Ein Vitamin-B12-Mangel kann zu Nervenschäden und Symptomen wie Müdigkeit und Blutarmut führen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Veganer. Es gibt über 200 verschiedene Ursachen für Polyneuropathie, wobei Diabetes mellitus und Alkoholismus an erster Stelle stehen. Aber auch Infektionskrankheiten oder Stoffwechselerkrankungen, Mangelernährung (z.B. Vitaminmangel), Gift- oder Medikamenteneinwirkungen und Erbkrankheiten können eine Polyneuropathie zur Folge haben. Erworbene Polyneuropathien sind wesentlich häufiger als angeborene.
Was ist Polyneuropathie?
Polyneuropathie ist ein Sammelbegriff für Erkrankungen, die periphere Nerven betreffen. Diese sind für die Wahrnehmung von Temperatur und Schmerzen, die Beweglichkeit der Muskulatur und die automatische Steuerung von Organen verantwortlich. Bei Polyneuropathien kommt es zu einer Schädigung der peripheren Nerven oder ihrer Hülle. Neuropathie bezeichnet allgemein eine Schädigung oder Erkrankung peripherer Nerven.
Experten schätzen, dass jeder zweite Diabetiker im Laufe seines Lebens an einer diabetischen Polyneuropathie erkrankt. Der Grund dafür ist noch nicht restlos geklärt. Man vermutet aber, dass der erhöhte Blutzucker eine wesentliche Rolle spielt und die Nervenschädigung begünstigt. Hierfür spricht, dass Diabetiker, die Probleme mit der Einstellung ihres Blutzuckers haben oder diese vernachlässigen, besonders früh und besonders schwer eine Polyneuropathie entwickeln.
Ursachen eines Vitamin-B12-Mangels und Polyneuropathie
Ein Mangel an Vitamin B12 ist weit verbreitet: In Deutschland hat jeder Zehnte zu wenig Vitamin B12 im Blut. Im Alter von über 65 Jahren ist sogar jeder Vierte betroffen. Der Körper benötigt Vitamin B12 für den Energiestoffwechsel, zur Bildung von Blutzellen und zum Aufbau der Nervenhüllen. In größeren Mengen steckt es in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milcherzeugnissen. Im Körper freigesetzt wird Vitamin B12 durch Magensäure und Verdauungsenzyme. Ein spezielles Protein ("Intrinsic Factor") transportiert das Vitamin zu den Dünndarmzellen. Der Körper hat in der Leber große Vitamin-B12-Depots. Ein Mangel fällt deshalb in der Regel erst Jahre nach Beginn der Unterversorgung auf.
Es gibt eine Reihe an Ursachen, die für einen Mangel an Vitamin B12 verantwortlich sein können. Wenn Sie an einer chronischen Erkrankung des Magen-Darm-Traktes leiden, kann das eine Ursache sein. Produziert Ihr Körper zu wenig des Proteins, mit dessen Hilfe Vitamin B12 zu den Zellen des Dünndarms und schließlich weiter via Blut zu den Nerven transportiert wird, tritt ebenfalls ein Mangel auf. Medikamente gegen Diabetes können ebenso einen Mangel an Vitamin B12 verursachen wie ein Zuviel an Magensäure oder regelmäßiger Konsum von Alkohol. Dazu kommt: Je älter Sie werden, desto weniger leistungsfähig ist Ihr Magen-Darm-Trakt und kann damit weniger Vitamine aus der Nahrung aufnehmen. Daher sollten Sie auf reichlich Vitamin B12-haltige Nahrung achten, das betrifft vor allen Dingen Milch, Eier und Fleisch. Ernähren Sie sich vegetarisch oder vegan, sollten Sie ausreichend Vitamin B12 zu sich nehmen.
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Das Vitamin B12 ist eines der essentiellen Vitamine, das besonders für die Bildung und Regeneration der Nerven zuständig ist. Fehlt es, kann das zu schwerwiegenden Nervenschädigungen führen. Wenn Sie beispielsweise unter chronischen Beschwerden des Magen-Darm-Traktes leiden, haben Sie oft gleichzeitig einen Mangel an Vitamin B12. Je größer der Vitaminmangel ist, desto geschädigter sind oft die Nerven. Das kann dazu führen, dass die Verbindung zwischen dem Gehirn und den jeweiligen Bereichen des Körpers behindert oder gar unterbrochen wird.
Die Nerven brauchen Vitamin B12. Das Vitamin ist unverzichtbar für Bildung und Regeneration der sogenannten Myelinscheide, einer Schutzhülle, von der jeder Nerv umhüllt ist. Das gilt nicht nur für die großen Nerven im Rückenmark, sondern auch für sämtliche kleinen Nerven, bis hin zu den feinen Nerven in den Fingerspitzen. Bekommt Ihr Körper zu wenig Vitamin B12, können sich die Myelinscheiden nicht mehr richtig regenerieren und Sie spüren in den Gliedmaßen ein Kribbeln oder eine Taubheit. Sind Ihre Sehnerven betroffen, können Sie sogar Ihr Augenlicht verlieren. Lässt sich ein leichter Vitaminmangel mit ersten Anzeichen von Nervenschäden noch sehr gut mit einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin B12 behandeln, können bei längerem Mangel auch irreparable Schäden entstehen. Daher ist die Früherkennung eines Vitamin B12 Mangels so wichtig.
Hält der Mangel an Vitamin B12 über einen längeren Zeitraum an, können die Nerven irreparabel geschädigt werden. Mediziner bezeichnet dies als Polyneuropathie, periphere Neuropathie oder funikuläre Myelose. Sind die Sehnerven betroffen, wird die Neuropathie als sogenannte optische Neuropathie bezeichnet. Erste Anzeichen hierfür können Sehstörungen wie Flecken oder Nebel im Sichtfeld sein, später kann das gesamte Sehvermögen geschädigt werden. Sie sollten allerdings wissen, dass sich ein Mangel an Vitamin B12 erst nach langer Zeit bemerkbar macht. Das liegt daran, dass in der menschlichen Leber und anderen Organen insgesamt bis zu fünf Milligramm Vitamin B12 gespeichert werden. Sind diese Reservespeicher jedoch aufgebraucht, entwickelt sich ein Mangel mit den typischen klinischen Symptomen.
Vitamin B12 ist wichtig für die Regeneration und Bildung der Myelinscheiden der Nervenfasern, so dass ein Vitamin-B12-Mangel zu neurologischen Schäden führen kann. Auch eine langjährige Fehlernährung kann zu einer PNP führen.
Symptome eines Vitamin-B12-Mangels
Stellen Sie bei sich ein oder mehrere folgende neurologische Symptome fest, sollten Sie auch an einen Mangel an Vitamin B12 denken:
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- Taubheitsgefühle an Händen und Füßen
- Kribbeln, Brennen und andere Missempfindungen an den peripheren Gliedmaßen
- Die Hände und Füße schlafen immer wieder ein
- Der Gang wird unsicher und es treten Schwierigkeiten bei der Koordination auf
- Die Nerven schmerzen ununterbrochen
- Es treten Lähmungen auf
- Es kommt zu Sehstörungen, bis hin zum Verlust des Sehvermögens
Diagnose eines Vitamin-B12-Mangels
Die Diagnose stellt der Arzt mit einer Blutuntersuchung. Häufig wird dafür zunächst der gesamte B12-Serumspiegel gemessen. Dies ist jedoch ein unspezifischer Wert, denn nur das Vitamin B12, das an das Transportprotein Transcobalamin gebunden ist, kann von unseren Zellen aufgenommen werden. Deshalb ist die Messung dieser Verbindung, des Holotranscobalamin (Holo-TC), aussagekräftiger. Holo-TC gilt als Frühmarker und zeigt den Status des tatsächlich aktiven Vitamins an. Man kann diesen Wert direkt bestimmen lassen oder im Stufenverfahren, wenn der gesamte B12-Wert unter 400 ng/l liegt.
Eine möglichst frühzeitige Diagnose eines Vitamin B12-Mangels ist essentiell für die Gesundheit: Treten aufgrund des Mangels bereits neurologische Symptome auf, können diese bereits irreversibel sein. Mediziner empfehlen daher, sowohl ältere Menschen mit schlechter Ernährung, aber auch Patienten in der Psychiatrie oder in Pflegeheimen, auf einen Mangel an Vitamin B12 hin zu untersuchen, und zwar auch dann schon, wenn es noch nicht zu den typischen Symptomen gekommen ist.
Therapie eines Vitamin-B12-Mangels
Wurde bei Ihnen ein Mangel an Vitamin B12 festgestellt, sollte dieser gut behandelt werden. Sie können zum einen Ihre Ernährung so umstellen, dass Sie über tierische Produkte mehr Vitamin B12 zu sich nehmen. Ist das nicht ausreichend, wird Ihnen der Arzt eine Substitutionstherapie vorschlagen und entsprechende Präparate verordnen. Damit kann weiteren Schäden und der Polyneuropathie vorgebeugt werden. Manchmal reicht die Aufnahme ausreichend Vitamin B12-haltiger Nahrung jedoch nicht aus. Damit der gesamte Bedarf gedeckt werden kann, muss Vitamin B12 in mehreren Mahlzeiten vorhanden sein.
Wird der Mangel an Vitamin B12 rechtzeitig diagnostiziert, erholen sich Körper und Nerven in der Regel gut. Der Arzt untersucht das Blut, wenn er einen Mangel an Vitamin B12 diagnostizieren will und verordnet bei Bedarf entsprechende Präparate. Da der Körper über einen großen Vitamin B12 Speicher in der Leber verfügt, ist der Mangel für Sie als Betroffenen selbst nur schwer erkennbar.
Bei zu niedrigen Werten, nehmen Sie täglich 1000 µg Vitamin B12 ein oder lassen sich von Ihrem Arzt eine B12-Spritzenkur (von Medivitan) verschreiben (ein- bis zweimal wöchentlich eine Spritze über mind. 4 Wochen hinweg).
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Vitamin B12 in der Nahrung
Jeder Mensch muss das für die Nerven so wichtige Vitamin B12 mit der Nahrung aufnehmen. Fehlt es, werden Sie krank. Dabei ist Vitamin B12 nicht in vielen Lebensmitteln in ausreichenden Mengen enthalten, um auf die empfohlene Tagesdosis von 3 Mikrogramm zu kommen. Besonders viel Vitamin B12 steckt in tierischen Lebensmitteln, also in Milchprodukten, Eiern, Fleisch und Fisch. In den pflanzlichen Lebensmitteln ist dagegen so gut wie kein Vitamin B12 enthalten, lediglich fermentierte Pflanzenprodukte wie Sauerkraut und Bier enthalten geringe Spuren des Vitamins. Wer die benötigte Tagesdosis an Vitamin B12 über Lebensmittel decken will, sollte somit kein Vegetarier oder gar Veganer sein. In diesen Fällen ist es sinnvoller, den notwendigen Bedarf an Vitamin B12 über entsprechende Präparate zu decken.
Weitere Ursachen von Polyneuropathie
Neben einem Vitamin-B12-Mangel gibt es noch weitere Ursachen für Polyneuropathie.
Bei der Polyneuropathie als Folge eines chronischen Alkoholmissbrauchs werden die Nerven toxisch geschädigt und dadurch die Reizleitung gestört. Außerdem können Nierenerkrankungen, Lebererkrankungen oder eine Schilddrüsenunterfunktion die peripheren Nerven schädigen. Dies gilt auch für Gifte (z.B. Arsen) oder vorrangig solche Medikamente, die in der Therapie von Krebserkrankungen eingesetzt werden (z.B. Cisplatin). Einige Infektionen mit Bakterien oder Viren können ebenfalls eine Polyneuropathie auslösen. Eine akute Erkrankung, das so genannte Guillain-Barré-Syndrom wird autoimmun ausgelöst und zerstört die Nervenscheiden der peripheren Nerven.
In den meisten Fällen stellt die Polyneuropathie keine eigenständige Krankheit dar, sondern tritt als Folge oder Begleiterscheinung einer Grunderkrankung auf.
Weitere Polyneuropathie-Ursachen:
- Erkrankungen der Leber
- Mangelernährung, unter anderem bei Zöliakie
- Autoimmunerkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom oder rheumatoide Arthritis
- Einnahme bestimmter Medikamente wie zum Beispiel die Antibiotika Nitrofurantoin oder Metronidazol
- Kontakt mit giftigen Substanzen, etwa Schwermetalle
- HIV-Infektionen
- Erkrankungen, die auf Infektionen beruhen: Borreliose oder Syphilis
- Krebserkrankungen, beispielsweise Brustkrebs oder Blutkrebs
- hormonelles Ungleichgewicht, zum Beispiel ausgelöst durch eine Schilddrüsenunterfunktion
- erbliche Veranlagung (hereditäre Neuropathien)
Symptome der Polyneuropathie
Eine Polyneuropathie kann mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen, je nachdem, welche Nerven von der Erkrankung betroffen sind. Mediziner und Medizinerinnen unterscheiden sensible, motorische und vegetative Polyneuropathien. Manche Menschen sind auch von mehreren Formen der Polyneuropathie gleichzeitig betroffen. Eine Polyneuropathie kann akut, sich schnell verschlechternd oder chronisch verlaufen.
Symptome der sensiblen Polyneuropathie: Sensible Nerven senden Informationen von der Haut zum Gehirn. Beeinträchtigungen können zu Empfindungsstörungen wie Ameisenlaufen, Brennen, Jucken, Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen. Auch ein vermindertes Temperatur- oder Schmerzempfinden ist möglich. Diese Form der Polyneuropathie merken Betroffene vor allem an Füßen oder Händen.
Symptome der motorischen Polyneuropathie: Die motorischen Nerven leiten Signale vom Gehirn zu den Muskeln weiter. Eine Nervenschädigung kann Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Muskelzucken oder Muskelkrämpfe verursachen.
Symptome der vegetativen Polyneuropathie: Das vegetative Nervensystem ist Bestandteil des peripheren Nervensystems - es koordiniert automatisierte Körperfunktionen wie das Verdauen, Atmen oder Schwitzen. Eine vegetative Polyneuropathie steht unter anderem mit Beschwerden wie Schwindel, Blasenschwäche, Durchfall oder verstärktem Schwitzen in Verbindung - sie betrifft die Organfunktionen.
Die Nervenschädigung kann sich an einer oder beiden Körperhälften bemerkbar machen. Betroffene berichten neben körperlichen Symptomen auch von weiteren Beschwerden - Erschöpfungszustände sind bei einer Polyneuropathie ebenfalls möglich. Oft leiden Betroffene unter brennenden, schneidenden oder stechenden Schmerzen.
Die ersten Anzeichen einer Polyneuropathie zeigen sich vorrangig an den vom Rumpf am weitesten entfernten Stellen. Akute Polyneuropathie: Die Symptome entwickeln sich innerhalb weniger Tage bis maximal vier Wochen. Typisch ist dies zum Beispiel beim Guillain-Barré-Syndrom.
Diagnose von Polyneuropathie
Bei Missempfindungen oder anderen Beschwerden, die im Zusammenhang mit einer Neuropathie stehen könnten, ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Bei Verdacht auf eine Polyneuropathie überweist der Hausarzt an einen Neurologen.
Anamnese: Bei der Erfassung der Krankengeschichte fragt der Neurologe nach den aktuellen Symptomen und ihrem ersten Auftreten, Grunderkrankungen und Medikation.
Klinische Untersuchung: Bei der körperlichen Untersuchung werden Reflexe, Temperatur-, Schmerz- und Vibrationsempfinden an betroffenen Gliedmaßen überprüft sowie Gleichgewicht, Stand, Gang und Muskelkraft getestet.
Nervenleitgeschwindigkeit (NLG): Gemessen wird, wie schnell elektrische Signale durch die Nerven geleitet werden. Oftmals genügen die Basisuntersuchungen, um die Ursache der Polyneuropathie zu klären und die Diagnose Neuropathie zu sichern.
Spezielle Laboruntersuchungen: Das Blut wird auf spezifische Antikörper getestet.
Bildgebung: Mittels hochauflösender Sonographie können beispielsweise Veränderungen in der Dicke eines Nervs detektiert werden.
Um festzustellen, ob tatsächlich eine Polyneuropathie vorliegt, findet zuerst ein Gespräch statt. Dabei erkundigt sich der Mediziner oder die Medizinerin nach der Krankengeschichte und nach den vorliegenden Beschwerden. Von Interesse ist etwa, ob den Betroffenen das Gehen Probleme bereitet oder ob sie feinmotorische Einschränkungen der Hände oder Finger haben. Relevant ist auch, ob die Betroffenen Schmerzen haben und wie stark die Schmerzen sind. Auch eine körperliche Untersuchung ist wichtig. Dabei prüft der Mediziner oder die Medizinerin, ob Muskeln gelähmt oder geschwächt sind. Einschränkungen beim Reizempfinden oder eine Beeinträchtigung der Reflexe können bei der körperlichen Untersuchung ebenfalls auffallen.
Um den Ursachen auf den Grund zu gehen und um herauszufinden, welche Nerven wie stark geschädigt sind, gibt es zahlreiche Untersuchungsmethoden.
Elektroneurographie: Bei der Elektroneurographie wird ein Elektrodenset im Gebiet des Nervenverlaufs auf die Haut geklebt - so lassen sich die elektrischen Impulse der Nerven messen. Die Untersuchung hilft dabei, herauszufinden, wie die Nervensignale transportiert und im Körper verteilt werden - Nervenschädigungen führen zu einem auffälligen Ergebnis und geben Hinweise zur Abgrenzung der Nervenausfälle.
Elektromyographie: Macht deutlich, ob und wie stark die Muskeln auf die Nervensignale ansprechen. Bei dieser Untersuchung werden dünne Nadelelektroden durch die Haut in den entsprechenden Muskel eingeführt.
Untersuchungen von Urin, Gehirnwasser, Blut oder Gewebeproben sowie genetische Tests und bildgebende Verfahren: Diese Methoden sind sinnvoll, wenn etwa Diabetes und Alkoholkrankheit als Ursache unwahrscheinlich sind und das Beschwerdebild sowie elektrophysiologische Untersuchungsbefunde weiteren Abklärungsbedarf ergeben. Auch wenn die Symptome sehr plötzlich auftreten, kann eine zusätzliche Diagnostik sinnvoll sein.
Therapie von Polyneuropathie
Ist die Ursache der Neuropathie eine Erkrankung, steht als Erstes deren gezielte Behandlung an. Zusätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten zur symptomatischen Behandlung. Diese richtet sich danach, welche Beschwerden im Vordergrund stehen.
Bei einer Polyneuropathie gibt es verschiedene Behandlungsansätze:
Auslöser vermeiden und behandeln: Um weitere Schäden zu verhindern und um die Beschwerden zu lindern, wird die zugrunde liegende Ursache beseitigt oder behandelt. Liegt etwa eine unbehandelte Diabeteserkrankung vor, muss der Blutzucker richtig eingestellt werden. Alkoholabhängige Menschen profitieren von einer Suchttherapie. Bei einem Vitaminmangel können Betroffene durch Ernährungsumstellungen einen Ausgleich schaffen. Führen Infektionen oder Entzündungen zu den Nervenschäden, können Antibiotika oder Kortison sinnvoll sein.
Schmerzen lindern: Eine begleitende Schmerztherapie verschafft Betroffenen Linderung. Zum Einsatz kommen Antidepressiva und bestimmte Medikamente, die ursprünglich für Epilepsien entwickelt wurden (Antikonvulsiva). Durch die Einnahme von Antidepressiva produziert der Körper vermehrt Botenstoffe - diese dämpfen die Weiterleitung von Schmerzsignalen. Antikonvulsiva sind meist die erste Wahl, sie bremsen die Erregbarkeit der Nerven, was schmerzlindernd wirkt. Bei ausgeprägten Schmerzen sind womöglich Opioide angezeigt. Da diese zu einer Abhängigkeit führen können, verschreiben Mediziner und Medizinerinnen sie nur für kurze Zeit.
Zusätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten zur symptomatischen Behandlung. Diese richtet sich nach den vorliegenden Beschwerden.
Klassische Schmerzmittel sind bei Polyneuropathie nur schlecht wirksam. Wichtig ist zudem, dass die verordnete Dosierung exakt eingehalten wird. In schweren Fällen können Opioide in Betracht gezogen werden. Gerade bei komplexen Schmerztherapien ist es besonders wichtig, die richtige Medikation zur richtigen Zeit einzunehmen.
Eine Alternative zu oralen Medikamenten können Schmerzpflaster mit hochdosiertem Capsaicin oder Lidocain sein, insbesondere bei lokalisierten Beschwerden wie Schmerzen und Missempfindungen.
Seit 2017 können Ärzte in Deutschland medizinisches Cannabis auf Rezept verschreiben. Der Einsatz von medizinischem Cannabis bei chronischen neuropathischen Schmerzen wird kontrovers diskutiert.
Begleitende Therapien: Je nach vorliegender Nervenschädigung können weitere Behandlungsansätze hilfreich sein, etwa Physio- oder Ergotherapie - sie unterstützen bei ungünstigen Bewegungsabläufen oder Gleichgewichtsstörungen sowie bei der Regeneration akuter Polyneuropathien.
Spezielle Schienen, sogenannte Orthesen, helfen Betroffenen mit Muskellähmungen dabei, Hände und Füße beweglich zuthalten.
Physiotherapie kann bei motorischen Einschränkungen und Gangunsicherheit dazu beitragen, die Beweglichkeit und Stabilität zu verbessern.
Bei der transkutanen Elektrostimulation, kurz TENS, werden kleine Elektroden auf die Haut geklebt, die sanfte elektrische Impulse abgeben. TENS ist eine nicht-medikamentöse Therapie, die oft bei starken neuropathischen Schmerzen in Kombination mit anderen Behandlungen eingesetzt wird. Sollten Medikamente zur Linderung der neuropathischen Schmerzen nicht ausreichen, kann in Absprache mit dem Arzt ein Therapieversuch erwogen werden.
Zu beachten ist, dass bei einer Polyneuropathie oftmals das Temperaturempfinden herabgesetzt ist.
Ob eine Neuropathie heilbar ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Viele Polyneuropathien weisen einen chronischen Verlauf auf und begleiten Betroffene über eine lange Zeit. Ob eine Rückbildung möglich ist, können im individuellen Fall nur die behandelnden Ärzte abschätzen.
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