Sibylle Lewitscharoff und Multiple Sklerose: Einblicke in Leben, Werk und Akzeptanz

Sibylle Lewitscharoff, eine gefeierte deutsche Schriftstellerin, die mit Preisen wie dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet wurde, lebte mit Multipler Sklerose (MS) im fortgeschrittenen Stadium. Ihr Umgang mit der Krankheit, ihre Reflexionen über Leben und Tod sowie ihr literarisches Schaffen bieten wertvolle Einblicke in die Auseinandersetzung mit einer chronischen Erkrankung. Dieser Artikel beleuchtet Lewitscharoffs Erfahrungen mit MS, ihre Sichtweise auf die Krankheit und gibt einen Überblick über Multiple Sklerose im Allgemeinen.

Sibylle Lewitscharoff: Eine unverwechselbare Stimme der deutschen Literatur

Sibylle Lewitscharoff, die in ihrer Berliner Wahlheimat ihr Schwaben- und Protestantentum kultivierte, war eine einzigartige Schriftstellerin. Sie war ein Monument der Unverwechselbarkeit in einer Welt, in der die Menschen immer schablonenhafter werden. Ihre Werke zeichnen sich durch eine Wiederverzauberung der Welt und eine Entschärfung des Schreckens des Todes aus. Lewitscharoff, die am 9. Juni bestattet wurde, hinterlässt ein beeindruckendes literarisches Erbe.

Lewitscharoffs Umgang mit Multipler Sklerose

Die Autorin Sibylle Lewitscharoff litt im fortgeschrittenen Stadium an der Krankheit MS. Trotz der Herausforderungen, die die Krankheit mit sich brachte, behielt sie ihren schwarzen Humor. In einem Interview sagte sie: "Es sind schließlich nur die Beine, nicht der Kopf". Diese Aussage spiegelt ihre widerstandsfähige Haltung und ihren unerschütterlichen Geist wider.

"Reicht es jetzt nicht endlich?": Gedanken über das Sterben

In einem Interview mit der ZEIT Sinn sprach Lewitscharoff offen über ihre Erfahrungen mit MS. Sie erwähnte, dass die Krankheit in schlechten Phasen eine schwere Bürde sei und sie sich in solchen Momenten ins Grab wünsche. Immer öfter befalle sie der Gedanke: Reicht es jetzt nicht endlich? Da ihr aber die Mittelchen, die einen Tod herbeiführen, nicht zur Verfügung stehen, erübrige sich erst einmal die Frage. Aber die Idee eines selbstbestimmten Sterbens hat mich schon ziemlich am Wickel. Einfach, weil die Krankheit mir in manchen Situationen so sehr alles nimmt.

Religiosität und die Frage nach Hilfe

Lewitscharoff setzte sich intensiv mit theologischen Fragen auseinander und war protestantisch erzogen. Sie dachte immer, die Stütze wäre groß, weil ich das bei meiner frommen Großmutter so erlebt habe. Aber ich kann an mir leider nicht feststellen, dass sie mir hilft. Ich vermute, dass meine Religiosität letztlich doch sehr oberflächlich ist. Sie speist sich nicht aus einem tiefen Glauben, sondern aus dem Interesse an theologischen Texten. Klar, gibt es diesen Moment: Ich falte die Hände und erbitte mir die Linderung meiner Leiden. Das ist die alte Kinderhaltung. Ihre Großmutter war sehr fromm und sich ganz sicher, dass sie aus dem Himmel heraus für uns würde weitersorgen können. Sie sagte: Wenn ich da oben bin, werde ich für euch ein gutes Wort einlegen.

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Keine Veränderung des Charakters?

Der Krankheit sagt man nach, dass sie den Charakter verändert. Lewitscharoff konnte dies bei sich nicht feststellen. Jeder, der mich gut kennt, würde sagen, dass ich mir keine Sonderbosheiten erlaube. Früher war ich viel schärfer und angriffslustiger als heute. Ich mache meine Krankheit im Alltag auch nicht zum Thema. Aber wenn ich mit ihr alleine bin, ist sie in schlechten Phasen schon eine schwere Bürde.

Multiple Sklerose: Eine Krankheit mit vielen Gesichtern

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündlicheAutoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, bei der die Isolierschicht um die Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark (Myelin) angegriffen wird. Dieser Prozess, der als Demyelinisierung oder Entmarkung bezeichnet wird, führt zu einer Vielzahl von Symptomen, die von Patient zu Patient unterschiedlich sein können. Daher wird MS oft als die "Krankheit der 1000 Gesichter" bezeichnet.

Ursachen und Verlauf von MS

Bei der Multiplen Sklerose (MS) kommt es zu einem Untergang von den Zellen, die das Nervengewebe in Gehirn und Rückenmark wie eine Schutzhülle umgeben: Die Ärzte sprechen von einer sogenannten Demyelinisierung, einer Entmarkung. Die genauen Ursachen von MS sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass genetische Faktoren und Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Forscher vermuten inzwischen, dass die Initialzündung für die Krankheit aus dem Darm kommt.

Für die Patienten kann sich die Nervenkrankheit in einer Vielzahl von Symptomen äußern. Zu Beginn der Erkrankung beklagen Patienten häufig Seh- und Sensibilitätsstörungen und extreme Müdigkeit. Im weiteren Verlauf treten nach Schüben vermehrt neurologische und kognitive Probleme auf. Veränderungen im Blutbild können Krankheitsschübe ankündigen.

Diagnose und Behandlung von MS

Die Diagnose von MS kann schwierig sein, da die Symptome vielfältig und unspezifisch sind. Mithilfe der MRT kann eine neue Methode zur Früherkennung von Multipler Sklerose angewendet werden. Der Zuckerstoffwechsel des Gehirns lässt sich mit speziellen PET-Scannern messen. Wiener Forscher können solche Untersuchungen nun ganz ohne Radioaktivität machen.

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MS ist bislang nicht heilbar. In den letzten Jahren sind jedoch vor allem in der medikamentösen Therapie Fortschritte erzielt worden, mit denen bei vielen Betroffenen Symptome gelindert werden können und eine Verschlechterung des Zustandes deutlich verzögert wird. Hoffnung macht jetzt die CAR-T-Zelltherapie, die Ärzte bereits effektiv gegen Krebs einsetzen. Forscher sprechen von „bemerkenswerten“ Ergebnissen. Auch spezielle Yoga-Angebote können MS-Patienten helfen.

Einige vielversprechende Entwicklungen und Forschungsansätze umfassen:

  • CAR-T-Zelltherapie: Diese Therapie, die bereits erfolgreich in der Krebsbehandlung eingesetzt wird, zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie MS.
  • Biomarker: Forscher arbeiten daran, Biomarker im Blut zu identifizieren, die es ermöglichen, das richtige Medikament für den jeweiligen Patienten auszuwählen.
  • Immuntherapien: Immuntherapien sind die neue Säule der Krebs-Behandlung. Aber sie funktionieren nicht bei allen Patienten gleich gut. Mit einer neuen Messmethode können wichtige Schritte nun sichtbar gemacht werden - und so bessere Therapien ermöglichen.

Leben mit Multipler Sklerose: Mut und Inspiration

Trotz der Herausforderungen, die Multiple Sklerose mit sich bringt, gibt es viele Menschen, die ein erfülltes Leben führen. Christina Applegate, die an MS erkrankt ist, machte ihren bewegenden Auftritt auf dem „Walk of Fame“, um sich und anderen Mut zu machen. Patrick Arendt, der ebenfalls an MS leidet, lässt sich seine Leidenschaft - das Klippenspringen - nicht kaputt machen und zeigt auf Youtube: Das Leben geht weiter. Selma Blair zeigte sich bereits mit Stock auf dem roten Teppich und erzählte in einem Interview, wie ihr Sohn mit den Veränderungen klarkommt. Mia, die mit 15 Jahren erste Symptome hatte, ist neun Jahre später gelähmt und schwebt in Lebensgefahr. Doch sie und ihre Mutter weigern sich, aufzugeben.

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