Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, unkontrollierte Entladungen von Nervenzellen im Gehirn, die zu vorübergehenden Funktionsstörungen führen. Die Ursachen für Epilepsie können vielfältig sein. In manchen Fällen lassen sich keine konkreten Auslöser finden, während in anderen Fällen bestimmte Faktoren als Ursache identifiziert werden können.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist keine einzelne Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene chronische Erkrankungen des Gehirns. Ein epileptischer Anfall tritt plötzlich auf und führt zu unwillkürlichen Bewegungs- oder Befindungsstörungen. Nervenzellen im Gehirn feuern für kurze Zeit Impulse synchron und unkontrolliert ab, wodurch einzelne Regionen des Gehirns oder beide Gehirnhälften gereizt werden. Dauer und Symptome dieses Ereignisses können sehr unterschiedlich sein.
Ein epileptischer Anfall kann von wenigen Sekunden bis zu mehreren Minuten dauern. Teilweise werden sie vom Patienten gar nicht bemerkt oder treten nur in Form eines leichten Kribbelns oder Muskelzuckens auf. Im extremen Fall können sie aber auch mit einem Bewusstseinsverlust, extremen Krämpfen oder einer größeren Verkrampfung der Muskeln einhergehen.
Epilepsie, die sogenannte „Fallsucht“, zählt zu den am häufigsten auftretenden vorübergehenden Funktionsstörungen des Gehirns. Ein epileptischer Anfall kann unterschiedlich stark ausfallen und zu entsprechend unterschiedlichen Auswirkungen führen. So spüren einige Betroffene nur ein Kribbeln oder Zucken einzelner Muskeln. Andere hingegen sind für kurze Zeit „wie weggetreten“ beziehungsweise abwesend. Äußert sich ein Anfall sehr stark, kann es zu einem unkontrollierten Krampfanfall des ganzen Körpers und auch zu kurzer Bewusstlosigkeit kommen.
Epilepsie-Arten
Epilepsie tritt in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen auf. In der Medizin gibt es dazu verschiedene Einteilungsmodelle. Häufig unterscheidet man generalisierte Epilepsien von fokalen Epilepsien:
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- Generalisierte Epilepsie: Die generalisierten Anfälle erfassen das gesamte Gehirn. Bei einem tonischen Anfall verkrampfen und versteifen sich die Gliedmaßen. Einen klonischen Anfall erkennt man an langsamen Zuckungen großer Muskelgruppen. Zudem gibt es noch den tonisch-klonischen Anfall, auch „Grand mal“ genannt.
- Fokale Epilepsie: Fokale Anfälle beschränken sich auf ein begrenztes Hirnareal. Die Symptome des fokalen Anfalls hängen dabei von der Funktion des betroffenen Hirnareals ab. Es kann zu Sehveränderungen (visueller Anfall) oder zu Zuckungen des Arms (motorischer Anfall) kommen. Zudem ist es möglich, dass eine fokal beginnende Epilepsie weiter auf das gesamte Gehirn übergreift. Dies kann einen generalisierten Anfall auslösen.
Wie sich jeweils die Symptome von Epilepsie zeigen, hängt von der spezifischen Form der Erkrankung und von der jeweiligen Ausprägung des epileptischen Anfalls ab. Ein milder Verlauf eines generalisierten Anfalls kann in einer nur kurzen geistigen Abwesenheit (Absence) bestehen. Ein Grand mal hingegen, also ein „großer Anfall“, kann sich folgendermaßen äußern: Zu Beginn verkrampft der Patient, sein Körper versteift sich (tonische Phase), anschließend beginnt der Körper unkontrolliert zu zucken (klonische Phase). Tritt dieser tonisch-klonische Anfall auf, ist der Patient in der Regel bewusstlos.
Ein besonders schweres Ereignis ist der sogenannte Status epilepticus. Dieser Anfall hält länger als fünf Minuten an, kann aber auch als Serie mehrerer Anfälle kurz hintereinander auftreten. Der Patient erlangt zwischendurch nicht das volle Bewusstsein zurück. Tritt ein derart schwerer Anfall auf, muss umgehend ein Notarzt verständigt werden.
Ursachen von Epilepsie
Gründe für die Entstehung von Epilepsie können vielfältig sein. Häufig findet man jedoch keine konkreten Auslöser für die Anfälle, obwohl deutliche Hinweise für eine Ursache im Gehirn vorliegen. Mediziner sprechen dann von einer kryptogenen (ungeklärten) Epilepsie. Von einer idiopathischen Epilepsie ist die Rede, wenn weder krankhafte Veränderungen im Gehirn, noch Stoffwechselstörungen nachweisbar sind. Auch hier liegt dann keine klare Ursache für die Erkrankung vor. Allerdings kann man in einigen Fällen genetische Veränderungen an Rezeptoren für Nervenbotschaften finden. Zwar ist Epilepsie nicht vererbbar, aber Eltern können die Anfälligkeit für Krampfanfälle an ihre Kinder weitergeben. Diese auch als genetische Epilepsie bezeichnete Form, tritt meist dann auf, wenn zusätzlich äußere Faktoren wie etwa Schlafentzug oder hormonelle Umstellungen hinzukommen.
Eine weitere Epilepsie-Form ist die symptomatische Epilepsie oder auch strukturell-metabolische Epilepsie. Patienten, die unter symptomatischer Epilepsie leiden, weisen strukturelle Veränderungen des Gehirns auf oder haben eine bestimmte Grunderkrankung. Zu epileptischen Anfällen kommt es dann aufgrund angeborener Fehlbildungen des Gehirns oder durch bei der Geburt erworbene Hirnschäden. Weitere Auslöser können sein:
- Schädel-Hirn-Traumata
- Schlaganfall
- Hirntumoren
- Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis)
- Stoffwechselstörungen wie Erkrankungen der Schilddrüse oder Diabetes
Bei einigen Patienten liegt sowohl eine genetisch als auch eine strukturell-metabolisch bedingte Epilepsie vor. Dazu kommt es, wenn Betroffene eine genetische Anfälligkeit für Epilepsie mitbringen und durch ein zusätzliches Ereignis die Erkrankung ausgelöst wird. Das kann ein Schlaganfall sein, eine Hirnhautentzündung, eine Vergiftung oder eine andere Erkrankung.
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Symptomatische Epilepsie im Detail
Die symptomatische Epilepsie, auch bekannt als strukturell-metabolische Epilepsie, ist eine Form der Epilepsie, bei der die Anfälle auf eine identifizierbare Ursache im Gehirn oder im Körper zurückzuführen sind. Diese Ursachen können struktureller Natur sein, wie z.B. Hirnschäden oder Fehlbildungen, oder metabolischer Natur, wie z.B. Stoffwechselstörungen.
Ursachen der symptomatischen Epilepsie
- Angeborene Fehlbildungen des Gehirns: Angeborene Fehlbildungen des Gehirns können die normale Funktion der Nervenzellen beeinträchtigen und zu epileptischen Anfällen führen.
- Bei der Geburt erworbene Hirnschäden: Hirnschäden, die während der Geburt auftreten, können ebenfalls die Ursache für eine symptomatische Epilepsie sein.
- Schädel-Hirn-Traumata: Verletzungen des Kopfes können das Gehirn schädigen und zu epileptischen Anfällen führen.
- Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann die Blutversorgung des Gehirns unterbrechen und zu Hirnschäden führen, die epileptische Anfälle auslösen können.
- Hirntumoren: Tumoren im Gehirn können Druck auf das umliegende Gewebe ausüben und die normale Funktion der Nervenzellen stören, was zu Anfällen führen kann.
- Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis): Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute können die Nervenzellen schädigen und epileptische Anfälle verursachen.
- Stoffwechselstörungen: Stoffwechselstörungen wie Erkrankungen der Schilddrüse oder Diabetes können die Funktion der Nervenzellen beeinträchtigen und zu Anfällen führen.
Akut symptomatische Anfälle (ASA)
Akut symptomatische Anfälle (ASA) sind definiert durch einen engen zeitlichen Zusammenhang zwischen einem akuten Ereignis, welches einen negativen Einfluss auf das Gehirn hat, und dem daraus resultierenden Auftreten von epileptischen Anfällen. Diesem akuten Ereignis können neben einer strukturellen Hirnschädigung (z. B. traumatisch, vaskulär) unter anderem auch Entgleisungen im Rahmen internistischer Erkrankungen oder Einfluss von externen Noxen wie Medikamenten, Alkohol oder Drogen zugrunde liegen.
Internistische Ursachen für ASA:
- Elektrolytentgleisungen: Elektrolytentgleisungen beeinflussen neben anderen Organen und Strukturen auch direkt das Gehirn. Vor allem akut auftretende und schwere Elektrolytentgleisungen können ASA zugrunde liegen.
- Hyponatriämie: Eine Vielzahl von internistischen Erkrankungen und Störungen führt zu einer Hyponatriämie. Die häufigsten Ursachen sind dabei eine Verdünnungshyponatriämie oder eine übermäßige Wasseraufnahme.
- Hypernatriämie: Neurologische Komplikationen treten meist nur dann auf, wenn der Natriumwert innerhalb von wenigen Stunden sehr rasch ansteigt. Auch eine zu rasche Korrektur der Hypernatriämie kann durch ein dadurch entstehendes Hirnödem in bis zu 40 % der Patienten zu ASA führen.
- Hypokalziämie: Die klassischen klinischen Manifestationen der Hypokalziämie sind Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfälle.
- Magnesiummangel: Bilateral tonisch klonische Anfälle im Sinne eines ASA können im Rahmen eines ausgeprägten Magnesiummangels entstehen.
- Diabetes mellitus (DM): Ein Diabetes mellitus (DM), unabhängig ob Typ I oder II, ist mit dem Auftreten von epileptischen Anfällen und mit Epilepsien assoziiert. Hyperglykämien führen immer wieder zu akut symptomatischen Anfällen. Hypoglykämien sind v. a. bei Neugeborenen und Kindern mit ASA verbunden, wobei hier die Gefahr der Entwicklung einer Epilepsie aufgrund von rezidivierenden neonatalen Hypoglykämien im Vordergrund steht.
- Schilddrüsenerkrankungen: Schilddrüsenhormone können die Erregungsbereitschaft im Gehirn steigern. Vor allem im Rahmen von thyreotoxischen Zuständen können in seltenen Fällen ASA auftreten. Eine Hypothyreose führt nur bei langfristiger, unbehandelter Unterfunktion oder im Rahmen eines Myxödemkomas zu ASAs.
- Leberfunktionsstörungen: Akute wie chronische Leberfunktionsstörungen führen oft zu weiteren neurologischen Komplikationen. Allen voran ist hierbei die hepatische Enzephalopathie zu nennen, die einen direkten Einfluss auf das Zerebrum hat.
- Nierenerkrankungen: In der Literatur findet sich kein Hinweis, dass Nierenfunktionseinschränkungen oder Niereninsuffizienzen direkt mit dem Auftreten von ASA zusammenhängen. Ähnlich wie bei den hepatischen Erkrankungen zeigen Fallberichte, dass gerade eine fortgeschrittene chronische Niereninsuffizienz zu einem „posterioren reversiblen Enzephalopathiesyndrom“ (PRES) führen kann oder dessen Entstehung zumindest begünstigt.
- Systemischer Lupus erythematodes (SLE): ASA treten bei systemischen Lupus erythematodes (SLE) meist im Rahmen einer systemischen Exazerbation auf.
- Entzündliche Darmerkrankungen: Im Rahmen entzündlicher Darmerkrankungen wie der Colitis ulcerosa und des Morbus Crohn können unterschiedliche neurologische Symptome entstehen, die sowohl das periphere als auch das zentrale Nervensystem beeinflussen.
- Alkoholintoxikation und -entzug: Sowohl eine akute Alkoholintoxikation als auch der Alkoholentzug führen zu akut symptomatischen Anfällen.
- Drogenkonsum: Eine Vielzahl von meist illegalen Drogen können auch in niedrigen Dosen akut symptomatische Anfälle auslösen.
Diagnose von Epilepsie
Wer einen epileptischen Anfall erleidet, sollte sich zeitnah von seinem Hausarzt untersuchen lassen. Nicht immer steckt hinter einem Anfall jedoch eine Epilepsie. Auch andere Ursachen können dafür verantwortlich sein. Gegebenenfalls wird der Patient an einen Neurologen zur weiterführenden Diagnostik überwiesen. Der Arzt wird sich nach der bisherigen Krankengeschichte erkundigen und sich den epileptischen Anfall genau beschreiben lassen. Meist können Personen, die bei dem Krampfanfall mit dabei waren, die Umstände besser schildern, als der Betroffene selbst. Die Beschreibung der Symptome kann oft schon einen Hinweis auf die Form des Krampfanfalls geben. So lassen sich beispielsweise fokale Anfälle (zum Beispiel Sehveränderungen oder Zuckungen des Arms) deutlich von tonisch-klonischen Anfällen (Patient verkrampft sich anfangs, der Körper versteift sich und beginnt, unkontrolliert zu zucken, Bewusstlosigkeit) unterscheiden. Wichtig sind zudem Informationen über mögliche Grunderkrankungen, bekannte Fälle von Epilepsie in der Familie und mögliche äußere Auslöser für den Krampfanfall, wie flackerndes Licht.
Die nachfolgenden Untersuchungen geben dann Aufschluss darüber, ob ein Patient beispielsweise unter fokalen Anfällen leidet oder unter generalisierten Anfällen. Jedoch kommt es oft vor, dass keine klare Ursache für die Erkrankung gefunden wird und sich auch keine krankhaften Veränderungen im Gehirn nachweisen lassen (idiopathische Epilepsie).
Während der anschließenden neurologischen Untersuchungen wird unter anderem ein EEG (Elektroenzephalografie) erstellt. Auf diese Weise misst der Arzt die Hirnströme des Patienten. Nicht immer zeigt die Untersuchung die bei einer Epilepsie typische Kurvenveränderungen an. Daher wird meist auch ein MRT (Magnetresonanztomografie) gemacht. Eventuelle Schäden oder Fehlbildungen des Gehirns lassen sich dabei erkennen. Eine Computertomografie des Schädels kann insbesondere während der Akutphase - also kurz nach einem Anfall - helfen, um zum Beispiel Hirnblutungen als Auslöser zu entdecken.
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Laboruntersuchungen sind angezeigt, wenn eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder eine andere Erkrankung als Auslöser für den Anfall vermutet werden. Die Blutanalyse kann mögliche Entzündungen oder Stoffwechselveränderungen aufzeigen. Manchmal wird zudem eine Lumbalpunktion vorgenommen.
Nach einer anfallsartigen Episode sind drei wichtige Fragen zu klären:
- Handelt es sich um einen epileptischen Anfall?
- Gibt es eine akut zu behandelnde Ursache?
- Besteht ein erhöhtes Risiko auf weitere Anfälle?
Ob es sich um einen epileptischen Anfall handelt, wird überwiegend anhand des Anfallhergangs beurteilt. Dabei sind die Angaben des Betroffenen wichtig, wobei insbesondere bei eingeschränktem Bewusstsein auf Angaben von Augenzeugen angewiesen wird.
Akut zu behandelnde Ursachen werden mittels akuter Bildgebung (zumeist Computertomographie), Blut- und gegebenenfalls Nervenwasserentnahmen abgeklärt und eine gegebenenfalls notwendige weiterführende Diagnostik und Therapie stationär eingeleitet.
Nach einem ersten Anfall muss anhand durchgeführter Bildgebung (bevorzugt Magnetresonanztomographie) und den Ergebnissen des EEGs festgestellt werden, ob ein erhöhtes Risiko auf weitere epileptische Anfälle besteht. Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung ist die richtige Diagnose. Anhand der Anfallsbeschreibung und der Ergebnisse der Diagnostik wird die Zuordnung des Epilepsiesyndroms durchgeführt. Hieraus wird auf weitere Empfehlungen bezüglich Therapie und z. B. Fahreignung geschlossen.
Behandlung von Epilepsie
Wurde die Diagnose Epilepsie gestellt, erfolgt eine Behandlung in der Regel spätestens dann, wenn Betroffene mehr als zwei Krampfanfälle im Jahr erleiden. Aber nicht jede Epilepsie wird als sehr belastend empfunden. Es gibt Patienten, die sich im Alltag kaum beeinträchtigt fühlen. Das ist dann der Fall, wenn die epileptischen Anfälle nur selten oder nicht besonders intensiv auftreten. Andere Betroffene bekommen häufige und schwere Krampfanfälle oder erleiden Absencen (kurze geistige Abwesenheit). Die Therapie der Epilepsie richtet sich unter anderem nach der individuellen Art der Anfälle. Eine medikamentöse Behandlung mit sogenannten Antikonvulsiva kann das Risiko für weitere Anfälle senken. Auch eine Operation (Epilepsiechirurgie) oder ein Stimulationsverfahren können angezeigt sein.
Medikamentöse Behandlung
Als erste Therapieoption steht eine große Auswahl an Medikamenten zur Verfügung, die über Beeinflussung der Erregbarkeit des Gehirns das Auftreten von Anfällen unterdrücken können. Die Wahl des Medikaments richtet sich zum einen nach dem vorliegenden Epilepsiesyndrom sowie nach den persönlichen Merkmalen, die ein Patient mit sich bringt.
Ziel der Behandlung einer Epilepsie ist, die Anzahl der Anfälle so weit wie möglich zu reduzieren oder sogar eine Anfallsfreiheit zu erreichen. Dabei sollten keine oder zumindest nur tolerierbare Nebenwirkungen auftreten, um die Lebensqualität zu verbessern. In erster Linie kommen dabei anti-epileptische Medikamente zum Einsatz.
Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt von der Form der Epilepsie und dem Krankheitsverlauf ab. Meist wird eine Epilepsie mit Medikamenten behandelt, sogenannten Antiepileptika. Es stehen unterschiedliche Medikamente aus verschiedenen Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Wenn ein Medikament in einer niedrigen Dosierung nicht wirkt, kann zunächst die Dosis erhöht werden. Zeigt sich kein Erfolg, probiert man ein Medikament aus einer anderen Wirkstoffgruppe oder kombiniert mehrere Wirkstoffe.
Da es oft bei einem einzigen Anfall bleibt, kann man mit einer Behandlung meist erst einmal abwarten. Die Therapie beginnt in der Regel erst nach einem zweiten Anfall. Besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für erneute Anfälle, wie etwa bei einer Gehirnerkrankung, kann bereits nach dem ersten Krampfanfall eine Behandlung sinnvoll sein. Wichtig ist, die persönliche Situation ausführlich mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen.
Wer sich für eine Behandlung mit Medikamenten entscheidet, nimmt diese meist über mehrere Jahre ein. Wenn in dieser Zeit keine Anfälle aufgetreten sind, können manche Menschen versuchsweise auf Medikamente verzichten. Andere benötigen ihr Leben lang Medikamente.
Antiepileptika können Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Schwindel haben. Manchmal bestehen spezielle Risiken, zum Beispiel während der Schwangerschaft für das ungeborene Kind. Eine ausführliche ärztliche Beratung ist dann besonders wichtig.
Epilepsiechirurgie
Ist eine Epilepsie mit Medikamenten nicht ausreichend behandelbar und gehen die Krampfanfälle immer von einer begrenzten Hirnregion aus (fokale Anfälle), kann eine operative Entfernung von Hirngewebe unter Umständen hilfreich sein. Sie betrifft dann nur diesen bestimmten Teil des Gehirns (resektive Operation).
Wenn die medikamentöse Therapie erschöpft ist, kann der Arzt chirurgische Eingriffe zur Behandlung der Epilepsie vorschlagen. Die Epilepsiechirurgie erfolgt ebenfalls, um eine dauerhafte Anfallsfreiheit zu erreichen oder die Anfallshäufigkeit und Anfallsstärke deutlich zu verringern. Es werden hierbei Gehirnareale behandelt, entweder durch eine Entfernung dieser Areale oder durch Unterbrechung der Ausbreitungswege.
Unter Epilepsiechirurgie versteht man die Behandlung der Epilepsie mittels neurochirurgischer Verfahren. Sie ist eine erprobte und anerkannte Behandlungsform und wird in spezialisierten Zentren durchgeführt. Im Rahmen einer stationären prächirurgischen Abklärung sollte die Möglichkeit einer epilepsiechirurgischen Behandlung überprüft werden. Dabei untersucht man, ob die epileptischen Anfälle von einer bestimmten Stelle des Gehirns ausgehen und ob es möglich ist, diese operativ zu entfernen, ohne dass der Patienten Störungen im Bereich von Gedächtnis, Kraft oder Sprache erleidet.
Nach der Operation und dem anschließenden stationären Aufenthalt wird in der Regel ein weiterer stationärer Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik mit Epilepsie-Schwerpunkt (Medizinische Rehabilitation) empfohlen. Innerhalb der ersten Jahre nach der Operation finden in unterschiedlichen Abständen Nachsorgeuntersuchungen statt, in die alle an der prächirurgischen Diagnostik und operativen Epilepsietherapie beteiligten Berufsgruppen (Ärzte, Neuropsychologie, Psychologie, Sozialdienst) mit eingebunden sind. Ebenso müssen die Medikamente zur Epilepsiebehandlung nach der Operation noch mehrere Jahre eingenommen werden. Sind dann keine weiteren Anfälle aufgetreten, kann nach Absprache mit dem behandelnden Arzt versucht werden, die Medikamente abzusetzen.
Stimulationsverfahren
Bringen Medikamente nicht den gewünschten Erfolg, können auch sogenannte Stimulationsverfahren gegen epileptische Anfälle helfen. Dabei gibt der Arzt mit niedriger Stromstärke Impulse in bestimmte Strukturen des Gehirns oder solche, die dorthin führen (Vagusnerv). Verschiedene Verfahren der Stimulation sind möglich. Am häufigsten wird die Vagusnervstimulation (VNS) angewandt.
Im Gegensatz zur Epilepsiechirurgie kann mit der Neurostimulation keine Anfallsfreiheit erreicht werden. Allerdings bewirkt sie, je nach Art der Epilepsie und des eingesetzten Verfahrens, eine deutliche Minderung der Anfallsfrequenz bzw. Unter Neurostimulation versteht man zusammengefasst, dass Strukturen im Gehirn oder solche, die dort hinführen (wie der Vagus-Nerv), mit niedriger Stromstärke stimuliert werden. Im direkten Vergleich scheint die Tiefe Hirnstimulation - die allerdings nur unter bestimmten Bedingungen in Frage kommt - effektiver als die Vagus-Nerv-Stimulation zu sein.
20-30 Prozent aller Epilepsiepatienten sprechen nicht ausreichend auf eine medikamentöse Behandlung an und / oder können aus verschiedenen Gründen nicht operiert werden. Die VNS steht bereits seit Mitte der 90er Jahre als erfolgversprechende Behandlungsalternative zur Verfügung. Hierbei wird der 10. Dafür muss ein Pulsgenerator in eine Hauttasche unter dem linken Schlüsselbein eingesetzt und mittels eines Elektrodenkabels eine Verbindung zum 10. Hirnnerv im linken Halsbereich hergestellt werden. Dies erfolgt im Rahmen einer (minimalinvasiven) 1,5-stündigen OP unter Vollnarkose. In der Regel können die Patienten bereits am Folgetag nach Aktivierung des Systems entlassen werden.
Dies ist die Weiterentwicklung der VNS, bei der keine Operation und kein Klinikaufenthalt erforderlich sind. Allerdings liegt die Effektivität deutlich unter der der konventionellen Methode. Spezielle Nervenfasern werden hier über eine Ohrelektrode am Ohr durch sanfte elektrische Impulse aktiviert (Neurostimulation). Bei der Transkraniellen Magnetstimulation erfolgt die Stimulation durch die Schädeldecke und erreicht so die übererregten Hirnstrukturen. Bei diesem Verfahren werden Elektroden in bestimmte Strukturen meist auf beiden Seiten des Gehirns implantiert. Die Tiefe Hirnstimulation ist bei Menschen mit Bewegungsstörungen etabliert und zur Therapie des M. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass die Tiefe Hirnstimulation zu einer Reduzierung der Anfallshäufigkeit führt, wenn eine bestimmte Hirnregion - der anteriore Thalamus - stimuliert wird; besonders profitiert haben Menschen mit komplex-fokalen (bzw. automotorischen) Anfällen und Menschen mit Temporallappenepilepsien.
Was kann man selbst tun?
Epilepsie-Patienten sollten darauf achten, immer ausreichend viel zu schlafen. Dies kann das Risiko, einen Krampfanfall zu erleiden, verringern. Alkohol besser nur selten und in sehr geringen Mengen genießen. Wer unter seiner Krankheit auch psychisch stark leidet, dem empfiehlt sich eine Psychotherapie. Bei der Berufswahl muss die neurologische Erkrankung mit in die Überlegungen einfließen. Denn nicht jede Arbeit kann mit Epilepsie verrichtet werden.
Alternative Behandlungsmethoden
- Homöopathie: Die Behandlung mit homöopathischen Arzneien kann sich positiv auf den Verlauf einer Epilepsie auswirken. Vor Beginn der Therapie sollten allerdings eine klare schulmedizinische Diagnostik sowie die Klassifikation der epileptischen Erkrankung erfolgen. Denn nicht in jedem Fall ist die Gabe von homöopathischen Medikamenten sinnvoll. Jedoch konnte beispielsweise bei der Behandlung von Kindern, die an epileptischen Anfällen litten, häufig eine Besserung erzielt werden. Diese homöopathischen Mittel werden unter anderem bei Epilepsie empfohlen:
- Nux vomica
- Tuberculinum
- Silicea
- Pulsatilla
- Calcium phosphoricum
- Akupunktur: Krankheiten entstehen aus Sicht der chinesischen Medizin häufig durch Blockaden der sogenannten Energieleitbahnen. Daher ist eines der Behandlungsziele in der Akupunktur die Auflösung dieser Störungen. Eine Therapie durch Akupunktur kann laut Deutscher Akupunktur Gesellschaft auch bei neurologischen Erkrankungen wie beispielsweise zerebralen Anfallsleiden hilfreich sein. Die Behandlung der Epilepsie sollte durch einen erfahrenen Akupunkteur und in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Erleidet jemand einen epileptischen Anfall, sollte man folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen umsetzen:
- Ruhe bewahren.
- Auch den Betroffenen beruhigen und möglichst vor Verletzungen schützen.
- Den Patienten während des Anfalls nicht festhalten.
- Meistens ist ein Krampfanfall nicht gefährlich und dauert nur wenige Minuten an. Tritt jedoch ein sogenannter Status epilepticus ein, muss unverzüglich ein Notarzt gerufen werden. Ein Status epilepticus dauert in der Regel länger als fünf Minuten oder tritt als Serie mehrerer Anfälle kurz hintereinander auf. Der Patient kommt während des Krampfanfalls nicht wieder vollständig zu Bewusstsein.
Epilepsie bei Kindern
Sehr oft tritt Epilepsie schon bei Kindern und Jugendlichen auf. In dieser Altersgruppe zählt das Leiden zu den häufigsten Krankheiten des zentralen Nervensystems. Jährlich sind deutschlandweit etwa 50 von 100.000 Kindern betroffen. Durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten lassen sich nach Auftreten der Erkrankung in der Regel weitere epileptische Anfälle vermeiden. Zudem ist es wichtig, auf eine gesunde Lebensführung zu achten. Oftmals wird ein Anfall durch bestimmte Reize ausgelöst. Das können Schlafmangel, bestimmte Geräusche oder flackerndes Licht sein. Diese negativen Einflüsse sollten künftig gemieden werden.
Grundsätzlich ist eine Epilepsie bei Kindern meistens gut behandelbar. Sorgen, die Erkrankung könne die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen, sind meist unbegründet.
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