Multiple Sklerose: Risikogruppen und Ursachen

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch ein Fehlverhalten der körpereigenen Abwehrzellen ausgelöst wird. Die Krankheit manifestiert sich durch vielfältige Symptome und Verläufe, was eine frühzeitige Diagnose erschwert. Der folgende Artikel beleuchtet die Risikogruppen und mögliche Ursachen der MS, wobei auf die Rolle von Vitamin D, genetischen Faktoren, Geschlecht und Virusinfektionen eingegangen wird.

Vitamin D und MS: Ein schützender Faktor?

Vitamin D beeinflusst nicht nur den Knochenstoffwechsel, sondern hat auch wichtige immunregulatorische Funktionen. Es moduliert die Aktivität von T-Zellen, B-Zellen und dendritischen Zellen, was für die autoimmune Pathogenese von MS relevant ist. Zahlreiche Studien zeigen, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von MS verbunden sind. Insbesondere in Regionen mit geringerer Sonneneinstrahlung (höhere geographische Breiten) ist die MS-Prävalenz höher, was auf einen möglichen Zusammenhang mit Vitamin D hindeutet.

Eine Meta-Analyse von 2017 bestätigt, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel mit einem erhöhten MS-Risiko verbunden sind. Klinische Studien deuten darauf hin, dass eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung das Risiko für MS verringern und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen könnte. Dennoch sind weitere randomisierte kontrollierte Studien erforderlich, um definitive Empfehlungen abzuleiten.

Sonnenexposition und Ernährung als Vitamin-D-Quellen

Die Sonne ist eine natürliche Vitamin-D-Quelle. UV-B-Strahlung ist die wichtigste natürliche Quelle für Vitamin D. Geringe Sonnenexposition, insbesondere in den Wintermonaten oder bei Menschen mit dunkler Hautfarbe, führt zu niedrigeren Vitamin-D-Spiegeln. Auch Fenster und andere Schutzmaßnahmen können die Wirkung von UV-B-Strahlung schwächen oder gar verhindern.

Tatsächlich ist das „Sonnenbaden“ am effektivsten. Dabei reichen 30 bis 60 Minuten täglich. Dies sollte zwar nicht übertrieben werden, ist aber dringend zu empfehlen. Gerade im Sommer eignet sich das Wetter ideal dazu, um Vitamin D zu „tanken“! Aber auch im Winter sind Aufenthalte im Freien notwendig.

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Vitamin D kann und sollte auch unter ärztlicher Kontrolle substituiert werden. Lebensmittel wie fetter Fisch, Eier und angereicherte Produkte liefern Vitamin D, jedoch meist in unzureichenden Mengen. Daher wird bei Risikogruppen oft eine Supplementierung empfohlen.

Genetische Faktoren und Vererbung: Risikogene bei MS

MS ist eine polygenetische Erkrankung. Die bekannteste genetische Assoziation besteht mit dem HLA-DRB1*15:01-Allel. Familienstudien zeigen, dass Verwandte ersten Grades ein erhöhtes Risiko haben. Genetische Prädispositionen können die Anfälligkeit für Umweltfaktoren wie Vitamin-D-Mangel oder Infektionen modifizieren. Neuesten Studien zufolge tragen Gene zu einem Drittel zum Risiko bei, an MS zu erkranken. So haben Kinder von MS-Patienten ein zwanzigfach erhöhtes Risiko, Multiple Sklerose zu bekommen.

Alter und MS: Wann ist das Risiko am höchsten?

MS tritt typischerweise im jungen Erwachsenenalter auf, meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Die Inzidenz ist in dieser Altersgruppe am höchsten, wobei die Erkrankung selten vor dem 10. oder nach dem 60. Lebensjahr diagnostiziert wird. Die Prävalenz steigt in den jungen Jahren an, erreicht einen Höhepunkt im mittleren Erwachsenenalter und nimmt im höheren Alter ab.

Das Erkrankungsalter beeinflusst den Krankheitsverlauf. Jüngere Patienten zeigen häufig eine aktivere Entzündungsphase mit mehr Schüben, während ältere Patienten vermehrt neurodegenerative Prozesse und eine langsamere Progression aufweisen. Zudem ist die Immunantwort im Alter verändert, was die Krankheitsdynamik beeinflusst. Das Alter ist konsekutiv ein entscheidender Faktor für das Risiko, an MS zu erkranken, sowie für den Verlauf und die Prognose der Erkrankung. Frühdiagnose und altersgerechte Therapieansätze sind daher essenziell.

Hautfarbe und MS-Risiko: Melanin als natürlicher UV-Blocker

Studien zeigen zwar, dass die Prävalenz von MS in Regionen mit heller Hautfarbe (z.B. Nordeuropa, Nordamerika) höher ist als in Regionen mit dunkler Hautfarbe (z.B. Afrika südlich der Sahara, Südostasien). Diese Unterschiede könnten durch genetische Faktoren, Umweltfaktoren und Unterschiede in der Sonnenexposition erklärt werden. Aber Melanin wirkt als natürlicher UV-Blocker. Menschen mit dunkler Haut, haben einen sehr hohen Melaninanteil und produzieren folglich bei gleicher Sonnenexposition weniger Vitamin D, was mit einem erhöhten MS-Risiko assoziiert wird.

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Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass gute und flächendeckende Zentren, die statistisch diese Erkrankungen erfassen, es in Afrika kaum gibt. Daher handelt es sich lediglich um Schätzungen. Möglicherweise ist die Anzahl der Betroffenen in Schwarzafrika viel höher als angenommen wird.

Geschlecht und MS: Welche Rolle spielen Hormone?

MS tritt bei Frauen etwa 2- bis 3-mal häufiger auf als bei Männern. Die Prävalenz bei Frauen ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Diese Unterschiede deuten auf hormonelle, genetische und immunologische Faktoren hin, die das Krankheitsrisiko und den Verlauf beeinflussen. Das Verständnis dieser Unterschiede ist essenziell, um personalisierte Therapien zu entwickeln und die Pathogenese besser zu verstehen.

Einfluss von Östrogenen, Progesteron und Testosteron

Östrogene, insbesondere Östradiol, haben immunmodulatorische Eigenschaften. Studien zeigen, dass Östrogene die Entzündungsreaktion modulieren, indem sie die Aktivität proinflammatorischer Zytokine (z.B. IL-17, IFN-γ) verringern und anti-inflammatorische Zytokine (z.B. IL-10) erhöhen. Während der Schwangerschaft, insbesondere im dritten Trimester, steigen die Östrogenspiegel deutlich an. Klinische Beobachtungen zeigen, dass die Schubrate bei schwangeren Frauen mit MS während dieser Zeit abnimmt, was auf einen schützenden Effekt der Östrogene hindeutet. Östrogen-Analoga werden derzeit in klinischen Studien als potenzielle Behandlungsoptionen untersucht, um den Krankheitsverlauf zu modulieren.

Progesteron wirkt ebenfalls immunmodulierend, fördert die Differenzierung regulatorischer T-Zellen (Tregs) und reduziert proinflammatorische Zytokine. Die erhöhten Progesteronspiegel während der Schwangerschaft tragen vermutlich zur Reduktion der MS-Schübe bei.

Testosteron, das bei Männern in höheren Konzentrationen vorhanden ist, hat ebenfalls immunmodulatorische Effekte. Tierstudien und einige klinische Daten deuten darauf hin, dass Testosteron die Entzündungsaktivität bei MS verringern kann. Pilotstudien mit Testosteron bei männlichen MS-Patienten zeigen eine potenzielle Verbesserung der neurologischen Funktionen und eine Reduktion der Entzündungsmarker.

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Immunologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Es scheint immunologische Unterschiede zwischen Geschlechtern bei MS zu geben. Männer haben tendenziell eine höhere Anzahl und Funktion regulatorischer T-Zellen (Tregs), die entzündliche Reaktionen dämpfen und eine schützende Rolle spielen können.

Frauen zeigen eine stärkere B-Zell-Aktivierung und höhere Antikörperproduktion, was sich in erhöhten IgG- und IgM-Spiegeln sowie in der Präsenz von oligoklonalen Banden im Liquor widerspiegeln kann. Diese B-Zell-Antworten tragen zur Pathogenese bei, insbesondere durch die Produktion autoreaktiver Antikörper. Was durchaus erklären könnte, warum Frauen häufiger betroffen sind. Frauen haben ein ausgeprägteres proinflammatorisches Zytokinprofil mit erhöhten Spiegeln von IL-17, IFN-γ und anderen Entzündungsmediatoren. Männer hingegen zeigen eine tendenziell anti-inflammatorische Zytokinantwort, was möglicherweise den Verlauf beeinflusst.

Virusinfektionen als Umweltfaktoren

Einige Daten deuten darauf hin, dass Virusinfektionen als Umweltfaktoren die Pathogenese von MS beeinflussen könnten. Besonders das Epstein-Barr-Virus (EBV), humane Herpesviren, sowie andere Viren wie Humanes Herpesvirus 6 (HHV-6) und Cytomegalovirus (CMV) werden im Zusammenhang mit MS diskutiert.

Mehrere Studien zeigen, dass eine EBV-Infektion fast universell bei MS-Patienten vorhanden ist, insbesondere eine frühzeitige Infektion im Jugendalter oder später im Leben. Erhöhte Antikörpertiter gegen EBV, insbesondere gegen das EBV-Protein EBNA-1, sind bei MS-Patienten häufig nachweisbar. Eine prospektive Studie (e.g., US Military Data) zeigte, dass eine EBV-Infektion das Risiko für MS signifikant erhöht, wobei die Inzidenz nach EBV-Infektion anstieg.

Humanes Herpesvirus 6 (HHV-6)-DANN wurde in Läsionen und im Liquor von MS-Patienten nachgewiesen. Cytomegalovirus (CMV) wird interessanterweise mit einem geringeren MS-Risiko assoziiert, möglicherweise durch eine modulierte Immunantwort. CMV scheint offensichtlich eine protektive Wirkung zu haben. Warum bleibt unklar. Weitere Viren scheinen bei der Entstehung der MS eine Rolle zu spielen. Das Epstein-Barr-Virus, HHV-6, Varizella-Zoster-Virus und andere wurden in verschiedenen Studien im Zusammenhang mit MS untersucht, wobei EBV die stärkste Evidenz aufweist.

Weitere Risikofaktoren

Wissenschaftler*innen haben im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie potenzielle Risikofaktoren für Multiple Sklerose (MS) im Kindes- und Jugendalter untersucht. Ihre Analyse zeigt, dass bestimmte Faktoren mit einem erhöhten MS-Risiko im Zusammenhang stehen können. Dazu gehören:

  • Häufig auftretende Infektionen in der Kindheit
  • Schwere belastende Lebensereignisse
  • Ein höheres Alter der Mutter bei der Geburt des ersten Kindes
  • Geringe körperliche Aktivität

Zudem bestätigte die Studie bereits bekannte Risikofaktoren, darunter familiäre Vorbelastung, Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus sowie Übergewicht oder Adipositas im Kindes- oder Jugendalter.

Multiple Sklerose im Alter

Multiple Sklerose im Alter: Zunehmend erreichen MS-Erkrankte in etwa ein Lebensalter wie Menschen, die nicht erkrankt sind. Für ältere Erkrankte stellen sich zwei Herausforderungen: Zum einen durchlaufen sie den normalen Alterungsprozess mit all seinen Einschränkungen, zum anderen kommt die MS hinzu. Der Erkrankungsgipfel der MS liegt zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Es werden jedoch auch MS-Diagnosen nach dieser Lebensspanne gestellt. Das liegt z. B. daran, dass die MS bereits da, aber noch nicht deutlich aktiv war.

Dass eine MS sich zum ersten Mal in einem Alter nach 50 Jahren zeigt, ist selten, kommt aber vor. Dies konnte durch bildgebende Verfahren wie u. a. die Magnetresonanztomografie (MRT), die Einsichten in das zentrale Nervensystem (ZNS = Gehirn und Rückenmark) zulassen, gezeigt werden. Im Alter entwickeln Menschen zunehmend Beschwerden - von Rückenschmerzen über Herz-Kreislauf-Probleme bis hin zu Diabetes. Auch die Aufmerksamkeit und das Denkvermögen ist manchmal eingeschränkter. Mit fortschreitendem Alter ist naturgemäß ebenfalls das Risiko erhöht, körperliche Einschränkungen zu entwickeln, z. B. beim Sehen, Hören oder in der Beweglichkeit. Das gehört zum normalen Alterungsprozess.

Anders gesagt: Als Mensch mit MS muss man sehr genau hinschauen und mögliche MS-bedingte Beschwerden im Alter von anderen rein altersbedingten Einschränkungen abgrenzen.

Dabei helfen heutige Verfahren zur Bildgebung nur bedingt - nicht immer lässt sich ein im MRT sichtbarer Defekt im Hirn klar einer MS zuweisen. Veränderungen im Gehirn, die z. B. Durchblutungsstörungen verursacht haben, sehen in den MRT-Bildern sehr ähnlich aus. Im höheren Alter erkranken mehr Männer als Frauen - das ist bei jungen Menschen umgekehrt. Zudem leben heute MS-Erkrankte deutlich länger als noch vor einigen Jahren - sie können durchaus ein „normales“ Lebensalter erreichen. In der Altersgruppe von etwa 50 bis 60 Jahren sinkt langsam die Aktivität des Immunsystems (Immunseneszenz). Auch das ist Teil des ganz normalen biologischen Alterungsprozesses. Es stellt sich die Frage, ob sich die sinkende Aktivität des Immunsystems im Alter positiv auf das Fortschreiten der Krankheit auswirkt. Diese könnte möglicherweise durch das „schläfrige“ Immunsystem ausgebremst werden. Manchmal verliert die MS im Alter über 60 an Kraft. Dann werden Schübe seltener, im MRT zeigen sich seltener aktive Herde. Allerdings heißt das nicht automatisch, dass man eine verlaufsmodulierende Therapie bei MS im Alter beenden kann oder sollte - vor allem dann nicht, wenn die MS bereits sekundär fortschreitet oder in jüngeren Jahren hochaktiv war. Im Alter entwickeln die meisten Menschen eine oder mehrere Erkrankungen (Komorbiditäten), die die vielen Lebensjahre mit sich bringen - z. B. Dann ist ein genauer Blick auf die Therapie nötig, damit sich die verschiedenen Medikamente bei MS im Alter nicht gegenseitig negativ beeinflussen. Selten finden sich Menschen, die im Alter von über 50 eine MS erst neu entwickeln - möglich ist das aber auch. Bei älteren MS-Erkrankten sind MS-Medikamente manchmal nicht so wirksam wie bei jüngeren Menschen. Es liegen viele Untersuchungen zur Wirksamkeit von Medikamenten für junge Menschen vor. Aber auch Ältere profitieren von einer Immuntherapie. Sollten Sie eine MS haben und über 50 bis 60 Jahre alt sein, ist es ratsam, dass Sie an den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Sicher sagen lässt sich nicht, wie eine MS verlaufen wird. Neuere Zahlen weisen aber darauf hin, dass die Prognose einer MS deutlich besser ist als noch vor einigen Jahren. Im Verlauf der MS können u. a. auch Funktionen der Kognitionwie z. B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis oder etwa die Konzentration eingeschränkt sein. Das berichten etwa zwei Drittel der MS-Erkrankten. Der Grund sind die entzündeten oder geschädigten Nerven, die Informationen nicht mehr fehlerfrei übertragen können. Welche Fähigkeiten eingeschränkt sind, ist abhängig davon, welche Areale im Gehirn betroffen sind. Neuropsycholog:innen können beides voneinander abgrenzen. Sie können über Untersuchungen (z. B. Etwa zwei Drittel der MS-Erkrankten erfahren im Verlauf der Krankheit Einbußen im Bereich Gedächtnis. Das Symptom kann recht früh auftreten. Grund ist auch hier, dass Hirnareale entzündet sind, in denen beispielsweise das Gedächtnis seinen Platz im Gehirn hat. Eine ausgewogene Ernährung versorgt den Körper mit allen Nährstoffen und auch der Energie, die ein Organismus braucht. Durch bessere Möglichkeiten der Behandlung hat sich die Lebenserwartung und auch die Lebensqualität bei MS in den vergangenen Jahren erhöht. MS-Erkrankte sterben selten an der MS selbst. Neuere Beobachtungen zeigen auch, dass die häufigsten Todesursachen bei MS-Erkrankten denen von Nichterkrankten ähnlich sind. Die ersten Symptome zeigen sich oft im Alter zwischen 20 bis 40 Jahren. Aber auch Kinder und Jugendliche sowie ältere Menschen können eine MS entwickeln.

Komorbiditäten bei MS

Sechs von zehn Patienten mit Multipler Sklerose leiden zusätzlich an mindestens einer weiteren Erkrankung. Laut den Registerdaten der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft gibt es eine Reihe von Unterschieden zwischen MS-Patienten mit und solchen ohne Komorbiditäten. So sind die Betroffenen mit Begleit­erkrankungen bei Symptombeginn älter (33,4 vs. 31,3 Jahre) und die Zeit bis zur Diagnosestellung ist länger als bei denen ohne Komorbiditäten (2,6 vs. 2,0 Jahre). Deutlich weniger Patienten mit Begleiterkrankungen sind berufstätig (48,4 vs. 63,4 %) und ein Drittel vorzeitig berentet (32,8 % vs. 18,5 %). Die Behinderung nach der Expanded Disability Status Scale (EDSS) ist bei ihnen im Mittel stärker ausgeprägt (EDSS 3,4 vs. 2,7) und sie erhalten häufiger eine krankheitsmodifizierende Therapie (83,9 % vs. 79,4 %). Viele der im Register erfassten Patienten wiesen mehr als eine Begleiterkrankung auf. Am häufigsten wurden andere neurologische oder psychiatrische Störungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen dokumentiert. Letztere traten bei aggressiveren Verlaufsformen (primär progressive MS oder sekundär progressive MS) vermehrt auf, Allergien und Stoffwechselerkrankungen dagegen seltener. In einer kanadischen Beobachtungsstudie waren Komorbiditäten mit mehr kognitiven Einschränkungen und Hospitalisierungen, einer rascheren Behinderungsprogression und einer höheren Krankheitsaktivität und Mortalität assoziiert. Auch auf die Therapie der MS wirken sich Begleit­erkrankungen aus: Angststörungen und ischämische Herzerkrankungen führten im kanadischen Register im Schnitt zu einem späteren Beginn der MS-Behandlung. Patienten mit Depression starteten ihre Therapie dagegen im Mittel früher als der Durchschnitt. Leber- und Nierenfunktionsstörungen können die verfügbaren Therapieoptionen einschränken. Durch die medikamentöse Behandlung anderer Erkrankungen erhöht sich das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen, was die MS-Therapie verkompliziert. Es ist wichtig, Komorbiditäten früh zu erkennen und adäquat zu behandeln.

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