Die subkutane Infusion, auch als Hypodermoklyse bekannt, ist eine Methode zur Verabreichung von Flüssigkeiten und Medikamenten in das Unterhautgewebe. Sie stellt eine Alternative zur intravenösen Therapie dar und kann besonders bei älteren Menschen mit Demenz von Nutzen sein.
Hintergrund und Bedeutung
Dehydration ist ein häufiges Problem, insbesondere bei älteren Menschen. Sie kann zu einer Vielzahl von Komplikationen führen und die Genesung von Krankheiten beeinträchtigen. Die subkutane Infusion bietet eine Möglichkeit, den Flüssigkeitshaushalt wiederherzustellen, wenn die orale Flüssigkeitsaufnahme nicht ausreichend ist.
Risikofaktoren und Prävention von Dehydration
Steigende Temperaturen in den Sommermonaten erhöhen das Dehydrierungsrisiko, insbesondere bei älteren und pädiatrischen Patienten. Ältere Menschen sind besonders gefährdet, da Dehydration einer der häufigsten Gründe für Krankenhauseinweisungen in der Geriatrie ist.
Um einer Exsikkose (Austrocknung) vorzubeugen, ist eine regelmäßige und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme entscheidend. Im Alltag können folgende Tipps helfen:
- Aufklärung: Bewusstsein schaffen für die Folgen einer Austrocknung.
- Trinkprotokoll: Dokumentation der Trinkmenge und -gewohnheiten, um Verbesserungspotenzial zu erkennen.
- Trinkplan: Individuelle Festlegung von Trinkzeiten und -mengen.
- Rituale: Etablierung von Trinkgewohnheiten, z.B. ein Glas Wasser nach dem Aufstehen.
- Getränke bereitstellen: Sichtbare Platzierung von Getränken als Erinnerung.
- Abwechslung: Vielfalt bei der Getränkeauswahl.
- Ansprechende Optik: Verwendung von Lieblingsbechern oder kleineren Gläsern.
- Angedickte Flüssigkeiten: Geeignet für Patienten mit Schluckstörungen.
- Unterstützung beim Trinken: Hilfe für Patienten mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen.
Hypodermoklyse: Anwendung und Kontraindikationen
Die Hypodermoklyse ermöglicht die Infusion von Flüssigkeiten in das Unterhautgewebe und kann auch zur Verabreichung von Arzneimitteln verwendet werden. Es gibt jedoch einige Kontraindikationen: Wenn Flüssigkeiten schnell und in großen Mengen verabreicht werden müssen, ist diese Methode nicht geeignet.
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Subkutane Infusion als Alternative zur intravenösen Therapie
Die subkutane Infusion kann eine sichere und wirksame Alternative zur intravenösen Therapie sein. Sie bietet Vorteile wie eine einfachere Anwendung und geringere Kosten.
Alzheimer-Therapie: Neue Medikamente und subkutane Verabreichung
In der Alzheimer-Therapie gibt es vielversprechende Entwicklungen. Neue Medikamente wie Lecanemab (Handelsname Leqembi) und Donanemab (Handelsname Kisunla) können den Krankheitsverlauf in frühen Stadien verlangsamen. Diese Medikamente zielen darauf ab, die Amyloid-beta-Plaques im Gehirn zu reduzieren, die als eine Ursache für die Schädigung von Nervenzellen gelten.
Lecanemab (Leqembi):
- Wirkmechanismus: Ein Antikörper-Wirkstoff, der Amyloid-beta-Protein-Plaques im Gehirn erkennt und bindet, wodurch das Immunsystem aktiviert und die Plaques abgebaut werden.
- Verabreichung: Ursprünglich als intravenöse Infusion alle zwei Wochen.
- Subkutane Option: In den USA steht Lecanemab nun auch als Leqembi Iqlik für die subkutane Gabe zur Verfügung. Die FDA hat einem Wechsel von intravenösen Infusionen auf subkutane Injektionen nach 18 Monaten zugestimmt.
- Vorteile der subkutanen Gabe: Ermöglicht eine Behandlung außerhalb der Klinik und reduziert systemische Reaktionen wie Kopfschmerzen, Fieber oder Müdigkeit. Lokale Reaktionen an der Injektionsstelle (Rötung, Schwellung, Juckreiz) können auftreten.
- Nebenwirkungen: Infusionsbedingte Reaktionen (Schüttelfrost, Übelkeit, Hautausschlag), Hirnschwellungen (Hirnödeme) und Mikroblutungen im Gehirn. Regelmäßige MRT-Kontrollen sind erforderlich.
- Einschränkungen: Geeignet nur für Patienten im frühen Stadium der Alzheimer-Erkrankung mit Nachweis der Amyloid-Ablagerungen im Gehirn. Genetische Tests sind erforderlich, um Risikogene auszuschließen.
Donanemab (Kisunla):
- Verabreichung: Alle vier Wochen per Infusion.
- Zielgruppe: Patientinnen und Patienten mit einer frühen symptomatischen Alzheimer-Krankheit (leichte kognitive Störung oder beginnende Demenz).
- Risiken: Veränderungen im Gehirn (Ödeme oder Mikroblutungen).
- Einschränkungen: Bestimmte genetische Faktoren und die Einnahme von Gerinnungshemmern können eine Nutzung ausschließen.
Bedeutung für die Praxis:
Die Einführung von Medikamenten wie Lecanemab und Donanemab stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Alzheimer-Therapie dar. Die Möglichkeit der subkutanen Verabreichung von Lecanemab könnte die Behandlung für viele Patienten erleichtern und zugänglicher machen.
Herausforderungen und Perspektiven
Die Anwendung der neuen Alzheimer-Medikamente ist mit Herausforderungen verbunden. Eine frühzeitige und umfassende Diagnostik ist erforderlich, um die geeigneten Patienten zu identifizieren. Die Therapie muss engmaschig überwacht werden, einschließlich regelmäßiger MRT-Untersuchungen. Die aktuellen Strukturen im deutschen Gesundheitssystem sind möglicherweise nicht optimal auf die Anforderungen der neuen Therapien ausgelegt.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch positive Perspektiven. Fortschritte in der Biomarker-Diagnostik könnten in Zukunft eine einfachere Diagnose ermöglichen, z.B. durch Bluttests. Die Entwicklung von subkutanen Verabreichungsformen könnte die Therapie weiter vereinfachen und die Lebensqualität der Patienten verbessern.
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Subkutane Infusion in der Palliativversorgung
In der Palliativversorgung kann die subkutane Infusion eine wichtige Rolle bei der Linderung von Symptomen spielen. Bei sterbenden Menschen kann es jedoch sinnvoll sein, auf eine künstliche Flüssigkeitszufuhr zu verzichten, da diese das Leiden verstärken kann. In solchen Fällen sollte die Symptombehandlung im Vordergrund stehen, insbesondere die Mundpflege zur Linderung von Durstgefühlen.
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