Physiotherapie bei Parkinson: Ein umfassender Überblick

Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die Bewegungsstörungen verursacht und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Die Physiotherapie spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Parkinson, indem sie dazu beiträgt, die motorischen Fähigkeiten zu erhalten, die Selbstständigkeit zu fördern und die Symptome zu lindern.

Das Ziel: Selbstständigkeit und Lebensqualität erhalten

Die meisten Menschen mit Parkinson wünschen sich, ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu bewahren. Dieser Wunsch ist verständlich, da Selbstständigkeit ein wichtiger Aspekt des täglichen Lebens ist. Das Ziel der Physiotherapie bei Parkinson ist es, nicht nur die Bewegungsfähigkeit der Patienten zu erhalten, sondern auch ihre körperliche Fitness im Allgemeinen zu stärken.

Die Rolle der Physiotherapie bei Parkinson

Eine gute Physiotherapie spielt bei Parkinson eine sehr große Rolle. Patienten, die unter Parkinson leiden, sollten möglichst rasch nach der Diagnose mit einer Physiotherapie beginnen. Die Behandlung sollte dabei stets auf den Patienten „maßgeschneidert“ werden und möglichst individuell ablaufen, denn jeder Patient hat mit unterschiedlich schweren Symptomen zu kämpfen. Die Behandlung ist stets auf die Bedürfnisse des Menschen abgestimmt und sieht sich die körperliche Belastbarkeit und die Einschränkungen im Detail an.

Verbesserung der Bewegungsfähigkeit und Reduzierung der Symptome

Durch gezielte Übungen werden bestimmte Bewegungen immer wieder wiederholt und trainiert. Man trainiert vor allem Bewegungen, die dem Patienten schwer fallen. Durch ein regelmäßiges Training werden diese deutlich verbessert und der Patient kann sie wieder einfacher durchführen. Auch bestimmte Krankheitssymptome wie zum Beispiel eine erhöhte Sturzneigung, können durch die Therapie behandelt werden. Die aktive physiotherapeutische Behandlung umfasst eine dem Gesamtbild entsprechende Einzelbehandlung und Gruppentherapie. Auch spezifische Probleme des Patienten werden nach neurophysiologischen Konzepten behandelt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Behandlung der für das Krankheitsbild typischen eingeschränkten Körperwahrnehmung und der damit verbundenen Gang- und Gleichgewichtsstörungen. Hier liegt der besondere Focus auf dem Amplitudentraining.

Tipps und Tricks für den Alltag

Viele wichtige Tipps und Tricks rund um das Thema Bewegung werden dem Patienten außerdem in der Therapie weitergegeben. Der Patient lernt beispielsweise sich mit optischen und akustischen Hilfen auseinanderzusetzen und diese im Bedarfsfall dann auch einzusetzen. Die Mobilität im Alltag wird somit gesteigert.

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Muskelaufbau und Herz-Kreislauf-System

Die Bewegungsarmut ist leider ein zentrales Thema bei der Parkinson-Erkrankung, da die Krankheit zu einem Abbau an Muskelmasse führt. Durch ein effektives Krafttraining kann man diesem Muskelabbau jedoch entgegenwirken. Die Muskeln können von den Patienten dabei außerdem einfach selbst im Alltag trainiert werden. Nicht nur auf die Bewegung wirkt sich die regelmäßige Physiotherapie positiv aus, sondern auch auf das Herz und den Kreislauf. Die Therapie verbessert die Ausdauer und trainiert dabei sogar die Atmung.

Spaß und Motivation

Wichtig ist jedoch, dass die Therapie niemals eine Überforderung für den Patienten darstellt. Die Therapie und deren Übungen sollen dem Patienten stets Spaß machen und niemals zu anstrengend werden. In der Gruppe macht das Training den meisten Patienten außerdem großen Spaß. Für den Erfolg ist es in jedem Fall wichtig, die Übungen selbst regelmäßig durchzuführen. Die Übungen können von den Patienten daher auch zuhause im Alltag einfach durchgeführt werden.

Spezifische Therapieansätze

Es gibt verschiedene spezifische Therapieansätze, die in der Physiotherapie bei Parkinson eingesetzt werden können:

  • Beelitzer Musikgymnastik: Diese Übungen hat Desitin zusammen mit Herrn Prof. Dr. med. Ebersbach, Chefarzt des Neurologischen Fachkrankenhauses für Bewegungsstörungen/Parkinson in Beelitz-Heilstätten (Potsdam), entwickelt. Die Übungen sollen Menschen mit Parkinson helfen, so lange wie möglich beweglich und aktiv im täglichen Leben zu bleiben.
  • Lee Silverman Voice Treatment (LSVT LOUD & LSVT BIG): Hierbei handelt es sich um ein vierwöchiges Intensivtraining, dessen Wirksamkeit durch wissenschaftliche Studien belegt ist.
  • Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF): Eine spezielle Technik, die für Parkinson-Patienten von besonderer Bedeutung ist.
  • Manuelle Therapie: Eine weitere wichtige Technik zur Behandlung von Parkinson-Patienten.

Bewegung ist der Schlüssel

Unabhängig von der spezifischen Behandlung einzelner Symptome sollten Betroffene auf regelmäßige und ausgiebige Bewegung achten. Bewegung ist unumstritten ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsfürsorge. Insbesondere Parkinson-Patientinnen und Patienten mit ihrer Beeinträchtigung der Beweglichkeit profitieren von einem ausgewogenen Bewegungs- und auch individuell angepassten Sportprogramm. Darüber hinaus sollte diese Beweglichkeitsverbesserung durch gezielte Bewegungsübungen und Sport, aber auch durch entsprechende Krankengymnastik, Ergotherapie und Bewegungsbäder erhalten und verbessert werden. Ein weiterer Gewinn ist die durch Bewegung erzielte stärkere Belastbarkeit mit Verbesserung der Eigenwahrnehmung und Stabilisierung der psychischen Verfassung. Eingeschränkte Beweglichkeit führt meistens auch zu Missstimmungen. Wenn Sport nicht schon immer Bestandteil Ihres Alltags war, gibt es nun keinen besseren Zeitpunkt, die Lebensgewohnheiten zu ändern. Also worauf noch warten? Bewegung und Heilgymnastik sind nicht erst sinnvoll, wenn deutliche Beeinträchtigungen zu Tage treten. Beginnen Sie noch heute mit leichten Übungen zur Verbesserung der Körperhaltung, gehen Sie regelmäßig spazieren. Grundsätzlich gilt: Bewegung ist wichtig. Aber inwieweit einzelne Übungen, Sport oder Yoga etc. für Sie als Patientinnen und Patienten geeignet sind, hängt von vielen Faktoren ab. Bestehen z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Beschwerden des Bewegungsapparates sind diese bei der Belastung und der Auswahl der sportlichen Aktivitäten zu berücksichtigen. Besprechen Sie die individuell auf Ihr Leistungsniveau abgestimmten Bewegungsübungen, z.B. Planen Sie zwei Mal pro Woche ca. Ziel ist eine regelmäßige körperliche Bewegung und wenn es „nur“ ein Spaziergang mit dem Partner ist. Absolvieren Sie regelmäßig Ihr Sportprogramm und haben Sie Freude an der Bewegung. Dies sind die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Training.

Überforderung vermeiden

Motivation ist wichtig und nötig, aber eine Überforderung und zu große Ansprüche sind jedoch zu vermeiden. Eine reale Einschätzung der Leistungsfähigkeit ist erforderlich und grundsätzlich ist es empfehlenswert, deutlich unter der maximalen Leistungsgrenze zu bleiben. Können Sie beispielsweise mit Anstrengung eine halbe Stunde Nordic Walking absolvieren, so bleiben Sie zu Beginn deutlich darunter, mit z.B. 15 Minuten. Eine weitere Steigerung kann im Trainingsverlauf erfolgen.

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Häufigkeit der Übungsprogramme

Allgemein geht man davon aus, dass zwei Mal pro Woche Übungseinheiten absolviert werden sollten. Die Dauer ist durchaus von dem individuellen Leistungsniveau abhängig und sollte wenn möglich 15 bis 60 Minuten andauern. Insbesondere sind auch Trainingseinheiten im Bewegungsbad, also im warmen Wasser, sinnvoll. Die Muskulatur kann gelockert und der Wasserwiderstand kann auch zur Kräftigung der Muskulatur genutzt werden. Übungen in der Turnhalle oder dem heimischen Wohnzimmer zielen besonders auf den Bewegungsbeginn ab, das Gehen (große Schritte), Nutzen von Taktgebern z.B. bei dem sogenannten „Freezing“ und dem Dehnen von Muskeln. Ferner sind die motorischen Fertigkeiten, das Verbessern der Körperhaltung mit Streckübungen, sinnvoll.

Die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit

Da das Krankheitsbild von Morbus Parkinson (Muskelstarre, Muskelzittern, Bewegungseinschränkung) in hohem Maße den Muskel und Bewegungsapparat beeinträchtigt, ist die regelmäßige Bewegung von besonderer Wichtigkeit. Sie fördert nicht nur das eigene Wohlbefinden des Patienten, sondern gibt ihm vor allem Sicherheit im eigenen Tun. Zudem kommt es häufig auch zu Beeinträchtigungen der Stimme, der Atmung sowie des Schluckens. Das alltägliche Handeln wird für die Betroffenen immer schwieriger. Gemessen an dem Schweregrad der Erkrankung jedes einzelnen Patienten, wird ein persönlich zugeschnittenes Übungsprogramm mit einem entsprechenden Maß an Belastung und Anforderung erstellt.

Einzeltherapie

In der Einzeltherapie wird beispielsweise Einfluss genommen auf Körperhaltung, Atmung, Koordination von Bewegungsabläufen und vor allem auf das Gangbild in seinen verschiedenen Variationen: Vorwärts, Rückwärts, Stop-and-Go’s, Treppe, Geschwindigkeit, Richtungswechsel. Durch verschiedene Therapiemaßnahmen wie z.B. das gezielte Dehnen von verkürzten Muskeln und Kräftigen vernachlässigter Muskelgruppen kann die Körperhaltung und somit das Bewegungsausmaß positiv beeinflusst werden. Im Zusammenhang mit der Atmung und dem bewussten Anleiten von alltagsgebräuchlichen Bewegungen (Aufstehen aus dem Bett, Einsteigen in die Badewanne) können Ausdauer und Koordination geschult werden.

Logopädie

In der logopädischen Therapie werden nach einer genauen Diagnostik zunächst gemeinsam mit dem Patienten die Ziele bestimmt. Während der ambulanten Sitzungen wird dann an den Therapieschwerpunkten gearbeitet. Eine Methode, die speziell für Parkinson-Patienten entwickelt wurde, ist das Lee Silverman Voice Treatment (LSVT). In diesem Intensivprogramm wird vor allem durch das Erhöhen der Sprechlautstärke die Verständlichkeit verbessert. Häufig zeigen sich durch diese Methode auch Verbesserungen in anderen Bereichen wie Atmung, Artikulation und Sprechausdruck. Ein sichereres Schlucken kann in der Logopädie z.B. durch eine veränderte Schlucktechnik oder angepasste Kost erarbeitet werden.

Ergotherapie

Ergotherapie wird von dem griechischen Begriff "Ergon" = tun/handeln abgeleitet. Die Ergotherapie geht davon aus, dass das "Tätig sein" ein menschliches Grundbedürfnis ist. Sie setzt am Medium Handeln an, um verlorene Fähigkeiten zu fördern sowie Defizite durch Umlernen zu verbessern oder zu kompensieren. Eine Methode, die speziell für Parkinso-Patienten entwickelt wurde ist das LSVT® BiG Konzept, dass auf den Grundlagen des LSVT®Loud beruht. In der ambulanten Ergotherapie werden allgemeine Ziele gefördert: Verbesserung /Erhalt der Selbstständigkeit, Berufserhaltende Intervention, Zurückgewinn bzw. Durch die direkte Anbindung an die Uniklinik Köln entsteht eine enge Verzahnung mit den Ärzten und dem stationär arbeitenden Therapeuten-Team. Eine speziell für Betroffene mit Morbus Parkinson entwickelte Therapiemethode ist das Lee Silverman Voice Treatment (LSVT LOUD & LSVT BIG). Hierbei handelt es sich um ein vierwöchiges Intensivtraining, dessen Wirksamkeit durch wissenschaftliche Studien belegt ist.

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Was ist Morbus Parkinson?

Die Parkinson-Krankheit ist das Ergebnis des Verlusts von Nervenzellen in dem Teil des Gehirns, der für die Kontrolle und Koordination von Bewegungen verantwortlich ist. Die betroffenen Nervenzellen produzieren einen Neurotransmitter namens Dopamin. Dieser hilft den Nervenzellen bei der Kommunikation. Ein verminderter Dopaminspiegel bedeutet, dass der betroffene Teil des Gehirns nicht normal funktionieren kann, wodurch Bewegungen langsam und/oder unpräzise werden. Es ist nicht bekannt, warum Dopamin produzierende Nervenzellen absterben, aber es wurden mehrere mögliche Ursachen untersucht:

  • Genetische Faktoren: Die Forschung konnte bestimmte Genmutationen identifizieren, die Morbus Parkinson verursachen könnten. Diese sind aber sehr selten. Sie kommen nur dort gehäuft vor, wo viele Familienmitglieder von Parkinson betroffen sind.
  • Umweltgifte: Obwohl es keine schlüssigen Beweise dafür gibt, dass dies eine Ursache ist, glauben einige Wissenschaftler, dass die Verbreitung von Pestiziden, Herbiziden und Insektiziden mit der Entwicklung der Parkinson-Krankheit in Verbindung gebracht werden kann.
  • Beschleunigter Alterungsprozess: Eine Theorie besagt, dass bei manchen Menschen aus einem unbekannten Grund der normale, altersbedingte Tod der Nervenzellen, die Dopamin produzieren, beschleunigt und so die Entwicklung der Parkinson Krankheit begünstigt wird.
  • Freie Radikale: Einige Forscher glauben, dass die Nervenzellen, die Dopamin produzieren, aufgrund der Aktivität freier Radikale absterben. Freie Radikale sind potenziell schädliche Moleküle, die im Körper bei normalen chemischen Reaktionen entstehen.
  • Lewy-Körperchen: In den Gehirnen von Menschen mit der Parkinson Krankheit treten viele Veränderungen auf. Eine dieser Veränderungen ist das Vorhandensein von Lewy-Körperchen. Das sind abnormale Klumpen von Proteinen innerhalb der Gehirnzellen. Es wird angenommen, dass Lewy-Körperchen einen wichtigen Hinweis auf die Ursache der Parkinson-Krankheit liefern.

Risikofaktoren

Zu den offensichtlichen Risikofaktoren für die Entwicklung der Parkinson Krankheit gehören:

  • Steigendes Alter
  • Familienanamnese von Parkinson
  • Extremer Stress
  • Kopftraumata
  • Kaukasische Abstammung
  • Herbizid-/Pestizid-Exposition
  • Erhöhte Aufnahme von Nahrungsfetten

Ein erhöhtes Risiko besteht außerdem bei den folgenden Faktoren:

  • Rauchen
  • Erhöhter Koffeinkonsum
  • Frühzeitige Maserninfektion im Kindesalter

Symptome

Es gibt 4 Hauptsymptome, die mit Morbus Parkinson einhergehen. Diese sind:

  • Tremor: Tritt insbesondere an Händen und spezifisch an den Fingern auf. Der Tremor ist am stärksten, wenn die Gliedmaßen entspannt sind und am schwächsten, wenn Aufgaben wie Trinken oder Essen ausgeführt werden.
  • Steifheit: Steifheit oder Rigidität ist ein häufiges Frühsymptom der Parkinson-Krankheit und zeigt sich am deutlichsten in den großen Muskelgruppen. Die Betroffenen haben zum Beispiel Schwierigkeiten, von einem Stuhl aufzustehen, sich im Bett umzudrehen oder zu gehen. Feine Fingerbewegungen wie zum Beispiel das Schließen eines Knopfes oder das Binden eines Schnürsenkels können ebenfalls schwierig sein.
  • Langsame Bewegung (Bradykinesie): Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, Bewegungen zu initiieren. Folglich sind die Bewegungen verlangsamt. Es kann ebenso ein Mangel an Koordination bei der Bewegung auftreten, sodass sich normale Aktivitäten als schwierig erweisen. Tätigkeiten, die früher schnell und bequem ausgeführt werden konnten, wie beispielsweise Waschen oder Anziehen, können nun in Folge der Erkrankung mehrere Stunden dauern. Durch die Langsamkeit der Bewegungen kann in manchen Situationen auch das Gesicht ausdruckslos erscheinen.
  • Verlust des Gleichgewichts: Dies ist ein Symptom, das sich im Laufe der Zeit entwickelt. Aufgrund von Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen kann sich ein Parkinson Erkrankter nach vorne oder hinten lehnen. Als Folge werden die Schritte oftmals klein und schlurfend. Leider erhöht sich auch die Sturzgefahr.

Andere Symptome, die auftreten können, sind:

  • Hautempfindungen und Schmerzen
  • Verstopfung
  • Blasenprobleme
  • Sexuelle Dysfunktionen
  • Schlafprobleme
  • Müdigkeit
  • Depressionen
  • Veränderte Sprache (kann undeutlich und langsam sein)
  • Schwierigkeiten beim Schreiben
  • Taubheit
  • Demenz (beeinträchtigtes Gedächtnis und Konzentration)
  • Verringertes Blinzeln
  • Erhöhte Speichelproduktion
  • Emotionale Veränderungen

Diagnosestellung

Es gibt keine speziellen Tests, um Morbus Parkinson zu diagnostizieren. Im Frühstadium ist die Diagnose der Parkinson Krankheit selbst für einen erfahrenen Arzt schwierig. Zum Beispiel ähnelt der Tremor bei Morbus Parkinson oftmals dem einer weniger schweren Form der Bewegungsstörung, dem sogenannten essentiellen Tremor. Eine neurologische und körperliche Untersuchung, mithilfe bildgebenden Verfahren wie CT oder MRT beinhaltet, kann dementsprechend mögliche Erkrankungen ausschließen. Aber bei Verdacht auf Morbus Parkinson kann eine Überweisung an einen Neurologen hilfreich sein, um die Diagnose Morbus Parkinson zu bestätigen. Dieser verschreibt eine Probedosis von Carbidopa-Levodopa, einem Medikament gegen die Parkinson Krankheit. Sofern sich die Symptome mit diesem Medikament deutlich verbessern, kann die angenommene Diagnose bestätigt werden. Die Diagnose basiert letztendlich auf:

  • der Krankengeschichte der Person
  • der Beobachtung der Symptome

Behandlungsmöglichkeiten

Morbus Parkinson kann bislang noch nicht geheilt werden und konzentriert sich daher auf die Behandlung der Symptome. Im Fokus stehen dabei die Linderung der Symptome. Bei der Behandlung der Parkinson Krankheit können folgende Therapien eingesetzt werden:

  • Medikamente: Medikamente können ausgezeichnete Ergebnisse erzielen. Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die verschrieben werden können. Die beiden am häufigsten verwendeten Medikamente zur Kontrolle der Symptome sind:
    • Carbidopa-Levodopa: Levodopa hat sich für viele Menschen als wirksame Behandlung erwiesen, denn Levodopa wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt. Mit der Zeit lässt die Wirkung von Levodopa nach, die anfänglich die Symptome reduzierten konnte. Abgesehen davon kann es ebenso zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Übelkeit und unwillkürlichen Bewegungen kommen. Levodopa wird oft mit Carbidopa kombiniert, um eine vorzeitige Umwandlung des Levodopa in Dopamin außerhalb des Gehirns zu verhindern. Dadurch können Nebenwirkungen in vielen Fällen vermieden oder zumindest verringert werden. Zusätzlich können außerdem Catechol-O-Methyltransferase-Hemmer verschrieben werden. Zusammen mit Carbidopa-Levodopa verabreicht, verlängert diese Medikamentenklasse die Wirkung der Levodopa-Therapie leicht, indem sie ein Enzym blockiert, das Dopamin abbaut.
    • Dopamin-Agonisten: Während Levodopa das Dopamin im Gehirn künstlich ersetzt, ahmen Dopamin-Agonisten die Wirkung des verlorenen Dopamins nach. Sie können allein oder in Kombination mit Levodopa eingesetzt werden. Dopamin-Agonisten können über mehrere Jahre hinweg wirksam bleiben und vermeiden einige der unerwünschten Nebenwirkungen von Levodopa.
    • Amantadin: Anfänglich im Frühstadium kann dieses Medikament verschrieben werden, um die Symptome der leichten Parkinson-Krankheit kurzfristig zu lindern. Es kann auch zusammen mit Carbidopa-Levodopa in den späteren Stadien der Parkinson-Krankheit verabreicht werden, um unwillkürliche Bewegungen zu kontrollieren, die Levodopa verursachen.
    • MAO-B-Hemmer: Auch diese Medikamentenklasse eignet sich, um die Symptome in den frühen Stadien der Parkinson-Krankheit zu lindern.
  • Physiotherapie: Physiotherapie sollte ein wesentlicher Bestandteil der Therapie sein. Sie verbessert Mobilität, Koordination, Bewegungsumfang und Muskeltonus. Stürze können in Folge der Steigerung der Muskelkraft, der Verbesserung des Gangs und des Gleichgewichts verhindert und kontrolliert werden. Folglich fühlen sich Parkinson Erkrankte sicherer und leistungsfähiger im Alltag.
  • Ergotherapie: Durch die Anpassung der Wohn- und Arbeitsumgebung und die Bereitstellung von Mobilitätshilfen kann ein Ergotherapeut Menschen mit Morbus Parkinson helfen, ihre Unabhängigkeit zu erhalten und den Alltag zu erleichtern.
  • Logopädische Therapie: Manche Menschen mit Morbus Parkinson entwickeln eine undeutliche oder stotternde Sprache. Ein Logopäde kann ihnen helfen, ihre Kommunikation, insbesondere die Aussprache zu verbessern.
  • Gehirnchirurgie: Ein chirurgischer Eingriff wird zwar nicht häufig durchgeführt, kann aber in Fällen von schwerem Tremor oder unwillkürlichen Bewegungen angebracht sein. Hirnchirurgie als Behandlung der Parkinson-Krankheit wird von einem spezialisierten Neurochirurgen durchgeführt. In den letzten Jahren hat sich die tiefe Hirnstimulation (DBS) zur wichtigsten chirurgischen Option bei der Parkinson-Krankheit entwickelt. Dabei wird eine kleine Elektrode in das Gehirn implantiert, dort wo die Schädigung ist. Folglich werden die Signale elektrisch unterbrochen, die für das das Zittern verantwortlich sind. Die Operation ist kompliziert und umfangreich: Sie kann bis zu 8 Stunden dauern. Die Kriterien für die Auswahl von Patienten, die für die Operation geeignet sind, sind sehr streng. Demzufolge findet eine Operation nur dann statt, sofern der Patient die vorausgesetzten Kriterien erfüllt.

Wie kann die Physiotherapie bei Morbus Parkinson helfen?

Wie bereits oben erwähnt, ist Physiotherapie ein wesentlicher Bestandteil des Behandlungsplans bei Parkinson Patienten. Im Fokus liegt der Erhalt oder die Wiedererlangung motorischer Fähigkeiten und die Verbesserung der Selbstständigkeit im Alltag. Die Erfolgsaussichten sind umso besser, je früher der Patient die Physiotherapie beginnt. Folglich kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt und die Einnahme von Medikamenten verringert werden. Mit einem entsprechenden Therapieplan kann ein Parkinson Patient seine Selbstständigkeit in großen Teilen lange aufrechterhalten.

Mögliche Elemente der Physiotherapie können sein:

  • Übungen zur Verbesserung der Koordination
  • Steigerung der Muskelkraft
  • Geh Übungen
  • Laufbandtraining
  • Rhythmische Bewegungsgymnastik
  • Analyse und Verbesserung der Haltung
  • Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts
  • Manuelle Therapie
  • Klassische Massagetherapie

Es gibt außerdem eine spezifische Bewegungstherapie (BIG) für Parkinson Erkrankte. Diese soll das Voranschreiten der Symptome, insbesondere die Verlangsamung der Beweglichkeit hinauszögern, in dem Bewegungsabläufe, die für den individuellen Alltag des Patienten besonders wichtig sind oder ihm besonders schwerfallen, in großem Umfang geübt werden. Diese Abläufe werden regelmäßig wiederholt und vom Therapeuten kontrolliert. Diese Routine führt dazu, dass es dem Patienten leichter fällt, die automatisierten Bewegungen in seinen Alltag zu integrieren.

Wann hilft Physiotherapie?

Es ist bekannt, dass bei Parkinson die ersten Veränderungen im Nervensystem schon etliche Jahre vor den ersten Symptomen, also vor den typischen Bewegungsstörungen, auftreten. Physiotherapie kann helfen, wenn Sie Unsicherheit und Angst beim Gehen verspüren. Physiotherapie in Form von Gangschule und Laufbandtherapie fördert fl ießendes Gehen, Schrittgeschwindigkeit und Schrittlänge werden zum Beispiel über optische, akustische und sensorische Reize positiv beeinflusst. Physiotherapie fördert den Bewegungsstart und die Bewegungsausführung. Sie trainieren mit dem Physiotherapeuten Alltagsbewegungen, Stützaktivitäten und Reaktionen, wie Drehen im Bett, Aufstehen und Hinsetzen.

Der ganzheitliche Ansatz der Physiotherapie

Physiotherapie, früher auch Krankengymnastik genannt, ist eine Form des spezifischen Trainings und der äußerlichen Anwendung von Heilmitteln. Der Behandlungsansatz ist ganzheitlich und orientiert sich an den anatomischen und physiologischen Gegebenheiten des Körpers. Als Heilmittel kommen gezielte Reize zum Einsatz wie etwa die Anwendung von Wärme, Druck oder Kälte. Generelles Bestreben ist es, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers wiederherzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Dies zu erreichen, zielt die eigentliche Therapie zum einen auf die unmittelbaren Reaktionen des Organismus wie motorisches Lernen, Muskelaufbau und die Stimulierung des Stoffwechsels, andererseits verweist sie unmittelbar auf den Betroffenen, indem sie ihm ein verbessertes Verständnis über die Funktionsweise seines Körpers abverlangt.

Die Physiotherapie umfasst eine Vielzahl spezifischer Behandlungsverfahren; zuvorderst für orthopädische und neurologische Störungen. Ein typisches Beispiel, in dem sich beide Bereiche treffen: die „Rückenschule für neurodegenerativ Erkrankte mit Beeinträchtigungen des Muskelskelettsystems“ - ein Klassiker für Parkinsonkranke. Auch ein weiteres, gesondert zu gewichtendes Aktionsfeld der Physiotherapie ist an dieser Stelle beispielhaft anzuführen: der Präventionsgedanke. Dies umfasst explizit vorbeugende Maßnahmen und Verhaltensweisen bei Erkrankungen des muskuloskelettalen Systems.

Der Physiotherapeut orientiert sich bei der Behandlung an den Beschwerden und den Funktions-, Bewegungs- und Aktivitätseinschränkungen des Patienten. Das Ziel ist die Wiederherstellung, Erhaltung oder Förderung der Gesundheit, wobei sehr häufig versucht wird, Schmerzen weitestgehend zu lindern und zu mindern. Dies zu erreichen, stehen eine Vielzahl von Techniken zur Verfügung - darunter vor allem die PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation) und die Manuelle Therapie, die für Parkinson-Patienten von besonderer Bedeutung sind. Physiotherapie in fast jeder Form kann und sollte im entsprechenden Krankheitsfall vom Arzt verordnet werden. Der Physiotherapeut selbst darf - sofern kein Arzt - diese Diagnose verorten, jedoch erstellt er in der Regel auf Basis erster Informationen des Arztes einen eigenen Befund, bestehend aus Anamnese, Sicht- und Funktionsbefund. Dadurch kann er individuell und bedürfnisentsprechend auf Basis des von ihm erarbeiteten Behandlungsplans agieren. Die Therapie findet je nach Verfahren und Präferenz des Patienten einzeln oder in der Gruppe statt. Obwohl die Schulmedizin die Ansätze, Methoden und Techniken der „Krankengymnastik“ als vorbeugende und heilende Verfahren fast durchweg anerkennt, erfolgt die Kostenübernahme der einzelnen Behandlungen durch die gesetzlichen Krankenkassen nicht einheitlich.

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