Psychotherapie bei Demenz: Ein umfassender Überblick

Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Neben medikamentösen Behandlungen spielen nicht-medikamentöse Therapien, insbesondere psychosoziale Interventionen und Psychotherapie, eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität und der Bewältigung der Erkrankung. Ziel ist es, die kognitiven Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten, den Alltag zu erleichtern und das Wohlbefinden zu steigern. Dabei ist eine individuelle Anpassung der Therapie an das jeweilige Krankheitsstadium und die persönlichen Bedürfnisse des Patienten unerlässlich.

Bedeutung nicht-medikamentöser Behandlungsmaßnahmen

Nicht-medikamentöse Behandlungs- und Versorgungsmaßnahmen sind ein fester Bestandteil des Gesamtbehandlungsplans von Demenzpatienten geworden. Diese Maßnahmen umfassen ein breites Spektrum an Interventionen, die darauf abzielen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten.

Kognitive Aktivierungsprogramme

Aktivierungsprogramme der kognitiven Fähigkeiten, wie Gedächtnis-, Lern- und Erinnerungstraining, zeigen positive Effekte auf das Befinden der Patienten. Für Alzheimer-Patienten im Frühstadium ist ein kognitives Aktivierungsprogramm sinnvoll, welches die Denk- und Lernfähigkeit in Form eines Gedächtnis- und Aufmerksamkeitstrainings anregt. Das Führen eines Notizbuches mit den wichtigsten persönlichen Aufzeichnungen und Hilfestellungen sowie das Üben mit speziellen lebenspraktischen interaktiven Computerprogrammen führen in diesem Rahmen zu einer deutlich verbesserten Bewältigung von alltäglichen Aufgaben. Wichtig ist, dass das Training dem Patienten den unmittelbaren Nutzen aufzeigt und im engen Bezug zu seiner Alltagssituation steht.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ein zu ehrgeiziges Training Demenzkranke überfordern kann, da das Neulernen und Erinnern besonders beeinträchtigt sind. Zwar verbessern Aktivierungsprogramme in den meisten Fällen die kognitiven Leistungen nicht nachhaltig, doch steigern sie das Wohlbefinden und damit die Lebensqualität sowie stabilisieren Affekt und Antrieb.

Realitäts-Orientierungs-Training (ROT)

In Heimen und gerontopsychiatrischen Einrichtungen wird bei mittelgradigen und schwer dementen Patienten bevorzugt das Realitäts-Orientierungs-Training (ROT) eingesetzt. Es zielt darauf ab, dem Patienten die zeitliche und räumliche Orientierung zu erleichtern - mit einem auf den Zustand des Patienten angepassten Anforderungsniveau. Dies kann einerseits eine systematische Gestaltung der Umgebung mithilfe einfacher Orientierungspunkte und Hinweistafeln sowie ein von der Bezugsperson aktiv strukturgebendes Verhalten sein (so genanntes „24-Stunden“- bzw. informelles ROT). Andererseits werden im Rahmen des so genannten „Classroom“- bzw. formellen ROT in regelmäßigen Gruppensitzungen die wichtigsten Informationen über den Alltag, insbesondere zur Zeit, Ort, Personen und Tagesabläufen, wiederholt.

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Biografiearbeit und Erinnerungstherapie

Zu den kognitiven Aktivierungsprogrammen gehören im weitesten Sinne auch biografische Methoden - eine Art „Erinnerungstherapie", die mit Materialien wie Fotos, Zeitungsausschnitten, Musik etc. aus der Lebensgeschichte des Patienten arbeitet. Wichtig ist, die Lebensgeschichte des Patienten in die Behandlung einzubeziehen. So können Gespräche über sein Leben oder das Ansehen alter Fotos das Langzeitgedächtnis aktivieren und trainieren. Wenn die Pflegenden die Gewohnheiten und Eigenheiten des Patienten (zum Beispiel Musikgeschmack, Essgewohnheiten) kennen, können sie Aktivitäten auswählen, die ihm Spaß machen und die er noch von früher kennt. Im fortgeschrittenen Stadium ist es durch die Kenntnis der Biografie möglich, schnell einen guten Kontakt zum Patienten herzustellen und auf seine persönlichen Wünsche und Eigenheiten einzugehen, die er selbst nicht mehr ausdrücken kann.

Validationstherapie

Gerade bei Patienten mit fortgeschrittener Demenz hat sich die so genannte Validations-Therapie (Validation = Gültigkeit) bewährt. Ihr Schwerpunkt liegt im Verstehen und Anerkennen der „Alzheimer-Welt". Der Pflegende lässt sich hierbei auf die eigene Welt des Patienten ein. Kommuniziert wird in einfachen Sätzen bzw. überwiegend non-verbal über Berührungen, Gesten, Bilder und Musik. Der Patient fühlt sich in der Regel besser verstanden, die Familie wird aktiv in die Therapie einbezogen, beide Seiten gewinnen an Nähe. Verhaltensprobleme, die u.a. durch eine Konfrontation mit den eigenen Leistungsgrenzen entstehen, werden so zum Teil abgefangen.

Psychosoziale Maßnahmen

Psychosoziale Maßnahmen sind auf das aktuelle Lebensumfeld des Patienten ausgerichtet. Die enge Verschränkung zwischen der abnehmenden Hirnleistungsfunktion und dem zunehmenden Verlust der Alltagskompetenz werden hierbei berücksichtigt. Im Mittelpunkt der psychosozialen Maßnahmen steht der Versuch, eine würdevolle und liebevolle Beziehung zwischen dem Kranken und seinen Bezugspersonen aufzubauen bzw. zu erhalten.

Milieutherapie

Zum "Milieu" gehören - angepasst an das Krankheitsstadium des Patienten - die Gestaltung der Räume (Möbel, Farben, Beleuchtung), die gesamte "Akustik" und ein geregelter Tagesablauf. Die Milieutherapie versucht, das Wohlbefinden und die Alltagskompetenz des Patienten zu fördern. Erleichtert werden kann dies durch eine überschaubare, stressfreie, aber durchaus anregende Umgebung und einen konstant strukturierten Tagesablauf (z.B. mit festen Essens-, Beschäftigungs- und Bettzeiten). Die gewohnte häusliche Umgebung des Kranken sollte weitestgehend erhalten bleiben bzw. nur behutsam verändert werden. Je stärker eine dementielle Erkrankung fortschreitet, desto weniger sind Betroffene in der Lage, sich selbst der Umwelt anzupassen. Die Milieutherapie ist also keine Behandlung am Menschen, sondern betrifft die demenzgerechte Gestaltung der Umwelt der Erkrankten. Ein demenzgerecht gestaltetes Umfeld entfaltet dauerhaft seine therapeutische Wirkung. Insbesondere das Wohlbefinden können Sie durch die Milieutherapie steigen und in vielen Fällen sogar herausforderndes Verhalten verringern.

Verhaltenstherapie

Verhaltenstherapeutische Maßnahmen helfen dem Patienten nicht nur bei der Bewältigung und dem Umgang mit seinen geistigen und körperlichen Leistungseinbußen, sondern leiten ihn auch an, seine noch vorhandenen Fähigkeiten wahrzunehmen. Er erlernt u.a. eine bessere Selbstkontrolle und Selbstbehauptung sowie neue Denkmuster. Bei der Verhaltenstherapie geht es gezielt darum, einen guten Umgang mit der Demenz im Alltag zu finden. Dafür ausschlaggebend sind vor allem die grundlegenden Wertvorstellungen einer Person gegenüber bestimmten Erfahrungen und Verhaltensweisen.

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Angehörigenarbeit

Ein unverzichtbarer Aspekt in der Betreuung von Alzheimer-Patienten ist die Angehörigenarbeit. Die Angehörigen benötigen im Laufe des Krankheitsprozesses eine intensive Unterstützung durch Aufklärung über den Krankheitsverlauf, rechtliche Aspekte und reale Entlastungsmöglichkeiten. In der Angehörigenarbeit lernt die Familie, Krankheitsanzeichen als solche zu erkennen und mit ihren Auswirkungen umzugehen. Diese so genannte Psychoedukation schließt auch Strategien zum Selbstmanagement und zur Problemlösung von Konfliktsituationen im Umgang mit dem Kranken ein. Die Angehörigenarbeit, gleich ob als Paar- oder Gruppentherapie, verbessert das Patienten-Pfleger-Verhältnis, entlastet nachweislich die pflegenden Bezugspersonen und steigert die Motivation der Angehörigen zur Pflege. Betreute Angehörige empfinden die Pflegebelastung subjektiv als geringer und neigen seltener zu Depressionen. Was die Angehörigen betrifft, sollten wir uns immer vor Augen halten, dass auch viele von ihnen Unterstützung brauchen, nicht selten sogar mehr als die Kranken selbst. Dies kann durch eine psychotherapeutische Begleitung geschehen. Angehörigen bleibt oft immer weniger Freiraum. Durch die zunehmende Hilfebedürftigkeit des Erkrankten entstehen symbiotische Beziehungsmuster ähnlich wie zu kleinen Kindern. Nicht selten zieht sich ein Großteil des sozialen Umfelds zurück. So fehlen Angehörigen Menschen, mit denen sie sich besprechen, Sorgen und Ängste teilen und Schmerz und Trauer zum Ausdruck bringen können.

Weitere Therapieformen

Ergänzend zu den genannten Maßnahmen gibt es eine Vielzahl weiterer Therapieformen, die bei Demenz eingesetzt werden können:

  • Ergotherapie: Mit Hilfe der Ergotherapie, früher als Arbeits- und Beschäftigungstherapie bezeichnet, werden Alltagsfähigkeiten trainiert. Bei Patienten mit Demenz kann Ergotherapie die kognitiven Funktionen, das Orientierungsvermögen und die Selbstständigkeit erhalten oder bessern sowie in den Anfangsstadien eine Pflegebedürftigkeit hinauszögern. Denn im Laufe der Erkrankung gehen selbst einfachste Fähigkeiten wie das Ankleiden und Kochen verloren. Ergotherapie fördert also sehr stark die Eigenständigkeit des Demenzerkrankten. Mit fortschreitender Erkrankung liegt der Fokus mehr auf der Körperwahrnehmung und einfachen Bewegungsabläufen.
  • Physiotherapie: Auch hier geht es darum, Mobilität zu erhalten und Bewegung zu fördern.
  • Künstlerische Therapien: Künstlerische Therapien wie Musiktherapie, Kunsttherapie oder Tanztherapie. Diese Therapieformen werden meist in der Gruppe durchgeführt, so dass auch das soziale Zugehörigkeitsgefühl gestärkt wird. Die aktive Musiktherapie setzt voraus, dass die Erkrankung ein aktives Musizieren, Tanzen oder Singen in Gruppen erlaubt. Außerdem sollte der Betroffene Freude an Musik haben. Die rezeptive Musiktherapie ist einfach umzusetzen und kann in allen Phasen der Erkrankung das Wohlbefinden steigern und Erinnerungen wecken. Idealerweise hört der Demenzerkrankte bewusst und ohne Ablenkung Musik, zu der er einen starken biografischen Bezug hat.
  • Sinnestherapien: Im späten Stadium der Demenz, wenn eine Kommunikation über die Sprache kaum noch möglich ist, dienen Sinnestherapien wie die Aromatherapie, Massagen oder Berührungen dazu, die verschiedenen Sinne anzusprechen und gleichzeitig das Wohlbefinden zu steigern. Beim Snoezelen geht es in erster Linie darum, einer Person möglichst vielfältige sinnliche Wahrnehmungen zu ermöglichen. Insbesondere der Sehsinn, Hörsinn, Geruchssinn und Tastsinn werden mit positiven Reizen angesprochen.
  • Tiergestützte Therapie: Hinter dem Begriff „tiergestützte Therapie“ verbirgt sich ganz einfach der Umgang mit Tieren. Also das Streicheln und die Interaktion mit Tieren unterschiedlichster Art. Dabei werden die sinnliche Wahrnehmung und die Sozialfähigkeit der demenzerkrankten Person angesprochen.

Psychotherapie bei Demenz

Eine Psychotherapie kann zu Beginn der Erkrankung helfen, die Diagnose zu akzeptieren und sich auf die Einschränkungen einzustellen, die in der Zukunft zu erwarten sind. Gleichzeitig kann sie helfen, herauszufinden, wie man sein Leben auch mit einer Demenz noch möglichst positiv und befriedigend gestalten kann. Psychotherapie nimmt keinen direkten Einfluss auf den Verlauf der Krankheit. Dasselbe gilt für die Verhaltenstherapie als spezielle Form der Psychotherapie. Psychotherapie kann in erster Linie die Gedanken, Einstellungen und Bewertungen einer Person gegenüber der Diagnose Demenz verändern. Zu erfahren, dass man selbst an Demenz leidet, ist niederschmetternd und kann gerade Menschen, die sich noch für fit gehalten haben, in eine schwere Krise stürzen.

Besondere Anforderungen an die Psychotherapie

Psychotherapien mit demenziell erkrankten Personen müssen eigenen Anforderungen gerecht werden. Und das gilt besonders bei fortschreitender Erkrankung. In einer Psychotherapie spielt die Reflexion von Mitteilungen, Gefühlen und Gedanken eine große Rolle, zum Beispiel auch dazu, was im Zeitraum seit der letzten Stunde erlebt wurde, was sich verändert hat oder was in der vorangehenden Stunde besprochen wurde. Diese Gedächtnisleistung und die kognitiven Verarbeitungsmöglichkeiten werden zunehmend erschwert. Irgendwann ist dies sogar gar nicht mehr möglich. Wir müssen uns ganz auf das einlassen und teilweise dem folgen, was den Klientinnen und Klienten im Moment zugänglich ist. Dabei können Mitteilungen, die als verwirrt oder ungeordnet erscheinen, durchaus einer inneren Logik folgen. Gedanken und Gefühle bleiben in ihrer Abfolge nach wie vor assoziativ verknüpft oder werden durch äußere Eindrücke angeregt. Kommunikative Techniken, die für den Umgang mit demenzkranken Menschen entwickelt wurden wie die integrative Validation, können dabei helfen. Dass „der Ton die Musik macht“ gilt für die Kommunikation mit Demenzkranken ganz besonders.

Identitätserleben erhalten

Die zunehmenden kognitiven Einschränkungen lassen sich nicht aufhalten. Für die Betroffenen ist aber das wichtig, was die Neuropsychologin Barbara Romero in ihrem Ansatz der Selbst-Erhaltungs-Therapie eindrucksvoll gezeigt hat, nämlich ihr Identitätserleben zu erhalten. Eine Demenzerkrankung bedroht unser Identitätserleben im Innersten, indem sie uns Zugänge zu eigensten Erinnerungen und zu unserem Wissen über uns selbst erschwert. Kompetenzverluste verunsichern und beschämen uns zudem. Eine Demenzerkrankung beendet psychische Entwicklung nicht. Im Gegenteil, sie fordert von Betroffenen und ihrem Umfeld eine große psychische Entwicklungsarbeit. Anpassung und Veränderung an Gegebenheiten und des Selbstkonzepts sind nötig, um aus dem, was noch da ist und erhalten werden kann, Identität zu bilden, zu spiegeln und zu stärken. Therapeutisch können Wege erschlossen werden, wie die Person ihren Selbstwert und ihre Identität aufrechterhalten kann.

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Herausforderungen für Therapeuten

Zuerst einmal müssen die kognitiven Einschränkungen akzeptiert werden. Reflexionen aufseiten der Klientinnen und Klienten sind nur eingeschränkt möglich oder nicht von Dauer. Emotional sind Menschen mit einer Demenz jedoch oft sehr präsent und auch entwicklungsfähig. Wir wissen zum Beispiel, das emotionale Erfahrungen bei Demenzkranken lange nachklingen können, während das Wissen über die Begleitumstände verloren geht. So sind Wirkungen einer Psychotherapie gerade dann, wenn auch tiefgehende emotionale Inhalte berührt werden, sehr gut vorstellbar. Demenzkranke können noch lange implizit lernen. Therapeutinnen und Therapeuten, die Demenzkranke oder deren Angehörigen begleiten, müssen sich mit dem Krankheitsbild und seinen Auswirkungen, auch auf Angehörige, befassen.

Humor als Ressource

Humor ist eine ganz wertvolle Möglichkeit, um so manches auch mal etwas leichter sehen zu können. Wichtig ist, gemeinsam zu lachen. Darüber hinaus empfehle ich immer, dass auch Helfende ihren eigenen Fehlleistungen offen und humorvoll gegenüberstehen. Dadurch vermitteln wir Demenzkranken, dass Fehlleistungen etwas Grundmenschliches sind, dem auch mit Leichtigkeit begegnet werden kann.

Einbeziehung von Angehörigen

Was die Angehörigen betrifft, sollten wir uns immer vor Augen halten, dass auch viele von ihnen Unterstützung brauchen, nicht selten sogar mehr als die Kranken selbst. Dies kann durch eine psychotherapeutische Begleitung geschehen.

Beendigung der Therapie

Wer eine Psychotherapie mit einem Demenzkranken allmählich beenden möchte, sollte ihm verständlich machen, dass es bessere Angebote für ihn gibt. Wir sollten signalisieren, dass die Tür nicht völlig verschlossen ist. Perspektivisch sollte man anbieten, dass die Kontaktmöglichkeit bestehen bleibt. Da die Betroffenen Informationen vor allem emotional bewerten, nehmen sie die Botschaft auf, dass der Therapeut oder die Therapeutin erreichbar bleibt. „Ich verschwinde nicht aus deinem Leben“ ist eine gute Botschaft.

EFT (Emotional Freedom Techniques) als Interventionsmöglichkeit

EFT ist eine einfach zu handhabende, aber wirkungsvolle und nachhaltige Technik, die dazu dient, belastende Emotionen im Moment des Erlebens zu reduzieren. Auf diese Weise verändert sich das Stressgefühl und somit auch die damit empfundene Belastung. Das bedeutet auch, dass während des Erlebens und Erinnerns belastender Emotionen aus längst vergangener Zeit über EFT eine Stressreduktion erfolgen und damit eine Form der emotionalen Vergangenheitsbewältigung möglich sein kann.

Was kann EFT im Kontext der Erkrankung Demenz leisten?

Da sich Menschen mit Demenz trotz ihrer Erkrankung häufig noch an die Zeit ihrer Jugend und Kindheit und sehr wohl an ihre damaligen Gefühle erinnern, bietet EFT an dieser Stelle eine effektive Interventionsmöglichkeit, um aufkommende belastende Emotionen zu entstressen, um damit möglicherweise dazu beizutragen, die erlebte Jetztzeit in Hinblick auf Angst, Unruhe und Aggressionen zu erleichtern. Orientierungslosigkeit löst große Ängste aus, Nichtverstehen mit gleichzeitigem Nichtverstehen des Nichtverstehens löst Aggressionen, Wut, Ohnmacht und Hilflosigkeit aus. Eine Flut von Emotionen strömt auf demenzerkrankte Menschen ein, die als Folge der Erkrankung kaum mehr kontrolliert oder beherrscht werden können. EFT ist eine leicht zu erlernende Technik, jederzeit einsetz- und anwendbar, sie erleichtert spürbar emotionale Belastungen und reduziert das Erleben von Stress. EFT ist ein hervorragendes therapeutisches, aber auch für Pflegepersonal und pflegende Angehörige anwendbares Selbsthilfeinstrument.

Medikamentöse Therapie

Bei allen Formen der Demenz sind nicht-medikamentöse Therapien sehr wichtig. Depressionen sind eine häufige Begleiterscheinung von Demenz. In solchen Fällen werden oftmals Antidepressiva eingesetzt. Aktuell sind in Deutschland vier Antidementiva zugelassen, davon drei Acetylcholinesterase-Hemmer und ein Glutamat-Antagonist. Die Alzheimer-Behandlung mit Antidementiva wird von den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften empfohlen. Acetylcholinesterase-Hemmer blockieren das Enzym Cholinesterase und wirken damit dem Abbau von Acetylcholin entgegen. Acetylcholin ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn. Glutamat-Antagonisten, also Glutamat-Gegenspieler, sind auch als NMDA-Rezeptor-Antagonisten bekannt. Sie wirken im Zusammenspiel mit dem Botenstoff Glutamat und regulieren dessen Ausschüttung. Bei der vaskulären Demenz liegt die Ursache nicht in einem Verfall von Nervenzellen im Gehirn, sondern in einer Durchblutungsstörung dieser Nervenzellen. Deshalb sind Antidementiva bei vaskulärer Demenz nicht sinnvoll. Blutdrucksenkende und blutverdünnende Medikamente können hingegen eine sinnvolle Maßnahme gegen die Durchblutungsstörungen darstellen. Antidepressiva sind psychopharmazeutische Medikamente, die stimmungsaufhellend wirken. Je nach Medikament wirken sie außerdem antriebssteigernd oder beruhigend. Sie wirken also nicht gegen die Demenz an sich, sondern gegen Depressionen, die als Begleiterscheinung häufig auftreten. Neuroleptika (oder Antipsychotika) sind psychopharmazeutische Medikamente, die bei Psychosen eingesetzt werden. Sie können lähmende Ängste, Wahnvorstellungen und schwere Denkstörungen verhindern. Sie werden bei Demenzerkrankten gegen Halluzinationen und starke innere Unruhe eingesetzt.

Frühzeitig Weichen stellen

Wenn die Diagnose der Demenz bereits in einem frühen Stadium gestellt wird, haben die Betroffenen die Möglichkeit, noch vieles zu tun: Sie können sich selbst über ihre Erkrankung und verfügbare Unterstützungsmöglichkeiten und Therapieangebote informieren bzw. beraten lassen. Zudem können sie noch eigenständig Entscheidungen für die Zukunft treffen, zum Beispiel über ihre zukünftige Wohnsituation und Pflege oder über ihre finanziellen Angelegenheiten (zum Beispiel Testament). Schließlich können sie selbst noch rechtlich festlegen, was in Zukunft geschehen soll, wenn sie nicht mehr zu selbständigen Entscheidungen in der Lage sind. Dazu gehören zum Beispiel eine Vorsorgevollmacht bzw. Betreuungsverfügung, in der festgelegt wird, wer Entscheidungen treffen soll bzw. wer als gesetzlicher Betreuer eingesetzt werden soll, wenn der Betroffene dazu nicht mehr selbst in der Lage ist. In einer Patientenverfügung kann geregelt werden, welche medizinischen Maßnahmen noch vorgenommen werden sollen, wenn jemand seinen Willen nicht mehr selbst äußern kann. Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.

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