Die Diagnose Alzheimer-Demenz ist für die meisten Menschen ein Schock. Manchmal macht die Diagnose jedoch auch zuvor unerklärliche Veränderungen des Verhaltens oder der Persönlichkeit begreiflich. Wie ein Mensch auf die Krankheit reagiert und mit ihr umgeht, hängt nicht nur von Veränderungen im Gehirn ab, sondern auch von seinem Charakter, seiner Lebensgeschichte, der aktuellen Lebenssituation und den Beziehungen zu anderen Menschen. Manchen Menschen gelingt es, auch mit der Alzheimer-Demenz ein aktives und zufriedenes Leben zu führen. Anderen fällt dies schwer. Unterstützung benötigen die meisten. Und auch für Angehörige und Freunde ist die Erkrankung eine große Herausforderung. Der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen - etwa in Selbsthilfegruppen - wird von vielen als wertvoll erlebt. Im Laufe der Zeit müssen viele Entscheidungen getroffen werden: zur Unterstützung im Alltag genauso wie zur Behandlung, zur späteren Versorgung und zur passenden Wohnform (häusliches Umfeld, Pflegeheim, Wohngruppe). Menschen mit Demenz wollen sich dabei aktiv an Entscheidungen über ihre Belange beteiligen, solange es ihnen möglich ist. Ihnen ist es wichtig, dass viel mit ihnen und weniger über sie gesprochen wird. Für Angehörige ist es wichtig, in die Behandlungspläne einbezogen zu werden und Angebote zu erhalten, die zur persönlichen Situation und den eigenen Bedürfnissen passen. Darunter fallen neben Schulungen auch praktische Hilfen, zum Beispiel zu finanzieller Unterstützung und Beratung bei Antragsstellung. Wenn eine Demenzerkrankung weit fortgeschritten ist und eine immer umfassendere Betreuung nötig macht, stoßen Angehörige irgendwann an ihre Grenzen. Dann kann der Umzug in eine Einrichtung, in der Pflege, Betreuung und medizinische Versorgung durch Fachkräfte möglich ist, für alle Beteiligten die bessere Lösung sein. Die Entscheidung zum Umzug in ein Pflegeheim oder eine betreute Wohngemeinschaft fällt oft nicht leicht - zumal es eine Weile dauern kann, bis eine geeignete Einrichtung gefunden ist.
Was ist präsenile Demenz?
Demenz gilt allgemein als Krankheit des Vergessens und wird nahezu ausschließlich mit älteren Menschen in Verbindung gebracht. Wenn ein Mensch mitten im Berufsleben steht und Demenz-typische Symptome entwickelt, denkt kaum jemand sofort an eine Demenz - weder man selbst, noch der Partner oder der Hausarzt. Was viele Menschen jedoch nicht wissen ist, dass circa 2 % der Menschen mit Demenz bereits vor dem 65. Lebensjahr an einer Demenz erkranken. In diesem Falle spricht man von einer präsenilen Demenz. Tritt eine Demenz vor dem 65. Lebensjahr auf, wird dies als präsenile Demenz bezeichnet.
Formen der Demenz
Insgesamt umfasst der Begriff Demenz mehr als 50 Krankheitsformen (wie Alzheimer-Krankheit und vaskuläre Demenz). "Demenz" bezeichnet keine bestimmte Krankheit, sondern das gemeinsame Auftreten bestimmter Symptome (= Syndrom), die unterschiedlichste Ursachen haben können. Allen Demenzformen gemeinsam ist die anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens und/oder anderer Hirnleistungen. Oft kommen weitere Symptome (etwa im zwischenmenschlichen Verhalten) hinzu.
Primäre und sekundäre Demenz
Unter den Begriff "primäre Demenz" fallen alle Demenzformen, die eigenständige Krankheitsbilder sind. Sie haben ihren Ursprung im Gehirn, wo immer mehr Nervenzellen absterben. Die häufigste primäre Demenz (und generell die häufigste dementielle Erkrankung) ist die Alzheimer-Krankheit. An zweiter Stelle folgt die vaskuläre Demenz. Weitere primäre Demenzformen sind die Frontotemporale und die Lewy-Körperchen-Demenz.
Als "sekundäre Demenz" werden dementielle Erkrankungen bezeichnet, die durch Medikamente oder andere Erkrankungen verursacht werden wie etwa durch Alkoholsucht, Schilddrüsenerkrankungen oder ausgeprägte Vitamin-Mangelzustände. Sekundäre Demenzformen sind eher selten - sie machen ungefähr zehn Prozent aller Fälle von Demenz aus.
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Es gibt auch Mischformen dementieller Krankheitsprozesse, insbesondere Mischformen von Alzheimer-Krankheit und vaskulärer Demenz.
Kortikale und subkortikale Demenz
Eine andere Einteilung der Krankheitsbilder orientiert sich daran, wo die Veränderungen im Gehirn auftreten: Die kortikale Demenz geht mit Veränderungen in der Hirnrinde (lateinisch: Cortex cerebri) einher. Das ist etwa bei der Alzheimer-Krankheit und der Frontotemporalen Demenz der Fall.
Als subkortikale Demenz bezeichnet man dagegen dementielle Erkrankungen mit Veränderungen unterhalb der Hirnrinde oder in tieferen Schichten des Gehirns. Dazu gehört etwa die Subkortikale Arteriosklerotische Enzephalopathie (SAE), eine Form von vaskulärer Demenz.
Diese Einteilung ist allerdings nicht unproblematisch, weil es zahlreiche Misch- und Übergangsformen gibt. So kann etwa eine Demenz mit Lewy-Körperchen sich entweder als kortikale oder als Mischform manifestieren.
Alzheimer-Demenz: Die häufigste Form
In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, davon etwa 70 Prozent mit Morbus Alzheimer. Die Alzheimer-Krankheit ist somit die häufigste Form von Demenz, gefolgt von vaskulärer Demenz (15 Prozent) und den eher seltenen Varianten (Lewy-Körperchen-Demenz, Parkinson-Demenz, frontotemporale Demenz), die die verbleibenden 15 Prozent ausmachen. Die Alzheimer-Krankheit ist eine primär degenerative zerebrale Krankheit mit unbekannter Ätiologie und charakteristischen neuropathologischen und neurochemischen Merkmalen. Sie beginnt meist schleichend und entwickelt sich langsam aber stetig über einen Zeitraum von mehreren Jahren.
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Genetische Aspekte
Viele Menschen fragen sich: Ist Alzheimer vererbbar? - insbesondere wenn in der Familie bereits Fälle bekannt sind. Die Antwort lautet: Ja, Alzheimer kann eine Erbkrankheit sein, jedoch ist die erbliche Form sehr selten und betrifft nur etwa ein Prozent aller Erkrankten. In den übrigen 99 Prozent der Fälle tritt die Alzheimer-Krankheit von allein (sporadisch) auf, wobei das Alter den größten Risikofaktor darstellt. Nur etwa ein Prozent aller Alzheimer-Fälle ist eindeutig erblich bedingt. Es sind bisher drei Gene bekannt, die für diese Form verantwortlich sind. Wenn eines dieser Gene Mutationen aufweist, bricht die Alzheimer-Krankheit in jedem Fall aus. Betroffene erkranken häufig früh, zwischen dem 30. und 65. Lebensjahr.
Die Krankheit wird autosomal-dominant vererbt, das heißt wenn ein Elternteil das mutierte Gen besitzt, gibt es eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass auch die Kinder das Gen erben und somit erkranken. Bei 99 Prozent aller Alzheimer-Erkrankungen ist das Alter das größte Erkrankungsrisiko. Meist treten die Symptome erst nach dem 65. Lebensjahr auf. Allerdings scheint es auch einen genetischen Einfluss zu geben. Auch wenn das Alter der größte Risikofaktor ist, kann die Veränderung des Apolipoprotein Epsilon 4 (ApoE4)-Gens das Erkrankungsrisiko erhöhen. Allerdings führt diese genetische Veränderung nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung. Das ApoE4-Gen könnte bei bis zu 25 Prozent aller Alzheimer-Fälle eine Rolle spielen. Weitere Gene wurden identifiziert, die das Alzheimer-Risiko erhöhen können.
Pathologische Veränderungen im Gehirn
Die Alzheimer-Krankheit ist charakterisiert durch eine im Erwachsenenalter beginnende, progressive Demenz, begleitet von einer kortikalen Hirnatrophie und neuropathologischen Veränderungen mit der Bildung von extrazellulären beta-Amyloid Plaques und intraneuronalen neurofibrillären Bündeln. Verantwortlich für diese Veränderungen sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Proteine Amyloid-beta und Tau.
Amyloid-beta (Aß) kommt natürlicherweise im Gehirn vor. Bei Alzheimer-Patient:innen sammelt es sich zwischen den Gehirnzellen an und bildet Oligomere (kleine Klumpen) und Plaques (große Zusammenlagerungen), anfangs vor allem im Hippocampus. Die Proteinablagerungen stören die Nährstoffversorgung der Zellen sowie ihre Kommunikation untereinander. Das Tau-Protein ist für die Nährstoffversorgung des Gehirns sowie für die Zellstabilität verantwortlich. Bei Morbus Alzheimer ist es chemisch derart verändert, dass es fadenförmige Strukturen (Tau-Fibrillen) bildet.
Sogenannte „Amyloid-Plaques“ (aus Aβ-Protein) und Alzheimer-Fibrillen (aus Tau-Protein) sollen jedoch eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Alzheimer spielen. Beta-Amyloid kommt natürlich im Körper vor und entsteht durch eine biochemische Reaktion aus dem Amyloid-Vorläuferprotein. Im gesunden Gehirn wird das Eiweiß problemlos gespalten und abgebaut. Bei der Alzheimer-Krankheit verändert sich der Abbau des Amyloid-Vorläuferproteins. Dadurch entstehen sogenannte Beta-Amyloid-Proteine, die sich als giftige Oligomere ansammeln. Diese verklumpen und bilden die unauflöslichen Ablagerungen zwischen den Nervenzellen, die sogenannten ß-Amyloid-Plaques, auch Alzheimer-Plaque genannt.
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Symptome im Verlauf der Erkrankung
Die Erkrankung beginnt meist mit kleinen Gedächtnisfehlleistungen, die im Verlauf immer schwerwiegender werden und bis zur völligen Handlungsunfähigkeit führen können. Weitere häufige Symptome sind: Verwirrtheit, mangelndes Urteilsvermögen, Sprachstörungen, gesteigerte Erregbarkeit, sozialer Rückzug, Halluzinationen, Krampfanfälle, Parkinsonismus, erhöhter Muskeltonus, Myoklonien, Inkontinenz und Mutismus.
In der Anfangsphase treten bei Morbus Alzheimer nur leichte kognitive Einschränkungen auf, die von den Betroffenen nicht oder nur teilweise wahrgenommen werden. Sie können ihren Alltag noch ohne Hilfe bewältigen, haben jedoch in der Regel eine verminderte Leistungsfähigkeit. Im frühen Stadium der Alzheimer-Erkrankung kommt es vermehrt zu Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, die sich folgendermaßen bemerkbar machen können:
- Informationen werden schnell wieder vergessen
- Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen
- Gegenstände werden häufig verlegt
- zeitliche/räumliche Orientierung ist erschwert
Betroffene können ihren Alltag nach wie vor allein bewältigen, benötigen aber zunehmend Unterstützung. Im mittleren Alzheimer-Stadium sind die Krankheitszeichen nicht mehr zu übersehen. Inzwischen ist nicht mehr nur das Kurzzeitgedächtnis, sondern auch das Langzeitgedächtnis betroffen. Da das räumliche Sehen eingeschränkt ist, werden vertraute Gesichter nicht mehr erkannt, außerdem kann es zu Veränderungen der Persönlichkeit kommen. Im späten Alzheimer-Stadium sind Patient:innen nicht mehr ausschließlich kognitiv beeinträchtigt. Häufig ist das Immunsystem geschwächt und die Anfälligkeit für Atemwegsinfekte und Lungenentzündungen steigt an. Im Endstadium der Erkrankung nimmt die Aktivität der Betroffenen deutlich ab und sie sind oft nicht mehr in der Lage, zu sprechen oder zu kommunizieren (Mutismus). Häufig kommt es zu einer Nahrungsverweigerung, die zu einer ausgeprägten Kachexie, einem rapiden Gewichtsverlust und Muskelschwund führt.
Diagnose
Da auch das ganz normale Altern mit einem Nachlassen der geistigen Fähigkeiten einhergehen kann, ist die Diagnose von Morbus Alzheimer und die Abgrenzung gegenüber anderen Demenzformen für Ärzt:innen nicht immer einfach. Anfangs kommen meist neuropsychologische Tests zum Einsatz.
Die Diagnose von Demenz kann eine Herausforderung sein, da es keine spezifischen Tests gibt, die eine eindeutige Diagnose stellen können. Die Diagnose erfordert eine umfassende Bewertung durch medizinisches Fachpersonal, einschließlich Neurologen, Psychologen und Psychiatern. Bevor eine Demenzdiagnose gestellt wird, ist es wichtig, andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können, auszuschließen.
Differenzialdiagnostik
- Leichte kognitive Störung „Mild Cognitive Impairment“ (MCI) ist ein Frühstadium (Prodromalstadium) des demenziellen Syndroms.
- Depression kann zu kognitiven Beeinträchtigungen und Gedächtnisproblemen führen, die denen von Demenz ähneln (Pseudodemenz). Eine sorgfältige Untersuchung der psychischen Gesundheit des Patienten kann helfen, die richtige Diagnose zu stellen.
- Delir ist ein hirnorganisatorisches Syndrom, welches durch eine akute Störung des Bewusstseins, der kognitiven Funktionen, Aufmerksamkeit, Psychomotorik, des Schlaf-Wach-Rhythmus und der Emotionalität gekennzeichnet ist.
- Vitaminmangel, insbesondere Vitamin B12, kann neurologische Symptome hervorrufen, die denen der Demenz ähneln.
- Schilddrüsenerkrankungen wie Hypothyreose können kognitive Probleme verursachen, die mit Demenz verwechselt werden können.
- Medikamentenwechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten können kognitive Beeinträchtigungen und Gedächtnisprobleme verursachen.
Testverfahren
- Psychometrische Kurztests: Mini Mental Status Test, DEMTECT, Uhrentest, MoCA (Montreal Cognitive Assesment)
- Ausführliche kognitive Testbatterie: CERAD - The Consortium to Establisch a Registry for Alzheimer's Disease, ADAS-Cog - Alzheimer's disease Assesment Scale, SIDAM - Strukturiertes Interview für die Diagnose einer Demenz vom Alzheimer Typ, Multiinfarkt-Demenz u.a.
Radiologische und nuklearmedizinische Diagnostik
- Computertomographie oder Kernspintomographie des Kopfes
- In frühen Stadien häufig normal
- Frontotemporale Atrophie
- In coronarer Schichtung Hippokampusatrophie
- Evtl. SPECT (Temporale und parietale Hypoperfusion)
Elektroenzephalographie
- Zu Erkrankungsbeginn meist Normalbefund
- Im Verlauf zunehmende Verlangsamung mit generalisierter Theta und Deltaaktivität
Labordiagnostik
- Liquoruntersuchung
- Bestimmung Zellzahl, Albumin, Glucose zum Ausschluß insb. entzündlicher Erkrankungen
- Beta-Amyloid 1-42 (Aß42)
- Früh erniedrigte Spiegel
- Spiegel <500-650 pg/ml
- Verhältnis Aß1-42/Aß1-40
- Quotient Aß42/Aß40: <0,06-0,69
- Gesamt-Tau
- Unspezifisch, zeigt bei neuronale Schädigung
- Spiegel 300-700 pg/ml
- Phosphoryliertes Tau (pTau)
- Spezifischer als Gesamt-Tau
- > 60pg/ml
- Immer Bestimmung von Quotient ß-Amyloid und Tau-Protein kombiniert!
- Kombination aus erniedrigtem Aß42/Aß40, erhöhtem Gesamt-Tau und erhöhtem pTau spricht für Alzheimer Diagnose.
- Blutuntersuchung
- TSH
- Natrium,Kalium, Kalzium
- Differenzial-Blutbild
- Vitamin B1, B6, B12, evtl. Homotranscobolamin, Methylmalonsäure
- Folsäure
- GOT, GPT, gGT
- Kreatinin, Harnstoff
- CRP/BKS
- Bei entsprechendem Verdacht TPHA-Test, HIV-Test, Borrelien IgG und IgM
- Gentest (bei V.a. familiäre Alzheimer-Krankheit)
Behandlungsmöglichkeiten
Die Alzheimer-Demenz ist bislang nicht heilbar. Der geistige Abbau kann jedoch verzögert werden, um Betroffenen so lange wie möglich einen selbstständigen Alltag zu ermöglichen. Die symptomatische Behandlung besteht zumeist aus verschiedenen Bausteinen:
- Nicht-medikamentöse Behandlung (Ergotherapie, Logotherapie, Orientierungstraining, Verhaltenstherapie etc.)
- Medikamentöse Behandlung (je nach Einzelfall mit Antidepressiva, Neuroleptika und/oder mit Antidementiva, die die Gedächtnisstörungen lindern oder stabilisieren)
Bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz verschreiben Ärzt:innen häufig Acetylcholinesterase-Hemmer, die den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin im Gehirn hemmen und den Allgemeinzustand der Betroffenen verbessern können. Ist die Alzheimer-Krankheit bereits weiter fortgeschritten, können Glutamat-Antagonisten zum Einsatz kommen. Diese drosseln die Glutamat-Ausschüttung im Gehirn und können sich ebenfalls positiv auf die Kognition auswirken.
In der Therapie der Alzheimer-Erkrankung geben Antikörper-Wirkstoffe, die sich gegen die Ablagerungen des Amyloid-beta-Proteins im Gehirn richten, Anlass zur Hoffnung. Sie greifen direkt in den Krankheitsprozess ein, statt nur Symptome zu lindern. Solch neuartige monoklonale Antikörper könnten die degenerativen Veränderungen im Gehirn verlangsamen. In den USA sind erste Vertreter dieser Arzneimittelklasse bereits zugelassen. Ein weiterer Forschungsansatz beschäftigt sich mit den seneszenten Zellen - also mit Hirnzellen, die nicht mehr funktionieren, aber auch nicht absterben und sich schädlich auf das Hirngewebe auswirken können. Die Wirkstoffklasse der Senolytika könnte womöglich in der Lage sein, diese Zellen zu beseitigen, ohne gesunde Zellen in Mitleidenschaft zu ziehen.
Seit 2023 stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung. Ursächlich bedeutet: Sie bauen aktiv Amyloid-Plaques ab. Das sind Eiweißablagerungen im Hirn, die bei der Entstehung der Krankheit eine zentrale Rolle spielen.
Prävention
Die Prävention von Demenz ist ein wichtiges Forschungsthema, da die Zahl der Betroffenen weltweit zunimmt. Aktuelle Studien und Publikationen weisen darauf hin, dass eine gesunde Lebensweise einschließlich regelmäßiger körperlicher Aktivität, gesunder Ernährung, sozialer Interaktion und geistiger Stimulation, das Risiko für Demenz verringern kann. Die Autoren fanden heraus, dass durch gezielte Präventionsmaßnahmen, wie die Bekämpfung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen und Adipositas das Demenzrisiko um bis zu 40 % reduziert werden könnte.
Herausforderungen bei präseniler Demenz
Die Symptome der präsenilen Demenz treten meistens im Berufsleben auf. Das führt zu einer großen Belastung, wenn Aufgaben nicht mehr wie gewohnt erledigt werden können und die Unzufriedenheit sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite steigen. Wenngleich in vielen Fällen die Berufstätigkeit auch mit der Diagnose einer präsenilen Demenz weiterhin möglich ist, empfiehlt es sich, sich frühzeitig Gedanken zu machen, welche Optionen es gibt. Eine Reduzierung der Arbeitszeit kann in manchen Fällen Entlastung bringen. Aber auch eine Krankschreibung bis zur Frühverrentung oder auch die Beantragung eines Behindertenausweises sind mögliche Maßnahmen.
Doppelte Belastung durch die Diagnose Demenz und die damit verbundenen Beeinträchtigungen, Stigmatisierung, drohender Arbeitsplatzverlust samt der damit verbundenen sozialen Beziehungen - im Verlauf der Krankheit nimmt die Abhängigkeit zur betreuten Person zu. Nicht selten haben diese eine dreifache Belastung: Sie tragen die Pflegeverantwortung, gehen einem Beruf nach und versorgen im Haushalt lebende Kinder.
Rechtliche und finanzielle Aspekte
Menschen mit Demenz werden irgendwann auf Hilfe angewiesen sein. Um mitbestimmen zu können, wie die Vorsorge unter Berücksichtigung der eigenen Wünsche und Vorstellungen aussieht, ist es gut, frühzeitig rechtliche Instrumente einzusetzen. Das entlastet auch die Angehörigen, die dadurch im Sinne des Betroffenen handeln können. Wer sich also frühzeitig mit den Themen Finanzen, Versicherungen und Vollmachten beschäftigt, schafft Klarheit und Sicherheit. Auch wenn es ein unliebsames Thema ist, sprechen Sie offen über Vorsorge- und Generalvollmachten sowie Patientenverfügungen, damit die Familie handlungsfähig bleibt.
Kinder als Angehörige
Die Kinder von Menschen, die jung an Demenz erkranken, leben oftmals noch im selben Haushalt. Für diese ist es eine besondere Herausforderung, wenn Mutter oder Vater sich verändern und nicht mehr die Elternrolle ausfüllen können. Wichtig ist es, zu erklären, dass das eine Folge der Krankheit ist, dass diese nicht ansteckend ist und dass die Kinder die Krankheit nicht verschuldet haben. Was genau und wie viele Details die Kinder erfahren sollen, hängt vom Alter und Entwicklungsstand ab. Auf keinen Fall sollte man jedoch die Krankheit verheimlichen. Im Gegenteil - manchmal sind Gespräche mit Nachbarn oder Freunden hilfreich und können dazu beitragen, dass man unterstützt wird.
Fahrtauglichkeit
Bevor man sich hinter das Steuer setzt, muss jedoch stets gewährleistet sein, dass man fahrtauglich ist. Ab wann tatsächlichen eine Fahruntauglichkeit bei einer präsenilen Demenz eintritt, hängt vom individuellen Krankheitsverlauf ab. Oftmals ist die Verschlechterung schleichend und Warnsignale wie Blechschäden, häufiges Lichthupen des Gegenverkehrs oder die Verweigerung, mitzufahren, werden nicht ernst genommen. Jeder Autofahrer ist dazu angehalten, selbstverantwortlich mit dem Thema umzugehen. Dabei ist zu beachten, dass man nicht nur sich selbst, sondern auch andere im Straßenverkehr gefährdet.
Unterstützung und Anlaufstellen
Eine erste Übersicht bietet ein internetbasiertes Beratungs- und Unterstützungsangebot für Menschen mit präseniler Demenz und deren informelle Betreuer, das im Rahmen des Rhapsody-Projekts von 2014 bis 2017 in vier Sprachen erarbeitet wurde. Generell gibt es für Demenz noch keinen ursächlichen Behandlungsansatz, jedoch verschiedene medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapieformen. Die Medikamente zielen darauf ab, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder Verhaltensauffälligkeiten positiv zu beeinflussen. Insbesondere die nicht-medikamentösen Therapieformen scheinen bei den Jungbetroffenen anzuschlagen. Ob beispielweise Sport, Kunst oder Musik die richtige Therapieform ist, hängt von den jeweiligen Vorlieben ab und ist nicht zu pauschalisieren. Eine präsenile Demenz bringt für alle Veränderungen mit sich, die allein kaum zu bewältigen sind. Wichtig ist, dass man lokale Ansprechpartner hat, die lokalen Angebote kennenlernt und sich nach und nach ein Unterstützungs- und Hilfsnetzwerk aufbaut.
Zahnmedizinische Aspekte bei Demenz
Die zahnmedizinische Behandlung von Demenzpatienten erfordert besondere Aufmerksamkeit und Sensibilität seitens Zahnärzten und Praxisteams, um den besonderen Bedürfnissen der Patientengruppe gerecht zu werden. Eine der größten Herausforderungen bei der Behandlung von Demenzpatienten besteht darin, dass sie möglicherweise nicht in der Lage sind, Schmerzen oder Unbehagen zu äußern. Daher ist es wichtig, dass Zahnärzte auf nonverbale Anzeichen achten, die auf ein mögliches Problem hindeuten könnten. Ein weiterer wichtiger Aspekt der zahnmedizinischen Versorgung von Demenzpatienten ist die Prävention von Zahnproblemen. Dazu gehört eine gute Mundhygiene, die bei Demenzpatienten möglicherweise nicht selbstverständlich ist. Bei der zahnmedizinischen Behandlung von Demenzpatienten ist es außerdem ratsam, individuell angepasste Zahnersatzlösungen zu verwenden. Zahnersatz sollte mit Namen versehen und leicht erkennbar sein, da das Einsetzen und Entfernen von Zahnersatz für Demenzpatienten ein kognitiver Prozess ist. Um die zahnmedizinische Versorgung von Demenzpatienten zu optimieren, ist es wichtig, dass Zahnärzte und Praxisteams über die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Patientengruppe informiert sind und die Behandlung entsprechend anpassen.
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