seltener Blickkontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Generell zeigen sich Schwierigkeiten im Sozialverhalten, da sie sich häufig nicht in andere Menschen hineinversetzen können bzw. sie sich oft nicht vorstellen können, was eine andere Person denken könnte. Dies führt dazu, dass gewisse soziale Verhaltensweisen und gesellschaftlich normierte Reaktionen und Interaktionsmuster oft nicht erkannt und ausgeübt werden können. So werden z.B. Gefühlsäußerungen, ironische Bemerkungen und mehrdeutige Sprache oft fehlverstanden. Die Folge sind atypische Verhaltensmuster, die von Außenstehenden oft als ‚ungewöhnlich‘ eingestuft werden.
Bei Menschen mit Störungen im Autismus-Spektrum ist das Sprachvermögen beeinflusst. Während einige Personen sehr präzise und genau sprechen können, ist bei den meisten eine Beeinträchtigung im Sprechen vorhanden. Sie lernen erst spät zu sprechen, sprechen weniger oder gar nicht. Menschen mit Autismus neigen zu sich wiederholenden Verhaltensmustern. Das kann die wiederholte Ausübung bestimmter Gesten sein (z.B. Klatschen oder mit den Armen wedeln) oder, dass Abläufe im Alltag immer auf die gleiche Weise verrichtet werden. Zudem sind eher begrenzte Interessen oder Aktivitäten zu beobachten.
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Mögliche Begleiterscheinungen einer autistischen Störung sind die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder Epilepsie. Betroffene der Autismus-Spektrum-Störung leiden teilweise noch an anderen Erkrankungen, zum Beispiel an Epilepsie oder der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz ADHS). Die Störung geht mit vielen Begleiterscheinungen wie fehlender Affektkontrolle oder emotionaler Instabilität einher.
Da im Autismus-Spektrum unterschiedliche Störungen zusammengefasst werden, ist auch die Symptomatik der Störungen vielfältig. So können auch Schlafstörungen, Epilepsien, Depressionen, Zwangs- und Angststörungen oder ADHS gemeinsam mit einer Störung im Autismus-Spektrum auftreten. In überfordernden Situationen kann auch selbstverletztendes oder aggressives Verhalten auftreten.
Ursachen und Risikofaktoren
Autismus ist eine angeborene Entwicklungsstörung des Gehirns. Die genauen Ursachen zur Entstehung sind bislang noch nicht geklärt. Aktuell werden Faktoren diskutiert, die eine Entwicklung von Autismus begünstigen können. Dabei hat vor allem die genetische Veranlagung einen wesentlichen Einfluss.
Eine der Hauptursachen für das Auftreten einer autistischen Störung ist eine genetische Veranlagung. Wenn ein Elternteil an einer Störung auf genetischer Ebene leidet, dann ist das Risiko für eine Erkrankung des Kindes deutlich erhöht. Man schätzt, dass eine Autismus-Spektrum-Störung in etwa 70-80 % der Fälle vererbt wird. Es existieren viele Mutationen einzelner Gene, die die Erkrankung begünstigen. Bei ungefähr 3 % der Patienten mit einer autistischen Störung liegt das sogenannte ‚fragile-X-Syndrom‘ vor - eine molekulargenetische Ursache für die Erkrankung. Andere genetische Abweichungen erhöhen das Risiko für eine autistischen Störung ebenfalls. Diese sind z. B. die tuberöse Hirnsklerose und die Neurofibromatose sind Erkrankungen, die mit Fehlbildungen der Haut und Tumorbildung im Gehirn oder anderen Organen einhergehen. Faktoren, wie zum Beispiel das Geburtsgewicht spielen zusätzlich eine Rolle in der Vererbung der Erkrankung (sog.
Komplikationen während der Schwangerschaft (z.B. die Einnahme von Antiepileptika, Infektionen oder Frühgeburten) können das Risiko einer Entwicklung von Störungen im Autismus-Spektrum erhöhen. Ein weiterer Risikofaktor ist eine Infektionserkrankung der Mutter während der Schwangerschaft. Ein Beispiel ist die Rötelninfektion. Die Einnahme von Antiepileptika (vor allem Valproat) während der Schwangerschaft gehen außerdem mit einer höheren Rate an Erkrankungen des Kindes an der Autismus-Spektrum-Störung einher.
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Diagnose
Bei Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung sollten Eltern unbedingt zu einem Kinder- und Jugendpsychiater gehen. Kinder- und Jugendpsychiater kennen die zentralen Differentialdiagnosen, wie z.B. Angst- und Zwangsstörungen, geistige Behinderung ohne Autismus, Störungen des Sozialverhaltens oder ADHS. Sie können auch komorbide psychische Störungen, wie z.B. depressive Episoden, erkennen und gezielt behandeln.
Die Diagnosestellung beim Arzt erfolgt im ersten Schritt in einem umfassenden Anamnesegespräch mit den Angehörigen. Es ist nicht einfach, eine autistische Störung nur aufgrund einzelner Symptome zu erkennen, denn im Laufe der Entwicklung können sich die Verhaltensmuster eines Kindes mehrfach verändern. Die Diagnosestellung ist daher in den meisten Fällen erst ab dem 18. Lebensmonat zuverlässig. Zeigt das Kind immer wieder auftretende Verhaltensmuster (sog. Liegt ein Verdacht über die Autismus-Spektrum-Störung vor, beobachtet in vielen Fällen ein Kinderpsychiater die weitere Entwicklung des Kindes. Nach den Gesprächen mit den Angehörigen sind Tests mit dem betroffenen Kind notwendig, um eine autistische Störung eindeutig zu diagnostizieren. Ein Gentest kann die Diagnose unterstützen. Weitere Testmöglichkeiten sind Gegenstand der aktuellen klinischen Forschung. Die Messung der Pupillenweitung ist eine zusätzliche Methode, mit der man möglicherweise psychosoziale Prozesse im Gehirn messen kann.
Es ist nicht einfach, eine autistische Störung nur aufgrund einzelner Symptome zu erkennen, denn im Laufe der Entwicklung können sich die Verhaltensmuster eines Kindes mehrfach verändern.
Therapieansätze
Vorab sei zu erwähnen, dass man zum heutigen Zeitpunkt noch keine Möglichkeit gefunden hat, die Autismus-Spektrum-Störung zu heilen. Dennoch existiert eine Vielzahl an Therapien, die die Kompetenzen der Betroffenen stärken können. Weiterhin fördern sie sprachliche Fähigkeiten, die bei der alltäglichen Kommunikation helfen. Man kann nicht pauschal sagen, welche Fähigkeiten bei einem Autismus-Spektrum-Störung-Patienten am meisten eingeschränkt sind. Faktoren wie die kognitiven Fähigkeiten, die Schwere der Erkrankung, das Alter und das Vorhandensein anderer psychiatrischer Störungen bestimmen die Therapieform. Alle Therapien haben jedoch gemein, dass sie die Fähigkeiten von Personen mit Autismus-Spektrum-Störung berücksichtigen müssen (sog.
Die Symptome können im Laufe des Lebens durch eine gezielte Therapie gelindert werden. Allerdings ist die Erkrankung nicht heilbar - sie begleitet die Betroffenen ein Leben lang. Autismus ist nicht heilbar. Es gibt aber Therapien, die Menschen mit Autismus helfen, damit umzugehen. Autismus ist nicht heilbar. Es gibt allerdings verhaltensorientierte Therapien und Maßnahmen, die auf das soziale Verhalten abzielen und helfen können, die Selbständigkeit von Menschen mit Autismus zu fördern und beim Umgang mit sozialen Interaktionen zu unterstützen.
Alle psychotherapeutischen Maßnahmen bei einer autistischen Störung ist gemein, dass sie die Fähigkeiten der Erkrankten berücksichtigen und fördern sollen.
Alle Personen im Umfeld des Kindes sind mit einbezogen. Im Rahmen der Therapie erfolgt daher auch eine spezifische Weiterbildung der Bezugspersonen (sog. ‚Psychoedukation‘) - zum Beispiel Eltern, Lehrer oder Erzieher. So lernen sie, ein Wohlfühlumfeld zu schaffen. Der Betroffene selbst erhält ebenso aufklärende Informationen über das eigene Krankheitsbild. Wenn Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung heranwachsen, dann sollten sie um ihr Krankheitsbild wissen. Die Therapie richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten.
Die Therapien umfassen verschiedene Ansätze. Verhaltenstherapie, die die kognitiven, kommunikativen und sozialen Fähigkeiten von Kleinkindern (ca. 2-5 Jahre) verbessert. Kleinkinder mit Autismus-Spektrum-Störung spielen in den Therapiesitzungen mit Übungsmaterialien und Spielzeug. Sie lernen beim Spielen Fähigkeiten wie das Imitieren und gemeinsame Aufmerksamkeit (mit dem Spielzeug). So führt man sie langsam an soziale Interaktion heran. Im weiteren Verlauf üben die Kinder das Interagieren und Kommunizieren mit Gleichaltrigen und den korrekten Einsatz von Sprache. Falls nötig, kann man im Rahmen dieser Therapie alltägliche Handlungen wie den Toilettengang üben.
Soziale Interaktion kann man gezielt in der Gruppentherapie trainieren. Diese Therapieform eignet sich für etwas ältere Kinder (nach der Frühförderung), Jugendliche und Erwachsene mit einer Autismus-Spektrum- Störung. Die Patienten üben gemeinsam Fähigkeiten wie soziale Interaktion mit anderen Menschen, Kommunikation (verbal und nonverbal) und Handlungsplanung. Zudem umfasst die Therapie den Umgang mit den eignen Emotionen (sog.
Man wendet auch weitere, zusätzliche Therapieformen an, damit die Patienten besser im Alltag zurechtkommen und um körperlichen Einschränkungen entgegenzuwirken. Die Ergotherapie zum Beispiel hilft dabei, die motorischen und koordinativen Fähigkeiten zu trainieren und zu verbessern. Andere therapeutische Ansätze umfassen die Musik- Kunst- oder Tiertherapie (zum Beispiel Interaktion mit Pferden oder Delfinen). Liegen Begleiterscheinungen im Rahmen der Autismus-Spektrum-Störung vor, behandelt der Arzt diese zusätzlich zu den bereits unternommenen Therapiemaßnahmen, da diese durch die reguläre Therapie oft nicht abdeckt werden können. Beispiele sind Zwangs- oder Angststörungen. Medikamente (zum Beispiel Psychopharmaka) dienen des Weiteren dazu, Verhaltensauffälligkeiten zu unterdrücken.
Umgang im Alltag
Für das Umfeld zu Hause gilt daher: Routine schafft Kalkulierbarkeit und eine Wohlfühlatmosphäre für Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung. Um dies zu bewerkstelligen, werden die Angehörigen gezielt informiert und geschult. Schaffen Sie ein vorhersagbares Umfeld mit viel Routine für Ihr Kind, wenn es unter einer autistischen Störung leidet. Man bezieht die Eltern aktiv in die Therapie mit ein. Eltern, Angehörige sowie Lehrer sollten sich vor allem gut über das Krankheitsbild informieren.
Für Menschen mit Autismus sind Routinen und sichere, bekannte Alltagsabläufe sehr wichtig. Mit Flexibilität und Spontaneität tun sich die meisten schwer. Manche Menschen mit Autismus reagieren besonders sensibel auf äußere Sinnesreize wie Licht, Lärm, Gerüche oder auch Berührungen, andere haben wiederrum eine deutlich reduzierte Schmerzreaktion oder spüren Temperaturunterschiede weniger. Die Schaffung einer reizarmen Umgebung oder die Nutzung von Hilfsmitteln (z.B. Lärmschutz) können den Alltag wesentlich vereinfachen.
Im Umgang mit Menschen mit Autismus ist zudem auf die Ansprache und Sprachverwendung zu achten: Da Mehrdeutigkeit und Ironie oft weniger gut erkannt werden, sollte man eindeutig sprechen und nicht davon ausgehen, dass bestimmte Gesten und Redewendungen oder Ähnliches erkannt werden.
Forschung und aktuelle Entwicklungen
In den letzten Jahren wurde viel Forschung dazu betrieben, Roboter für soziale Aufgaben - wie zum Beispiel in der Therapie von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen - einzusetzen. Der Vorteil ist, dass die Kinder langsam lernen, mit einem anderen Wesen zu interagieren. Vor allem das In-Die-Augen-Sehen empfinden die Kinder möglicherweise als weniger Furcht einflößend als bei einem Menschen. Ein Nachteil ist, dass die Kinder einen solchen Roboter ebenfalls als unheimlich empfinden könnten. Man muss also genau auf die Reaktion des Kindes achten: Wenn es Angst hat, sollte man die Sitzung mit dem Roboter abbrechen. Insgesamt empfiehlt es sich, den Einsatz einer solchen Maschine langsam in die Therapie einzuschleichen.
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung haben Angst vor sozialer Interaktion. Diese Angst kann man psychologisch messen, zum Beispiel mit der sogenannten ‚Liebowitz-Skala‘. Psychotherapeuten versuchen mit ihrer Therapie die Angst zu mindern und messen die Erfolge mit der psychologischen Skala. Kann man diese Psychotherapie mit Medikamenten unterstützen? Der Frage ist Prof. In seiner Studie hat der Wissenschaftler über drei Jahre hinweg mit insgesamt 12 erwachsenen Patienten getestet, wie sich der Wirkstoff 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (kurz MDMA) auf den Therapieerfolg auswirkt. In der Studie erhielt ein Teil der Patienten ein wirkungsloses Mittel (sog. ‚Placebo‘), um die Ergebnisse vergleichbar zu machen. Die Hypothese war, dass die Patienten, die den Wirkstoff MDMA erhielten, eine Verbesserung in der Angst-Skala verzeichnen würden. Das heißt, dass das Mittel gegen die Sozialangst wirkt. Die Ergebnisse haben die Annahme bestätigt: Die Patientengruppe, die den Wirkstoff MDMA erhalten hatte, verzeichnete signifikant bessere Therapieerfolge als die Gruppe, die nur die Psychotherapie (und das Placebo-Präparat) erhielt. Der Autor schlussfolgert, dass das soziale Funktionieren von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung mit der Sozialangst zusammenhängt.
ADHS und Autismus-Spektrum-Störung
Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz ADHS) äußert sich - wie der Name bereits sagt - vor allem durch verminderte Aufmerksamkeit und erhöhten Bewegungsdrang. ADHS und eine autistische Störung haben gemeinsam, dass die beiden Erkrankungen zumeist bei Kindern auftreten. Die Störung geht mit vielen Begleiterscheinungen wie fehlender Affektkontrolle oder emotionaler Instabilität einher. Daher lässt sie sich gegebenenfalls mit einer Autismus-Spektrum-Störung verwechseln.
Neurodiversität
Im Konzept der Neurodiversität (s. AD(H)S bedeutet Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts)störung - ein langes und sperriges Wort. Verknüpft wird es oft mit dem Bild des überdrehten Kindes, das nicht stillsitzen kann. AD(H)S tritt allerdings auch im Erwachsenenalter auf und kann das Studium erschweren. Da die Symptome als erwachsene Person sich stark von denen in der Kindheit unterscheiden, bleibt AD(H)S nicht selten unerkannt und undiagnostiziert. AD(H)S äußert sich in vielfältiger Weise. Manche Personen haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, haben häufige Gedankensprünge oder verlieren sich in Tagträumen, brauchen klare Tagesstrukturen, können aber sehr schnell Neues lernen, wenn sie sich dafür interessieren. Wie autistische Personen ordnen sich manche Personen mit AD(H)S als Neurominderheit ein (s. Absatz unten über den Begriff neurodivers). Das Konzept der Neurodiversität beschreibt, dass neurobiologische Unterschiede menschliche Verschiedenheiten sind und als diese respektiert werden: so wie alle Menschen z.B. verschieden aussehen, funktioniert auch ihr Gehirn anders. Nach diesem Konzept sind alle Menschen neurodivers. Menschen, die nicht der vermeintlichen Norm (neurotypisch) entsprechen, werden als Neurominderheit bezeichnet. Autismus, AD(H)S, Legasthenie, Dyskalkulie etc.
Unterstützung und Anlaufstellen
Seit 2005 besteht an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln eine Autismus-Sprechstunde für Erwachsene. Dieses Angebot wendet sich an erwachsene Personen, bei denen der Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung besteht. Voraussetzung zur Anmeldung in unserer Autismus-Ambulanz ist ein begründeter Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung, der von einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeut oder von einer Ärztin oder einem Arzt der Fachbereiche Psychiatrie, Neurologie oder in Ausnahmefällen der Allgemeinmedizin festgestellt wurde. Es können sich volljährige, gesetzlich und privat krankenversicherte Personen aus dem gesamten Bundesgebiet anmelden.
Die Autismussprechstunde ist eine Spezialsprechstunde zur leitlinienkonformen Beratung und Betreuung von Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-Störung, die unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Kai Vogeley seit 2005 an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln etabliert ist. Ein wesentlicher Bestandteil ist die diagnostische Abklärung.
Zur sozialrechtlichen Beratung zum Thema Autismus-Spektrum-Störung wenden Sie sich gerne an unsere Kooperationspersonen im Autismus Kompetenzzentrum Oberbayern.
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