Taubheitsgefühl um das Auge: Ursachen und Erklärungen

Ein Taubheitsgefühl um das Auge kann beunruhigend sein. Es gibt verschiedene Ursachen für dieses Symptom, von harmlosen bis hin zu ernsteren Erkrankungen. Es ist wichtig, die möglichen Ursachen zu kennen, um rechtzeitig einen Arzt aufsuchen und die richtige Behandlung erhalten zu können.

Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühl um das Auge

Ein Taubheitsgefühl im Gesicht, einschließlich des Bereichs um das Auge, kann verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten Ursachen sind:

  • Fazialisparese (Gesichtslähmung): Eine Gesichtslähmung tritt in der Regel sehr plötzlich auf - für die Betroffenen meist ein Schock. Innerhalb weniger Stunden entwickeln sich die typischen Fazialisparese-Symptome: Die Muskeln im Gesicht erschlaffen, die Augenbrauen sinken ab, die Haut kribbelt, kommt einem wie taub vor, das Gesicht fühlt sich steif an. In den meisten Fällen kommt es bei der Fazialisparese zur Lähmung einer gesamten Gesichtshälfte. Sie entsteht durch eine einseitige Störung des peripheren Gesichtsnervs. Die Beschwerden sind davon abhängig, an welchen Stellen der Nerv geschädigt ist.

    • Periphere Fazialisparese: Bei einer peripheren Fazialisparese ist der Nerv in seinem Verlauf vom Hirnstamm zum Gesicht geschädigt. Dadurch ist eine Gesichtshälfte insgesamt gelähmt. Ursache für die Schädigung des Gesichtsnervs oder einen Teil des Nervs kann dabei ein Unfall oder eine Schwellung aufgrund einer Infektion mit Bakterien oder Viren sein. Auch am Gesichtsnerv liegende Tumore oder eine Mittelohrentzündung können periphere Fazialisparesen auslösen.
    • Zentrale Fazialisparese: Von einer zentralen Fazialispares ist die Rede, wenn die Verschaltung des Nervus Facialis im Gehirn gestört ist. Hierbei ist das Gesicht vom Auge bis zum Kinn einseitig gelähmt - lediglich die Mimik im Bereich der Stirn bleibt erhalten - zum Beispiel in Form von Stirnrunzeln.
  • Schlaganfall: "Zu den klassischen Symptomen eines Schlaganfalls zählen eine plötzliche einseitige Lähmung, die eine Körperhälfte oder nur einen Arm, ein Bein oder eine Hand betreffen kann. Aber auch ein einseitiges Taubheitsgefühl in Arm, Bein oder Gesicht, ein einseitig herabhängender Mundwinkel und eine unbewegliche Gesichtshälfte können auf einen Schlaganfall hindeuten", erklärt Dr. "Sobald eines dieser Symptome auftritt, sollte nicht der Hausarzt, sondern sofort die Nummer des Notrufs 112 gewählt werden", appelliert der Neurologe.

  • Multiple Sklerose (MS): Auch Multiple Sklerose (MS) kann unter Umständen zu einem tauben Gefühl im Gesicht, aber auch in den Armen oder Beinen führen. Das Erkrankungsbild von Multipler Sklerose (MS) ist vielseitig und frühe Symptome können sich ganz unterschiedlich bemerkbar machen - je nachdem, welche Areale im Nervensystem von der chronischen Entzündung betroffen sind. Als erste Krankheitsanzeichen treten oft Gefühlsstörungen in den Extremitäten oder auch Sehstörungen auf. „Parästhesien sind ein typisches Frühsymptom bei Multipler Sklerose und gehen mit Missempfindungen wie Kribbeln, Prickeln, «Ameisenlaufen» oder auch Kälte- und Wärmegefühlen sowie Taubheit oder Schwäche einher. Bei MS treten sie häufig zunächst in den Beinen oder Armen auf“, berichtet Dr. Frank Bergmann vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Sitz in Krefeld. „Bei vielen Betroffenen macht sich die Erkrankung auch zunächst durch Sehstörungen bemerkbar, weil der Sehnerv betroffen ist. Die Umwelt erscheint dann wie durch einen dichten Nebel, ganz unscharf und manchmal auch in Doppelbildern. Ebenso ist ein Sehausfall im Zentrum des Blickfeldes eines Auges möglich.“

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  • Trigeminusneuralgie: Der Gesichtsnerv (Nervus trigeminus) kann ebenfalls betroffen sein und zu Taubheitsgefühlen führen.

  • Infektionen: Verschiedenste Infektionen mit Bakterien oder Viren können ein taubes Gefühl im Körper auslösen. Zu solchen Infektionen gehören beispielsweise Gürtelrose oder Borreliose.

  • Tumore: Tumore im Gehirn können auf die Nerven drücken und Taubheitsgefühle verursachen.

  • Mangelerscheinungen: Schließlich kann auch ein Vitamin-B12-Mangel ein Taubheitsgefühl, das häufig auf der Zunge auftritt, auslösen. Daneben kann es in diesem Fall auch an den Händen und Füßen zu Empfindungsstörungen kommen. Denn Vitamin B12 ist für unser Nervensystem von entscheidender Bedeutung und ein Mangel kann zu Störungen im zentralen Nervensystem führen. Neben dem Taubheitsgefühl können sich bei einem solchen Mangel auch Symptome wie Blässe, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme bemerkbar machen.

  • Durchblutungsstörungen: Auch das Einklemmen von Blutgefäßen (beispielsweise durch Sitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen oder das Liegen auf einer Hand) kann dazu führen, dass Beine, Hände oder Arme "einschlafen" und im Zuge dessen Gefühlsstörungen auftreten.

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  • Psychische Faktoren: Letztlich können auch psychische Faktoren wie extremer Stress oder banale Umgebungsfaktoren - wie Zugluft im Gesicht - eine Entzündung des Nervus facialis auslösen: Gesichtslähmungen treten statistisch häufiger nach Wetterumschwüngen auf.

  • Andere Ursachen: Im Gesicht kann ein Taubheitsgefühl zudem durch Verbrennungen oder Erfrierungen hervorgerufen werden.

Zusätzliche Symptome

Das Taubheitsgefühl um das Auge kann von anderen Symptomen begleitet sein, die auf die zugrunde liegende Ursache hinweisen können:

  • Hängender Mundwinkel
  • Schwierigkeiten beim Schließen des Augenlids
  • Sehstörungen (verschwommenes Sehen, Doppelbilder, Gesichtsfeldausfälle)
  • Sprachschwierigkeiten
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Kribbeln oder "Ameisenlaufen"
  • Muskelschwäche im Gesicht
  • Ohrenschmerzen
  • Geschmacksveränderungen
  • Trockene Augen oder trockener Mund

Diagnose

Die Diagnose eines Taubheitsgefühls um das Auge erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Arzt. Dieser wird zunächst die Krankengeschichte erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Um die Ursache des Taubheitsgefühls zu ermitteln, können verschiedene Tests durchgeführt werden:

  • Neurologische Untersuchung: Um die Funktion der Nerven zu überprüfen.
  • Bildgebende Verfahren: Eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) untersucht der Arzt oder die Ärztin, ob der Auslöser im Gehirn liegt.
  • Blutuntersuchungen: Im nächsten Schritt wird Blut abgenommen oder eine Lumbalpunktion zur Gewinnung von Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit durchgeführt.
  • Elektrophysiologische Tests: Diese Tests messen die elektrische Aktivität der Nerven und Muskeln.

Behandlung

Die Behandlung des Taubheitsgefühls um das Auge richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Einige mögliche Behandlungen sind:

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  • Medikamente:
    • Bei Infektionen: Virustatika bei Viren und Antibiotika bei Bakterien - dabei, die Erreger zu eliminieren. Außerdem kommen bei manchen Betroffenen Glukokortikoide, umgangssprachlich Kortison, zum Einsatz.
    • Bei Vitamin-B12-Mangel: Hierbei werden insbesondere Vitamin B12 aber auch Vitamin B6 und B1 eingesetzt.
  • Physiotherapie: Spezielle Fazialisparese-Übungen ermöglichen es den Betroffenen, unter professioneller Anleitung das Sprechen zu verbessern, leichter essen und trinken zu können sowie Gesichtsausdrücke zu trainieren.
  • Chirurgische Eingriffe: In wenigen Fällen hat eine Fazialisparese Langzeitfolgen. Ist die Gesichtslähmung chronisch (dauerhafte Schädigung der Nerven) und beispielsweise der Lidschluss des Auges eines Patienten gestört, gibt es die Möglichkeit der Therapie mit rekonstruktiver, plastischer Operation. Ein offenstehendes Unterlid kann beispielsweise mit einer besonderen Operationstechnik (Canthoplastik) behandelt werden. Eine entsprechende OP am Oberlid, bei der das Sichtfeld korrigiert wird, heißt Blepharoplastik.
  • Augenpflege: Da bei den meisten Patienten und Patientinnen mit peripherer Fazialisparese eine Schädigung der Lidschluss-Funktion besteht, muss das Auge besonders gepflegt werden, damit sich die Hornhaut nicht entzündet. Das geschieht mit künstlicher Tränenflüssigkeit und Augensalbe. Nachts tragen Patienten einen sogenannten Uhrglasverband (eine Art durchsichtige Augenklappe im Pflasterformat), um vor Austrocknung zu schützen.
  • Transkutane Nervenstimulation: In schweren Fällen, in denen die Gesichtslähmung nicht wieder abklingt, ist eine sogenannte transkutane Nervenstimulation eine Therapieoption. Hierbei regen leichte Stromwellen die betroffenen Nerven und Muskeln an. Der Strom wird über eine Elektrode auf der Haut in den Körper geleitet.
  • Botulinum-Toxin: Solche Synkinesien kann man mit Botulinum-Toxin behandeln, das in die entsprechende Muskulatur gespritzt wird, um die unwillkürlichen Bewegungen zu verhindern.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Ein Taubheitsgefühl um das Auge sollte immer von einem Arzt abgeklärt werden, insbesondere wenn:

  • Das Taubheitsgefühl plötzlich auftritt.
  • Das Taubheitsgefühl von anderen Symptomen wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen begleitet ist.
  • Das Taubheitsgefühl anhält oder sich verschlimmert.
  • Das Taubheitsgefühl nach einer Verletzung oder Operation auftritt.
  • Es besteht der Verdacht auf einen Schlaganfall.

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