Plötzliche Lähmungen der Beine können beängstigend sein und erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze für dieses beunruhigende Symptom.
Ursachen für plötzliche Lähmung der Beine
Lähmungen oder krankhafte Muskelschwäche beeinträchtigen die Fähigkeit, den Körper mühelos zu bewegen. Eine Plegie beschreibt den Zustand, in dem sich ein Muskel überhaupt nicht mehr bewegen lässt. Zahlreiche Erkrankungen können dafür verantwortlich sein. Es ist wichtig zu unterscheiden, ob der Muskel selbst betroffen ist oder ein Nerv, der den Muskel steuert.
- Erkrankungen des Nervensystems: Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie Multiple Sklerose (MS) oder Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) können zu Muskellähmungen führen, die auf absterbende Nervenzellen zurückzuführen sind.
- Mechanische Schädigungen: Unfälle können Nerven oder Muskelfasern beschädigen und so plötzliche Lähmungen verursachen.
- Toxische Ursachen: Langfristiger Alkoholmissbrauch kann die Verbindung zwischen Nerven und Muskeln stören.
- Infektionen: Bestimmte Infektionen, wie Poliomyelitis (Kinderlähmung), können Entzündungen der Nerven verursachen und zu Lähmungen führen, insbesondere in den Beinen. Das Guillain-Barré-Syndrom, eine Entzündung der Nervenwurzeln, kann ebenfalls zu Muskelschwäche und Lähmungen führen.
- Funktionelle Störungen: In manchen Fällen liegt keine strukturelle Schädigung des Nervensystems vor. Funktionelle Gefühls- und Bewegungsstörungen, wie Lähmungserscheinungen (Paresen), können unerwartet auftreten, oft in Situationen hoher seelischer Belastung.
- Weitere Ursachen: Bandscheibenvorfälle, Tumore, Karpaltunnelsyndrom, Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata, Vitamin-B12-Mangel und Kollagenosen können ebenfalls Lähmungen verursachen.
Arten von Lähmungen
Es gibt verschiedene Arten von Lähmungen, die je nach Ursache und betroffenem Bereich unterschieden werden:
- Zentrale Lähmung: Hier liegt das Problem in den Nervenzellen im Gehirn oder Rückenmark. Dahinter stecken beispielsweise Schlaganfälle, Hirntumoren oder Schädel-Hirn-Verletzungen. Die Grundspannung des Muskels ist zu Beginn dauerhaft hoch, es liegt eine Spastik vor.
- Periphere Lähmung: Hier geht die Lähmung von den Nerven aus, die außerhalb des Gehirns oder Rückenmarks verlaufen. Dies kann durch Druck auf die Austrittsstelle der Nerven an der Wirbelsäule, z. B. beim Bandscheibenvorfall oder bei Rückenmarktumoren, verursacht werden. Autoimmunerkrankungen oder Vergiftungen können die peripheren Nerven ebenfalls schädigen.
- Parese (Teillähmung): Eine teilweise Einschränkung der Bewegungsfähigkeit wird als Parese oder Teillähmung bezeichnet.
- Plegie (vollständige Lähmung): Wenn ein Betroffener die Fähigkeit, einzelne oder gar mehrere Muskeln zu bewegen, vollständig verliert, sprechen Mediziner von einer Paralyse.
- Spastische Lähmung: Bei einer zentralen Lähmung sind die Muskeln dauerhaft angespannt, was als Spastik bezeichnet wird.
- Schlaffe Lähmung: Bei einer peripheren Lähmung sind die Muskeln permanent schlaff und können daher nicht angespannt oder bewegt werden.
Abhängig von der betroffenen Extremität unterscheidet man bei zentralen Paresen:
- Monoparese: Die inkomplette Lähmung betrifft nur eine Extremität, z.B. den Arm.
- Paraparese: Beide Beine sind von der Lähmung betroffen, Arme sind nicht betroffen.
- Hemiparese: Arm und Bein einer Seite sind inkomplett gelähmt.
- Tetraparese: Eine inkomplette Lähmung aller vier Gliedmaßen (Arme und Beine) sowie eine gestörte Rumpf- und Kopfkontrolle sind vorhanden.
Symptome einer Lähmung
Die Symptome einer Muskellähmung können vielfältig sein und hängen von der Ursache und dem Stadium der Erkrankung ab:
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- Leichte Symptome: Taubheitsgefühle oder Kribbeln.
- Fortgeschrittene Lähmung: Einzelne Körperteile lassen sich nicht mehr oder nur noch eingeschränkt bewegen.
- Funktionelle Störungen: Kraftlosigkeit in Armen oder Beinen, Gefühlsstörungen oder einseitige Lähmungen.
- Weitere Symptome: Schmerzen, Kopfschmerzen, Empfindungsstörungen, Seh- oder Sprachstörungen, Bewusstseinstrübung, Fieber.
Diagnose von Lähmungen
Bei Muskellähmungen ist es entscheidend, die Ursachen zu ermitteln sowie Art und Stadium der Beschwerden festzulegen. Die Diagnose einer Parese erfolgt durch:
- Klinische Untersuchung: Der Arzt untersucht die Muskelkraft und Reflexe. Zur Klassifizierung der Lähmungsgrade werden Skalen zur Bewertung der Muskelkraft herangezogen, z.B. der „Medical Research Council“ (MRC), bei dem Punkte von 0 bis 5 vergeben werden.
- Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) können Aufschluss über zentrale Schädigungen geben.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Elektromyographie (EMG) und Elektroneurographie (ENG/NLG) können Nervenleitgeschwindigkeit und Muskel genauer untersuchen.
- Funktionelle Schwäche: Eine funktionelle Schwäche oder Lähmung wird üblicherweise am charakteristischen klinischen Erscheinungsbild erkannt.
Behandlung von Lähmungen
Der Therapieplan leitet sich aus der Diagnose ab. Neben der ärztlichen Behandlung spielt die Physiotherapie eine wichtige Rolle. Hinzu kommt die psychologische Betreuung.
- Ärztliche Behandlung: Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Lähmung. Bei Infektionen werden die Erreger bekämpft, Tumore können entfernt werden.
- Physiotherapie: Die Physiotherapie hat eine zentrale Aufgabe bei der Behandlung von Muskellähmungen. Sie dient dazu, die Muskelaktivität anzuregen, bei Lähmungen zu stimulieren und ggf. als Grundlage für die physiotherapeutische Behandlung dient stets eine Heilmittelverordnung, die von Ihrem behandelnden Arzt / Neurologen ausgestellt werden kann. Funktionelle Elektrostimulation kann ausgezeichnet mit Aktivitäten des täglichen Lebens kombiniert werden. Bei zentralen Paresen erfolgt die Rehabilitation angepasst an die Ziele des Patienten nach den Prinzipien des motorischen Lernens.
- Psychotherapie: Psychotherapeutische Verfahren haben sich zur Behandlung motorischer und sensibler funktioneller Störungen bewährt.
- Weitere Maßnahmen: Bei Bedarf kann eine Elektrotherapie eingesetzt werden.
Verlauf einer Parese
Kann die Ursache der Nervenschädigung nicht behoben werden, kommt es durch die fortdauernde Lähmung meist zum Abbau von Muskelmasse (Atrophie). Abhängig vom Ausmaß der Parese tritt bei zentralen Schädigungen aufgrund der fehlenden Kontrolle durch das Gehirn im Rückenmark im Verlauf zusätzlich eine Spastik auf.
Funktionelle Lähmungen
Funktionelle Ausfälle können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Ohne eine spezifische Behandlung ist der Verlauf funktioneller Lähmungen in etwa der Hälfte der Fälle chronisch. Die Prognose ausschließlich sensibler funktioneller Anfälle ist günstiger.
Wichtige Hinweise für Betroffene und Angehörige
- Schnell reagieren: Studien zeigen, dass Angehörige oft spät auf Schlaganfallsymptome reagieren. Jede Minute zählt, daher im Verdachtsfall sofort den Notarzt informieren.
- Symptome kennen: Armlähmung, Sprechstörungen, Sehstörungen und Verständnisschwierigkeiten können auf einen Schlaganfall hindeuten.
- Achtsam sein: Anhaltendes Kribbeln oder Schwäche in den Beinen sollte ärztlich abgeklärt werden.
- Mitarbeit einfordern: Patienten mit Lähmungen sollten bei Pflegemaßnahmen so viel wie möglich selbst machen, aber nicht überfordert werden.
- Kranke Seite stimulieren: Halbseitig gelähmte Patienten vernachlässigen ihre kranke Seite oft, obwohl diese besonders gefördert werden sollte.
- Nicht den Mut verlieren: Die Erholung von Lähmungen braucht Zeit und Rückschläge sind normal. Emotionale Unterstützung ist entscheidend.
Spastik als Folge von Lähmungen
Spastik ist eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung, die oft als Folge einer Schädigung des zentralen Nervensystems auftritt. Sie kann zu dauerhaften Fehlstellungen und Bewegungseinschränkungen führen. Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und von leichter Muskelsteifigkeit bis zu schwerer Muskelverkrampfung reichen.
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Klassifikation der Spastik
Man unterscheidet zwischen:
- Fokale Spastik: Die Spastik ist lokal begrenzt.
- Generalisierte Spastik: Die Spastik betrifft größere Körperbereiche.
Ursachen der Spastik
Die Ursache ist eine Schädigung im zentralen Nervensystem (ZNS), also im Gehirn, Rückenmark oder deren Verbindungen. Häufige Ursachen sind Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Multiple Sklerose, Zerebralparese und Rückenmarksverletzungen.
Diagnose der Spastik
Zur Diagnose untersucht der Arzt den Patienten körperlich und führt neurologische Tests durch. Bildgebende Verfahren (CT, MRT) können ebenfalls eingesetzt werden. Der Muskeltonus wird gemessen und die Schmerzintensität erfasst. Die Ashworth-Skala dient zur Beurteilung der Spastizität.
Therapie der Spastik
Die Therapie zielt darauf ab, die Muskelspannung zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören:
- Physiotherapie: Dehnübungen, Kräftigungsübungen und Bewegungsübungen.
- Medikamente: Muskelrelaxantien wie Baclofen oder Tizanidin.
- Botulinumtoxin-Injektionen: Lokale Injektionen zur Entspannung der Muskeln.
- Chirurgische Eingriffe: In schweren Fällen können Operationen zur Muskelverlängerung oder Nervenblockade in Betracht gezogen werden.
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