Ein Schlaganfall kann eine Vielzahl von körperlichen und psychischen Beschwerden verursachen. Neben den direkten Folgen wie Lähmungen und Sprachstörungen können auch Schmerzen auftreten. Diese Schmerzen können unterschiedliche Ursachen haben und sich in ihrer Intensität und Art unterscheiden. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Schmerzen nach einem Schlaganfall und stellt Behandlungsansätze vor.
Ursachen von Schmerzen nach einem Schlaganfall
Schmerzen nach einem Schlaganfall können verschiedene Ursachen haben:
Zentrale Schmerzen (Central Post-Stroke Pain, CPSP)
Der zentrale neuropathische Schmerz nach einem Schlaganfall (CPSP) tritt bei etwa 8 % der Schlaganfallpatienten auf. Er entsteht durch eine Schädigung im zentralen Nervensystem, insbesondere im Thalamus oder in den Bahnen, die Schmerzsignale zum Gehirn leiten (spinothalamischer Trakt). Eine notwendige Voraussetzung für CPSP scheint die Beteiligung des spinothalamischen Trakts zu sein.
CPSP ist oft schwer zu behandeln und kann sich durch brennende, stechende oder quälende Schmerzen äußern. Die Diagnose erfordert den Ausschluss anderer Schmerzursachen.
Spastik-assoziierte Schmerzen
Eine häufige Folge eines Schlaganfalls ist die Spastik, eine erhöhte Grundspannung in bestimmten Muskeln. Studien zeigen, dass die Spastik selbst in etwa 50 % der Fälle Schmerzen auslöst. Diese Schmerzen können durch die anhaltende Muskelanspannung, Fehlstellungen und Bewegungseinschränkungen entstehen. Die häufigste Form der Spastik im Bein ist der sogenannte mobile Spitzfuß. Es kommt im Sprunggelenk zu einer Beugung Richtung Fußfläche und zugleich zu einer Inversion.
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Schmerzen durch Hemiplegie/Hemiparese
Unmittelbar nach dem Schlaganfall können Betroffene eine Körperhälfte nicht mehr richtig spüren oder kontrollieren. Je nach Schweregrad der Hirnverletzung und Schnelligkeit der Versorgung können diese Lähmungserscheinungen spontan wieder verschwinden oder sich verbessern. Die meisten Betroffenen haben jedoch dauerhafte Lähmungen, die zu Schmerzen führen können.
Fußheberschwäche
Eine Fußheberschwäche, auch Fallfuß genannt, ist eine häufige Folgeerscheinung nach einem Schlaganfall. Sie entsteht durch eine Störung der Signalweitergabe vom zentralen Nervensystem zu den Bein- und Fußmuskeln. Betroffene können ihren Fuß nicht mehr koordiniert steuern, was zu einem unrunden Gangbild und einer erhöhten Stolper- und Verletzungsgefahr führt. Bleibt die Fußheberschwäche unbehandelt, können Hüft- und Beckenschmerzen entstehen.
Weitere Ursachen
Neben den genannten Ursachen können auch andere Faktoren zu Schmerzen nach einem Schlaganfall beitragen:
- Körperliche Beschwerden: Kopfschmerzen oder Magenprobleme können als Begleiterscheinung auftreten oder durch den emotionalen Stress verstärkt werden.
- Post-Stroke Depression (PSD): Symptome der Post-Stroke Depression gleichen den Symptomen und Anzeichen einer klassischen Depression und können eine Reihe von emotionalen, kognitiven und körperlichen Bereichen betreffen.
Behandlung von Schmerzen nach einem Schlaganfall
Die Behandlung von Schmerzen nach einem Schlaganfall richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und der Art der Schmerzen. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können:
Medikamentöse Therapie
- Schmerzmittel: Zur Behandlung von CPSP und anderen neuropathischen Schmerzen können verschiedene Medikamente eingesetzt werden, darunter Antidepressiva (z.B. Amitriptylin), Antikonvulsiva (z.B. Lamotrigin, Pregabalin) und Opioide.
- Botulinumtoxin: Bei Spastik-assoziierten Schmerzen kann Botulinumtoxin in die betroffenen Muskeln injiziert werden, um die Muskelspannung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
Physiotherapie
Krankengymnastik ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie für Patienten mit einer Fußheberschwäche. Abgestimmt auf die individuellen Einschränkungen des Betroffenen erstellt der Therapeut einen Behandlungsplan. Mit gezielten Übungen stärkt er die Muskeln und stimuliert die Nervenbahnen.
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Funktionelle Elektrostimulation (FES)
Bei der Funktionellen Elektrostimulation (FES) wird eine Manschette am Unterschenkel befestigt, die elektronische Impulse aussendet. Auf diese Weise werden die an der Fußhebung beteiligten Muskeln animiert, ihren Dienst zu erfüllen. Diese Technik gilt als äußerst effizient, da sie Gang, Gleichgewicht und Bewegungsausmaß deutlich verbessert.
Orthesen und Hilfsmittel
Sachkundig angefertigte Orthesen geben Halt und sind in einer Vielzahl von Ausführungen erhältlich. Je nach Bedarf sind sie mehr oder weniger dünn, leicht und alltagstauglich. Während textile Orthesen sich vor allem für leichte Fälle der Fußheberschwäche eignen, können dynamische Orthesen aus Carbon den Patienten bei einem mittelstarken Funktionsverlust unterstützen. Und Silikonorthesen bieten beispielsweise nicht nur auf Teerboden, sondern auch beim Training im Wasser guten Halt. Wichtig ist, dass sich Patienten mit einer Fußheberschwäche ausführlich von ihrem Therapeuten oder im Fachhandel beraten lassen. Neben den klassischen Therapieansätzen sollten Patienten mit einer Fußheberschwäche auch auf zusätzliche Übungen setzen, die sich leicht in den Alltag im heimischen Wohnzimmer integrieren lassen. Sei es der Gehstock, das Paar orthopädischer Schuhe oder die bequemen Einlagen: Was immer einem Patienten hilft, sein Gangbild zu verbessern, sollte genutzt werden.
Psychotherapie
Die PSD-Behandlung kann Psychotherapie, medikamentöse Ansätze oder eine Kombination aus beidem umfassen. Ein frühzeitiges Erkennen und die umfassende Unterstützung sind entscheidend, um Betroffenen dabei zu helfen, die Niedergeschlagenheit zu überwinden und ihre Lebensqualität zu verbessern. Die Behandlung der PSD konzentriert sich auf psychotherapeutische Ansätze, um diese negativen Gedankenmuster zu bewältigen und das Selbstwertgefühl wiederherzustellen. Die Unterstützung von Freunden und Familie ist ebenfalls entscheidend, um den Betroffenen dabei zu helfen, sich selbst zu akzeptieren und ihren Selbstwert zurückzugewinnen.
Weitere Therapieansätze
- Neurostimulation: In einigen Fällen kann eine Neurostimulation (z.B. transkranielle Magnetstimulation, Rückenmarkstimulation) zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Alternative Therapien: Einige Patienten berichten von einer Schmerzlinderung durch alternative Therapien wie Akupunktur, Massage oder Entspannungsübungen.
Umgang mit Spastik im Alltag
Patienten mit Spastik können selbst viel tun, um ihre Beschwerden zu lindern:
- Bewegung: Aktive und therapeutisch begleitete aktive Bewegung ist wichtig, um die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu erhalten.
- Schienen: Das konsequente Tragen von Schienen, beispielsweise in der Nacht, kann helfen, Fehlstellungen zu vermeiden.
- Hilfsmittel: Das Bewegen mit Hilfsmitteln kann die Selbstständigkeit im Alltag erleichtern.
- Medikamentöse Behandlung: Eine medikamentöse Behandlung kann helfen, die Muskelspannung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
- Vertrauen: Es ist wichtig, auf die vielen Menschen zu vertrauen, die sich mit dieser Erkrankung gut auskennen und deren Hilfe anzunehmen.
- Physikalische Behandlungen: Physikalische Behandlungen in physikalischen Instituten können eine Rolle spielen.
Die Rolle der Angehörigen
Die Angehörigen spielen nach einem Schlaganfall mit Spastizität eine wichtige Rolle für die Patientinnen und Patienten. Sie leisten im Alltag oft an vielen Stellen kleinere oder größere Hilfestellungen. Manchmal können SchlaganfallpatientInnen aufgrund einer Aphasie nicht mehr sprechen. Dann ist es wichtig, dass die Angehörigen zu Arztterminen mitgehen und berichten, wie der Alltag abläuft und ob die PatientInnen die Medikamente gut vertragen. Die ÄrztInnen wollen von den Angehörigen oft auch wissen, wie der Alltag funktioniert, gerade wenn Sprachschwierigkeiten bestehen und die PatientInnen sich nicht gut ausdrücken können. Es kann sein, dass die Angehörigen auch gebeten werden zu helfen, beispielsweise bei der körperlichen Untersuchung, einer Spastik Behandlung oder dem Transfer aus dem Rollstuhl zum Bett. Wenn sich erkrankte Personen immer mehr zurückziehen, kann das daran liegen, dass sie eine reaktive Depression, eine Verstimmung entwickeln. In solchen Fällen ist es wichtig, dass Freunde und Angehörige auf die PatientInnen zugehen und an alte Interessen anknüpfen. Das können beispielsweise die Musik oder gemeinschaftliche Aktivitäten sein. Wichtig ist bei diesen PatientInnen auch die ärztliche Begleitung.
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