Neurologische Probleme bei Hunden: Ursachen, Symptome und Behandlung

Neurologische Erkrankungen bei Hunden können vielfältige Ursachen haben und sich in unterschiedlichsten Symptomen äußern. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über mögliche Ursachen, Symptome, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze, um Hundehalter für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.

Einführung in neurologische Probleme bei Hunden

Ähnlich wie Menschen können auch Hunde im Laufe ihres Lebens von neurologischen Problemen betroffen sein. Das Nervensystem des Hundes umfasst das Gehirn, das Rückenmark, die Nerven und die Sinneszellen. Störungen in einem dieser Bereiche können zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die die Lebensqualität des Hundes erheblich beeinträchtigen können. Es ist wichtig, die Anzeichen neurologischer Probleme frühzeitig zu erkennen und tierärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine genaue Diagnose und eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.

Ursachen neurologischer Probleme beim Hund

Die Ursachen für neurologische Probleme bei Hunden sind vielfältig. Sie lassen sich grob in folgende Kategorien einteilen:

1. Degenerative Erkrankungen

  • Degenerative Myelopathie: Eine fortschreitende Erkrankung des Rückenmarks, die vor allem bei Hunden auftritt und zu Schwäche und Lähmung der Hinterbeine führt.
  • Spondylose: Knöcherne Veränderungen entlang der Wirbelsäule, die Druck auf das Rückenmark oder die Nerven ausüben können.
  • Ataxie: Eine Störung der Bewegungskoordination, die durch Schäden am Rückenmark, Gehirn oder an den Nerven verursacht wird. Ataxie ist keine Krankheit im engeren Sinn, sondern ein Symptom neurologischer Störungen. Sie entsteht, wenn Nervensignale nicht mehr korrekt verarbeitet oder weitergeleitet werden - dadurch verliert der Hund die Kontrolle über seine Bewegungen. Die Ursachen hängen stark von der betroffenen Struktur im Nervensystem ab. Die hereditäre Ataxie ist keine eigene Form, sondern eine Ursachenkategorie: Sie beschreibt Ataxien, die durch genetische Defekte entstehen. In den meisten Fällen wird die Erkrankung autosomal-rezessiv vererbt, was bedeutet: Beide Elterntiere müssen Träger des defekten Gens sein, damit die Krankheit beim Nachwuchs ausbricht. Viele dieser genetischen Störungen zeigen sich bereits im jungen Alter - häufig schon bei Welpen oder Junghunden. Die zerebrale Ataxie ist in der Regel angeboren und betrifft das zentrale Nervensystem, insbesondere das Kleinhirn (Cerebellum), gelegentlich auch das Großhirn. Bei diesen Hunden kommt es zu einer degenerativen Veränderung im Kleinhirn, meist aufgrund eines genetischen Defekts. Diese Form betrifft das Kleinhirn direkt und führt zu unkoordinierten, überzogenen Bewegungen. Die spinale Ataxie entsteht durch eine Störung der Tiefensensibilität - meist im Rückenmark oder in den peripheren Nerven. Das Wobbler-Syndrom kann der Auslöser für eine sensorische Ataxie sein. Die Begriffe spinale Ataxie und sensorische Ataxie werden häufig synonym verwendet. Für das Wobbler-Syndrom gibt es mehrere Ursachen, die nicht alle erblich bedingt sind. Hier liegt die Ursache im Gleichgewichtssystem, entweder im Innenohr oder im Hirnstamm.

2. Tumore

Gehirn- oder Rückenmarktumore können bei älteren Tieren auftreten und je nachdem, welcher Teil des Nervensystems betroffen ist, neurologische Symptome verursachen.

3. Vaskuläre Probleme

Schlaganfälle sind bei Katzen und Hunden seltener als bei Menschen, können aber dennoch vorkommen. Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird, was zu neurologischen Defiziten führt.

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4. Infektionen und Entzündungen

Infektionen oder Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) oder des Rückenmarks (Myelitis) können neurologische Probleme auslösen. Dies kann durch Viren, Bakterien oder andere Ursachen geschehen.

  • Tollwut: Die Tollwut ist vermutlich die bekannteste Virusinfektion beim Hund. Sie ist eine Zoonose und deshalb auch auf den Menschen übertragbar. Betroffene Tiere zeigen Verhaltensänderungen, Speicheln, Aggressionen und Lähmungen. Die Infektion endet fast ausnahmslos mit dem Tod des Tieres. Außerdem besteht in Deutschland ein Behandlungsverbot für Tiere mit Verdacht auf eine Tollwutinfektion.
  • Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME): Obwohl bisher nur wenige Fälle bekannt sind, können auch Hunde an FSME erkranken. Diese von Zecken übertragene Virusinfektion befällt zuerst die Hirnhäute und dann das Gehirn selbst. Hier führt sie zu Krämpfen, Lähmungen, Zittern sowie Schmerzen. Die Symptome ähneln teilweise denen der Tollwut. Nur in seltenen Fällen können die Tiere durch eine schnelle Therapie mit Medikamenten sowie Ruhe geheilt werden.
  • Aujeszky: Weiterhin gehört die Aujeszkysche Krankheit bei Hunden zu den Viruserkrankungen, die das Nervensystem befallen und hier zu Krampfanfällen, Juckreiz und Lähmungen führen. Die Erkrankung endet immer tödlich, ist allerdings in den letzten Jahren kaum mehr aufgetreten.
  • Steroid-responsive Meningitis-Arteriitis: Diese Erkrankung betrifft oft junge, mittelgroße bis große Hunde. Typisch ist eine schubweise auftretende, starke Nackensteife - oft begleitet von Fieber. Gut zu wissen: Diese Erkrankung ist behandelbar!
  • Bakterielle oder pilzbedingte Entzündung der Wirbelsäule: Betroffene Tiere haben Schmerzen beim Bewegen oder Berühren des Rückens, manchmal auch Fieber.

5. Endokrine Erkrankungen

Probleme mit Drüsen, die Hormone produzieren (z. B. Schilddrüse), können manchmal neurologische Symptome hervorrufen.

6. Toxizität

Einige Giftstoffe oder Medikamente können, wenn sie in großen Mengen eingenommen werden, neurologische Probleme verursachen.

7. Kognitive Dysfunktion

Genau wie Menschen können auch ältere Hunde und Katzen Anzeichen von Demenz oder kognitiver Dysfunktion zeigen. Dies kann Verwirrung, Desorientierung und Verhaltensänderungen verursachen.

8. Verletzungen und Traumata

  • Schädel-Hirn-Trauma: Ist das Gehirn durch einen Unfall geschädigt, kann sich dies folgendermaßen äußern: Störungen des Bewusstseins und der Bewegungen, veränderte Pupillenreaktionen, eine langsame Pulsfrequenz sowie allgemeine Benommenheit.
  • Verletzungen an der Wirbelsäule: Ob Sturz, Autounfall oder Bissverletzung: Verletzungen an der Wirbelsäule sind immer ein Notfall.

9. Bandscheibenvorfall

Vor allem Hunde wie Dackel oder Französische Bulldoggen sind betroffen. Plötzliches Aufschreien, Lähmungserscheinungen oder steifer Gang können Hinweise sein. Die Bandscheiben sitzen zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule und wirken wie Stoßdämpfer. Wenn es zu einem Bandscheibenvorfall kommt, tritt Gewebe aus der Bandscheibe aus und drückt auf das empfindliche Rückenmark.

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10. Fibrocartilaginöse Embolie (FCE) und Akute Nicht-Progressive Nukleus Pulposus Extrusion (ANNPE)

Hier wird durch eine plötzliche, starke Belastung (z. B. Springen oder Rennen) Bandscheibenmaterial mit hoher Geschwindigkeit gegen das Rückenmark geschleudert. Gemeinsam ist beiden Erkrankungen: Sie entstehen plötzlich und ohne vorherige Anzeichen Betroffene Hunde zeigen neurologische Ausfälle (z. B.

11. Erkrankungen des peripheren Nervensystems (PNS)

Manche Lähmungen entstehen durch Erkrankungen der Nerven, Nervenwurzeln oder Muskeln selbst.

  • Polyradikuloneuritis („Coonhound paralysis“): Akute, meist immunvermittelte Entzündung der Nervenwurzeln. Beginn oft an den Hinterbeinen, Fortschreiten zur Vorderhand möglich. Bewusstsein bleibt erhalten, Tiere wirken „gefangen im eigenen Körper“. Prognose meist gut, aber langwieriger Verlauf - Physiotherapie ist essenziell.
  • Myasthenia gravis: Autoimmunerkrankung: die Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel ist gestört. Typisch: Belastungsabhängige Muskelschwäche, gelegentlich auch Schluckstörungen oder Aspirationsgefahr. Diagnose über Antikörpernachweis im Blut. Therapie mit Medikamenten wie Pyridostigmin, engmaschige Betreuung erforderlich.
  • Endokrine Ursachen: Hypothyreose kann Neuropathien mit Lähmungserscheinungen verursachen. Morbus Addison: Elektrolytstörungen (v. a. Kaliumüberschuss) können die Reizweiterleitung blockieren. Gut diagnostizierbar und meist exzellent behandelbar.
  • Elektrolytverschiebungen: Ungleichgewichte bei Kalium, Natrium oder Kalzium stören die Funktion von Nerven und Muskeln. Ursachen: z. B. Erbrechen, Nierenerkrankungen oder hormonelle Störungen. In der Regel schnell korrigierbar bei rechtzeitiger Erkennung.
  • Diabetes mellitus: Vor allem bei Katzen: „Plantigrader Gang“ durch diabetische Polyneuropathie. Ursache ist eine Nervenschädigung durch dauerhaft erhöhten Blutzucker. Wichtig: gute Einstellung des Diabetes, ggf.

12. Epilepsie

Epilepsie ist die häufigste chronische neurologische Erkrankung bei Hunden. Jeder 130. Hund, der in einer Kleintierpraxis vorgestellt wird, leidet unter epileptischen Anfällen. Epileptische Anfälle entstehen durch vorübergehende Störungen im Gehirn. Dabei kommt es zu unkontrollierten elektrischen Aktivitäten, die z. B. Muskelzuckungen, Bewusstseinsverlust oder unkontrolliertes Verhalten auslösen. Sowohl Rassehunde als auch Mischlinge können betroffen sein. Typischerweise beginnt die idiopathische Epilepsie im Alter zwischen 6 Monaten und 6 Jahren. Die idiopathische Epilepsie ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet: Es müssen zunächst andere mögliche Ursachen für die Anfälle ausgeschlossen werden - z. B. Bei vielen Hunden liegt vermutlich eine genetische Veranlagung zugrunde. Bei einigen Rassen gibt es bereits Gentests, bei anderen zeigen sich familiäre Häufungen.

13. Vestibularsyndrom

Wenn sich unsere tierischen Gefährten plötzlich schief bewegen, schwanken oder gar umkippen, ist das ein beängstigender Moment - für Tier und Mensch. Das Gleichgewichtssystem, auch Vestibularapparat genannt, befindet sich im Innenohr und im Gehirn. Wenn dieses System gestört ist, fühlt sich Ihr Tier, als befände es sich in ständiger Bewegung - wie in einer nicht enden wollenden Achterbahnfahrt. Mögliche Auslöser sind:

  • Eine unentdeckte Ohrentzündung
  • Bei älteren Hunden (ab ca. 5 Jahren) kommt es oft ohne erkennbare Ursache zu einem plötzlichen Gleichgewichtsausfall (idiopathisches Vestibularsyndrom).
  • In seltenen Fällen kann eine Erkrankung im Gehirn wie Tumoren, Entzündungen oder Durchblutungsstörungen der Auslöser sein.

14. Aktuelle Fallserie mit unklaren Ursachen

Seit Ende August 2024 beobachten Tierneurologinnen deutschlandweit vermehrt Hunde mit sehr akuten und schweren neurologischen Symptomen. Die aktuelle Fallzahl wird auf etwa 40 geschätzt, wobei die Dunkelziffer aufgrund der unspezifischen Symptome vermutlich noch höher liegt. Die Ursache der Fallserie ist derzeit Gegenstand intensiver Untersuchungen. Es wird überprüft, ob die Symptome möglicherweise mit der Fütterung von Rinderhautknochen zusammenhängen könnten, da diese viele betroffene Hunde in der Vergangenheit erhalten haben. Da dennoch andere Ursachen nicht ausgeschlossen werden können, wird eng mit den zuständigen Behörden zusammengearbeitet. In diesem Zusammenhang hat die die Niederländische Lebensmittel- und Warenaufsichtsbehörde (NVWA) eine Sicherheitswarnung für Kauknochen der Marke Barkoo ausgesprochen. Dabei handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, denn zum aktuellen Zeitpunkt können auch andere Ursachen noch nicht vollständig ausgeschlossen werden. Neurologinnen arbeiten daher weiterhin eng mit den zuständigen Behörden zusammen. Betroffene Hunde sollten zeitnah in der TiHo Hannover oder bei anderen Tierneurolog*innen vorgestellt werden, da bei solchen akuten Auffälligkeiten verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen können. Wichtig sei es auch Verpackungen und Reste von Futtermitteln abzufotografieren und Chargennummern sowie MHD zu notieren.

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Symptome neurologischer Probleme beim Hund

Die Symptome neurologischer Probleme beim Hund können vielfältig sein und hängen von der zugrunde liegenden Ursache und dem betroffenen Bereich des Nervensystems ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Verhaltensänderungen: Plötzliche oder allmähliche Veränderungen im Verhalten des Hundes, wie z. B. vermehrte Reizbarkeit, Angstzustände, Desorientierung oder Teilnahmslosigkeit.
  • Bewusstseinsstörungen: Veränderungen des Bewusstseinszustandes, wie z. B. Schläfrigkeit, Benommenheit oder Koma.
  • Koordinationsprobleme: Schwierigkeiten bei der Koordination von Bewegungen, wie z. B. Taumeln, Stolpern, Im-Kreis-Laufen oder eine ungewöhnliche Körperhaltung.
  • Lähmungen: Schwäche oder vollständiger Verlust der Bewegungsfähigkeit in einem oder mehreren Gliedmaßen.
  • Krampfanfälle: Unkontrollierte Muskelzuckungen, Bewusstseinsverlust oder unkontrolliertes Verhalten.
  • Schmerzäußerungen: Anzeichen von Schmerzen, wie z. B. Winseln, Jaulen, Berührungsempfindlichkeit oder eine steife Körperhaltung.
  • Sinnesstörungen: Veränderungen in den Sinneswahrnehmungen, wie z. B. Blindheit, Schwerhörigkeit oder ein vermindertes Schmerzempfinden.
  • Kopfschiefhaltung: Der Kopf hängt schräg zur Seite.
  • Nystagmus: Schnelle, unkontrollierte Augenbewegungen.
  • Übelkeit, Erbrechen, Speicheln:
  • Schluckstörungen
  • Starren oder Anschauen von imaginären Punkten
  • Häufiges Anschlagen des Kopfes gegen die Wand oder andere Objekte

Aktuelle Fallserie: Symptome im Überblick

Im Rahmen der seit August 2024 beobachteten Fallserie zeigen betroffene Hunde folgende Symptome:

  • Plötzliche Verhaltensänderungen und zeitweise unkoordinierte Bewegungsabläufe
  • Episodische, plötzliche und extreme Aufregung, Panikattacken mit Heulen, Unruhe und Schreien
  • Versuche, durch Fenster oder Türen zu entkommen
  • Gelegentlich phasenweise plötzlich aggressives Verhalten
  • Hinweise auf Halluzinationen bei einigen Patienten
  • In späteren Phasen: generalisierte epileptische Anfälle

Diagnose neurologischer Probleme beim Hund

Die Diagnose neurologischer Probleme beim Hund erfordert eine sorgfältige Anamnese, eine gründliche klinische und neurologische Untersuchung sowie gegebenenfalls weitere diagnostische Maßnahmen.

1. Anamnese

Eine ausführliche Befragung des Hundehalters ist essenziell, um Informationen über die Krankengeschichte des Hundes, den Verlauf der Symptome, mögliche Auslöser und weitere relevante Faktoren zu erhalten. Wichtig ist es, sowohl die Fütterungshistorie als auch andere potenziell wichtige Informationen zu erfragen.

2. Klinische Untersuchung

Der Tierarzt beurteilt den Allgemeinzustand des Hundes, sein Verhalten, seine Körperhaltung und seine Bewegungsabläufe.

3. Neurologische Untersuchung

Eine umfassende neurologische Untersuchung dient dazu, die Funktion des Nervensystems zu beurteilen und den betroffenen Bereich zu lokalisieren. Dabei werden verschiedene Tests durchgeführt, wie z. B.:

  • Reflexprüfungen: Beurteilung der Reflexe, wie z. B. des Kniesehnenreflexes.
  • Prüfung der Hirnnerven: Überprüfung der Funktion der Hirnnerven, die für Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und andere Funktionen zuständig sind.
  • Beurteilung der Muskelkraft und Koordination: Untersuchung der Muskelkraft, der Koordination und des Gangbildes des Hundes.
  • Schmerzprüfung: Überprüfung des Schmerzempfindens des Hundes.

4. Bildgebende Verfahren

  • Röntgenaufnahmen: Können Veränderungen an der Wirbelsäule oder anderen Knochenstrukturen aufzeigen.
  • Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT): Diese hochmodernen bildgebenden Verfahren bieten detaillierte Einblicke in das Gehirn, Rückenmark und andere Teile des Nervensystems und können Veränderungen wie Tumore, Entzündungen oder Verletzungen aufzeigen.
  • Myelographie: Röntgenuntersuchung des Rückenmarks mit Kontrastmittel, um z.B. Bandscheibenvorfälle zu erkennen.

5. Liquoranalyse

Bei dieser Prozedur wird eine kleine Menge Liquor (Rückenmarksflüssigkeit) entnommen, die dann auf Anomalien untersucht wird. Dies kann bei der Diagnose von Entzündungen, Infektionen oder anderen Erkrankungen des zentralen Nervensystems hilfreich sein.

6. Elektrodiagnostische Tests

Methoden wie die Elektromyographie (EMG) können die elektrische Aktivität in den Muskeln messen. Sie sind besonders nützlich, um Nerven- und Muskelerkrankungen zu diagnostizieren.

7. Blutuntersuchungen

Blutuntersuchungen können helfen, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können. Sie können auch Hinweise auf Entzündungen, Infektionen oder metabolische Probleme geben, die das Nervensystem beeinflussen.

8. Biopsien

Manchmal kann es notwendig sein, eine Probe von Nerven- oder Muskelgewebe zu entnehmen und diese mikroskopisch zu untersuchen, um bestimmte Erkrankungen zu identifizieren.

Behandlung neurologischer Probleme beim Hund

Die Behandlung neurologischer Probleme beim Hund richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung. Es gibt eine Vielzahl von Therapieoptionen, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können.

1. Medikamentöse Behandlung

  • Entzündungshemmende Medikamente: Werden oft eingesetzt, um Schwellungen im Gehirn oder Rückenmark zu reduzieren.
  • Schmerzmittel: Zur Linderung von Schmerzen. Bei starken Schmerzen werden entzündungshemmende Schmerzmittel gegeben.
  • Antiepileptika: Zur Kontrolle von Krampfanfällen. Tiermedizinisch bewährte Antiepileptika sind: Phenobarbital, Imepitoin, Kaliumbromid, Diazepam (v. a. als Notfallmedikation). In Einzelfällen kommen auch Medikamente aus der Humanmedizin zum Einsatz.
  • Antibiotika oder Antimykotika: Bei bakteriellen oder pilzbedingten Infektionen.
  • Hormontherapie: Bei endokrinen Erkrankungen.

2. Chirurgische Eingriffe

Bei bestimmten Erkrankungen, wie z.B. Wirbelsäulenerkrankungen oder Tumoren, kann eine Operation notwendig sein, um Druck auf das Rückenmark oder Gehirn zu vermindern. Je nach Befund muss entweder Druck vom Rückenmark genommen werden durch eine sogenannte Dekompression oder es wird mittels verschraubter Metallplatten die Wirbelsäule an betroffenen Stellen versteift.

3. Physiotherapie

Physiotherapie kann besonders hilfreich sein, um die Muskelmasse zu erhalten und die Gelenkbeweglichkeit bei Tieren mit eingeschränkter Mobilität zu fördern. Auch nach Operationen ist die Physiotherapie entscheidend für die langfristige Erholung.

4. Akupunktur

Einige Tierhalter finden, dass Akupunktur helfen kann, Schmerzen zu lindern und die neurologische Funktion bei ihren Haustieren zu verbessern.

5. Ernährungsberatung

Die richtige Ernährung kann einen großen Unterschied machen, insbesondere bei Tieren mit metabolischen oder endokrinen Erkrankungen, die neurologische Symptome hervorrufen. Bei Epilepsie kann eine Ernährung mit mittelkettigen Fettsäuren (MCTs) hilfreich sein. Studien zeigen: 71 % der Hunde mit Epilepsie haben unter MCT-Ernährung weniger Anfälle. Bei 14 % verschwinden die Anfälle ganz. Auch ängstliches oder unruhiges Verhalten kann sich verbessern.

6. Verhaltensmodifikation und Umgebungsanpassungen

Für Tiere mit kognitiver Dysfunktion oder anderen neurologischen Problemen kann es hilfreich sein, ihre Umgebung anzupassen und Trainingstechniken zu verwenden, um ihnen zu helfen, besser zurechtzukommen.

7. Lasertherapie

Bei einigen Erkrankungen kann die Lasertherapie helfen, Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern.

8. Chiropraktik

Die Chiropraktik geht davon aus, dass ein gesundes Nervensystem eng mit einem gesunden Bewegungsapparat zusammenhängt. Bei neurologischen Problemen kann es sein, dass der Bewegungsapparat nicht mehr richtig funktioniert und dadurch Nervenbahnen eingeklemmt werden. Hier kann die Chiropraktik ansetzen und durch gezielte Manipulationen der Wirbelsäule die Beweglichkeit der Gelenke und Muskeln wiederherstellen.

Prognose neurologischer Probleme beim Hund

Die Prognose bei neurologischen Problemen hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache, dem Schweregrad der neurologischen Ausfälle und dem Zeitpunkt der Diagnose ab. Bei einigen Formen, wie z.B. dem idiopathischen Vestibularsyndrom bei älteren Hunden, ist die Prognose gut: Die Symptome können sich innerhalb weniger Tage bis Wochen deutlich bessern oder sogar vollständig zurückbilden. Anders sieht es bei genetisch bedingten (hereditären) Ataxien oder bei starken strukturellen Schäden im Rückenmark aus - etwa durch Tumoren, degenerative Erkrankungen oder schwerwiegende Bandscheibenvorfälle. Diese Formen gelten in der Regel als nicht heilbar. Ziel ist dann eine Stabilisierung des Zustands und die Linderung von Symptomen durch Physiotherapie, Schmerzmanagement und ggf. Operationen.

Vorbeugung neurologischer Probleme beim Hund

Wirklich vorbeugen kann man neurologischen Problemen beim Hund nicht immer. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann helfen, ebenso wie eine geringe Belastung des Hundes im Wachstum. Wachstumsbedingte Erkrankungen (z. B. Hüftdysplasie) können vermieden werden.

Verhalten bei einem epileptischen Anfall

Ein epileptischer Anfall bei Ihrem Hund oder Ihrer Katze ist ein beängstigender Moment - aber Sie sind nicht allein.

  1. Manche Tiere zeigen Minuten bis Stunden vor dem Anfall ein verändertes Verhalten: Unruhe, Anhänglichkeit oder Verwirrung, Zittern, Hecheln, Verstecken, Rastloses Umherlaufen oder Jaulen. Wenn Sie solche Anzeichen bemerken: Beruhigen Sie Ihr Tier sanft, sprechen Sie leise, streicheln Sie es, wenn es das zulässt. Sichern Sie die Umgebung: Entfernen Sie Ihr Tier aus gefährlichen Situationen - z. B. von Treppen, vom Balkon oder aus dem Spiel mit anderen Tieren.
  2. Ein epileptischer Anfall kann einige Sekunden bis mehrere Minuten dauern. Auch wenn es schwerfällt: Bitte bleiben Sie ruhig. Fassen Sie Ihr Tier nicht an. Viele Hunde beißen in der Anfallsphase unkontrolliert - ohne es zu wollen. Räumen Sie spitze oder harte Gegenstände aus dem Weg, um Verletzungen zu vermeiden. Bleiben Sie bei Ihrem Tier, sprechen Sie ruhig mit ihm - Ihr Beistand ist wichtig. Stoppen Sie die Zeit. Ein Anfall, der länger als 5 Minuten dauert, ist ein Notfall (Status epilepticus)! Bitte sofort eine Tierklinik aufsuchen - jede Minute zählt.
  3. Viele Tiere sind nach einem Anfall orientierungslos, erschöpft oder ängstlich. Manche zeigen auch kurzzeitig auffälliges Verhalten wie Blindheit, Unruhe oder sogar leichte Aggression. Was Sie tun können: Beruhigen Sie Ihr Tier, bieten Sie einen ruhigen, dunklen Rückzugsort an. Dokumentieren Sie den Anfall: Datum und Uhrzeit, Dauer und Stärke, Auffälligkeiten vorher oder nachher (z. B. Stress, Durchfall, Medikamentenwechsel). Führen Sie ein Anfallstagebuch ("Krampfkalender") - das hilft uns bei der Beurteilung und Therapieanpassung. Falls möglich, filmen Sie den Anfall mit dem Handy. Das Video hilft Ihrem Tierarzt bei der genauen Einschätzung. Legen Sie sich eine kleine „Notfallbox“ zurecht (Handy, Stoppuhr, Anfallstagebuch, evtl. Notfallmedikament).

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