Theoretisch kann jeder Mensch einen Schlaganfall erleiden, unabhängig von Alter und Geschlecht. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Schlaganfall keine Krankheit ist, die nur ältere Menschen betrifft. Tatsächlich ist etwa jeder vierte Neuerkrankte im erwerbsfähigen Alter. Daher ist es entscheidend, sich der Risikofaktoren bewusst zu sein und Maßnahmen zur Prävention zu ergreifen.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
Einige Risikofaktoren für einen Schlaganfall lassen sich nicht beeinflussen. Dazu gehören:
- Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter. Etwa vier von fünf Schlaganfallpatienten sind älter als 60 Jahre. Nach dem 55. Lebensjahr verdoppelt sich das Risiko mit jedem weiteren Lebensjahrzehnt.
- Genetische Voraussetzungen: Wenn in der Familie bereits Schlaganfälle aufgetreten sind, ist das Risiko, selbst einen Schlaganfall zu erleiden, erhöht. Dies gilt besonders, wenn in der Familie vererbbare Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen bekannt sind.
- Geschlecht: Männer haben im mittleren Lebensalter ein höheres Schlaganfallrisiko als Frauen. Bei Frauen ereignet sich der Schlaganfall meist in einem späteren Lebensabschnitt. Aufgrund des höheren Alters sind die Folgen dieser Schlaganfälle schwerwiegender und Frauen versterben häufiger daran. Allerdings sind Frauen zwischen 18 und 35 Jahren statistisch gesehen häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer. Bei ihnen spielen das Risiko der Pille - vor allem im Zusammenspiel mit Rauchen - und der Risikofaktor Migräne mit Aura eine besondere Rolle. Auch Schwangerschaften erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall: Um die Entbindung, bzw. die Zeit kurz nach Entbindung, ist das Schlaganfallrisiko erhöht.
Beeinflussbare Risikofaktoren
Glücklicherweise gibt es zahlreiche Risikofaktoren, die durch Veränderungen des Lebensstils und medizinische Behandlungen beeinflusst werden können.
Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie)
Bluthochdruck, auch arterielle Hypertonie genannt, ist ein wesentlicher Risikofaktor für den Schlaganfall. Er ist definiert als eine dauerhafte Erhöhung des systolischen und diastolischen Blutdrucks. Der optimale Blutdruck liegt bei Werten von 120/80 mm Hg (nach den Zielwerten der WHO). Werte, die dauerhaft über 180/110 mm Hg liegen, werden als schwere Hypertonie bezeichnet.
Bluthochdruck führt zu einer Verengung und Verkalkung der Blutgefäße (Arteriosklerose). Patienten mit hohem Blutdruck erleiden daher häufiger einen Schlaganfall als Menschen ohne hohen Blutdruck. Bluthochdruck erhöht das relative Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, im Vergleich zu einem Menschen ohne Bluthochdruck um das Sechs- bis Achtfache. Mit der Höhe des Blutdrucks nimmt das Schlaganfallrisiko zu.
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Ein Problem besteht darin, dass Bluthochdruck oft unerkannt bleibt. Viele Menschen bemerken ihn nicht, da er nicht weh tut. Daher ist es wichtig, den Blutdruck regelmäßig kontrollieren zu lassen und gegebenenfalls eine Behandlung einzuleiten. So gilt es etwa, den Blutdruck als wichtigsten Risikofaktor unbedingt in einen Bereich von unter 140/90 mmHg zu bringen. Bei Patienten mit Diabetes müssen Blutdruckwerte in einem Bereich von 130-139/80-85 mmHg erreicht werden, um das Risiko für einen Schlaganfall zu senken.
Rauchen
Zigarettenrauchen ist ein bedeutsamer Risikofaktor für den Schlaganfall. Das Schlaganfallrisiko steigt mit der Anzahl der pro Tag gerauchten Zigaretten und der Anzahl der Jahre, in denen geraucht wurde. Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein 1,5 bis 2 mal erhöhtes relatives Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
Rauchen führt über das Nervensystem zu einer Freisetzung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und zu einer Verengung der Blutgefäße, was wiederum Bluthochdruck verursacht. Die Verengung der Blutgefäße schränkt die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen ein. Zusätzlich vermindert Rauchen die Menge des Sauerstoffs, den die roten Blutkörperchen im Körper transportieren können. Das Gehirn signalisiert aufgrund der Sauerstoffnot dem Knochenmark, mehr rote Blutkörperchen zu produzieren, was zu einer "Bluteindickung" führt und die Blutfließeigenschaften stört. Rauchen erhöht auch die Bereitschaft des Blutes zu gerinnen und führt zu Fettstoffwechselstörungen.
Die Beendigung des Zigarettenrauchens führt zu einer deutlichen Verminderung des Schlaganfallrisikos.
Cholesterin
Hohe Cholesterinwerte sind ein weiterer Risikofaktor für den Schlaganfall. Bei Cholesterinwerten über 240 mg/dl steigt das Schlaganfallrisiko um das Zweieinhalbfache. Der Cholesterinspiegel sollte unter 200 mg/dl liegen. Dieser Richtwert ist besonders wichtig, wenn der "schlechte" Cholesterinteil (das sog. LDL) erhöht und der "gute" Cholesterinteil (das sog. HDL) erniedrigt ist.
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Jeder sollte seinen Cholesterinwert im Blut kennen und gegebenenfalls durch Änderungen in der Ernährung oder mit Medikamenten behandeln. Der Verzehr von tierischen Fetten sollte eingeschränkt oder durch pflanzliche Fette ersetzt werden. Sport und regelmäßige Bewegung haben ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Blutfettspiegel.
Fettstoffwechselstörungen können eine Atherosklerose begünstigen und tragen damit zu einem erhöhten Schlaganfallrisiko bei. Besonders das sogenannte LDL-Cholesterin erhöht das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.
Übergewicht
Übergewicht ist definiert als ein im Vergleich zur Körpergröße zu hohes Körpergewicht. Dieses Verhältnis wird mit Hilfe des Body Mass Index (BMI) errechnet. Der BMI ergibt sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm [kg] geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern [m²].
Übergewicht ist ein Risikofaktor für viele Erkrankungen. Es führt zu Bluthochdruck, belastet die Knochen und Gelenke und erhöht die Gefahr, an Diabetes zu erkranken. Bewegung ist eine wichtige Maßnahme, um Übergewicht abzubauen. Ausdauersportarten sind sinnvoll.
Übergewicht und Bewegungsmangel können einen Bluthochdruck oder einen Diabetes zur Folge haben. Alleine hierdurch ist das Schlaganfallrisiko bei übergewichtigen Menschen deutlich erhöht.
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Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit)
Diabetes ist ein Sammelbegriff für verschiedene Formen von Stoffwechselstörungen, denen gemeinsam ist, dass der Zuckerspiegel im Blut nach dem Essen und nüchtern zu hoch ist. Bei Patienten mit Diabetes werden die Wände der Blutgefäße angegriffen. Sie verdicken sich und dadurch wird die Durchgängigkeit der Blutgefäße gestört. Die Verdickung der Gefäßwände erfolgt unter anderem auch über die Arterienverkalkung (Arteriosklerose).
Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ist für Menschen mit Diabetes gegenüber gesunden Menschen um das Zwei- bis Dreifache erhöht. Viele Menschen mit Diabetes merken zunächst nicht, dass sie die Erkrankung haben. Diabetes tut nicht weh, deshalb wird die Krankheit oft erst spät bemerkt. Regelmäßige Untersuchungen auf das Vorhandensein von Diabetes sind deshalb sinnvoll. Bei diesen Patienten müssen Blutdruckwerte in einem Bereich von 130-139/80-85 mmHg erreicht werden, um das Risiko für einen Schlaganfall zu senken.
Herzerkrankungen und Herzrhythmusstörungen
Herzerkrankungen und insbesondere Herzrhythmusstörungen sind eine wichtige Ursache von Schlaganfällen. Insbesondere eine bestimmte Art von Herzrhythmusstörung, das Vorhofflimmern, bedeutet ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko. Bei Menschen mit Vorhofflimmern ist das Schlaganfallrisiko mindestens um das Fünffache erhöht. Etwa 5 % aller Menschen mit Vorhofflimmern bekommen pro Jahr einen Schlaganfall. Kommen neben dem Vorhofflimmern weitere Herzerkrankungen wie Herzgefäßerkrankungen (KHK = koronare Herzerkrankung) oder Herzschwäche (Herzinsuffizienz) hinzu, erhöht sich das Risiko zusätzlich um den Faktor zwei bis drei. Besonders schwerwiegend ist das Vorliegen einer rheumatischen Herzschädigung, die durch eine Infektion mit Streptokokken verursacht wird. Bei Vorhofflimmern mit einer rheumatischen Herzschädigung erhöht sich das Schlaganfallrisiko um das Siebzehnfache.
Bei Menschen mit Vorhofflimmern können sich durch den unregelmäßigen Herzschlag kleine Blutklümpchen im Herzen bilden. Mithilfe eines EKG können viele Arten von Herzrhythmusstörungen erkannt werden. Zur Vorbeugung eines Schlaganfalles bei Menschen mit Vorhofflimmern werden Medikamente eingesetzt, die das Blut verdünnen, um die Bildung von Blutklümpchen zu verhindern.
Menschen mit Vorhofflimmern haben ein bis zu 5-fach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Die Wahrscheinlichkeit für ein Vorhofflimmern steigt mit zunehmendem Lebensalter.
Weitere beeinflussbare Risikofaktoren
- Bewegungsmangel: Bewegungsmangel erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu denen auch der Schlaganfall gehört. Regelmäßige körperliche Aktivität ist daher sehr empfehlenswert.
- Stress: Anhaltender Stress kann der Gesundheit schaden und das Schlaganfallrisiko erhöhen.
- Alkoholkonsum: Ein übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Schlaganfall-Risiko.
- Carotisstenose: Als Carotisstenose wird die Einengung (Stenose) der hirnversorgenden Halsschlagadern (Carotis) bezeichnet. Hauptursache für diese Verengung ist die Arteriosklerose.
Prävention: Was Sie tun können
Die gute Nachricht ist, dass viele Schlaganfälle durch Prävention vermieden werden können. Hier sind einige wichtige Maßnahmen:
- Gesunder Lebensstil: Verzichten Sie auf das Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum. Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ausreichend, regelmäßige Bewegung.
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Lassen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck, Cholesterinspiegel und Blutzucker kontrollieren.
- Behandlung von Risikofaktoren: Wenn Sie Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Vorhofflimmern haben, lassen Sie diese konsequent behandeln.
- Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein, beispielsweise mit blutverdünnenden, cholesterinsenkenden oder gerinnungshemmenden Medikamenten.
- Schnelle Hilfe bei Symptomen: Achten Sie auf die Anzeichen eines Schlaganfalls und rufen Sie bei Verdacht sofort den Notruf 112.
Schlaganfall bei jüngeren Menschen
Obwohl der Schlaganfall primär eine Krankheit des Alters ist, ereignen sich etwa ein Viertel aller Schlaganfälle bei Menschen unter 65 Jahren. Bei Patienten im Alter zwischen 18 und 50 Jahren spricht man vom Schlaganfall beim jungen Menschen oder dem sogenannten juvenilen Schlaganfall.
Bei jüngeren Schlaganfallpatienten sind die Ursachen oft anders als bei älteren Menschen. Häufige Ursachen sind Herzfehler, Gerinnungsstörungen, Gefäßeinrisse (Dissektionen) und seltene Syndrome. Aber auch die klassischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen und geringe körperliche Aktivität spielen eine Rolle.
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