Obst gegen Demenz: Aktuelle Studien und Erkenntnisse

Die Forschung zum Thema Demenz und Ernährung hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Insbesondere der Einfluss von Obst und Gemüse auf das Demenzrisiko steht im Fokus vieler Studien. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus verschiedenen Forschungsarbeiten zusammen und beleuchtet, wie eine gezielte Ernährung dazu beitragen kann, das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer zu senken.

Flavonole und Alzheimer-Risiko

Eine US-amerikanische Studie, veröffentlicht in der Zeitschrift Neurology, untersuchte den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Flavonolen und der Entwicklung von Alzheimer-Demenz. Flavonole sind Stoffe, denen eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird. Die Forscher nutzten Daten aus dem „Memory and Aging Project“ (MAPS) der Universität Chicago, einer Studie, die sich mit der geistigen Gesundheit im Alter befasst.

Die Ergebnisse zeigten einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Flavonol-Aufnahme und dem Alzheimer-Risiko. Von den Teilnehmern mit der höchsten Flavonol-Aufnahme erkrankten 15 Prozent an Alzheimer, während es in der Gruppe mit der niedrigsten Zufuhr 30 Prozent waren. Die Studie umfasste vier Kategorien von Flavonolen: Kaempferol, Quercetin, Isorhamnetin und Myricetin. Die wichtigsten Nahrungsquellen für diese Flavonole waren:

  • Isorhamnetin: Birnen, Olivenöl, Wein und Tomatensauce
  • Kaempferol: Grünkohl, Bohnen, Tee, Spinat und Brokkoli
  • Myricetin: Tee, Wein, Grünkohl, Orangen und Tomaten
  • Quercetin: Tomaten, Grünkohl, Äpfel und Tee

Studienleiter Holland betonte jedoch, dass die Studie zwar einen Zusammenhang zeigt, aber nicht beweist, dass Flavonole direkt das Krankheitsrisiko senken.

Weitere Studien zu Obst und Gemüse und kognitiver Funktion

Neben der erwähnten Studie gibt es zahlreiche weitere Forschungsarbeiten, die den positiven Einfluss von Obst und Gemüse auf die kognitive Funktion im Alter belegen.

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  • Nun-Studie: Diese Studie fand einen engen Zusammenhang zwischen dem „funktionalen Status“ älterer Frauen (77-98 Jahre) und dem Lycopingehalt im Blutplasma. Ein höherer Lycopingehalt korrelierte mit einem besseren Gesamtstatus.
  • Italienische Studie: Eine Studie mit 928 Männern und Frauen im Alter von 65 bis 102 Jahren untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Obst und Gemüse und dem Bewegungsstatus im Alter. Die Gehfähigkeit und -geschwindigkeit wurden als Testparameter verwendet.
  • Arteriosklerose-Risiko-Studie: Diese Studie der Universität von North Carolina befragte 9404 Personen zwischen 45 und 64 Jahren nach ihren Verzehrsgewohnheiten. Neun Jahre später zeigte sich, dass Personen mit höherem Obst- und Gemüseverzehr deutlich geringere Behinderungen und Einschränkungen bei der aktiven Bewältigung des Alltags hatten.
  • Amerikanische Untersuchung: Eine Untersuchung mit 1233 Personen im Alter von 70 bis 89 Jahren prüfte den Zusammenhang zwischen milder kognitiver Störung und Ernährung. Ein höherer Gemüseverzehr stand im Zusammenhang mit einer verbesserten Gehirnleistung und einem um 34 % niedrigeren Risiko für kognitive Störungen.
  • Columbia-Universität, New York: Eine Forschergruppe fand heraus, dass Menschen, die Gemüse (insbesondere Kreuzblütler, dunkelgrüne Blattgemüse und Tomaten), Obst, Nüsse, Fisch, Geflügel und pflanzliche Öle bevorzugten, ein um etwa 40 % niedrigeres Risiko hatten, im Alter dement zu werden.
  • Universität Victor Segalen in Bordeaux: Eine Studie mit über 8000 Personen ab 65 Jahren ergab, dass Personen, die mindestens einmal pro Tag Obst und Gemüse zu sich nahmen, ein um fast 30 % geringeres Demenzrisiko hatten.
  • Japanische Studie: Diese Studie stellte fest, dass Alzheimer-Patienten in den Jahren vor der Erkrankung deutlich weniger „grün-gelbes“ Gemüse zu sich genommen hatten und somit weniger Vitamin C und Karotin in ihrer Nahrung hatten.
  • Kame Project: Eine prospektive Studie mit 1836 Amerikanern japanischer Herkunft ergab, dass Personen, die mindestens drei Mal pro Woche Gemüse- und Obstsäfte tranken, ein um 76 % geringeres Risiko hatten, an Alzheimer zu erkranken. Die Autoren vermuten, dass die positive Wirkung von den antioxidativ wirkenden Polyphenolen verursacht wird.
  • Institut National de la Santé et de la Recherche Medical in Bordeaux: Eine fünf Jahre dauernde Untersuchung mit 1367 Personen über 65 Jahren zeigte, dass eine höhere Aufnahme von Flavonoiden das Risiko, an Altersdemenz (Alzheimer) zu erkranken, verringert.

Die Rolle von Flavonoiden

Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in vielen Obst- und Gemüsesorten vorkommen. Sie wirken antioxidativ und können freie Radikale im Körper neutralisieren. Studien deuten darauf hin, dass Flavonoide eine neuroprotektive Wirkung haben, indem sie die Neuroinflammation reduzieren und die Gehirndurchblutung verbessern. Einige Flavonoid-Metabolite können sogar die Blut-Hirn-Schranke passieren und neuronale Signalwege modulieren, die mit der synaptischen Plastizität assoziiert sind.

Eine Kohortenstudie untersuchte den Einfluss von Flavonoiden auf das Demenzrisiko und entwickelte einen sogenannten Flavodiät-Score, der Lebensmittel mit einem hohen Flavonoid-Gehalt kennzeichnet. Die Ergebnisse zeigten ein geringeres Demenzrisiko bei den Teilnehmern, die eine Flavonoid-reiche Ernährung mit Beeren, Tee und Rotwein zu sich nahmen. Die Risiko-Reduktion war bei Personen mit einem hohen genetischen Demenzrisiko und depressiven Symptomen besonders ausgeprägt.

Zwei Früchte im Fokus: Äpfel und Beeren

Eine Studie der Columbia University in New York untersuchte den kausalen Zusammenhang zwischen Pflanzenstoffen und der geistigen Leistungsfähigkeit. Die Studie ergab, dass bei dem Drittel der Teilnehmer, die sich am gesündesten ernährten, der Leistungsabbau im Verlauf am geringsten war. Das Drittel der Teilnehmer, das besonders wenig Flavonoide mit der Nahrung aufnahm, profitierte direkt von der zusätzlichen Einnahme von Flavanolen in Tablettenform. Interessanterweise hatte die zusätzliche Einnahme bei Teilnehmern, die regelmäßig Äpfel und Beeren aßen, keine Auswirkungen. Dies deutet darauf hin, dass diese beiden Obstsorten eine besonders schützende Wirkung haben könnten.

Die Bedeutung einer mediterranen Ernährung

Die mediterrane Ernährung, die reich an Fisch, Gemüse und Olivenöl ist, kann das Gehirn möglicherweise vor Eiweißablagerungen und dem schnellen Verlust von Hirnsubstanz schützen, die mit Alzheimer-Demenz in Verbindung gebracht werden. Eine Studie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) fand heraus, dass ein mediterranes Ernährungsmuster mit relativ höherem Verzehr von Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Getreide, Fisch und einfach ungesättigten Fettsäuren wie Olivenöl möglicherweise vor diesen schädlichen Prozessen schützen kann.

Stark verarbeitete Lebensmittel vermeiden

Aktuelle Studien zeigen, dass der Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für Demenz erhöhen kann. Diese Lebensmittel können Übergewicht, eine gestörte Darmflora und geschädigte Nervenzellen verursachen. Es wird empfohlen, so oft wie möglich frisch zu kochen und industriell hergestellte Produkte zu meiden.

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Weitere Faktoren für die Hirngesundheit

Neben einer gesunden Ernährung spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle für die Hirngesundheit:

  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des Gehirns und kann die kognitive Funktion verbessern.
  • Geistige Aktivität: Geistig anregende Aktivitäten wie Lesen, Rätsel lösen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten können das Gehirn fit halten.
  • Soziale Kontakte: Ein aktives soziales Leben kann das Risiko für Demenz senken.
  • Ausreichend Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Gehirns.

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