Ein Krankenhausaufenthalt stellt für Menschen mit Demenz eine besondere Herausforderung dar. Die ungewohnte Umgebung, der häufige Personalwechsel und die medizinischen Prozeduren können zu Verwirrung, Angst und Desorientierung führen. Um den Aufenthalt so angenehm und sicher wie möglich zu gestalten, sind spezielle Orientierungshilfen und Maßnahmen erforderlich.
Herausforderungen im Krankenhaus für Demenzpatienten
Ein Krankenhausaufenthalt ist für viele Menschen schwierig, erst recht für demenzkranke Menschen: Täglich mehrfacher Wechsel des Krankenhauspersonals (behandelnde Ärzte, Pflegekräfte, Reinigungskräfte), Wechsel der Bettenbelegung im Zimmer, unterschiedliche Behandlungen und Untersuchungen, evtl. Narkosen, fremde Umgebung, fehlende räumliche und zeitliche Orientierungsmöglichkeiten. Manchmal fällt erst bei einem Krankenhausaufenthalt auf, dass ein Mensch möglicherweise dement ist. In der gewohnten Umgebung gelingt es oft noch, auftretende Gedächtnisstörungen zu kompensieren ("überspielen"). Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz verstehen nicht, warum sie im Krankenhaus sind, was sie tun sollen, was all die fremden Menschen von ihnen erwarten.
Die veränderten Abläufe und die fremde Umgebung können zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands führen, was Komplikationen wie Stürze, einen längeren Krankenhausaufenthalt oder freiheitsentziehende Maßnahmen zur Folge haben kann. Eine angemessene Versorgung von demenzerkrankten Menschen entsprechend ihren Bedürfnissen ist zeitintensiv. Die Veränderung der gewohnten häuslichen Abläufe führt beim Menschen mit Demenz oft zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands. Dies kann Komplikationen nach sich ziehen, z.B.: längerer Krankenhausaufenthalt, Stürze, Verschlechterung der geistigen Leistungsfähigkeit oder freiheitsentziehende Maßnahmen.
Vorbereitung auf den Krankenhausaufenthalt
Wenn ein Krankenhausaufenthalt nicht vermieden werden kann, sollte er gut vorbereitet werden. Dabei kann es helfen, wenn Angehörige die Demenz-Betroffenen während des Aufenthalts begleiten und deren spezifische Gewohnheiten mit dem Pflegepersonal absprechen. Je mehr Ärztinnen und Ärzte oder Pflegekräfte bereits am Anfang über die gesundheitliche Situation, den Pflegebedarf, über die Lebensgewohnheiten und Vorlieben von Patientinnen und Patienten mit Demenz wissen, umso schneller und besser können sie diese behandeln. Angehörige können hier einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie alle für einen Krankenhausaufenthalt wichtigen Informationen bereits im Vorfeld zusammentragen.
Informationen für das Krankenhauspersonal
Damit das Krankenhauspersonal bestmöglich auf Menschen mit Demenz eingehen und deren Verhalten richtig interpretieren kann, benötigt es vor allem Informationen zu folgenden Punkten:
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- Pflegebedarf und Hilfebedarf im Alltag
- Lebensgewohnheiten, Vorlieben, Bedürfnisse
- Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden
- Krankheiten, Diagnosen und laufende ärztliche Behandlungen
- Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung
- Verhaltensweisen, die zum Beispiel Mitpatientinnen und Mitpatienten irritieren oder stören könnten.
Normalerweise sollte die Hausärztin beziehungsweise der Hausarzt oder die Fachärztin beziehungsweise der Facharzt bereits mit der Überweisung besonders wichtige Informationen an das Krankenhaus übermitteln. Erfahrungsgemäß ist dies aber nicht immer der Fall. Manchmal fehlen wichtige Punkte. Außerdem wissen überweisende Ärztinnen und Ärzte oft nicht viel über den jeweiligen Tagesrhythmus, Körperpflegegewohnheiten, Vorlieben, Bedürfnisse oder Verhaltensweisen. Dabei sind insbesondere die Pflegekräfte im Krankenhaus häufig dankbar über Hinweise dieser Art. Denn sie helfen, die Unruhe von Patientinnen und Patienten mit Demenz etwas abzumildern.
Notfallmappe, Informationsbogen und Checklisten
Verschiedene Materialien und Vorlagen helfen Laien dabei, die benötigten Dokumente und Informationen rechtzeitig zusammenzustellen. Sie sind unentgeltlich im Internet zu finden oder können telefonisch oder per Post angefordert werden. Manchmal heißen sie „Notfallmappe“, manchmal einfach nur Informationsbogen oder Checkliste. Auch andere Bezeichnungen existieren. Organisationen wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und die Landesseniorenvertretungen bieten solche Materialien an, zum Teil aber auch die Krankenhäuser selbst. Ein hilfreicher Fragebogen stammt zum Beispiel von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Er wird unter anderem von den Angehörigen ausgefüllt und beinhaltet Fragen zu dem Pflege- und Hilfebedarf, nach Gewohnheiten, Bedürfnissen des Menschen mit Demenz und einiges mehr. Den Fragebogen können Sie auf der Internetseite der Deutschen Alzheimergesellschaft direkt öffnen (PDF-Dokument). Über die Antworten erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenhaus wertvolle Informationen über die neue Patientin oder den neuen Patienten. Sogenannte Notfallmappen (auch als Notfallordner oder Notfallkoffer bekannt) umfassen zusätzlich wichtige Dokumente, Hinweise auf Medikamente und Krankheiten. Sie stellen für das Krankenhaus eigentlich eine ideale Informationsgrundlage dar.
Doch Achtung: Wer sich dazu entschließt, eine Notfallmappe zu nutzen, muss auch dafür sorgen, dass diese immer auf dem aktuellen Stand ist. Das bedeutet zum Beispiel, die Mappe immer zu Arztbesuchen mitzunehmen und dort aktualisieren zu lassen. Sonst besteht die Gefahr, dass das Krankenhaus zum Beispiel eine veraltete und lückenhafte Medikamentenliste bekommt.
Das Aufnahmegespräch
Angehörige sollten in jedem Fall darauf bestehen, mit Mitarbeitenden der zuständigen Station zu sprechen. So lässt sich am besten sicherstellen, dass die behandelnden Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte Zugang zu den gesammelten Informationen erhalten. Meist findet auf der Station ein Aufnahmegespräch mit den Angehörigen statt. Darin werden auch wichtige Anforderungen der Versorgung und der sozialen Betreuung besprochen.
Demenz und Notaufnahme
Die Notaufnahme kann für Menschen mit Demenz unter Umständen zusätzlich durch die chaotisch anmutende Geräuschkulisse, Hektik und Zeitdruck verwirrend sein. Vielfach ist auch die Notwendigkeit von Maßnahmen nicht unmittelbar nachvollziehbar. Dies kann sogenanntes herausforderndes Verhalten befördern bis hin zu einem deliranten Zustand, welcher weitere Folgen nach sich ziehen kann (siehe unten). Sogenannte demenzsensible Krankenhäuser haben ein Demenzscreening in ihr Aufnahmemanagement integriert, um Menschen mit Demenz als solche zu erkennen und das Wissen um ihre besonderen Bedürfnisse auch in die Notaufnahmen zu integrieren. Weiter gilt es eine Betreuung und Beaufsichtigung des Menschen mit Demenz sicherzustellen sowie den vielfältigen Anforderungen nach Möglichkeit buchstäblich Raum zu geben. In Schulungen wird das Thema Demenz und Notaufnahme auch bereits thematisiert um hier Verbesserungen zu erzielen. Zahlreiche Krankenhäuser haben hier bereits ihre Strukturen umgestellt, setzen Demenzlotsinnen und Demenzlotsen oder auch ehrenamtliche Begleitdienste ein.
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Wahl des geeigneten Krankenhauses
Bislang haben nur wenige Krankenhäuser besondere Maßnahmen für eine bessere Versorgung von Menschen mit Demenz umgesetzt. Dazu gehören beispielsweise besondere Betreuungsangebote, speziell qualifizierte Mitarbeitende, eventuell sogar spezielle Versorgungsbereiche für Menschen mit Demenz. Auch in diesem Punkt lohnt es sich, frühzeitig Informationen einzuholen und die Angebote der Krankenhäuser in der näheren Umgebung daraufhin zu überprüfen. Meist sind die entsprechenden Informationen leicht über das Internet zu erhalten, ansonsten geben Pflege- und Patientenberatungsstellen Auskunft.
Ein Verzeichnis von Krankenhäusern und Kliniken die eigene Stationen oder Konzepte speziell für Menschen mit Demenz haben, finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e.V.Im Bundes-Klinik-Atlas des Bundesministeriums für Gesundheit können Sie Krankenhäuser bundesweit miteinander vergleichen. Je niedriger der Pflegepersonalquotient ist, desto vorteilhafter kann die Versorgung für Menschen mit Demenz sein.
Orientierungshilfen während des Krankenhausaufenthalts
Menschen mit Demenz bietet eine gleichbleibende Umgebung mit vertrauten und wiederkehrenden Handlungsabläufen Sicherheit und Orientierung. Jede räumliche Veränderung stellt für sie dagegen eine Herausforderung dar. Das gilt erst recht bei einem Krankenhausaufenthalt.
Rooming-in
Durch das sogenannte „Rooming-in“ haben Angehörige oder andere vertraute Personen die Möglichkeit, Menschen mit Demenz im Krankenhaus rund um die Uhr zu begleiten, um bei der Pflege, während den Untersuchungen und Arztgesprächen zu unterstützen. Die Begleitperson erhält dann für die Zeit des Krankenhausaufenthalts ein eigenes Bett im Patientenzimmer. Auf diesem Wege kann auch vermieden werden, dass Patientinnen und Patienten mit der „Nebendiagnose Demenz“ allein aufgrund des abrupten Wechsels aus der vertrauten Umgebung Verhaltensweisen an den Tag legen, die zuhause oder im Heim noch nicht vorhanden waren.
Bescheinigt der Krankenhausarzt, dass eine Begleitung für die Zeit des Aufenthalts aus medizinischen oder therapeutischen Gründen notwendig ist, werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen (§ 11 Absatz 3 SGB V). Eine Hausärztin oder ein Hausarzt kann eine solche Empfehlung auch vorab aussprechen.
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Persönliche Gegenstände und Routinen
Platzieren Sie im Krankenzimmer im unmittelbaren Umfeld Ihrer bzw. Ihres Angehörigen persönliche Gegenstände, um Vertrautheit und Orientierung zu schaffen. Fotos auf dem Nachtkästchen, das Lieblingskissen, ein kleines Poster oder weitere Lieblingsdinge sind sehr hilfreich.
Auch wenn Alltagsgespräche irgendwann unmöglich werden, bleibt der Austausch wichtig. Am einfachsten ist es, sich an bereits vertraute Abläufe zu halten, wie zum Beispiel Aufstehen, Frühstücken, Anziehen oder Duschen. Diese Routinen geben der erkrankten Person Sicherheit und Vertrautheit.
Aktivitäten und Beschäftigung
Fördern Sie Aktivitäten. Bringen Sie Beschäftigungsmaterial mit, das Ihrer bzw. Ihrem Angehörigen Freude bereiten könnte. In Abhängigkeit vom kognitiven Zustand können Malutensilien, Rätselhefte, Fotoalben oder Musik hilfreich sein. Überfordern Sie Ihre Angehörige bzw. Ihren Angehörigen in dieser besonderen Situation jedoch nicht. Falls ein Delir vorliegt oder vermutet wird, bzw. bei weit fortgeschrittener Demenz, können z. B. auch Stoffpuppen oder Kleidungsstücke zum „nesteln“ hilfreich sein. Solche Aktivitäten können helfen, Langeweile zu vertreiben und das Wohlbefinden zu fördern.
Spezielle Therapien
Spezielle Aromen oder Farben haben zum Beispiel einen beruhigenden Effekt. Dadurch kommen demenzerkrankte Menschen besser zur Ruhe. Positiv wirkt sich dies auf den Tag-Nacht-Rhythmus aus, ermöglicht somit zeitliche Orientierung und sorgt für echte Erholung.
Umgang mit besonderen Herausforderungen
Delirprophylaxe
Demenzpatienten sind im Krankenhaus durch Medikamentenumstellungen oder Narkosen in besonderem Maße gefährdet in einen akuten Verwirrtheitszustand zu geraten (sogenanntes Delir), der oft eine anhaltende Demenzverschlechterung zur Folge hat. Das Team Blauer Punkt steht Patienten und Angehörigen auch hier beratend zur Seite.
Sie können als Angehörige oder Angehöriger maßgeblich Anteil haben, ein Delir zu verhindern oder dessen Verlauf positiv zu beeinflussen! Ihre Informationen können dazu beitragen, dass das Delir erkannt und behandelt wird. Bedenken Sie bitte: das medizinische sowie pflegerische Personal weis in der Regel nichts oder wenig darüber, in welchem geistigen und emotionalem Zustand ihre Angehörige bzw. ihr Angehöriger unmittelbar vor dem Krankenhausaufenthalt war! Nur durch Informationen hierzu können Veränderungen erkannt werden.
Hinlauftendenz
Manche Menschen mit Demenz entwickeln im Verlauf der Krankheit eine sogenannte Hinlauftendenz (früher als Weglauftendenz bezeichnet). Betroffene verspüren den Drang, einen bestimmten Ort aufzusuchen, der in ihrer Wahrnehmung wichtig erscheint, oft ohne Rücksicht auf die Sicherheit oder Verkehrsregeln. Dies kann gefährlich werden, insbesondere im Straßenverkehr. Technische Assistenz im Hintergrund Eine automatisierte Alarmauslösung beim Passieren von gesicherten Türen verhindert zum Beispiel, dass sich verwirrte Personen unbemerkt entfernen können, und entlastet dadurch das Pflegepersonal. Ein Betten-Monitoring mit Sensor-Druckmatten, automatischer Beleuchtung und Benachrichtigung bei ausbleibender Rückkehr des Patienten ins Bett ermöglicht bei Bedarf eine schnelle Intervention durch die Pflegekräfte. Mit Transpondersystemen auf Basis von RFID- und Infrarottechnik sowie Echtzeit-Lokalisierungssystemen ist es zudem möglich, dem Patienten Bewegungsfreiheit innerhalb festgelegter Schutzzonen zu geben.
Sturzprophylaxe
Ein Risikomanagement muss dies berücksichtigen und beispielsweise sichere, geschützte Bereiche in der Einrichtung schaffen, die gut ausgeleuchtet (500 Lux) und vor allem auch schattenfrei sind. Sturzereignisse und andere Eigen- und Fremdgefährdungen lassen sich dadurch verringern. Hüftprotektoren reduzieren zusätzlich das Risiko eines Oberschenkelhalsbruches Stuhlmann zufolge um 80 Prozent.
Entlassung und Weiterversorgung
Bei Demenz sollte eine frühzeitige Entlassung aus dem Krankenhaus angestrebt werden, wenn die häusliche Versorgung sichergestellt ist. Dazu müssen Klinikarzt, Sozialdienst, Angehörige, ambulante Pflegedienste und Hausarztpraxis zusammenarbeiten. Daher sollte die Entlassung frühzeitig geplant werden. Muss die Pflege zu Hause neu organisiert werden, kann vorübergehend eine Versorgung im Rahmen der Übergangspflege im Krankenhaus oder eine Kurzzeitpflege in Frage kommen. Falls sich der körperliche und geistige Zustand verschlechtert oder Angehörige überlastet sind, und deshalb die bisherige häusliche Versorgung nicht fortgeführt werden kann, kann das den Krankenhausaufenthalt verlängern.
Der Sozialdienst kann Sie in der Regel bezüglich der Beantragung der Kostenübernahme des Rooming-Ins, Wissenswertes zur Entlassung (Entlassmanagement) sowie zur Nachsorge informieren.
Palliativversorgung
Menschen mit einer schweren Demenz können am Lebensende auch palliativ versorgt werden. Palliativversorgung konzentriert sich darauf, die Lebensqualität zu verbessern und Symptome zu lindern.
Initiativen und Unterstützung
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. bietet einen "Informationsbogen für Patienten mit einer Demenz bei Aufnahme ins Krankenhaus" und ein Begleitheft "Patienten mit einer Demenz im Krankenhaus". Bundesweit gibt es Krankenhäuser, die Modelle und Konzepte zur Versorgung von Menschen mit Demenz erproben und einführen. Die Nationale Demenzstrategie in Deutschland zielt darauf ab, die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern. Hierzu zählt auch die Weiterentwicklung der medizinischen und pflegerischen Versorgung.
Alltagshilfen für zu Hause
Viele Menschen mit Demenz möchten so lange wie möglich in ihrem vertrauten Zuhause leben. Alltagshilfen und Hilfsmittel können ihnen dabei helfen, so lange wie möglich selbstständig und sicher in den eigenen vier Wänden zu leben. Die Bandbreite an Hilfsmitteln reicht von Sicherheitsvorkehrungen über die Förderung der Motorik bis hin zur Gedächtnisstützung. Im Alltag kann Vergesslichkeit zur großen Herausforderung werden: Schlüssel verlegen, Termine vergessen oder sich in der eigenen Wohnung nicht mehr zurechtfinden - das sind Situationen, mit denen Menschen, die an Demenz erkrankt sind, nur allzu vertraut sind. Das ist jedoch kein Grund, sich davon einschränken zu lassen. Alltagshilfen sind das ideale Mittel, um das Leben strukturierter und sicherer zu gestalten. Beziehen Sie die demenzerkrankte Person in die Auswahl der Hilfsmittel mit ein, um deren Akzeptanz und Interesse zu fördern. So wird die Alltagshilfe nicht nur angeschafft, sondern auch wirklich genutzt.
Erinnerungshilfen
Erinnerungshilfen sind speziell entwickelte Hilfsmittel, die Demenzerkrankten dabei helfen, ihren Alltag besser zu organisieren und an wichtige Aufgaben oder Termine zuverlässig erinnert zu werden. Sprechende Zeitplaner helfen Demenzerkrankten, ihren Tagesablauf besser zu strukturieren.
Technische Hilfsmittel
Technische Hilfsmittel sind die Lösung für mehr Sicherheit und Übersicht im Alltag von Menschen mit Demenz. Schlüsselfinder und Ortungssysteme helfen, verlegte Schlüssel oder andere Gegenstände schnell wiederzufinden. GPS-Tracker und Notfalluhren ermöglichen es, den Standort von Demenzerkrankten im Notfall nachzuverfolgen. Senioren-Telefone mit großen Tasten und vorprogrammierten Nummern erleichtern das Telefonieren.
Hilfen für die Mahlzeiten
Speziell entwickeltes Geschirr in klaren Formen und leuchtenden Signalfarben hilft, die Speisen besser zu erkennen und zu erfassen. Teller mit einem erhöhten Rand und einem geneigten Boden erleichtern das Aufnehmen von Essen. Eine Demenzerkrankung bedeutet nicht immer, dass die Person nicht in der Lage ist, eigenständig zu essen. Wenn sie nicht mehr weiß, wie sie das Besteck verwenden soll, kann man Finger Food zubereiten. Dann können sie entspannt ohne Messer und Gabel essen. Ansonsten hilft es schon, das passende Besteck bereitzulegen. Zum Beispiel liegt nur ein Löffel auf dem Tisch, wenn es eine Suppe gibt. Kochen bleibt für viele Demenzerkrankte ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Damit Demenzerkrankte Frühstück, Mittag- und Abendessen nicht vergessen, können Sie die Zeiten in einer Art Stundenplan für den Betroffenen eintragen. Das Lieblingsessen ist immer mit schönen Gefühlen verbunden. Daher kann es ein besonderes Erlebnis sein, wenn alte Lieblingsgerichte aus der Kindheit der Betroffenen zubereitet werden. Noch besser wäre es, wenn das Essen gemeinsam geplant und gekocht werden kann, um einen persönlicheren Bezug zum Essen herzustellen. Mit kräftigen Farben und intensiven Gerüchen werden die Sinne und der Appetit angeregt.
Gestaltung der Wohnumgebung
Eine übersichtliche und aufgeräumte Wohnumgebung hilft Demenzerkrankten, sich besser zu orientieren und reduziert das Risiko von Verwirrung oder Stress. Vermeiden Sie überladene Dekorationen, da diese Demenzerkrankte überfordern können.
Zeitliche Orientierungshilfen
Die zeitliche Orientierung fällt Menschen mit Demenz oft schwer. Ein Wochenplan gibt sowohl Demenzerkrankten als auch pflegenden Angehörigen eine klare Übersicht über den Tagesablauf. Verwenden Sie einen großen, leicht verständlichen Wochenplan, in dem Sie Termine, Mahlzeiten oder Besuche eintragen. Hängen Sie den Plan an einem gut sichtbaren Ort auf, damit er täglich genutzt werden kann. Ein großer und einfacher Kalender, der sichtbar in der Wohnung hängt, hilft bei der zeitlichen Orientierung. Wichtig ist, dass Wochentage und Daten ausgeschrieben sind. Kleben Sie ein Foto der Person, die zu Besuch kommt, an den entsprechenden Tag im Kalender. Eine große, gut sichtbare Wanduhr mit klaren Ziffern und Zeigern hilft dabei, den Tagesverlauf besser zu verstehen. Achten Sie darauf, dass die Uhr gut sichtbar ist und keine ablenkenden Muster oder Details enthält.
Demenz-Uhren mit Ortungssystem
Demenz-Uhren, die Betroffene als Armbanduhr verwenden können, sind oft mit einem Ortungssystem ausgestattet. Der Träger kann einerseits einen „Notfallknopf“ drücken. Andererseits können Angehörige ihn orten. Notfallsysteme werden von der Pflegekasse bezuschusst. Prüfen Sie, ob Ihre Pflegekasse sich an den Anschaffungskosten beteiligt.
Sicherheitsmaßnahmen
Mit zunehmender Demenz steigt die Gefahr, dass räumliche Desorientierung und Vergesslichkeit zu gefährlichen Situationen im Alltag führen. Um das Risiko von Unfällen zu minimieren, können gezielte Sicherheitsmaßnahmen und technische Hilfsmittel eingesetzt werden. Eine Herdsicherung sorgt dafür, dass der Herd nach einer voreingestellten Zeit automatisch abschaltet und somit Brände verhindert werden. Moderne Herde verfügen häufig schon über eine Abschaltautomatik. Auch wenn Rauchmelder in Mietwohnungen gesetzlich vorgeschrieben sind, sind sie in vielen Wohnungen nicht vorhanden oder nicht funktionsfähig. Dabei sind sie eine einfache, aber lebensrettende Sicherheitsmaßnahme, die besonders in Haushalten mit Demenzerkrankten unverzichtbar ist. Reinigungsmittel, Messer, Kerzen, Feuerzeuge und Medikamentenvorräte können für Demenzerkrankte eine ernsthafte Gefahr darstellen. Um Unfälle zu vermeiden, sollten diese Gegenstände sicher und außer Reichweite gelagert werden.
Maßnahmen bei Hinlauftendenz
Kontaktmatten, die häufig vor dem Bett oder der Haustür platziert werden, senden ein Funksignal an die Pflegeperson und lösen einen Alarm aus, sobald die Matte betreten wird. Lichtschranken arbeiten mit Infrarotlicht und können über dem Bett oder an anderen kritischen Stellen installiert werden. Sobald der Lichtstrahl unterbrochen wird - etwa wenn der Betroffene aufsteht - wird ein Signal an die Pflegeperson gesendet. Eine Notfalluhr ist eine praktische Alternative zum GPS-Tracker. Der Demenzerkrankte kann bei Bedarf einen Notruf an eine vorprogrammierte Nummer senden. Ein Haustüralarm verhindert, dass Menschen mit Demenz die Wohnung unbemerkt verlassen können, indem er sofort Alarm schlägt, sobald die Tür geöffnet wird. GPS-Tracker sind hilfreich für Angehörige, da sie Ortungssysteme für Demenzerkrankte wie GPS-Sender, die unter anderem in der Schuhsohle, als Kette und an der Kleidung getragen oder - für Hundebesitzer besonders geeignet - an die Hundeleine installiert werden können.
Verständniskärtchen
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. bietet das kostenlose Verständniskärtchen Ich habe Demenz an. Es soll dabei helfen, bei Bedarf Unterstützung zu bekommen.
Finanzielle Unterstützung
Die finanzielle Entlastung durch Krankenkassen ist für viele Familien ein wichtiger Schritt, um notwendige Hilfsmittel für Demenzerkrankte zu beschaffen. Im Hilfsmittelkatalog sind zahlreiche Produkte aufgeführt, die von der Pflegekasse unter bestimmten Voraussetzungen übernommen werden können.
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