Schlaffe Lähmung: Übungen und Therapieansätze zur Förderung der Rehabilitation

Eine schlaffe Lähmung, auch Parese genannt, bezeichnet den teilweisen oder vollständigen Verlust der willkürlichen Muskelkontrolle. Sie kann durch Schädigungen des Nervensystems, wie beispielsweise nach einem Schlaganfall, einer Nervenverletzung oder aufgrund von Erkrankungen wie Multipler Sklerose, verursacht werden. Die Therapie schlaffer Lähmungen erfordert einen individuellen Behandlungsplan, der auf die spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten zugeschnitten ist.

Motorische Rehabilitation bei schlaffer Lähmung

Die motorische Rehabilitationsbehandlung zielt darauf ab, spezifisch geschädigte Funktionen wiederherzustellen. Dies kann beispielsweise die aktive Bewegungsfähigkeit bei schweren Lähmungen umfassen. Ein Ansatz hierbei ist das "Schädigungs-orientierte Training" (Impairment-oriented Training / IOT ®), welches von T. Platz entwickelt wurde. Dieses Konzept konzentriert sich darauf, durch gezielte Trainingsverfahren genau die Funktionen wiederherzustellen, die durch die Schädigung beeinträchtigt sind.

Das Arm-BASIS-Training nach C. Eickhof

Das Arm-BASIS-Training, entwickelt von C. Eickhof, ist ein systematisches und repetitives Training aller möglichen Armbewegungen. Es basiert auf der Erkenntnis, dass komplexe Armbewegungen ein Zusammenspiel verschiedener Muskeln erfordern. Das Ziel ist es, alle Muskelgruppen im Arm wieder zu aktivieren und gezielt ansteuern zu können.

Stufen des Arm-BASIS-Trainings

  1. Stufe 1: Wiederholtes Üben aller Bewegungsmöglichkeiten jeden Tag. Der Fokus liegt darauf, jeden einzelnen Abschnitt des Armes selektiv und isoliert über das volle Bewegungsausmaß im jeweiligen Gelenk zu bewegen. Das Halten des Armgewichts ist in dieser Phase noch nicht relevant.
  2. Stufe 2: Wenn die einzelnen Bewegungen gelingen, wird geübt, das Gewicht des Armes bei Bewegungen zu halten.
  3. Stufe 3: Übungen, bei denen mehrere Gelenke gleichzeitig bewegt oder gehalten werden müssen.

Eine klinische Studie unter der Leitung des Autors untersuchte die Wirksamkeit des Arm-BASIS-Trainings im Vergleich zum Bobath-Konzept und einer weniger intensiven Armrehabilitation. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass das Arm-BASIS-Training die Reorganisation des Gehirns fördern könnte.

Fazialisparese: Eine spezielle Form der schlaffen Lähmung

Eine Fazialisparese ist eine zumeist einseitige Lähmung von mimischen Muskeln im Gesicht, die durch den Gesichtsnerv (N. fazialis) innerviert werden. Es wird zwischen einer zentralen (supranukleären) und einer peripheren (nukleären oder infranukleären) Fazialisparese unterschieden, je nach Ort der Schädigung.

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Ursachen und Prognose

Die Ursachen für eine Fazialisparese können vielfältig sein, oft ist die Ursache jedoch unklar (idiopathische Fazialisparese oder Bell´s Palsy). Die idiopathische Fazialisparese hat eine relativ gute Prognose und bildet sich in vielen Fällen spontan zurück. Bei manchen Betroffenen bleiben jedoch motorische Defizite oder Synkinesien zurück.

Diagnose und Therapie

Die Diagnose der Fazialisparese wird meist von einem Neurologen gestellt. Die Therapie erfolgt individuell, abhängig von der Ursache. Bei der idiopathischen Fazialisparese werden häufig Glukokortikoide verabreicht. Bei unvollständiger Heilung stehen symptomatische und operative Behandlungen im Vordergrund.

Ergänzende Therapieansätze

Neben den spezifischen Therapieansätzen für Armlähmungen und Fazialisparesen gibt es eine Reihe ergänzender Therapieansätze, die den Rehabilitationsprozess unterstützen können:

  • Elektrostimulation: Verschiedene Formen der Elektrostimulation (NMES, EMG-ES, FES) können helfen, die Muskelaktivität zu verbessern und Bewegungsabläufe wiederzuerlernen.
  • Arm-Robot-Therapie: Robotergestützte Therapie kann die Ansteuerung des Armes und der Hand bei schweren Lähmungen unterstützen.
  • Aufgabenorientiertes Training (AOT): AOT zielt darauf ab, einzelne Bewegungsabläufe zu verbessern und an konkreten Alltagssituationen zu orientieren.
  • Bobath-Konzept: Das Bobath-Konzept wird zur Behandlung von Menschen mit Störungen des Muskeltonus und sensiblen Störungen eingesetzt.
  • CIMT-Therapie: Die Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT) fördert den verstärkten Einsatz des betroffenen Armes im Alltag.
  • Spiegeltherapie: Die Spiegeltherapie kann durch die visuelle Illusion einer normalen Bewegung die Armfunktion verbessern.
  • Laufbandtraining: Laufbandtraining hilft vor allem bei der Verbesserung der Gehgeschwindigkeit und Ausdauer.

Medikamentöse Behandlung

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein, um die Symptome der Lähmung zu lindern. Dies kann beispielsweise die Gabe von Muskelrelaxantien bei Spastik oder die Behandlung von Entzündungen sein.

Physiotherapie und Rehabilitation

Die Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Lähmungen. Ziel ist es, die Mobilität zu erhalten oder zu verbessern, den Abbau der Muskulatur zu verhindern und die Muskelspannung zu regulieren. Individuelle Behandlungspläne, die passive und aktive Übungen kombinieren, sind empfehlenswert.

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Hilfsmittel und Orthesen

Verschiedene Hilfsmittel und Orthesen können Betroffene dabei unterstützen, verlorene Bewegungen wieder auszugleichen oder zurückzugewinnen. Beispiele hierfür sind dynamische Lagerungsschienen, Handschuhe mit integrierten Zügen, Fußheberschienen und Armorthesen.

Herausforderungen und Perspektiven

Die Behandlung schlaffer Lähmungen kann eine langwierige und herausfordernde Aufgabe sein. Es ist wichtig, realistische Ziele zu setzen, die individuellen Bedürfnisse des Patienten zu berücksichtigen und ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Therapeuten und Angehörigen einzubeziehen.

Umgang mit unrealistischen Erwartungen

Eine besondere Herausforderung besteht darin, mit Patienten umzugehen, die unrealistische Erwartungen an die Therapie haben. Eine ausführliche Beratung und Aufklärung über die Prognose und die Möglichkeiten der Rehabilitation ist hierbei entscheidend.

Bedeutung der Motivation und Eigeninitiative

Die Motivation und Eigeninitiative des Patienten spielen eine entscheidende Rolle für den Therapieerfolg. Es ist wichtig, den Patienten zu ermutigen, aktiv an seiner Rehabilitation teilzunehmen und die erlernten Übungen auch im Alltag umzusetzen.

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