Die Alzheimer-Krankheit, auch Alzheimer-Demenz genannt, ist eine spezifische Form der Demenz, die den größten Anteil aller Demenzerkrankungen ausmacht. Die dabei auftretenden pathogenen Veränderungen im Gehirn sind die häufigste Ursache für die Entstehung eines Demenzsyndroms.
Die Anfänge: Alois Alzheimer und Auguste Deter
Im Jahr 1907 berichtete der deutsche Psychiater und Neuropathologe Alois Alzheimer erstmals über eine „eigenartige Erkrankung der Hirnrinde“. Er beschrieb den Fall einer Patientin namens Auguste Deter, die unter rasch zunehmender Gedächtnisschwäche, Desorientierung und Verhaltensauffälligkeiten litt. Alois Alzheimer behandelte die 51-jährige Patientin 1901 in der Städtischen Anstalt für Irre und Epileptische in Frankfurt. Sie erinnerte sich kaum an ihren Vornamen, war misstrauisch, aggressiv und weinerlich. „Ich habe mich sozusagen verloren“, sagte Auguste Deter zu ihrem Arzt Alois Alzheimer.
Auguste Deter wurde am 25. November 1901 in die "Städtische Anstalt für Irre und Epileptische" in Frankfurt am Main eingeliefert. Ihr Ehemann war verzweifelt. Der Befund schien klar: "Dementia" - komplette geistige Verwirrung. Allerdings kannte Alzheimer das bisher nur bei über 70-jährigen Patienten, Auguste Deter aber ist erst 51. Die Patientin litt zu dieser Zeit bereits seit fünf Jahren unter Wahnvorstellungen und Eifersuchtsideen. Die Patientin war orientierungslos, konnte die einfachsten Handgriffe im Haushalt nicht mehr allein verrichten, fühlte sich verfolgt und versteckte Gegenstände. Wenn man ihr Fragen stellte, verstand sie diese nicht und gab Antworten, die keinen Sinn ergaben. Sie hatte ihr Erinnerungsvermögen fast vollständig verloren, ihr Gedächtnisverlust war ein Rätsel. Auffällig waren auch ihre Stimmungsschwankungen. Nach ihrem Tod untersuchte Alzheimer Auguste Deters Gehirn. Er fand verklumpte und verknäulte Eiweißablagerungen in der gesamten Hirnrinde und viele abgestorbene Nervenzellen. Alzheimer entdeckte so den wichtigsten Mechanismus der Krankheit: Die Ablagerungen führen zum Tod der Nervenzellen und lassen die gesamte Hirnsubstanz schrumpfen.
Nach dem Tod von Auguste Deter im Jahr 1906 untersuchte Alzheimer ihr Gehirn und entdeckte auffällige Veränderungen: eine dünner gewordene Hirnrinde, Eiweißablagerungen in Form von Plaques und ungewöhnliche Bündel von Neurofibrillen.
Die Namensgebung und erste Erwähnung
Die von Alzheimer erstmals dargestellten Symptome wie Gedächtnisschwierigkeiten oder zeitliche, räumliche und örtliche Desorientierung entsprechen dabei im Wesentlichen den in heutigen medizinisch-psychiatrischen Klassifikationssystemen wie dem ICD-10 und der DSM-5 beschriebenen Symptomprofilen demenzieller Erkrankungen. Im Jahr 1910 nahm Emil Kraepelin, ein Kollege von Alzheimer, den Fall von Auguste Deter in sein Lehrbuch auf und nannte die Krankheit „Alzheimersche Krankheit“.
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Die weitere Entwicklung der Alzheimer-Forschung
In den knapp 120 Jahren seit der Erstbeschreibung von Alois Alzheimer wird der Diskurs zunehmend von einer medizinischen, stark auf neuropathogene Prozesse fokussierten Sicht dominiert. Bis Anfang der 1970er-Jahre bleiben die Mechanismen ungeklärt, doch wird deutlich, dass die Alzheimer-Krankheit altersabhängig zunimmt. Sie ist keineswegs eine seltene Erkrankung jüngerer Patienten, wie noch Alois Alzheimer selbst geglaubt hatte. Befürchtungen kommen auf, dass der demografische Wandel - immer mehr ältere, immer weniger junge Menschen - zu einer Explosion der Patientenzahlen führen könnte. Sie bringen die USA schon 1974 dazu, das Nationale Institut für Alterung (NIA) zu gründen.
1976 identifiziert Robert Katzman, Pionier der Alzheimer-Forschung, die Alzheimer-Krankheit als die mit 60 Prozent der Demenzen am weitesten verbreitete Demenzerkrankung überhaupt. 1980 wird in den USA die erste Alzheimer-Gesellschaft der Welt (www.alz.org) gegründet. Vier Jahre später beginnt die Förderung eines Netzwerks aus Alzheimer-Zentren.
Die Amyloid- und Tau-Hypothesen
1984 veröffentlichen George Glenner und Caine Wong von der University of California in San Diego Ergebnisse, wonach ein Peptid namens Beta-Amyloid Hauptbestandteil der Plaques ist - der erste Hauptverdächtige für die Auslösung des Nervenzell-Schadens. Die Rolle, die APP im gesunden Körper spielt, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Man nimmt an, dass es an der Aktivität von Synapsen beteiligt ist und für das Überleben von Neuronen wichtig ist. Wird APP auf eine bestimmte Weise enzymatisch gespalten, kann es zur Freisetzung des Beta-Amyloid-Peptids kommen. Dieses kann sich zu Plaques verklumpen. Man nimmt an, dass ein Zwischenprodukt bei der Bildung der Plaques, die so genannten Oligomere, benachbarte Nervenzellen und vor allem Synapsen schädigen. Die „Beta-Amyloid-Hypothese“ findet über die Jahre immer mehr Anhänger.
1986 publizieren Inge Grundke-Iqbal und Kollegen vom staatlichen New Yorker Institut für Grundlagenforschung zu Entwicklungsstörungen (OPWDD) eine sehr interessante Arbeit. Nach ihren Erkenntnissen ist ein mit bestimmten Zellskelett-Proteinen, den Mikrotubuli, verbundenes Protein namens „Tau“ Bestandteil der Neurofibrillen, der fädigen Strukturen innerhalb der Zellen. Mit Tau erscheint der zweite Hauptverdächtige. Die „Tau-Hypothese“ wird von den „Tauisten“ befürwortet. Laut Eckhard und Eva-Maria Mandelkow vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn spielt Tau im gesunden Körper eine wichtige Rolle: „Es stabilisiert die Mikrotubuli, die in Nervenzellen besonders wichtig für Transportvorgänge sind. Bei der Alzheimer-Krankheit fällt Tau von den Mikrotubuli ab, verklumpt zu Neurofibrillen, und die Mikrotubuli werden instabil.“
Heutige Sicht auf die Alzheimer-Krankheit
Heute zählt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Alzheimer-Demenz zu den größten medizinischen Problemen weltweit. Nach Angaben der WHO (2023) sind derzeit weltweit mehr als 55 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Die Alzheimer-Krankheit ist dabei die häufigste Ursache: Bei schätzungsweise 60 bis 80 % der Fälle werden Alzheimer-Veränderungen als hauptursächlich angesehen (Alzheimer’s Association 2023).
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Risikofaktoren
Das Risiko, an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, steigt mit dem Alter deutlich an. Neben dem Alter stellt eine positive Familienanamnese, also das Auftreten neurodegenerativer Erkrankungen in der Familie, den wichtigsten Risikofaktor für Alzheimer-Demenz dar. Ist bei einem Angehörigen ersten Grades (z.B. Mutter oder Vater) eine schwere neurodegenerative Erkrankung aufgetreten, v.a. eine Erkrankung mit frühem Beginn, ist das Risiko einer Alzheimer-Demenz bis zu 3-fach erhöht (ebd.).
Pathologische Veränderungen im Gehirn
Die neuropathologischen Veränderungen, die im Zuge einer Alzheimer-Krankheit auftreten, können heute recht klar umrissen werden, allerdings sind die Hintergründe und ursächlichen Zusammenhänge der Entstehung nicht hinreichend erforscht. Das erste Stadium der Alzheimer-Krankheit, welches noch nicht mit spürbaren neurokognitiven Beeinträchtigungen einhergeht, ist durch die zerebrale Amyloidpathologie charakterisiert (Förstl, Bickel und Perneczky 2020). Dies bedeutet, dass sich sogenannte Plaques als verdichtete Ablagerungen des Amyloid-β-Proteins im extrazellulären Raum des Gehirns bilden. Dieses Protein ist ein schädliches Abbauprodukt eines viel größeren Amyloidvorläuferproteins (amyloid precursor protein, APP), welches normaler Bestandteil vieler Nervenzellwände und Membrane ist (Krämer und Förstl 2008).
Kennzeichnend für die Erkrankung ist der langsam fortschreitende Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten. Im Gehirn von Alzheimer-Kranken sind typische Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen) festzustellen.
Symptome und Verlauf
In einem frühen Erkrankungsstadium haben Betroffene oft Schwierigkeiten, sich an kürzlich geführte Gespräche, Ereignisse oder Namen zu erinnern. Gedächtnis- und Orientierungsprobleme sind also häufige erste kognitive Symptome. Im mittleren Stadium treten zunehmende Verwirrung und Desorientierung, Beeinträchtigung des Urteilsvermögens, verschiedene Verhaltensänderungen (z.B. Aggressivität) sowie vermehrt Kommunikationsprobleme auf. Diese bestehen dabei sowohl als Empfänger:in als auch als Sender:in verbaler Kommunikation. Im Spätstadium der Erkrankung folgen Beeinträchtigungen der Motorik, also z.B.
Die Erkrankung beginnt meist mit leichter Vergesslichkeit. Die Betroffenen verlegen ihre Brille oder finden ihre Geldbörse nicht. Sie erkennen Orte nicht wieder, an denen sie schon einmal waren. Beim Reden verlieren sie den Faden. Je weiter die Alzheimer-Demenz fortschreitet, je weiter das Gehirn geschädigt wird, umso mehr Fähigkeiten verlieren die Betroffenen: So können immer weniger assoziieren, zum Beispiel dass Schuhe und Socken an die Füße gehören oder was mit Messer, Gabel und Löffel zu tun ist. Selbst vertraute Personen werden von den Dementen nicht mehr immer wiedererkannt, und die eigene Wohnung wird ihnen fremd. Die Alzheimer-Patienten vernachlässigen mitunter auch ihr Äußeres. Und Verfolgungswahn oder Halluzinationen können sich einstellen. Es fällt ihnen immer schwerer, alltägliche Dinge zu meistern. Patienten, die das Stadium der schweren Demenz erreichen, sind völlig pflegebedürftig. Sie werden zunehmend inkontinent, müssen gefüttert werden. Nach und nach verschwindet auch die Fähigkeit zu gehen, die Gefahr von Stürzen steigt. Wenn dann jene Areale im Gehirn versagen, die für die Bewegung zuständig sind, wird der Patient bettlägerig und immer schwächer.
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Diagnose
Die S3-Leitlinie „Demenzen“ (in aktuellster Version von 2016, Gültigkeit: 5 Jahre; DGPPN und DGN 2016) empfiehlt zur Diagnostik einer Demenzerkrankung ein zweistufiges Vorgehen (Hofmann, Wille und Kaminsky 2019 ): Im ersten Schritt erfolgt eine gründliche Erhebung, Beschreibung und Sicherung des Demenzsyndroms. Danach soll im zweiten Schritt eine genaue ätiologische Zuordnung (Spezifizierung der Ursache, z.B. Bestimmung als Alzheimer-Demenz) vorgenommen werden. Diese erfolgt u.a. Eine solche Diagnosestellung wird bereits in verschiedenen aktuellen Forschungskriterien näher definiert, u.a. den NIA-AA-Kriterien, die von einer Arbeitsgruppe des National Institute on Aging (NIA) und der Alzheimerʼs Association (AA) (Oedekoven und Dodel 2019) zusammengestellt wurden.
Die pathogenen Veränderungen der Alzheimer-Demenz können etwa über Liquorpunktion oder per PET-Bildgebung (Positronen-Emissions-Tomografie) prinzipiell festgestellt werden, wobei diese in der klinischen Praxis (noch) nicht routinemäßig zum Einsatz kommen. So wird etwa das bildgebende Amyloid-PET-Verfahren bei Menschen mit Demenzerkrankung unklarer Ursache im Allgemeinen noch nicht von den Krankenkassen bezahlt, da der Nutzen nicht hinreichend belegt ist (DZNE 2022). Um langfristig ggf. den rechtzeitigen Einsatz präventiver Therapien zu ermöglichen, konzentriert sich die Forschung zu Alzheimer-Demenz unter anderem auf die Verbesserung der Diagnostik im präsymptomatischen Stadium, vor allem über die beschriebene Bestimmung zentraler Biomarker, (Wiltfang, Bouter und Schmidt 2019; zur ethischen und kritischen Diskussion einer frühzeitigen Diagnosestellung siehe u.a.
Die Diagnose von Demenzerkrankungen lässt sich bei den meisten Betroffenen mit einfachen Mitteln stellen. Auch die Alzheimer-Krankheit kann mit geringem diagnostischen Aufwand gut erkannt werden. Die Ärztin oder der Arzt muss bei Patientinnen und Patienten mit Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung, der Sprache oder des Denk- und Urteilsvermögens eine sorgfältige Untersuchung durchführen, um behebbare Ursachen dieser Leistungsstörungen auszuschließen, einen individuell abgestimmten Behandlungsplan zu entwerfen und die Betroffenen und ihre Familien aufzuklären und zu beraten. Sofern Warnsignale vorliegen, zum Beispiel Vergesslichkeit für wiederkehrende Ereignisse und alltägliche Begebenheiten, Wortfindungsstörungen oder Orientierungseinbußen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gerade bei leichten, beginnenden Einbußen ist es empfehlenswert, - nach Absprache mit dem Hausarzt - einen Facharzt (Neurologe bzw. Psychiater) oder eine Gedächtnissprechstunde aufzusuchen.
Behandlung
Hinsichtlich der konkreten klinischen Praxis ist „eine sinnvolle und rationale Auswahl der zur Verfügung stehenden Untersuchungsoptionen […] angezeigt, um eine ätiologische Zuordnung zu erreichen ('nicht jeder Patient benötigt jede Untersuchung')“ (Oedekoven und Dodel 2019, S. 102). Die allgemeinen Prinzipien therapeutischer Interventionen unterscheiden sich nicht bei den verschiedenen Demenzformen. Es ist keine kausale Behandlung der Alzheimer-Demenz möglich, lediglich das Fortschreiten der Symptomatik kann verlangsamt werden. Im frühen bis mittleren Stadium der Alzheimer-Demenz werden vor allem cholinerg wirkende Medikamente (Acetylcholinesterase-Hemmer: Rivastigmin, Donepezil, Galantamin) empfohlen. Bei fortschreitenden kognitiven Beeinträchtigungen und starken Persönlichkeitsveränderungen wird eine Medikation mit Memantin empfohlen (Wirkung auf den Glutamat-Stoffwechsel). Weiterhin wird in der S3-Leitlinie außerdem Ginkgo-biloba-Extrakt, eine rezeptfreie Substanz, als erwägenswerte Therapieoption benannt. In Einzelstudien zeigten sich geringe positive Effekte der Einnahme auf kognitive Funktionen und Aktivitäten des täglichen Lebens sowie eine Steigerung der Therapieeffekte bei einer Kombinationsbehandlung mit einem Acetylcholinesterasehemmer (Donezepil), wobei die Evidenz insgesamt gering war (Gartzen und Dodel 2018; Li et al.
Zur Behandlung spezifischer nicht-kognitiver Symptome, z.B. Depressivität oder Wahnvorstellungen, kommen verschiedene Psychopharmaka in Betracht. Dabei ist es wichtig, vor Beginn einer medikamentösen Behandlung zu klären, inwiefern nicht-kognitive Symptome wie Ängstlichkeit oder Aggressivität in bestimmten Situationen reaktiv auftreten. Solche herausfordernden Verhaltensweisen können häufig durch Veränderungen im Umgang mit den Betroffenen sowie der Umfeldgestaltung oder durch spezifische psychosoziale Interventionen verringert werden (Kales et al. Psychosoziale Interventionen zielen neben der Förderung kognitiver Funktionen und des Erhalts von Alltagsfähigkeiten, insbesondere auf eine Verbesserung von Wohlbefinden und Lebensqualität. multisensorische Verfahren (u.a. Neben individuellen therapeutischen Interventionen spielen für die angemessene Unterstützung von Menschen mit Alzheimer-Demenz und ihrer Angehörigen im Sinne des „person-in-environment“-Paradigmas insbesondere auch Pflegekonzepte und -settings (u.a. Boggatz 2022, Brandenburg et al. 2022) sowie strukturelle Gegebenheiten wie auch Finanzierungsfragen des Pflege- und Gesundheitssystems eine zentrale Rolle.
Neben Präventionsstrategien, die auf die Verminderung von allgemeinen Risikofaktoren für neurodegenerative Demenzen zielen, wird hinsichtlich der Alzheimer-Erkrankung in der biomedizinisch dominierten Forschung aktuell insbesondere das lange symptomfreie Intervall der Erkrankung mit den charakteristischen neuropathogenen Prozessen in den Blick genommen. Zumindest theoretisch besteht ein großes Zeitfenster von Jahren bis Jahrzehnten, in denen über gezielte Interventionen die pathogenen Mechanismen der Erkrankung beeinflusst und damit eine Symptomverzögerung erzielt werden könnte.
Aktuell sind Medikamente in der Entwicklung, die in einem sehr frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit den Krankheitsverlauf verzögern sollen. Solche Medikamente sind bisher in Europa nicht verfügbar. Im April 2025 wurde der Wirkstoff Lecanemab von der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und der Europäischen Kommission zugelassen, derzeit wird aber noch geprüft, unter welchen Bedingungen er in Deutschland für Patientinnen und Patienten verfügbar gemacht werden kann. Wichtige Informationen zu Lecanemab haben wir 2024 zusammengestellt im Faktencheck Lecanemab. Neben der medikamentösen ist die nicht-medikamentöse Behandlung von Menschen mit Demenz von großer Bedeutung. Sie kann die geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsfähigkeiten fördern, Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefinden verbessern.
Prävention
Eine gute Prävention sieht laut Hans Förstl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikums Rechts der Isar, München, unter anderem so aus: „Sehr wichtig ist es, das Gehirn anzuregen. Nicht mit stupidem Gehirnjogging, sondern mit allem, was den Menschen erfreut.“ Bei bereits bestehender Demenz können so genannte Antidementiva helfen: „Medikamente, die die geistige Leistungsfähigkeit etwas verbessern.“ Was häufig vernachlässigt werde, sei die Behandlung von Begleiterkrankungen, die zusätzlich die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
Die Alzheimer-Krankheit als gesellschaftliches Problem
In über 100 Jahren hat sich die Alzheimer-Krankheit von einem Randphänomen zu einem weltweiten Gesellschaftsproblem entwickelt. Mittlerweile sind viele mögliche Ursachen bekannt. Ein Großteil des Anstiegs kann eindeutig auf Entwicklungsländer zurückgeführt werden. Während 2010 etwas mehr als die Hälfte (57,7 Prozent) aller Menschen mit Demenz in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen lebten, prognostiziert die ADI bis 2030 einen Anstieg auf 63,4 Prozent und bis 2050 auf 70,5 Prozent. ADI erwartet, dass die Anzahl der Menschen mit Demenz in den nächsten 20 Jahren in Europa um 40 Prozent, in Nordamerika um 63 Prozent, im südlichen Lateinamerika um 77 Prozent und in Industrieländern im asiatischen Pazifik um 89 Prozent ansteigen wird. Im Vergleich dazu erwartet ADI, dass der prozentuale Anstieg in Ostasien 117 Prozent, in Südasien 107 Prozent, im restlichen Lateinamerika 134 bis 146 Prozent und in Nordafrika und dem Mittleren Osten 125 Prozent betragen wird.
Die weltweiten Kosten von Alzheimer beliefen sich 2010 auf 604 Milliarden Dollar. Rund 70 Prozent der Kosten gehen auf zwei Weltregionen zurück: Nordamerika und Westeuropa. In manchen einkommensstarken Ländern sind zwischen einem Drittel und der Hälfte der von Demenz Betroffenen in kostenintensiven Wohn- und Pflegeheimen untergebracht. Das führt zu j ährlichen Kosten von 32.865 US-Dollar pro Patient. In einkommensschwachen Ländern wohnen nur 6 Prozent der Menschen mit Demenz in Pflegeheimen. Dort leisten meist Angehörige und andere Betreuungspersonen eine unbezahlte, informelle Pflege. Die Durchschnittskosten betragen auch deshalb jährlich nur 868 US-Dollar. Die Kosten der informellen und der formellen Pflege machen mit jeweils etwa 42 Prozent den Löwenanteil der alzheimerbedingten Kosten aus, während die direkten Kosten für medizinische Therapien sehr viel niedriger liegen (16 Prozent). Es wird geschätzt, dass die Kosten bis 2030 um 85 Prozent ansteigen werden. Um die Kosten zu senken, ist vor allem eine möglichst frühzeitige Diagnose vonnöten.