Sehnen und Nerven im Fuß: Anatomie, Funktion und häufige Erkrankungen

Fußschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das die Bedeutung gesunder Füße für unser Wohlbefinden unterstreicht. Leonardo da Vinci bezeichnete den menschlichen Fuß einst als ein Meisterwerk der Technik und ein Kunstwerk. Diese Einschätzung wird durch die komplexe Struktur des Fußes bestätigt, die aus 26 Knochen, 33 Gelenken, 20 Muskeln und über 100 Bändern besteht.

Anatomie des Fußes: Ein Überblick

Der Fuß lässt sich in drei Hauptbereiche unterteilen: Fußwurzel, Mittelfuß und Vorfuß.

  • Fußwurzel: Sie besteht aus sieben Knochen, darunter das Sprungbein (Talus) und das Fersenbein (Calcaneus). Das Sprungbein ist ein wichtiger Knochen, dessen Oberfläche größtenteils mit Gelenkknorpel bedeckt ist. Es artikuliert mit dem Fersenbein, dem Os cuneiforme laterale (lateralem Keilbein) und den Mittelfußknochen 4 und 5.
  • Mittelfuß: Er besteht aus fünf Mittelfußknochen (Ossa metatarsalia), wobei der erste Mittelfußknochen der kürzeste und kräftigste ist und im Großzeh mündet.
  • Vorfuß: Er besteht aus den Zehen, die aus Röhrenknochen mit drei Gliedern bestehen, mit Ausnahme des großen Zehs, der nur zwei Glieder hat. Eine häufige Variante ist eine verwachsene Phalanx media und distalis des fünften Zehs.

Die komplexe Struktur des Fußes ermöglicht eine Vielzahl von Bewegungen und hält extremen Belastungen stand. Die 33 Gelenke im Fuß werden von Bändern geführt, um ihre Beweglichkeit zu beschränken und eine Überbeweglichkeit zu vermeiden.

Funktionelle Anatomie: Muskeln, Sehnen und Nerven

Neben den Knochen und Gelenken spielen Muskeln, Sehnen und Nerven eine entscheidende Rolle für die Funktion des Fußes.

Muskeln und Sehnen

Die Muskeln des Fußes lassen sich in intrinsische und extrinsische Muskeln unterteilen.

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  • Intrinsische Fußmuskeln: Diese Muskeln haben ihren Ursprung und Ansatz innerhalb des Fußes. Sie erzeugen die feinen Bewegungen der Zehen und unterstützen das Fußgewölbe beim Stehen, Gehen und Laufen. Zu den intrinsischen Muskeln gehören:

    • M. abductor hallucis: Plantarflexion und Abduktion der Großzehe. Innerviert durch den N. plantaris medialis.
    • M. flexor hallucis brevis: Flexion der Großzehe. Innerviert durch den N. plantaris medialis. Zwei Sesambeine sind normalerweise im plantaren Bereich des ersten Metatarsophalangealgelenks innerhalb der Sehne dieses Muskels vorhanden, die die biomechanische Wirkung am ersten Mittelfußknochen optimieren.
    • M. adductor hallucis: Adduktion der Großzehe. Besteht aus zwei Köpfen: Caput obliquum (Ursprung an den Ossa metatarsalia 2-4) und Caput transversum. Innerviert durch den N. plantaris lateralis.
    • M. quadratus plantae: Unterstützt die Flexion der Zehen. Innerviert durch den N. plantaris lateralis.
    • Mm. lumbricales: Extension der Zehen 2-5. Die ersten vier Lumbricales werden durch Äste des N. plantaris medialis und lateralis innerviert.
    • Mm. interossei plantares: Adduktion und Flexion der Zehen 3-5. Innerviert durch den N. plantaris lateralis.
    • Mm. interossei dorsales: Abduktion und Flexion der Zehen 2-4. Innerviert durch den N. plantaris lateralis.
  • Extrinsische Fußmuskeln: Diese Muskeln haben ihren Ursprung im Unterschenkel und setzen an den Knochen des Fußes an. Sie sind für die groben Bewegungen des Fußes und des Sprunggelenks verantwortlich. Zu den extrinsischen Muskeln gehören:

    • M. tibialis anterior
    • M. tibialis posterior
    • M. peronaeus longus
    • M. peronaeus brevis
    • M. triceps surae (mit der Achillessehne)
    • M. flexor digitorum longus
    • M. flexor hallucis longus
    • M. extensor digitorum longus
    • M. extensor hallucis longus

Die Plantarfaszie, eine dicke Sehnenplatte an der Fußsohle, spielt eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Längsgewölbes.

Nerven

Die Nerven des Fußes stammen hauptsächlich aus Ästen des N. tibialis und des N. fibularis.

  • N. tibialis: Dieser Nerv zweigt am Knöchel innerhalb des Tarsaltunnels in den N. plantaris medialis und den N. plantaris lateralis auf. Er verläuft posterior des Innenknöchels und tief zum M. abductor hallucis und zwischen M. flexor digitorum brevis und M. quadratus plantae.

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    • N. plantaris medialis: Versorgt den medialen Aspekt des Fußes und innerviert einige der intrinsischen Fußmuskeln.
    • N. plantaris lateralis: Versorgt den lateralen Aspekt des Fußes und innerviert die meisten der intrinsischen Fußmuskeln.
  • N. fibularis (peronaeus): Dieser Nerv teilt sich in den N. peronaeus profundus und den N. peronaeus superficialis auf.

    • N. peronaeus profundus: Versorgt den distalen Aspekt des ersten Zehs.
    • N. peronaeus superficialis: Versorgt die Haut an der Vorderseite des Unterschenkels und des Fußrückens.

Fußgewölbe: Stabilität und Flexibilität

Die Fußgewölbe, sowohl das Längs- als auch das Quergewölbe, sind entscheidend für die Stoßdämpfung und die Verteilung des Körpergewichts. Sie werden durch die Knochenform, die Bänder und die Muskeln des Fußes aufrechterhalten.

Häufige Fußerkrankungen und -beschwerden

Viele verschiedene Erkrankungen und Beschwerden können die Sehnen und Nerven im Fuß betreffen. Hier sind einige Beispiele:

  • Sehnenentzündung (Tendinitis): Eine Entzündung einer Sehne, die durch Überlastung, Trauma oder repetitive Bewegungen verursacht werden kann. Eine häufige Form ist die Sehnenentzündung im Fußspann, die die Extensorsehnen betrifft. Symptome sind Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkungen. Die Behandlung umfasst Schonung, Kühlung, Kompression, Hochlagerung und entzündungshemmende Medikamente.
  • Plantarfasziitis: Eine Entzündung der Plantarfaszie, die sich durch Fersenschmerzen äußert, insbesondere morgens.
  • Tarsaltunnelsyndrom: Eine Kompression des N. tibialis im Tarsaltunnel, die zu Schmerzen, Taubheit und Kribbeln in der Fußsohle führen kann. Ursachen können Fußfehlstellungen, Verletzungen oder Entzündungen sein. Die Behandlung umfasst konservative Maßnahmen wie Einlagen, entzündungshemmende Medikamente und Injektionen, aber auch operative Eingriffe zur Dekompression des Nervs.
  • Hallux valgus: Eine Verformung der Großzehe, bei der diese sich in Richtung der anderen Zehen neigt.
  • Hallux rigidus: Arthrose des Großzehengrundgelenks, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt.
  • Morton-Neurom: Eine Verdickung eines Nervs zwischen den Mittelfußknochen, die zu Schmerzen und Taubheit in den Zehen führen kann.
  • Lisfranc-Verletzung: Eine Verletzung der Tarsometatarsalgelenke, die häufig bei indirekter Belastung eines plantarflektierten Fußes oder bei einer Quetschungsverletzung auftritt. Das Lisfranc-Ligament, das sich zwischen dem Os cuneiforme mediale und der Basis des 2. Mittelfußknochens befindet, ist gerissen.
  • Pes cavus (Hohlfuß): Ein übermäßig gewölbter Fuß, der häufig durch neurologische Störungen verursacht wird.
  • Pes planus (Plattfuß): Ein Kollaps der Längsgewölbe, insbesondere des medialen Längsgewölbes.
  • Hammerzehe: Eine Deformität der Zehen, bei der das mittlere Zehengelenk dauerhaft gebeugt ist.
  • Krallenzehe: Eine Deformität der Zehen, bei der das Grundgelenk überstreckt und das Mittel- und Endgelenk gebeugt sind.
  • Tarsale Koalitionen: Vereinigung von ≥ 2 Fußwurzelknochen.

Diagnose und Behandlung von Fußerkrankungen

Die Diagnose von Fußerkrankungen umfasst in der Regel eine körperliche Untersuchung, Anamnese und bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, MRT oder CT-Scans. Die Behandlung hängt von der spezifischen Erkrankung ab und kann konservative Maßnahmen wie Schonung, Physiotherapie, Einlagen und Medikamente oder operative Eingriffe umfassen.

Bedeutung der Fußgesundheit

Gesunde Füße sind entscheidend für unsere Mobilität, unser Gleichgewicht und unser allgemeines Wohlbefinden. Regelmäßige Fußpflege, das Tragen von geeignetem Schuhwerk und die Vermeidung von Überlastung können dazu beitragen, Fußprobleme vorzubeugen. Bei anhaltenden Fußschmerzen oder Beschwerden sollte ein Arzt oder Fußspezialist aufgesucht werden, um eine genaue Diagnose und eine angemessene Behandlung zu erhalten.

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Entwicklung des Fußes

Für das Verständnis der Struktur „Fuß“ ist ein kurzer Blick in die Entwicklung sehr hilfreich. Der Ausgang liegt nach Steiner und seiner Schülerin Schmidt-Ehrenberg im Fußskelett von Trematops milleri, einem im Perm, also vor ca. 280 Millionen Jahren ausgestorbenen Amphibium. Dieses fossile Lebewesen besaß ein Fußskelett (Abb. 1), das aus zwölf einzelnen, in einer Ebene mosaikartig angeordneten Tarsalelementen bestand. Hinzu kommen noch ein Prähallux und ein Postminimus als Relikte ehemaliger Strahlen. Die Anzahl der Tarsalelemente wird reduziert. Dies wird zum einen durch die Verschmelzung von Elementen bewirkt und zum anderen werden auch Elemente aus dem Verband herausgenommen und mit Nachbarknochen fusioniert. Es kommt zur Überlagerung des medialen Strahles (Talusfuß) über den lateralen (Kalkaneusfuß). Die Unterseite des Talus kommt bei der Überlagerung in Kontakt mit der Oberseite des Calcaneus, sodass ein neues Gelenk, die Articulatio talotarsalis, entsteht. Da in diesem Gelenk Rotationen ablaufen, kommt es zur Ausbildung des Caput tali, das ein typisches Rotationsellipsoid (Steinhäuser 1978) darstellt. Im oberen Sprunggelenk werden jetzt, vereinfacht gesehen, nur noch Scharnierbewegungen realisiert. Weiterhin bedingt die Überlagerung die Quer- und die Längswölbung.

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