Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Störung der Hirnfunktion, die durch eine Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn verursacht wird. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über den Schlaganfall, einschließlich Definition, Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapie und Prävention.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall, auch Apoplex oder Hirninsult genannt, tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird, was zu einer Schädigung von Hirngewebe führt. Mediziner sprechen auch von Apoplex oder Apoplexie, Gehirnschlag, Hirninsult, apoplektischem Insult oder zerebralem Insult. Die akute Durchblutungs-Störung des Gehirns hat zur Folge, dass die Gehirnzellen zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe erhalten. Dadurch sterben sie ab. Ausfälle von Gehirn-Funktionen sind meist die Folge und verursachen zum Beispiel Taubheits-Gefühle, Lähmungs-Erscheinungen, Sprach- oder Sehstörungen. Bei rascher Behandlung bilden sie sich manchmal wieder zurück; in anderen Fällen bleiben sie dauerhaft bestehen. Ein schwerer Schlaganfall endet oft auch tödlich.
Häufigkeit
Schätzungen zufolge erleiden jedes Jahr rund 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Betroffen sind vor allem ältere Menschen. Die Erst-Diagnose erfolgt meist erst ab einem Alter von 40 Jahren. Da der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung stetig zunimmt, halten Experten es für wahrscheinlich, dass auch die Anzahl der Schlaganfall-Patienten steigt. Laut einer Studie des Robert Koch Instituts (RKI) litten im Jahr 2014/2015 etwa 1,6 Prozent der Erwachsenen in Deutschland an einem Schlaganfall oder wiesen chronische Beschwerden infolge eines Schlaganfalls auf. Ein Apoplex ist die zweithäufigste Todesursache und eine der bedeutendsten Ursachen für Behinderungen bei Erwachsenen. Wer schon einmal einen Schlaganfall hatte, trägt ein erhöhtes Risiko für einen weiteren Apoplex. So bekommen etwa 40 von 100 Menschen, die schon einen Hirnschlag überstanden haben, innerhalb von zehn Jahren einen weiteren. Auch das Risiko für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie Herzinfarkt) ist bei Schlaganfall-Patienten erhöht.
Schlaganfall bei jungen Erwachsenen
Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit zunehmendem Alter, allerdings erhöht sich auch unter Menschen weit vor dem Senioren-Alter die Zahl der Betroffenen Jahr für Jahr. Grund ist vermutlich, dass sich auch die Risikofaktoren in immer frühere Lebensabschnitte verlagern: Übergewicht, erhöhte Blutfett-Werte, Bluthochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel. Nur vom Rauchen hat sich im Vergleich zu früher ein großer Teil der Jüngeren abgewendet. In der jüngeren Gruppe der Schlaganfall-Erkrankten überwiegen deutlich die Frauen. Ihr Risiko für einen Hirninfarkt steigt aufgrund hormoneller Einflüsse: In der Schwangerschaft, im Wochenbett und durch hormonelle Verhütungsmittel steigt die Gefahr von Gerinnseln. Wenn diese sich lösen, wandern sie beispielsweise ins Gehirn und verstopfen dort ein Gefäß. Das bedeutet: Auch in jungen Jahren sind typische Schlaganfall-Symptome ernst zu nehmen. Rufen Sie bei Verdacht immer einen Notarzt.
Schlaganfall bei Kindern
Auch Kinder erleiden vereinzelt einen Hirnschlag - selbst ungeborene im Mutterleib. Zu den möglichen Ursachen zählen zum Beispiel Gerinnungs-Störungen, Herz- und Gefäß-Erkrankungen. Manchmal löst auch eine Infektionskrankheit einen Schlaganfall bei Kindern aus. Eine klare Anzahl an Kindern und Jugendlichen, bei denen ein Apoplex diagnostiziert wurde, gibt es nicht. Experten sind überzeugt, dass sie viel höher liegt als angegeben, weil die Diagnose "Schlaganfall" bei Kindern schwerer zu stellen ist. Der Grund ist, dass die Reifung des Gehirns noch nicht abgeschlossen ist und sich ein Hirnschlag bei Kindern daher oft erst Monate oder Jahre später bemerkbar macht. So fällt zum Beispiel eine Halbseiten-Lähmung bei Neugeborenen erst nach etwa sechs Monaten auf.
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Prognose bei Schlaganfall
Allgemein gilt: Die Hirnschädigung durch einen Schlaganfall ist umso schwerwiegender, je größer das betroffene Blutgefäß ist, das verstopft und/oder geplatzt ist. Allerdings wirken sich in besonders empfindlichen Gehirn-Regionen wie beispielsweise dem Hirnstamm auch schon kleine Schäden verheerend aus und mindern entsprechend die Lebenserwartung. Rund ein Fünftel (20 Prozent) aller Hirnschlag-Patienten verstirbt innerhalb der ersten vier Wochen. Im Laufe des ersten Jahres sterben mehr als 37 Prozent der Betroffenen. Insgesamt ist der Schlaganfall neben Herzinfarkt und Krebs-Erkrankungen daher eine der häufigsten Todesursachen. Von jenen Schlaganfall-Patienten, die nach einem Jahr noch leben, trägt etwa die Hälfte bleibende Schäden davon und ist dauerhaft auf fremde Hilfe angewiesen. Ein Schlaganfall bei Kindern hat sehr gute Heilungschancen. Es gibt gute Behandlungs-Möglichkeiten für die kleinen Patienten, sodass die meisten von ihnen nach einiger Zeit wieder ein normales Leben führen. Nur bei ungefähr zehn Prozent aller betroffenen Kinder hinterlässt der Schlaganfall eine größere Beeinträchtigung.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben. Die Mehrheit aller Schlaganfälle (ca. neun von zehn Schlaganfällen) ist auf eine Durchblutungsstörung bei Gefäßverschlüssen im Gehirn (Ischämie) zurückzuführen. Vordringliches Ziel der Behandlung ist hier die schnelle Wiederherstellung der Blutzirkulation, weil es beim ischämischen Schlaganfall, oft auch als Hirninfarkt bezeichnet. Durch den Verschluss oder die Verengung eines hirnversorgenden Blutgefäßes kommt es zur Minderversorgung eines Hirnareals mit Sauerstoff und lebenswichtigen Nährstoffen. Ein Pfropf (Thrombus) verstopft das Gefäß und das Blut kann nicht mehr richtig fließen, um die Gehirnzellen zu versorgen. Ursache sind häufig Blutgerinnsel aus vorgelagerten Gefäßen, z. B. Oder, insbesondere bei Patienten mit Vorhofflimmern, verschließt ein aus dem Herzen mit dem Blutstrom angeschwemmtes Blutklümpchen ein Hirngefäß. Bei jüngeren Erwachsenen kann ein Gefäßwandriss mit Einblutung zwischen die Schichten der Gefäßwand ursächlich sein: Es handelt sich um die sog. Dissektion einer Arterie. Tritt dies im Bereich hirnversorgender Arterien auf (zervikale arterielle Dissektion/CAD), kann das einen Schlaganfall (Insult) auslösen. Die seltenere, dafür aber umso gefährlichere Ursache eines Schlaganfalls sind Einblutungen in das Hirngewebe aufgrund erkrankter Blutgefäße. Ein solcher hämorrhagischer Schlaganfall, oft auch als Hirnblutung bezeichnet, geht auf den Riss kleinerer Hirngefäße zurück, die oft durch einen langjährig bestehenden Bluthochdruck (Hypertonie) geschädigt sind. Das Problem bei Hirnblutungen besteht darin, dass Blut in das umliegende Hirngewebe gelangt und dort die Nervenzellen zerstört. Hier gilt es bei der Behandlung, die Blutung und Flüssigkeitsausbreitung in das Hirngewebe zu stoppen und ggf. Seltener kann eine sog. Subarachnoidalblutung einen Schlaganfall verursachen. In diesem Fall gelangt Blut meist aus einer Gefäßaussackung (Aneurysma) in den mit Hirnflüssigkeit gefüllten Subarachnoidalraum, d. h. in den Raum um Gehirn und Rückenmark. Das Aneurysma muss durch einen Katheter-Eingriff oder eine Operation verschlossen werden. Ursächlich können aber auch angeborene oder erworbene Gefäßfehlbildungen sein. Letztendlich gibt es aber auch Schlaganfälle, deren Ursache nicht geklärt werden kann und die häufig auch bei jüngeren Menschen auftreten. Der Mediziner spricht dann von einem kryptogenen Schlaganfall. Experten vermuten kleine Blutgerinnsel (Embolien) unbekannten Ursprungs (ESUS: „embolic stroke of undetermined source“, heißt embolischer Schlaganfall ungeklärter Ätiologie). Bei einer Thrombose der Hirnvenen (Sinusvenenthrombose, d. h. Es sind vor allem „Wohlstandserkrankungen“, die Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) sowohl an kleineren Hirngefäßen (Mikroangiopathie) als auch an größeren Gefäßen (Makroangiopathie) wie der Halsschlagader nach sich ziehen. Der wichtigste Risikofaktor ist dabei der Bluthochdruck, weil er sowohl zu Hirninfarkten als auch zu Hirnblutungen führen kann. Wenn ein Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen zusammenkommen, spricht man auch vom sogenannten metabolischen Syndrom, bei dem der Stoffwechsel z. T. erheblich gestört ist. Ausgelöst und verstärkt wird das metabolische Syndrom und somit auch das Risiko für Schlaganfälle durch Übergewicht (insbesondere ein hoher Taille-Hüft-Quotient), Bewegungsmangel, und Fehlernährung. Auch Alkoholkonsum und/oder psychischer Stress erhöhen das Schlaganfallrisiko. Hinzu kommt als weiterer Schlaganfall-Risikofaktor eine bestimmte Form der Herzrhythmusstörung, die absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern. Wenn die Vorhöfe nicht mehr richtig pumpen, sondern nur „flimmern“, können sich dort Blutgerinnsel (Thromben) bilden, die dann vom Herzen mit dem Blutstrom in die Gehirnarterien gelangen und dort Gefäßverschlüsse, also akute Schlaganfälle, auslösen können. Bei Frauen kann außerdem auch der Hormonhaushalt einen Einfluss auf das Schlaganfallrisiko haben.
Hauptrisikofaktoren laut Prof. Dr. Schäbitz
- Bluthochdruck
- Vorhofflimmern
- Diabetes
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- Fettstoffwechselstörung
- Alter (Risiko steigt mit zunehmendem Alter)
Symptome
Anzeichen eines Schlaganfalls sind vor allem plötzlich auftretende neurologische Krankheitszeichen wie Seh- oder Sprachstörungen, Lähmungen oder Gefühlsstörungen im Gesicht oder an den Armen und Beinen. Oft ist nur eine Körperhälfte betroffen.
FAST-Test
- F wie „Face“ (Gesicht): Ist das Gesicht verzogen, hängt ein Mundwinkel herunter?
- A wie „Arms“ (Arme): Beide Arme sollen nach vorn ausgestreckt mit den Handflächen nach oben gleichzeitig angehoben und waagerecht gehalten werden.
- S wie „Speech“ (Sprache): Die Aussprache eines einfachen Satzes ist lallend oder verwaschen, Silben werden verwechselt, der Betroffene muss nach Wörtern suchen oder es werden falsche Buchstaben gesprochen.
- T wie „Time“ (Zeit): Tritt auch nur eines der beschriebenen Anzeichen akut auf − keine Zeit verlieren und sofort die 112 anrufen! Denn „Time ist Brain“.
Weitere Symptome
- (Dreh-)Schwindel und Unsicherheit beim Stehen, schwankender Gang, oder der Betroffene fühlt sich wie bei Seegang.
- Koordinationsstörungen, z. B.
- Sehstörungen, z. B.
- Bewusstlosigkeit, Atmung und Puls setzen aus.
Auch, wenn derartige Anzeichen nur kurzzeitig auftreten, könnten sie Zeichen einer Mangeldurchblutung sein und müssen ernst genommen werden. Sie können einen Schlaganfall ankündigen. Mediziner sprechen von einer Transitorisch Ischämischen Attacke (TIA). Eine medizinische Abklärung ist auch dann dringend erforderlich, wenn die Symptome zwischenzeitlich abklingen, denn TIAs sind oft Vorboten eines schweren Schlaganfalls. Auch bei nur gering ausgeprägten Schlaganfall-Symptomen, einem sog. „Minor Stroke“ oder „kleinen Schlaganfall“, muss eine rasche Untersuchung und Behandlung erfolgen.
Stille Schlaganfälle
Nicht immer ist ein Schlaganfall ja sofort als akuter Schlaganfall auffällig. Manchmal gibt es die sogenannten „stillen Schlaganfälle“, die weder von Betroffenen noch von deren Umfeld als solche erkannt werden. Es ist schon so, dass auch die stillen Schlaganfälle - oder wie wir sagen „stummen Schlaganfälle“ - mild ausgeprägte Symptome zeigen. Diese Symptome werden jedoch häufig nicht als Schlaganfall-Symptom bewertet, daher bleiben sie „still“. Das kann zum Beispiel mal ein kurzer Schwindel oder mal ein Kribbeln sein. Dass ein „stiller Schlaganfall“ gar keine Symptome verursacht, ist eher selten der Fall. Meistens werden die Symptome einfach gar nicht bemerkt, weil stille Schlaganfälle in aller Regel kleinere Schlaganfälle sind, die letzten Endes keine Funktionsstörung verursachen.
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Schwere Schlaganfälle
Neben den stillen Schlaganfällen gibt es auch die schweren Schlaganfälle, die durchaus heftige und typische Symptome zeigen. Eine einseitige Lähmung des Gesichts wie ein hängender Mundwinkel.
Diagnose
Bereits beim Anruf der 112 sollten die Symptome geschildert werden sowie die Vermutung, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte. Denn die Leitstelle weiß dann, dass ein Krankenhaus mit einer sog. „Stroke Unit“ angefahren werden muss. Das ist eine spezialisierte neurologische Einrichtung an Kliniken zur optimalen Versorgung von Schlaganfällen. Um zu unterscheiden, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder um eine Hirnblutung handelt, werden bildgebende Untersuchungen durchgeführt. Dabei handelt es sich um Schichtaufnahmen des Gehirns, entweder mittels Computertomographie (CT) oder mittels Kernspin- bzw. Magnetresonanztomographie (MRT). Meist erfolgt dabei auch eine Darstellung der hirnversorgenden Gefäße (CT- oder MR-Angiographie). Darüber hinaus erfolgt eine Laboruntersuchung des Bluts. Des Weiteren wird immer ein EKG zum Nachweis bzw.
Therapie
Ein Schlaganfall muss so schnell wie möglich behandelt werden - jede Minute zählt. Es gilt das Motto „time is brain“, damit es nicht zu bleibenden Schäden durch Absterben von Gehirnzellen kommt. Je schneller die Behandlung erfolgt, desto höher sind die Chancen auf eine weitgehende oder vollständige Genesung.
Akuttherapie
Ziel der Akuttherapie ist, die Versorgung betroffener Hirnregionen schnellstmöglich wiederherzustellen, damit es nicht zu bleibenden Schäden kommt.
Ischämischer Schlaganfall
Bei einem ischämischen Schlaganfall muss das durch ein Blutgerinnsel akut verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnet werden. Dies kann durch eine medikamentöse Therapie erfolgen, die als Thrombolyse (kurz auch: „Lyse“) bezeichnet wird. Reicht eine Lysetherapie zur Auflösung des die Arterie verstopfenden Blutgerinnsels nicht aus, gibt es die Möglichkeit der sogenannten Thrombektomie, einem Eingriff, bei dem das Blutgerinnsel mechanisch entfernt wird. Dabei werden meist Katheter verwendet, die an ihrer Spitze ein Drahtgeflecht (Stent) besitzen. Diese Katheter werden so weit in das Hirngefäß vorgeschoben, dass sie hinter den Thrombus zu liegen kommen. Dann wird das Gittergeflecht an der Stelle des Thrombus entfaltet, so dass sich das Gerinnsel darin verfängt. Grundsätzlich sollte die Lysetherapie innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptome begonnen werden. Neue Studien haben gezeigt, dass unter bestimmten Umständen eine Lysetherapie auch noch später erfolgreich sein kann. Vor allem beim Verschluss großer Hirngefäße erfolgt eine Thrombektomie. In Berlin läuft derzeit ein Modellprojekt mit sogenannten STroke Einsatz-MObilen (STEMO). Das sind speziell konzipierte Rettungswagen, die mit einem Computertomographen und einem Minilabor ausgerüstet sind. Vorteil: Alle Untersuchungen inklusive mit Bildgebung und Notfalllabor erfolgt im STEMO bereits vor dem Transport in die Klinik. Es kann sogar die Thrombolyse, die medikamentöse Therapie zur Auflösung des ursächlichen Blutgerinnsels, bereits im Wagen begonnen werden.
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Hämorrhagischer Schlaganfall
Zunächst wird versucht, die Ausbreitung der Blutung zu bremsen, durch Senkung des Blutdrucks und ggf. den Einsatz gerinnungsaktiver Medikamente. Bei ausgedehnten Hirnblutungen wird operiert.
Rehabilitation
Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle.
Sekundärprävention
Nach einem ischämischen Schlaganfall, auch bei einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA), erfolgt eine therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung, um das Risiko zu minimieren, dass sich ein neues Blutgerinnsel bildet und zu einem Folgeschlaganfall führt. Oft wird dafür Aspirin/ASS eingesetzt, da es die Blutplättchenbildung hemmt. Wenn ein Vorhofflimmern ursächlich war, erfolgt die sogenannte Antikoagulationstherapie. Dabei gelten die selben Präventionsmaßnahmen wie vor Erstschlaganfällen. Die entscheidenden Faktoren sind einfach eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Diabetes, kein Bluthochdruck usw.
Stroke Units
Wie hilfreich ist es für Betroffene, wenn sie nach einem Schlaganfall in spezialisierte „Stroke Units“ in Klinken eingeliefert werden? Die Erstversorgung in einer Stroke Unit ist essentiell. In Deutschland wird heutzutage auch der Großteil - ich will nicht sagen alle Schlaganfall-Patienten - auf solchen Stroke Units behandelt. Über die letzten Jahre hat sich auf diesem Gebiet eine Behandlungsexpertise entwickelt, so dass Schlaganfälle in solchen Einheiten besser behandelt werden als zum Beispiel in Krankenhäusern, die das nicht vorhalten oder in anderen Abteilungen oder internistischen Kliniken. In Stroke Units ist die diagnostische und therapeutische Expertise sehr hoch und daher können die Experten einschätzen, ob im individuellen Fall zum Beispiel eine Spezialtherapie möglich und nötig ist wie beispielweise eine Lyse-Therapie oder eine katheterbasierte sogenannte Thrombektomie. Auf diesen Stroke Units wird nicht nur die Akuttherapie gestartet, sondern es erfolgt in den folgenden Tagen auch ein Herz-Kreislauf-Monitoring. Nach der Akuttherapie wird der Fokus auf die Ursachenforschung des Schlaganfalls gelegt. Es wird immer das Herz-Kreislauf-Monitoring gemacht, bei dem Herzfrequenz, Atemfrequenz und Blutdruck beobachtet werden. Zudem werden natürlich bei allen Schlaganfall-Patienten mithilfe bildgebender Verfahren wie MRT und CT die gehirnversorgenden Gefäße untersucht, um die Art und das Ausmaß des Schlaganfalls abzuklären.
Heilungschancen
Im Bereich der Thrombektomie gibt es tatsächlich Heilungserfolge, die an Wunderheilung grenzen kann: Es gibt Fälle, in denen der Patient mit einer schwerstgradigen Lähmung in die Klinik kommt und bei Entlassung eine Woche später keinerlei Einschränkungen mehr hat - sofern er nach dem Schlaganfall schnell in die Klinik gebracht wurde. Das ist gar nicht mal so selten und natürlich ein riesiger Erfolg der medizinischen Therapie. Das spielt natürlich eine große Rolle, weil sich der Therapieerfolg nach der Beteiligung des Patienten richtet.
Leben nach einem Schlaganfall
Die Folgen eines Schlaganfalls hängen immer von Art und Ausmaß des Schlaganfalls ab. Die stärksten Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall resultieren aus schwerwiegenden Lähmungen und Sprachstörungen. Und natürlich gibt es weitere Symptome, die nicht unbedingt etwas mit der initialen Schlaganfall-Symptomatik zu tun haben, die sich aber im Verlauf des Schlaganfalls entwickeln können und gar nicht mal selten sind. Bei einem sehr schweren Schlaganfall sollte man sich frühzeitig auf Pflegeportalen informieren und passende Pflege für seinen Angehörigen organisieren. Durch die Folgen eines Schlaganfalls sind viele Personen nach einem Schlaganfall auf Unterstützung oder Pflege angewiesen. Das hängt erheblich von der Schwere des Schlaganfalls ab. Wenn es nur ein leichter Schlaganfall war oder einer, bei dem eine Rückbildung möglich ist, dann ändert sich vielleicht gar nicht viel und der Betroffene kann ganz normal in seine Wohnung zurückkehren. Wenn es ein schwerer Schlaganfall war, dann muss möglicherweise schon mehr Unterstützung oder Pflege organisiert werden. Meistens hat man als Angehöriger in so einem Fall aber etwas mehr Zeit für diese Organisation, weil Patienten mit einem schweren Schlaganfall nach der Akuttherapie in der Regel noch in die Reha gehen. Die Mortalität von Patienten nach einem ersten Schlaganfall liegt bei 25 bis 30 Prozent. Das betrifft allerdings nur die Subgruppe der sehr schweren Schlaganfälle. Das sind ja letztlich Patienten, die schwerste Lähmungen, schwerste Sprachstörungen, schwerste Sehstörungen haben und die nach dem ersten Schlaganfall in der Regel bettlägerig und stark pflegebedürftig sind. Von diesen schwerwiegenden Fällen stirbt eine sehr hohe Zahl innerhalb des ersten Jahres.
Umgang mit den Folgen
Vieles haben Schlaganfallpatienten/-patientinnen selbst in der Hand. Wenn es gelingt, in der Notfallsituation das verstopfte Gefäß wieder zu eröffnen, besteht die Chance der vollständigen Heilung. Alle anderen Maßnahmen zielen auf eine Schadensbegrenzung. Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache für eine bleibende Behinderung. Entscheidend ist, dass Betroffene und ihre Angehörigen und Bezugspersonen die verbleibenden neurologischen Symptome verstehen und mit ihnen umgehen lernen. Bei einer Sprachstörung (Aphasie) können Sprachverständnis und/oder Sprachkodierung gestört sein; bei einer Sprechstörung (Dysarthrie) sind die Sprechmuskeln beeinträchtigt - Logopäden trainieren die Kommunikation. Gesichtsfeldausfälle oder eine Aufmerksamkeitsstörung (Neglect) führen zu Einschränkungen der Verkehrstauglichkeit und können auch die Wahrnehmung und Orientierung im häuslichen Umfeld beeinträchtigen. Lähmungen und Spastik begrenzen den Einsatz der betroffenen Gliedmaßen, meist mehr des Armes und der Hand als des Beines. Dies bedarf einer gezielten Krankengymnastik, ggf. aber auch einer medikamentösen oder Spritzentherapie und des Einsatzes von Hilfsmitteln. Die Ergotherapie hilft bei der Feinmotorik und beim (Wieder-)Erlernen vom Arbeiten mit Gegenständen. Koordinationsstörungen können Zielbewegungen und das Gehen beeinträchtigen. Für die Betroffenen ist es oft extrem frustrierend, wenn sprachliche Kommunikation nicht gelingt oder wenn auf bestehende Handicaps nicht oder falsch eingegangen wird. Die Beratung von betreuenden Personen über den richtigen Umgang mit den Betroffenen ist daher enorm wichtig. Oft hilft es Betroffenen, sich mit anderen z.B. Viele Patientinnen und Patienten entwickeln in Folge des Schlaganfalls eine Depression, da sich ihr Leben massiv verändert hat und sie mit Folgen oder gar schweren Behinderungen leben müssen. Eine Depression ist eine schwere Erkrankung, die von Anfang an konsequent behandelt werden muss.
Prävention
Die Gefahr, einen Schlaganfall mit all seinen gefürchteten Folgen zu erleiden, kann man jedoch durch Prävention auch abwenden.
Primärprävention
Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind letztendlich immer die Vermeidung von Risikofaktoren. Das heißt: Maßnahmen, die effektiv einem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und letzten Endes auch Diabetes vorbeugen und verhindern. Dazu gehört im ersten Schritt, dass man sich vernünftig ernährt, das heißt eine balancierte, ausgewogene zum Beispiel mediterrane Diät zu sich führt. Also überwiegend Gemüse, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Alkohol. Alkohol ist zwar nicht komplett verboten, aber nur in sehr geringen Mengen. Und natürlich ist ausreichende Bewegung sehr wichtig. 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal. Und wenn Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, sollte man die natürlich auch behandeln. Die entscheidenden Faktoren sind einfach eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Diabetes, kein Bluthochdruck usw.
Sekundärprävention
Dabei gelten die selben Präventionsmaßnahmen wie vor Erstschlaganfällen.
Schlaganfall-Risikotest
Diesen Selbsttest empfehlen wir ausdrücklich. Wissen Sie, diese Tests sind ja eine Art Screening. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung, aber jemand, der zum Beispiel familiär vorbelastet ist, vielleicht sogar den ein oder anderen Risikofaktor hat und älter wird, für den ist solch ein Test eine Chance. Wenn der Test auffällig ist, sollte er unbedingt immer zum Arzt gehen und dann können Risikofaktoren frühzeitig überprüft und entsprechende Behandlungen eingeleitet werden.
Was tun im Notfall?
Sie rufen sofort die 112. Das Wichtigste ist, dass der Rettungsdienst alarmiert wird und so schnell wie möglich Hilfe eintrifft. Erste Hilfe nach Schlaganfall? Das Wichtigste ist die Aktivierung des Rettungssystems mit großem Abstand zu allen anderen Maßnahmen. Sie können denjenigen natürlich beruhigen und darauf achten, dass er nicht stürzt, falls er eine Gangstörung hat. Aber all das sind Dinge, die dem gesunden Menschenverstand entsprechen. Das Wichtigste ist die Aktivierung des Rettungssystems mit großem Abstand zu allen anderen Maßnahmen.
Zukunftsperspektiven
Ein Bereich der Forschung dreht sich aktuell um die Verbesserung der Akuttherapie. Da haben wir ja mit der Thrombektomie eine sensationell wirksame neue Therapiemethode hinzugewonnen. Auf dem Gebiet der Schlaganfall-Früherkennung wird natürlich auch viel an der Genetik des Schlaganfalls geforscht. Warum treten Schlaganfälle zum Beispiel in manchen Familien häufiger auf als in anderen? Woran kann man eine Art Veranlagung erkennen? An diese und ähnlichen Fragen wird stark geforscht. Zuletzt gibt es auch viele Forschungsprojekte zur Verbesserung der Regeneration und Rehabilitation nach Schlaganfall.
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