Ein Bruch des Handgelenks, insbesondere ein Speichenbruch (Radiusfraktur), gehört zu den häufigsten Knochenverletzungen. Trotz angemessener Versorgung können nach Abschluss der Therapie weiterhin Beschwerden bestehen. Eines der möglichen Symptome nach einer Radiusfraktur ist ein Taubheitsgefühl in der Hand. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für dieses Taubheitsgefühl und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist eine Radiusfraktur?
Eine Radiusfraktur, speziell eine distale Radiusfraktur, bezeichnet den Bruch der Speiche im Bereich nahe des Handgelenks. Die distale Radiusfraktur ist eine häufige Art von Handgelenksbrüchen und tritt am häufigsten etwa einen Zentimeter vom distalen Ende des Radiusknochens entfernt auf. Sie tritt häufig auf, wenn man bei einem Sturz versucht, sich mit ausgestreckten Armen abzufangen, wodurch die Hauptwucht des Aufpralls durch die Hände und Unterarme getragen wird. Diese Art von Fraktur ist besonders bei älteren Menschen und auch bei jüngeren Personen, die risikoreiche Sportarten betreiben, häufig. Mit bis zu 25 Prozent aller Brüche stellt die distale Radiusfraktur den häufigsten Bruch bei Erwachsenen dar.
Die Einteilung der distalen Radiusfraktur erfolgt in 5 Kategorien:
- Extraartikulär
- Partiell intraartikulär
- Intraartikulär
- Offene Fraktur
- Trümmerfraktur
Bei der Altersverteilung lassen sich zwei Gipfel feststellen: der erste mit Beginn der Einschulung, also um das 6. Lebensjahr herum und der zweite um das 70. Lebensjahr. Tritt der Bruch ab einem Alter von ungefähr 50 Jahren auf, könnte er auf eine beginnende Osteoporose hindeuten.
Ursachen einer Radiusfraktur
Die unmittelbaren Ursachen einer distalen Radiusfraktur können auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein:
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- Stürze: Die häufigste Ursache für eine distale Radiusfraktur ist ein Sturz auf den ausgestreckten Arm.
- Knochenerkrankungen: Menschen, die an einer Knochenerkrankung wie Osteoporose leiden, haben ein höheres Risiko, sich schon bei einem leichten Sturz das Handgelenk zu brechen.
- Alter: Personen, die sechzig Jahre und älter sind, neigen häufiger zu distalen Radiusfrakturen als andere.
Symptome einer Radiusfraktur
Die Symptome einer Radiusfraktur sind sofort nach dem Trauma spürbar und umfassen mehrere Anzeichen, die auf die Schwere der Verletzung hinweisen. Die typischsten Symptome sind:
- Starke Schmerzen unmittelbar nach dem Unfall
- Ungewöhnliche Schwellungen im verletzten Bereich
- Taubheitsgefühl der Hand oder Kribbeln in den Fingerkuppen
- Eingeschränkte oder nicht mehr vorhandene Bewegungsfähigkeit des Handgelenks
- Ungewöhnliche Verformungen im Bereich des Handgelenks
Taubheitsgefühl als Folge einer Radiusfraktur
Neben Schmerzen und Schwellungen können auch neurologische Symptome auftreten. Taubheitsgefühle oder ein Kribbeln in der Hand oder den Fingern sind zusätzliche Anzeichen, die bei einer Radiusfraktur auftreten können. Diese Symptome deuten darauf hin, dass durch die Fraktur möglicherweise Nerven beschädigt oder eingeklemmt wurden.
Besonders das Taubheitsgefühl kann auf eine Schädigung des Nervus medianus hinweisen, der unterhalb des Radius entlang, durch das Handgelenk verläuft und entscheidend für die Sensibilität und Motorik der Hand ist. Ein Kribbeln oder ein Gefühl wie „Nadeln“ in den Fingern kann ebenfalls ein Zeichen für eine Nervenschädigung sein und sollte ernst genommen werden. Werden Nerven verletzt, kann es zu Gefühlsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln in den Fingern kommen.
Karpaltunnelsyndrom als mögliche Ursache
Eine vorausgegangene Verletzung wie z.B. ein Unterarmbruch (Radiusfraktur) kann ein Risikofaktor für die Entstehung eines Karpaltunnelsyndroms sein. Typische Symptome eines Karpaltunnelsyndroms sind nächtliche Schmerzen durch Kribbeln („Ameisenlaufen“) oder ein Taubheitsgefühl in der Hand. Diese Symptome können auch tagsüber und an beiden Händen auftauchen. Oftmals breitet sich dieses Gefühl im Bereich der Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und dem Ringfinger aus. Die Feinmotorik kann daher eingeschränkt werden, sodass es zu einem Problem wird, Gegenstände sicher zu greifen.
Die Ursachen für Taubheitsgefühle, Schmerzen und Funktionsstörungen an der Hand entstehen durch einen Engpass im Sehnenfach des Handgelenks. Der sogenannte „Karpaltunnel“ im Handgelenk wird verengt und der Nerv durch den Druck belastet.
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Diagnose
Wenn Du befürchtest, Dir eine distale Radiusfraktur zugezogen zu haben, gehe am besten umgehend ins Krankenhaus oder zu einem Orthopäden. Unbehandelte Handgelenksfrakturen können zu Komplikationen führen, die sogar langanhaltende Auswirkungen haben können. Der behandelnde Arzt wird die distale Radiusfraktur mithilfe verschiedener Methoden diagnostizieren:
- Anamnese: Der Arzt wird Dich zunächst bitten, die Situation zu beschreiben, in der Du Dich verletzt hast. Außerdem wird er sich genau nach den Symptomen erkundigen.
- Körperliche Untersuchung: Das Handgelenk und der Unterarm werden auf Verrenkungen oder Verfärbungen untersucht. Der Arzt kann Dich auch auffordern, bestimmte Hand- oder Handgelenkbewegungen auszuführen, sofern Du dazu in der Lage bist.
- Röntgenaufnahmen: Dies ist die zuverlässigste Methode, um eine distale Radiusfraktur zu diagnostizieren.
- MRT- oder CT-Untersuchung: Diese Untersuchungen können hilfreich sein, um komplexe Frakturen zu untersuchen oder nach zusätzlichen Verletzungen der umliegenden Weichteile zu suchen.
- Szintigraphie: Ein Knochenscan kann Stoffwechselveränderungen im Knochen aufgrund von Frakturen aufdecken.
Behandlungsmöglichkeiten
Für einen Bruch des distalen Speichenbeins stehen Betroffenen mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Grundregel für die Behandlung von Knochenbrüchen besteht jedoch immer darin, die gebrochenen Teile wieder in ihre ursprüngliche Position zu bringen und durch Fixierungsmethoden sicherzustellen, dass sie während der Heilung nicht verrutschen.
Zu den häufigsten Behandlungsmöglichkeiten gehören:
- Konservative Behandlung: Wenn das Handgelenk in einer guten Position gebrochen ist, kann der Orthopäde einfach einen Gipsverband anlegen. Wenn der Knochen nicht mehr richtig ausgerichtet ist, müssen die gebrochenen Knochenfragmente sogar neu ausgerichtet werden. Dies kann auch ohne einen operativen Eingriff erfolgen.
- Chirurgische Behandlung: In schweren Fällen ist der gebrochene Knochen so stark verschoben, dass er ohne einen chirurgischen Eingriff nicht mehr korrigiert oder neu ausgerichtet werden kann.
Nach der Operation kann der Arzt verschiedene Hilfsmittel einsetzen, um den Knochen während der Heilung zu fixieren:
- Metallstifte
- Gips
- Platte
- Schrauben
- Ein externer Stabilisierungsrahmen
Behandlung des Karpaltunnelsyndroms
- Konservative Behandlungsformen: Wurde bei der Diagnose festgestellt, dass das Karpaltunnelsyndrom sich noch im Anfangsstadium befindet, kann es helfen, das Handgelenk ruhigzustellen. Hierbei wird das Handgelenk mit einer Handgelenksorthese vorwiegend nachts ruhiggestellt.
- Operative Behandlungsform: Bei einem fortgeschrittenen Karpaltunnelsyndrom, mit starker Ausprägung der Symptome, ist eine Operation anzuraten.
Physiotherapie
Sowohl im Falle einer konservativen Versorgung als auch nach einem operativen Eingriff empfiehlt sich bei der distalen Radiusfraktur im Anschluss eine Physiotherapie. Wenn Du nicht operiert wurdest, beginnt die Behandlung schon während Du den Gips noch trägst. Aktive und passive Mobilisationstechniken verbessern die Beweglichkeit in Schulter, Ellbogen und den Fingern. Sobald der Gips abgenommen wurde, werden Techniken zum Erreichen der vollen Beweglichkeit angegangen und zur Schmerzlinderung und Schwellungsreduktion durchgeführt. Anschließend wird mit Kraft- und Stabilisationstraining begonnen.
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Auch nach einem operativen Eingriff sollte schnellstmöglich mit der Physiotherapie begonnen werden. Solange das Handgelenk noch akut entzündet ist, werden abschwellende Maßnahmen wie Manuelle Lymphdrainage, Kälteanwendungen und Bewegung durch Manuelle Therapie im schmerzfreien Bereich durchgeführt. Nach der Entzündungsphase kann mithilfe von verschiedenen aktiven und passiven Techniken die Beweglichkeit der Gelenke allmählich gesteigert werden.
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