Reha nach Hüft-OP bei Demenz: Ein umfassender Überblick

Wenn die Hüfte schmerzt und konservative Behandlungen keine Linderung mehr bringen, ist eine Hüftoperation oft die letzte Option. Der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks, meist als Hüft-TEP bezeichnet, gehört zu den häufigsten und erfolgreichsten Eingriffen in der Orthopädie. Die Operation ist jedoch nur der Anfang des Genesungsprozesses, und es entstehen viele Fragen: Wie läuft die Reha nach einer Hüft-OP ab? Wie lange dauert sie? Und ist sie wirklich notwendig? Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über den Ablauf der Reha nach einer Hüft-OP, insbesondere im Zusammenhang mit Demenz, und geht auf wichtige Aspekte wie Dauer, Notwendigkeit, verschiedene Reha-Formen und spezielle Bedürfnisse älterer Menschen ein.

Bedeutung der Hüft-TEP und der Rehabilitation

Die Hüfte ist eines der wichtigsten Gelenke im menschlichen Körper. Sie ermöglicht uns das Stehen, Gehen, Laufen und Bewegen in verschiedene Richtungen. Wenn die Hüfte durch Abnutzung, einen Unfall oder eine Krankheit wie Arthrose geschädigt ist, kann jeder Schritt schmerzhaft sein. Bei einer Hüft-TEP werden sowohl der Oberschenkelkopf als auch die Hüftpfanne ersetzt. Heutzutage wird der Eingriff oft minimalinvasiv durchgeführt, was zu kürzeren Heilungsverläufen führt. Trotzdem werden bei der Operation Gewebe durchtrennt, und es dauert einige Zeit, bis sich Muskeln, Sehnen und Bänder an das neue Gelenk angepasst haben.

Viele Menschen unterschätzen, wie komplex die Rückkehr zu einem aktiven Leben nach einer Hüftoperation ist. Die Schmerzen, die jahrelang begleitet haben, sind nach dem Eingriff meist deutlich reduziert, was aber nicht bedeutet, dass man sofort wieder voll funktionsfähig ist. Eine gezielte Rehabilitation ist daher unerlässlich, um die Muskulatur zu kräftigen, die Koordination und das Gangbild zu verbessern und Komplikationen vorzubeugen.

Die Reha nach einer Hüft-OP ist aus mehreren Gründen wichtig:

  • Kräftigung der Muskulatur: Der Aufbau der stabilisierenden Hüft- und Beinmuskulatur ist besonders wichtig.
  • Verbesserung der Koordination und des Gangbilds: Viele Betroffene haben sich vor der Operation an ein verändertes Gangbild gewöhnt, um Schmerzen zu vermeiden.
  • Prävention von Komplikationen: Bewegung senkt das Risiko von Thrombosen.

Reha-Formen: Stationär vs. Ambulant

Ein entscheidender Punkt nach der Operation ist die Wahl der passenden Reha-Form. Grundsätzlich wird zwischen stationärer und ambulanter Rehabilitation unterschieden.

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Stationäre Rehabilitation

Bei einer stationären Reha verbringt man etwa drei Wochen in einer Rehaklinik. Dort erhält man täglich ein umfassendes Therapieprogramm, bestehend aus Physiotherapie, medizinischem Training, Ergotherapie und ergänzenden Angeboten wie Massagen oder Bewegung im Wasser.

Ambulante Rehabilitation

Wenn man körperlich fit genug ist und im häuslichen Umfeld gut versorgt wird, kann auch eine ambulante Reha infrage kommen. Bei dieser Form der Reha erhält man die benötigten Anwendungen in der Rehaklinik und verbringt den Rest des Tages sowie die Wochenenden zu Hause. Um die Belastung für die Patienten möglichst gering zu halten, sollte die ambulante Klinik nicht weiter als 45 Minuten von der Wohnadresse entfernt sein.

In manchen Fällen beginnt die Reha stationär und wird anschließend ambulant fortgesetzt. Auch während der Reha kann zwischen ambulant und stationär gewechselt werden, zum Beispiel, wenn sich der Zustand verbessert oder mehr Unterstützung benötigt wird.

Mobile Rehabilitation

Wenn sowohl die ambulante als auch die stationäre Reha nicht möglich ist, kommt die mobile Reha als Sonderform der ambulanten geriatrischen Reha in Betracht. Das ist eine Reha-Maßnahme, bei der das geriatrische Team die Patienten in ihren Wohnungen mit Therapie und Pflege versorgt. Da die Gegebenheiten des häuslichen Umfelds in die Therapie mit einbezogen werden, ist der Behandlungserfolg oft nachhaltiger als bei einer stationären geriatrischen Rehabilitation. Die Unterstützung durch Angehörige wirkt sich dabei ebenfalls positiv aus.

Ablauf der Reha nach Hüft-OP

Nach dem erfolgreichen Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks beginnt ein strukturierter Rehabilitationsprozess, der individuell auf den Gesundheitszustand und die Lebenssituation abgestimmt wird. Die Reha nach einer Hüft-OP ist in mehrere Abschnitte gegliedert:

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  1. Frühmobilisation im Krankenhaus: Bereits im Krankenhaus, meist ein bis zwei Tage nach dem Eingriff, beginnt die sogenannte Frühmobilisation. Ziel ist es, Komplikationen wie Thrombosen oder Lungenentzündungen zu vermeiden und die körperliche Aktivität so früh wie möglich wieder aufzunehmen. Bereits jetzt wird großer Wert auf korrekte Bewegungsabläufe gelegt, um das neue Gelenk nicht zu überlasten.

  2. Intensive Therapie in der Reha-Einrichtung: Mit Beginn der stationären oder ambulanten Reha wird der Umfang der therapeutischen Maßnahmen deutlich erhöht. Je nach Einrichtung können auch Bewegungsbäder, manuelle Therapie oder Elektrotherapie angeboten werden.

  3. Nachsorgephase: Nach Abschluss der dreiwöchigen Reha ist die Behandlung noch nicht beendet. Nun folgt die sogenannte Nachsorgephase. Wie lange man Physiotherapie erhält, hängt vom Verlauf ab. Viele Orthopäden verschreiben nach der Reha mehrere Verordnungen à sechs bis zehn Einheiten - meist mit dem Ziel, die Beweglichkeit zu verbessern, Schmerzen zu reduzieren und Fehlhaltungen vorzubeugen.

Dauer der Reha

Die klassische Dauer einer Reha nach Hüft-TEP beträgt etwa drei Wochen - unabhängig davon, ob sie stationär oder ambulant durchgeführt wird. Bei Bedarf kann sie verlängert werden, wenn der Reha-Verlauf dies medizinisch begründet. Für eine vollständige Erholung sollte man mit einer Gesamtzeit von drei bis sechs Monaten rechnen, in denen gezielte Bewegung und Muskelaufbau eine zentrale Rolle spielen.

Reha bei Demenz: Besondere Herausforderungen und Ansätze

Die Rehabilitation nach einer Hüft-OP bei Patienten mit Demenz stellt besondere Herausforderungen dar. Demenz ist eine Erkrankung, bei der die Betroffenen ihre geistige Leistungsfähigkeit verlieren. Es gibt verschiedene Demenzformen wie beispielsweise Alzheimer oder die vaskuläre Demenz, die mit verschiedenen Symptomen einhergehen. Da eine Heilung bei den meisten Demenzformen nicht möglich ist, liegt der Fokus bei der Behandlung auf der Linderung der Symptome durch Medikamente, kognitive Trainings und Therapien.

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Herausforderungen

  • Kognitive Einschränkungen: Demenzpatienten haben oft Schwierigkeiten, sich an Übungen und Anweisungen zu erinnern.
  • Verhaltensauffälligkeiten: Agitation, Angst und Verwirrtheit können die Reha erschweren.
  • Kommunikationsprobleme: Die Kommunikation mit den Patienten kann schwierig sein, was die Durchführung der Therapie beeinträchtigt.
  • Eingeschränkte Mitarbeit: Die Patienten sind möglicherweise nicht in der Lage, aktiv an der Reha teilzunehmen.

Spezielle Ansätze

  • Geriatrische Reha: Die geriatrische Reha ist eine Form der Rehabilitation, die die Besonderheiten bei älteren Menschen berücksichtigt. Das Ziel der Rehabilitation ist die Wiederherstellung der Selbstständigkeit und die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit älterer Patienten. Die behandelten Personen sind durchschnittlich 80 Jahre alt und haben neben der Haupterkrankung weitere behandlungsbedürftige Leiden.
  • Multiprofessionelles Team: Mehr als jede andere Rehabilitation erfordert die geriatrische Reha die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams. Schließlich heilen Krankheiten im Alter aufgrund physischer und psychischer Defizite langsamer und lassen sich schwieriger behandeln als bei jüngeren Menschen. Eine geriatrische Behandlung umfasst indikationsabhängig auch orthopädische, neurologische und internistische Aspekte.
  • Individuelle Therapiepläne: Nach einer ausführlichen Anamnese und der Ermittlung des Ist-Zustands durch ein geriatrisches Assessment werden gemeinsam mit den geriatrischen Patienten die Therapieziele vereinbart. Die Betroffenen erhalten einen individuellen Therapieplan, der auf ihre Fähigkeiten und speziellen Bedürfnisse ausgerichtet ist und wöchentlich den aktuellen Gegebenheiten angepasst wird.
  • Anpassung der Therapie: Die Therapie muss an die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten der Patienten angepasst werden. Einfache, klare Anweisungen und wiederholte Übungen sind wichtig.
  • Einbeziehung der Angehörigen: Das soziale Umfeld der Patienten kann während der geriatrischen Reha eine wichtige Ressource darstellen. Auch nach einer stationären oder ambulanten Rehabilitation können Angehörige den Prozess der Heilung weiter begleiten und fördern. Deshalb werden sie häufig bereits von Anfang an miteinbezogen und gehen in manchen Fällen sogar als Begleitperson mit in die Rehaklinik.
  • Spezielle Therapiezentren: Für Demenz-Patienten gibt es spezielle Therapiezentren, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Geriatrische Rehabilitation: Ein umfassender Ansatz für ältere Menschen

Die geriatrische Rehabilitation ist eine rehabilitative Maßnahme, die Menschen ab 70 Jahren deutlich mehr Vorteile als eine klassische Rehabilitation bringt. Die medizinischen Schwerpunkte liegen auf der zielgerichteten Behandlung alterstypischer Krankheiten und Mehrfacherkrankungen, der Erhaltung der Selbstständigkeit und der Einübung von Tätigkeiten des täglichen Lebens. Häufig führt sie die medizinische Versorgung nach einem operativen Eingriff im Krankenhaus fort oder dient als Folgemaßnahme der stationären Akutgeriatrie. Sie kann stationär, ambulant oder mobil, d. h. zu Hause stattfinden.

Ziele der geriatrischen Reha

Das übergeordnete Ziel der geriatrischen Reha ist, eine hohe Lebensqualität zu erhalten und die Pflegebedürftigkeit abzuwenden. Die Notwendigkeit einer Rehabilitation im fortgeschrittenen Alter sollte mit dem behandelnden Ärzteteam besprochen werden.

Voraussetzungen für eine geriatrische Reha

Eine geriatrische Rehabilitation eignet sich für alle Menschen ab etwa 60 Jahren, deren Zustand sich schleichend oder plötzlich verschlechtert hat, zum Beispiel wegen einer Operation wie dem Ersatz der Herzklappe oder einem Sturz, durch den der Oberschenkelhals gebrochen ist. Auch bei Herzschwäche, Parkinson, Arthrose, Long-Covid oder anderen chronischen Erkrankungen kann eine geriatrische Reha sinnvoll sein. Viele Senioren profitieren auch davon, wenn die kognitiven Einschränkungen zunehmen, sie sich immer mehr zurückziehen und die Aktivitäten im Alltag zurückfahren.

Alltag in der geriatrischen Reha

In geriatrischen Rehabilitations-Kliniken sind die Wege eher kurz, man muss keine langen Gänge bis in den Speisesaal bewältigen. Auch die Orientierung fällt so leichter. Das Essen wird auf Wunsch aufs Zimmer gebracht. Einrichtungen achten auf Barrierefreiheit, das Therapie-Personal holt die Patientinnen und Patienten vom Zimmer ab oder behandelt sie gleich dort. Jedes Training ist speziell auf die körperlichen Fähigkeiten abgestimmt. Der Therapieplan berücksichtigt, wie belastbar der Einzelne ist. Täglich gibt es Besuche vom ärztlichen Team, auch Fachärztinnen und -ärzte werden zu Rate gezogen.

Beantragung einer geriatrischen Reha

Oft schließt sich die geriatrische Reha an einen Klinikaufenthalt an. Dann stellt das Personal der Klinik den Antrag gemeinsam mit dem Sozialdienst. Auch Hausärztin oder Facharzt können eine geriatrische Reha verordnen. Seitdem das Rehastärkungsgesetz gilt, ist die ärztliche Verordnung für die Krankenkasse bindend, wodurch eine zusätzliche Prüfung in der Regel entfällt. Eine weitere Möglichkeit, an einen geriatrischen Reha-Platz zu kommen, ist die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD).

Dauer der geriatrischen Reha

Eine stationäre geriatrische Rehabilitation dauert rund 3 Wochen. Die Reha-Maßnahme kann aus dringenden medizinischen Gründen verlängert werden.

Kostenübernahme

Wenn die Voraussetzungen für eine geriatrische Reha erfüllt sind, werden die Kosten für eine stationäre geriatrische Rehabilitation von der Krankenkasse übernommen. Der Patient muss lediglich eine tägliche Zuzahlung von 10 Euro leisten, die auf maximal 28 Tage pro Kalenderjahr beschränkt ist.

Komplikationen und Risikofaktoren bei älteren Patienten

Bei Hüftoperationen im hohen Alter ergeben sich Komplikationen selten während der Operation oder Narkose, sondern meist erst danach durch Operationsfolgen, Begleiterkrankungen und eine erschwerte Rekonvaleszenz. Eine Hüftoperation im hohen Alter kann aufgrund von Komorbiditäten, Begleiterkrankungen, reduzierter Knochenqualität und erhöhten Anästhesie-Risiken eine Herausforderung darstellen.

Risikofaktoren

  • Begleiterkrankungen: Im hohen Alter treten Begleiterkrankungen wie kardiologische, endokrinologische, nephrologische, angiologische, neurologische, gastroenterologische, pulmologische oder urologische Erkrankungen häufiger auf und erhöhen das Operationsrisiko.
  • Medikamente: Während eines stationären Aufenthaltes ist häufig die Gabe von mehreren Medikamenten notwendig. Kenntnisse der Wirkungen, Arzneimittelinteraktionen und Herstellerempfehlungen sind unverzichtbar, um schwerwiegende Nebenwirkungen zu verhindern.
  • Knochenqualität: Im Alter kann die Knochenqualität aufgrund von Osteoporose oder anderen Erkrankungen beeinträchtigt sein. Dies kann dazu führen, dass die Fixierung der Prothese schwieriger wird und das Risiko von Prothesenlockerungen oder intraoperativen Frakturen erhöht ist.
  • Infektionen: Das Risiko von Infektionen ist bei älteren Patienten aufgrund eines häufig geschwächten Immunsystems erhöht.
  • Stürze: Stürze stellen auch langfristig bei älteren Patienten nach Hüftoperationen ein erhöhtes Risiko dar, die z. B. zu periprothetischen Frakturen mit Implantatlockerung sowie schweren anderen Verletzungen führen können.

Maßnahmen zur Risikominimierung

  • Interdisziplinärer Therapieansatz: Bei Hüftoperationen im hohen Alter werden besondere Anforderungen an Operationsvorbereitung, Anästhesie, Operateur, Operationsverfahren, Pflegekräfte, Physiotherapie und Nachbehandlung gestellt. Sie erfordern häufig einen interdisziplinären Therapieansatz und gehören in die Hände von Spezialisten und möglichst in Zentren mit erfahrenem, besonders geschultem Personal oder einer geriatrischen Fachabteilung.
  • Minimalinvasive Techniken: Eine wichtige Möglichkeit, die Risiken bei der Hüftchirurgie im hohen Alter zu reduzieren, ist die Verwendung von minimalinvasiven Techniken, um eine Bettlägerigkeit zu vermeiden und den Krankenhausaufenthalt möglichst kurz zu halten.
  • Patient Blood Management: Vor einer Wechseloperation am Hüftgelenk sind, wie auch bei primären Operationen bei alten Patienten, die Optimierung des Gesundheitszustandes und ein Patient Blood Management besonders wichtig. Hierzu bedarf es in der Regel eines interdisziplinären Therapieansatzes unter Mitarbeit und Koordination des Hausarztes.
  • Sturzprophylaxe: Es ist wichtig, Maßnahmen zur Sturzprophylaxe zu ergreifen, wie z. B. die Anpassung des Wohnumfelds.

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