Während einer Schwangerschaft durchläuft der Körper einer Frau zahlreiche Veränderungen, um das Wachstum und die Entwicklung des Babys zu unterstützen. Diese Veränderungen können zu verschiedenen Beschwerden führen, von denen einige ungewöhnlich erscheinen mögen. Ein solches Phänomen ist das Taubheitsgefühl am Bauchnabel. Dieser Artikel untersucht die möglichen Ursachen für dieses Gefühl und gibt Ratschläge, wie man damit umgehen kann.
Hormonelle Veränderungen und ihre Auswirkungen
In den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft stellt sich der Körper der werdenden Mutter auf die vorrangige Versorgung des Kindes ein und bereitet sich auf die Geburt vor. Dabei vollbringt er wahre Höchstleistungen. Die hormonelle Umstellung des Körpers verursacht in der Brust bereits sehr früh in der Schwangerschaft ein manchmal sogar schmerzhaftes Druckgefühl und Spannen. Unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone lockern sich Muskeln, Gelenke und Bänder im Bereich der Wirbelsäule und des Beckens. Zudem entspannen die Schwangerschaftshormone die Darmmuskulatur.
Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühl am Bauchnabel
Ein Taubheitsgefühl am Bauchnabel während der Schwangerschaft kann verschiedene Ursachen haben:
Dehnung der Haut
Mit fortschreitender Schwangerschaft dehnt sich die Haut am Bauch, um dem wachsenden Baby Platz zu machen. Diese Dehnung kann die Nerven in der Haut beeinträchtigen und zu einem Taubheitsgefühl führen. Einige Frauen berichten von einem Taubheitsgefühl am ganzen Oberbauch, das so stark sein kann, dass sie dort kaum Schmerzen empfinden.
Nervenkompression
Die wachsende Gebärmutter kann Druck auf die Nerven in der Bauchregion ausüben, was ebenfalls zu Taubheitsgefühl führen kann. Dies kann auch mit einer leichten Beeinträchtigung der nervalen Versorgung der Bauchdecke zusammenhängen.
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Rektusdiastase
Ab der 20. Schwangerschaftswoche beansprucht das ungeborene Kind so viel Platz, dass die Muskelstränge der geraden Bauchmuskulatur auseinanderdriften müssen. Bei einer Rektusdiastase (Mittellinienbruch) stehen der rechte und der linke Muskelstrang des geraden Bauchmuskels (Musculus rectus abdominis) so weit auseinander, dass in der Bauchdecke ein senkrechter Spalt zu tasten ist. Die großen Bauchmuskeln driften in der Schwangerschaft auseinander. Eine Rektusdiastase kann die Funktionen der Bauchmuskeln beeinträchtigen. Der Musculus rectus abdominis (gerader Bauchmuskel) zieht sich in zwei parallelen Strängen vom fünften bis siebten Rippenknorpel und Schwertfortsatz des Brustbeins herunter bis zum Schambein. In der Mitte zwischen dem linken und dem rechten Muskelstrang befindet sich die sogenannte Linea alba (weiße Linie). Diese im Normalfall maximal zwei Zentimeter breite „Naht“ aus straffem Bindegewebe verbindet die zwei Stränge des großen Bauchmuskels.
Nabelbruch
In der Schwangerschaft wölbt sich der Bauch - und manchmal auch der Nabel. Er „verstreicht", das heißt die Nabelvertiefung verschwindet. Verstreicht der Nabel nicht nur, sondern bildet sich eine Art Beule im Nabelbereich, kann ein Nabelbruch dahinterstecken. Dabei handelt es sich um eine Ausstülpung von Gewebe durch eine Schwachstelle oder Lücke in der Bauchwand - die sogenannte Bruchpforte. Ärzte und Ärztinnen sprechen von einer "Nabelhernie". Nabelbrüche entstehen in der Schwangerschaft oft durch die Dehnung der Bauchdecke und das Auseinanderweichen der Bauchmuskeln. Ein Nabelbruch kann also angeboren oder erworben sein. Steigt der Druck im Bauchraum etwa durch Übergewicht, eine Schwangerschaft oder das Heben schwerer Lasten, hält das Bindegewebe nicht mehr stand, und es entsteht mit der Zeit eine Lücke. Entsteht ein Nabelbruch, verursacht er zunächst keine Schmerzen. Daher wird er oft nicht gleich bemerkt. Erste Beschwerden können ein Ziehen und Missempfinden rund um den Nabel sein. Dadurch entsteht ein so genannter Bruchsack - eine kleine Beule in der Nähe des Nabels.
Weitere mögliche Beschwerden während der Schwangerschaft
Neben dem Taubheitsgefühl am Bauchnabel können während der Schwangerschaft noch weitere Beschwerden auftreten:
- Brustspannen: Die hormonelle Umstellung kann zu einem schmerzhaften Druckgefühl und Spannen in der Brust führen.
- Rückenschmerzen: Durch die Lockerung der Muskeln, Gelenke und Bänder im Bereich der Wirbelsäule und des Beckens sowie das zunehmende Gewicht kann es zu Rückenschmerzen kommen.
- Heißhunger: Der Körper muss nun zusätzlich das Baby mitversorgen, wodurch Heißhungerattacken entstehen können.
- Sodbrennen: Magensäure kann leichter in die Speiseröhre gelangen und diese reizen.
- Übelkeit und Erbrechen: Vor allem am Morgen ist Übelkeit besonders zu Beginn einer Schwangerschaft völlig normal.
- Verstopfung: Unter dem Einfluss der Hormone entspannt sich bei schwangeren Frauen die Darmmuskulatur.
- Hämorrhoiden: Während der Schwangerschaft oder nach der Entbindung leiden viele Frauen unter vergrößerten oder entzündeten Hämorrhoiden.
- Blasenschwäche: Sehr viele Schwangere müssen während ihrer Schwangerschaft häufiger auf die Toilette als sonst.
- Krampfadern und Wassereinlagerungen: Krampfadern sind in der Schwangerschaft keine Seltenheit. Da die Venen nicht nur mehr Blut transportieren müssen, sondern unter dem Einfluss der Hormone auch durchlässiger werden, tritt zudem vermehrt Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in das umgebende Gewebe und sammelt sich dort an.
Tipps zur Linderung von Beschwerden
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die helfen können, die Beschwerden während der Schwangerschaft zu lindern:
- Brustspannen: Achten Sie auf einen gut sitzenden BH aus dehnbarem Material. Sanfte Massagen der Brust mit hochwertigen Pflegeölen oder warme Umschläge können ebenfalls helfen.
- Rückenschmerzen: Vermeiden Sie langes Stehen oder schweres Heben und tragen Sie möglichst flache Schuhe. Regelmäßige Bewegung wie Schwangerschaftsgymnastik, Schwimmen oder Yoga kann die Muskulatur stärken.
- Heißhunger: Essen Sie bei einer Heißhungerattacke möglichst bald eine kleine Zwischenmahlzeit und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung.
- Sodbrennen: Essen Sie über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten, kauen Sie die Nahrung gut durch und legen Sie Ihren Oberkörper beim Schlafen leicht erhöht.
- Übelkeit und Erbrechen: Essen Sie schon vor dem Aufstehen am Morgen eine Kleinigkeit und meiden Sie Auslöser wie bestimmte Gerüche oder Lebensmittel.
- Verstopfung: Trinken Sie reichlich, mindestens zwei bis drei Liter am Tag, und achten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung.
- Hämorrhoiden: Regulieren Sie den Stuhlgang durch größere Trinkmengen und verwenden Sie Sitzbäder oder Salben.
- Blasenschwäche: Regelmäßiges Beckenbodentraining kann helfen, die Beschwerden zu lindern.
- Krampfadern und Wassereinlagerungen: Regelmäßige Bewegung, Wechselduschen und das Hochlegen der Beine können Wassereinlagerungen vorbeugen. Kompressionsstrümpfe können bei Krampfadern helfen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
In den meisten Fällen sind die Beschwerden während der Schwangerschaft harmlos. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein Arzt aufgesucht werden sollte:
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- Bei sehr plötzlich auftretenden oder lange anhaltenden Rückenschmerzen, insbesondere wenn eine Muskelschwäche in den Beinen oder Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle hinzukommen.
- Bei starken Beschwerden im Zusammenhang mit Sodbrennen.
- Bei anhaltenden Verstopfungen, insbesondere wenn sie das Risiko für ein Hämorrhoidalleiden erhöhen.
- Wenn Wassereinlagerungen bereits im ersten Trimester oder sehr plötzlich auftreten und außerdem der Blutdruck erhöht ist, da dies auf eine Präeklampsie hinweisen kann.
- Wenn nur eines der Beine geschwollen und zusätzlich gerötet, überwärmt und schmerzhaft ist, da sich möglicherweise ein Blutgerinnsel in den tiefer liegenden Beinvenen gebildet hat.
- Wenn der Nabelbruch plötzlich starke Schmerzen mit Übelkeit und Erbrechen verursacht.
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