Einführung
Im Bereich der neurologischen Rehabilitation gibt es stetig Fortschritte und innovative Therapieansätze. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte der neurologischen Therapie, insbesondere im Kontext von Erkrankungen wie Morbus Parkinson und Schlaganfall, und stellt Informationen bereit, die für Patienten, Angehörige und Fachkräfte von Interesse sein könnten.
Rehabilitation bei Morbus Parkinson
Symptome und Herausforderungen
Im Verlauf der Parkinsonerkrankung treten Symptome auf, die medikamentös schwer zu beeinflussen sind. Hierzu zählen vor allem Störungen der Sprech- und Schluckfunktion, der Körperhaltung, des Gehens und des Gleichgewichtes. Ein Großteil der Patienten entwickelt im Krankheitsverlauf schwerwiegende Beeinträchtigungen, die mit Einschränkungen von Mobilität, Kommunikationsfähigkeit und Selbstständigkeit sowie Lebensqualität einhergehen. Bereits in den ersten fünf Jahren der Erkrankung kommt es bei vielen Patienten trotz optimalen Ansprechens auf die Pharmakotherapie zu alltagsrelevanten Störungen von Gleichgewicht, Gehen und Kognition. Nach circa zehn bis fünfzehn Jahren sind dann die meisten Parkinsonpatienten im Alltag auf Hilfe angewiesen. Besondere Situationen, wie z.B. Freezing beim Gehen, sind für Patienten mit Parkinsonerkrankung oft schwer beeinträchtigend.
Therapieansätze
Neben den klassischen Verfahren wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie kommt auch ein breites Spektrum von Interventionen zum Einsatz, zu denen psychologische und neuropsychologische Therapieverfahren sowie Tanzen, Musiktherapie, Tai-Chi und Qigong sowie Laufbandtraining gehören. Die Rehabilitation von Parkinsonpatienten unterscheidet sich grundlegend von Rehamaßnahmen z.B. nach Schlaganfall. Weiters ist zu erwähnen, dass es spezielle Lehrgänge für parkinsonspezifische Therapien für Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten gibt: LSVT (Lee Silverman Voice)-LOUD, LSVT-BIG.
Prinzipiell lassen sich zwei grundsätzliche Behandlungsprinzipien unterscheiden: kompensatorische Behandlungen sowie restaurative Therapien.
- Kompensatorisch: „cueing“, „pacing“
- Restaurativ: z.B. LSVT sowie Krafttraining und Laufbandtraining
Physiotherapie
In den Frühstadien der Parkinsonerkrankung liegt der Schwerpunkt der Physiotherapie auf dem Training von Kraft, Koordination, Rhythmus und Körperwahrnehmung.
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Logopädie
Im Rahmen der Logopädie wird an einer Verbesserung der Sprechlautstärke gearbeitet.
Ergotherapie
Hier können Verbesserungen im ADL-Bereich erzielt werden.
Bedeutung von Bewegung und Training
Ergebnisse aus der Grundlagenforschung legen nahe, dass körperliche Aktivität auch positive Auswirkungen auf neurodegenerative Prozesse haben könnte. Zahlreiche tierexperimentelle Studien haben gezeigt, dass körperliches Training die Produktion von Wachstumsfaktoren fördert und synaptische Übertragung verbessern kann. Weiters kommen Phänomene der Neuroplastizität vor, die als „activity-dependent neuroplasticity“ beschrieben werden. Mittlerweile wird die Annahme neuroprotektiver und neuroplastischer Wirkungen von aktivierenden Therapien durch Untersuchungen an Parkinsonpatienten gestützt. Der Zeitpunkt, an dem das Training im Krankheitsverlauf beginnen sollte, spielt möglicherweise eine wichtige Rolle für die Effektivität der oben genannten Veränderungen. Ohne entsprechendes Training wird das besonders in den frühen Krankheitsstadien vorhandene Bewegungspotenzial aufgrund von „Nichtgebrauch“ weniger ausgenutzt. Letztlich stellt der Bewegungsmangel einen Teufelskreis dar: sowohl als eine Folge wie auch als ein verstärkender Faktor der Neurodegeneration.
Aktuelle Studien zeigen, dass körperliches Training und Aktivität als Prädiktor für den Krankheitsverlauf eine große Rolle spielen. Patienten mit hoher Trainingsintensität zeigen letztlich eine bessere Lebensqualität, weniger Stürze und geringeren kognitiven Abbau als Patienten ohne Training.
Spezifische Aspekte der Rehabilitation
Ein besonderes Spezifikum in der motorischen Rehabilitation bei Parkinsonerkrankung stellt die reduzierte Wahrnehmung der unzureichenden Bewegungsamplitude dar. In diesem Zusammenhang sind auch die Kamptokormie sowie das Pisa-Syndrom zu verstehen. Letztlich geht man von einem „postural neglect“ aus. Verschiedene Therapieformen wie LSVT oder Tai-Chi legen einen Schwerpunkt auf die Verbesserung von Körperund Bewegungswahrnehmung. Eine wichtige Rolle in der Behandlung spielen auch nicht motorische Störungen wie z.B. kognitive Defizite, Depression, Antriebsmangel sowie autonome Störungen der Parkinsonpatienten. Prinzipiell kommt therapeutischen Maßnahmen beim Parkinsonpatienten ein hoher Stellenwert zu. Die Behandlung erfolgt normalerweise individuell bzw. auf ein Therapieziel, z.B. nach ICF, bezogen.
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Robotergestütztes Gangtraining vs. Laufbandtraining
Eine Pilotstudie vergleicht robotergestütztes Gangtraining mit der THERA-Trainer lyra und Laufbandtraining bei Patienten mit Parkinson. Robotergestütztes Gangtraining mit der THERA-Trainer lyra mit Endeffektor-geführten Schritten vs. Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen weltweit [1]. Einige der Symptome wie Gleichgewichts- und Gangstörungen und das Risiko von Stürzen sprechen nur unzureichend auf eine Pharmakotherapie an [2]. Deshalb ist die Physiotherapie ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung von Patienten mit Parkinson [3]. Mit robotergestütztem Gangtraining oder Laufbandtraining ist es den Patienten möglich, in der Therapie die Gehstrecke und die Schrittwiederholungen zu erhöhen [4]. In dieser randomisierten, kontrollierten Studie wurden 20 Patienten mit Morbus Parkinson (Hoehn & Yahr 1-4) nach dem Zufallsprinzip in 2 Gruppen eingeteilt: eine THERA-Trainer lyra- und eine Laufbandgruppe. Jede Gruppe erhielt 4 Wochen lang an 3 Tagen pro Woche 30 Minuten Gangtraining. Die Patienten wurden vor dem Eingriff, nach jeder Behandlung und am Ende des Eingriffs von einem Physiotherapeuten beurteilt. Ziel der vorliegenden Studie war es, zu untersuchen, ob ein roboter-gestütztes Gehtraining mit der THERA-Trainer lyra mit Endeffektor-geführten Schritten die Schrittlänge stärker verbessern kann als ein Laufbandtraining mit visuell vorgegebenen Schritten. Zu Beginn der Studie gab es keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Nach vier Wochen hatten beide Gruppen ihre Schrittlänge in der primären Zielgröße verbessert (THERA-Trainer lyra - Gruppe A: Mittelwert 11,50 cm ±6,33; Laufband - Gruppe B: Mittelwert 8,30 cm ±7,45), aber es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen festgestellt (p=0.58). Sekundäre Zielgrößen waren die Gehgeschwindigkeit und die Haltungsstabilität beim Gehen, die sich ebenfalls in beiden Gruppen ohne signifikanten Unterschied verbesserten.
Rehabilitation nach Schlaganfall
Ein Schlaganfall wirkt sich bei jedem Menschen anders aus, was den Erfolg der Rehabilitation schwer vorhersehbar macht.
Einsatz von "Serious Games"
Das mit 3,2 Mio. Dabei leitet das Gerät eine Reihe von Übungen an, die in enger Zusammenarbeit mit dem Arzt entwickelt wurden und mit den so genannten „Serious Games“ konzipiert sind, die sich am persönlichen Befinden des Patienten orientieren. „Serious Games“ sind Computerspiele mit durchaus ernstem Bildungs- oder Motivationshintergrund. Das Projekt kann dazu beitragen, den Bedürfnissen von Patienten und Pflegern bei der Betreuung zu Hause stärker gerecht zu werden, die Motivation zu erhöhen und die Übungen regelmäßiger durchzuführen. Die Projektpartner erstellten ein Projekthandbuch mit Informationen und Regeln für die optimale Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Beteiligten.
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Moderne Technologien im Operationssaal
Im modernen Operationssaal regieren nicht mehr nur Skalpell und Tupfer.
Bedeutung der Labormedizin
Für eine Stärkung der Labormedizin hat sich heute der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Diagnostica-Industrie (VDGH), Matthias Borst, ausgesprochen.
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Unternehmensinformationen
- Spetec GmbH: Seit über 20 Jahren ist die Spetec GmbH mit Sitz in Erding bei München Ihr kompetenter Partner rund um Labor und Reinraum.
- OPTIMAL SYSTEMS Vertriebsgesellschaft mbH Berlin: Auf dem Stand G17 in Halle 15 der Medica zeigt Optimal Systems das neue Release 6.20 des Enterprise Content Management-Systems OS|ECM.
- InterSystems GmbH: InterSystems hat eine neue Version seiner hochperformanten Objektdatenbank InterSystems Caché fertiggestellt. Das Klinikum Darmstadt hat seinen Neubau der Medizinischen Kliniken komplett in Betrieb genommen.
- Edna Pasher Ph.D.
Fazit
Studien geben Hinweise darauf, dass ein spezialisiertes, interdisziplinäres Team die besten Ergebnisse für Parkinsonpatienten im Rahmen einer Rehabilitation erzielen kann. Niederschwelliges Training ist aus heutiger Sicht nur wenig bis kaum wirksam. Insgesamt können aktivierende Therapien insbesondere nicht-Dopa-responsive Syndrome positiv beeinflussen. Sowohl aus Tiermodellen als auch aus klinischen Studien gibt es mittlerweile Evidenz, dass körperliche Aktivität positive Auswirkungen auf die neuronale Plastizität und auf die Krankheitsprogression haben kann. Bisher ist jedoch der Nachweis für eine verlaufsmodifizierende Wirkung leider ausgeblieben. Insgesamt gibt es jedoch Hinweise darauf, dass Therapien bei Parkinsonerkrankung bereits früh im Krankheitsverlauf beginnen sollten und nicht erst, wenn funktionell relevante Behinderungen vorhanden sind. So ist es auch nicht überraschend, dass die S3- Leitlinien der DGN Physiotherapie unabhängig vom Krankheitsstadium empfehlen. Entscheidend für einen Erfolg dürfte sein, dass Patienten motiviert werden, intensiver und länger zu trainieren, als dies in der ambulanten Versorgungspraxis vorgesehen ist.
Leider erhalten Patienten mit Morbus Parkinson erst dann entsprechende Therapiemaßnahmen, wenn Behinderungen oder Funktionsverlust bereits vorhanden sind. Hier handelt es sich insbesondere um Gleichgewichtsstörungen, Fehlhaltungen und Gangblockaden. Diese Probleme werden durch körperliche Inaktivität zunehmend verstärkt.
Es ist wichtig, dass Patienten und Angehörige sich umfassend über die verschiedenen Therapieoptionen informieren und ein individuelles Behandlungskonzept entwickeln, das auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen zugeschnitten ist.
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