Schwindelgefühl durch eingeklemmten Nerv im Rücken: Ursachen und Linderung

Schwindel, ein unspezifisches Symptom, das sich durch Dreh-, Schwank- oder Benommenheitsgefühle äußert, kann viele Ursachen haben. Oftmals wird Schwindel durch Verspannungen im Nacken, Rücken oder sogar in den Beinen verursacht. Auch Verspannungen an Augen oder Kiefer können auslösende Bereiche sein. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Verbindung zwischen Rückenproblemen und Schwindel, insbesondere wenn ein Nerv eingeklemmt ist. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Schwindel, insbesondere im Zusammenhang mit Rückenproblemen, und bietet Ansätze zur Linderung und Vorbeugung.

Was ist Schwindel?

Schwindel ist ein Symptom, das sich bei jedem Menschen anders anfühlen kann. Er wird oft als ein Gefühl der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit wahrgenommen. Einige Betroffene beschreiben es als ob sich alles dreht, andere haben das Gefühl, der Boden schwankt oder ihnen wird schwarz vor Augen. Mediziner unterscheiden zwischen verschiedenen Formen von Schwindel, auch Vertigo genannt, wie den systematischen und unsystematischen Schwindel.

  • Systematischer Schwindel: Hier dreht sich alles, wie bei einem Drehschwindel oder Liftschwindel.
  • Unsystematischer Schwindel: Er äußert sich in Form von Gangunsicherheit, Benommenheit oder Ohnmacht.

Um die genaue Ursache zu ermitteln, ist es wichtig, dem Arzt die Schwindelattacke so genau wie möglich zu beschreiben. Schwindel an sich ist keine Seltenheit. Etwa jeder dreizehnte Patient in Hausarztpraxen in Deutschland klagt über Schwindel.

Die Verbindung zwischen Rücken, Nerven und Schwindel

Schwindel kann aus Verspannungen im Nacken, Rücken oder Beinen entstehen. Aber auch Verspannungen an Augen oder Kiefer können auslösende Bereiche sein. Verspannungen sind Dauerkontraktionen in Muskeln und Bindegewebe/Faszien, die sich bewusst nicht mehr lösen lassen. Vor allem bei Schwindel sind solche Bindegewebspartien und Muskeln in Dauerkontraktion, die an der Ausrichtung der Schwerkraft maßgeblich beteiligt sind. Dabei lassen sich Nackenverspannungen hervorheben, da sie am häufigsten auftreten.

Ein eingeklemmter Nerv, medizinisch als Nervenkompression bekannt, entsteht, wenn Druck auf einen Nerv ausgeübt wird. Dieser Druck kann durch Muskeln, Sehnen oder Gewebe entstehen und die Nervenfunktion beeinträchtigen. Die Folgen sind Schmerzen, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder sogar Funktionsausfälle. Sind besonders empfindliche Nerven eingeklemmt, insbesondere im Bereich der Halswirbelsäule, kann dies zu Schwindel und Erbrechen führen.

Lesen Sie auch: Ursachen von Nervenschmerzen im oberen Rücken

Zervikogener Schwindel

Der zervikogene Schwindel äußert sich meist in Form eines Schwankschwindels. Dieser wird durch eine Bewegung im Bereich der Halswirbelsäule ausgelöst. Diese Form von Schwindel wird häufig im Rahmen eines Halswirbelsäulensyndroms (HWS-Syndrom) diagnostiziert. Dabei können als Auslöser Fehlhaltungen des Kopfes, Verschleiß an der Wirbelsäule oder Nackenverspannungen genannt werden. Allerdings gibt es kein konkretes Diagnoseverfahren zur Feststellung eines HWS-Schwindels. Bezüglich der Ursachen für diese Art von Schwindel sind sich Experten uneinig.

Ursachen für Schwindel im Zusammenhang mit der Wirbelsäule

Erkrankungen der Wirbelsäule können weitreichende Auswirkungen auf den Körper haben. Die Wirbelsäule ist das zentrale Stützelement des Körpers und schützt das Rückenmark, das die Verbindung zwischen Gehirn und Körper darstellt. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Bandscheibenvorfälle, Spinalkanalstenosen und chronische Verschleißerscheinungen.

Lendenwirbelsäule (LWS)

Die LWS spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität und Beweglichkeit des Körpers. Probleme in diesem Bereich können weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Rücken haben. Besonders Rückenschmerzen im unteren Rücken gelten als häufiges Anzeichen für muskuläre Verspannungen oder Bandscheibenprobleme. Wenn die LWS betroffen ist, können sich die Schmerzen entlang der gesamten Wirbelsäule ausbreiten. Eine Fehlstellung oder Entzündung in der Lendenwirbelsäule führt oft zu starken Schmerzen, die auch in andere Körperregionen ausstrahlen können. In manchen Fällen wird sogar das Gleichgewicht gestört, was ein Schwindelgefühl auslöst. Diese komplexen Zusammenhänge zeigen, wie eng die LWS mit dem gesamten Bewegungsapparat verknüpft ist.

Bandscheibenvorfall und Spinalkanalstenose

Ein Bandscheibenvorfall zählt zu den häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen und neurologische Ausfälle. Bei dieser Erkrankung tritt Gewebe aus dem Inneren der Bandscheibe in den Wirbelkanal aus und übt Druck auf die umliegenden Nerven aus. Dies führt zu starken Schmerzen, Taubheitsgefühlen und in schweren Fällen sogar zu Bewegungseinschränkungen. Neben Bandscheibenvorfällen kann auch eine Spinalkanalstenose als Ursache für Schwindel und Rückenschmerzen auftreten. Dabei verengt sich der Wirbelkanal, was den Durchfluss von Nerven und Blutgefäßen behindert. Diese Verengung entsteht häufig durch Verschleiß, altersbedingte Abnutzungen oder chronische Fehlhaltungen. Beide Erkrankungen können nicht nur den unteren Rücken betreffen, sondern auch Beschwerden wie Schwindel hervorrufen, da die Nervenbahnen, die vom Rückenmark ausgehen, den gesamten Körper beeinflussen. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie sind entscheidend, um langfristige Einschränkungen zu vermeiden.

Halswirbelsäule (HWS)

Die Halswirbelsäule (HWS) ist ein empfindlicher Bereich des menschlichen Körpers und spielt eine zentrale Rolle für die Beweglichkeit von Kopf und Nacken. Zervikale Probleme entstehen häufig durch Verspannungen, Fehlhaltungen oder degenerative Veränderungen, die sich negativ auf die Nerven und die umliegende Muskulatur auswirken können. Die HWS besteht aus sieben Wirbeln, die durch Bandscheiben und kleine Gelenke miteinander verbunden sind. Ihre Aufgabe ist es, den Kopf zu stützen und Bewegungen wie Drehen, Beugen und Strecken zu ermöglichen. Durch chronische Überlastung oder Verletzungen können jedoch Nerven eingeengt werden, was zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen und sogar zu Schwindel führen kann. Auch die Blutgefäße, die das Gehirn mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, verlaufen eng an der Halswirbelsäule entlang. Werden diese durch zervikale Fehlstellungen oder muskuläre Verspannungen komprimiert, kann die Blutzufuhr zum Gehirn gestört werden, was häufig Schwindel oder Sehstörungen verursacht.

Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei chronischer Nervenentzündung im Rücken

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose von Schwindel erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Arzt, um die genaue Ursache der Beschwerden zu ermitteln. Patienten, die unter anhaltenden Schwindelgefühlen leiden, sollten frühzeitig einen Termin bei einem Orthopäden oder spezialisierten Arzt vereinbaren. Dieser führt eine umfassende Anamnese durch und untersucht die Beweglichkeit sowie mögliche Fehlstellungen der Wirbelsäule. Zu den häufig angewendeten Diagnoseverfahren zählen bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT-Scans. Diese ermöglichen es, Bandscheibenvorfälle oder Verengungen im Wirbelkanal präzise zu erkennen. In einigen Fällen kann auch ein neurologischer Test erforderlich sein, um die Nervenfunktion zu überprüfen.

Konservative Behandlungsmethoden

  • Physiotherapie: Sie ist oft eine effektive Methode, um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit wiederherzustellen. Auch spezielle Übungen für den Rücken können helfen, die Muskulatur zu stärken und die Beschwerden zu reduzieren.
  • Manuelle Therapie: Diese hilft dabei, Muskeln und Faszien wieder geschmeidig zu machen.
  • Medikamente: In manchen Fällen können Medikamente helfen, akuten Schwindel sowie Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Migräne zu lindern.
  • Wärmebehandlung: Wärme hilft, verspannte Muskulatur zu lockern und den eingeklemmten Nerv zu entlasten.
  • Bewegung und Sport: Durch Bewegung und Sport kann man aktiv etwas gegen Schwindel unternehmen. Dadurch werden die Stabilität, die Muskelkraft und der Gleichgewichtssinn gefördert.

Übungen zur Linderung von Schwindel

Es gibt verschiedene Übungen, die helfen können, Schwindel zu lindern, insbesondere wenn er durch Verspannungen verursacht wird.

  • Schulterkreisen: Setze dich auf einen Stuhl oder Hocker. Achte auf eine gerade Oberkörperhaltung. Kreise deine beiden Schultern rückwärts.
  • Schultern hochziehen: Setze dich auf einen Stuhl oder Hocker. Achte auf eine gerade Oberkörperhaltung. Ziehe nun deine Schultern nach oben. Halte diese Position für fünf Sekunden und lasse die Schultern dann wieder fallen.
  • Zusammenziehen der Schulterblätter: Setze dich auf einen Stuhl oder Hocker. Achte dabei auf eine gerade Oberkörperhaltung. Stemme nun deine Fußsohlen auf den Boden und spanne deine Gesäßmuskeln an. Lasse deine Arme hinter dem Körper hängen. Ziehe nun deine Schulterblätter langsam aufeinander zu. Die Arme werden dabei nach außen gedreht, sodass auch die Daumen nach außen zeigen. Halte die Spannung für etwa fünf Sekunden und löse sie dann wieder.
  • Igelball-Massage: Stelle dich mit Socken oder barfuß auf einen Igelball. Drücke deine Füße mit Kraft auf den Ball und bewege ihn hin und her. Durch die Noppen am Igelball wird die Durchblutung der Fußsohlen gefördert.
  • Langsame Aufrichtung: Richte dich nun langsam auf und mache in der Phase des Aufrichtens aktive kleine Bewegungen. Durch diese Übung wird der Blutdruck stabilisiert und das Ohnmachten verhindert.

Wann ist ein Arztbesuch notwendig?

Schwindel gehört zu den häufigen Beschwerden, die viele Menschen im Laufe ihres Lebens erleben. Doch wann sollten Patienten, die unter Schwindel leiden, einen Arzt aufsuchen? Generell gilt: Tritt der Schwindel plötzlich, häufig oder mit zusätzlichen Symptomen wie Sehstörungen, Taubheitsgefühlen oder starken Kopfschmerzen auf, ist ein Arztbesuch dringend erforderlich. Patienten sollten insbesondere dann medizinischen Rat suchen, wenn der Schwindel ihren Alltag stark beeinträchtigt oder regelmäßig wiederkehrt.

Prävention

Um Schwindel vorzubeugen, ist es wichtig, auf eine gesunde Lebensweise zu achten. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf können helfen, Verspannungen und Fehlhaltungen zu vermeiden. Auch Stressmanagement spielt eine wichtige Rolle, da Stress Muskelverspannungen begünstigen kann. Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes ist ebenfalls wichtig, um Fehlhaltungen vorzubeugen.

Lesen Sie auch: MS und Rückenschmerzen: Ein Überblick

tags: #Rücken #Nerv #eingeklemmt #Schwindelgefühl #Ursachen