Training der linken Gehirnhälfte: Übungen für mehr Konzentration und Koordination

In unserer schnelllebigen Welt, in der Multitasking und ständige Erreichbarkeit zum Alltag gehören, ist es wichtiger denn je, die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns zu optimieren. Oftmals wird dabei die linke Gehirnhälfte, die für logisches Denken, Sprache und analytische Fähigkeiten zuständig ist, besonders hervorgehoben. Doch wie können wir diese gezielt trainieren, um unsere Konzentration und Koordination zu verbessern? Dieser Artikel gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über effektive Übungen und Trainingsmethoden.

Die Bedeutung von Gehirntraining

"Training beginnt im Kopf", sagt man oft. Dabei geht es meist um die Überwindung des inneren Schweinehunds, um den letzten Ruck, sich zum Sport aufzuraffen. Doch das Gehirn hat auch einen großen Einfluss darauf, wie beweglich, stark, schnell oder ausdauernd wir sind. Die Neuroathletik beweist dies, indem sie Neurowissenschaft und Athletik verbindet. Neuroathletik ist, vereinfacht gesagt, Fitness für das Gehirn als Steuerzentrale aller Bewegungsabläufe.

Warum Pausen so wichtig sind

Im oft stressigen Unternehmeralltag, geprägt von langen To-Do-Listen und Zeitdruck, neigen viele dazu, Pausen zu vernachlässigen oder sie mit "nebenbei" erledigten Aufgaben zu füllen. Doch diese vermeintlichen Pausen sind kontraproduktiv. Echte Pausen sind ein Muss, denn sie klauen keine Zeit, sondern schenken sie uns.

Bilaterale Hemisphärenstimulation als Schlüssel zur Konzentration

Nach einer echten Pause, in der Laptop und Arbeit beiseitegelegt werden, können Übungen zur bilateralen Hemisphärenstimulation wahre Wunder wirken. Auch wenn der Begriff sperrig klingt, sind diese Übungen einfache und effektive Konzentrationsübungen.

Übungen zur Stimulation beider Gehirnhälften

Diese Übungen können Sie zwischendurch in Ihre Routine einbauen, um die Zusammenarbeit beider Gehirnhälften zu fördern:

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  1. Fingerspringen:

    • Rechte Hand: Daumen an Zeigefinger, dann mit dem Daumen zum nächsten Finger springen (vorwärts und rückwärts).
    • Linke Hand: Daumen an kleinen Finger, dann mit dem Daumen zum nächsten Finger springen (vorwärts und rückwärts).
    • Anschließend beide Hände gleichzeitig.
  2. Ich und Du:

    • Rechte Hand: Faust machen, Daumen bleibt draußen (zeigt auf sich selbst).
    • Linke Hand: Faust machen, Zeigefinger bleibt draußen (zeigt von sich weg).
    • Im Wechsel rechte und linke Hand.
  3. Quadrat und Dreieck:

    • Rechte Hand: Zeigefinger zeichnet ein Dreieck in die Luft.
    • Linke Hand: Zeigefinger zeichnet ein Quadrat in die Luft.
    • Jede Hand einzeln, dann beide Hände parallel, anschließend Hände wechseln.
  4. Kreis und Acht:

    • Rechte Hand: Zeigefinger zeichnet eine Acht in die Luft.
    • Linke Hand: Zeigefinger zeichnet einen Kreis in die Luft.
    • Jede Hand einzeln, dann beide Hände parallel, anschließend Hände wechseln.
  5. Gleichgewichtsübung:

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    • Auf dem rechten (linken) Bein stehen.
    • Das andere Bein anheben und wieder abstellen.
    • Der Arm der gleichen Seite schwingt gleichzeitig nach vorne und hinten.
  6. Rückwärtsgehen über Kreuz:

    • Rückwärts über Kreuz gehen, d.h. das linke (rechte) Bein vor das andere setzen.
    • Drehen Sie den Körper herum.
  7. Armschwingen:

    • Hinstellen und den rechten Arm zur Decke strecken.
    • Den nach oben gestreckten Arm nach unten schwingen, um den Boden zu berühren.
    • Denselben Bewegungsablauf von vorne wiederholen.
    • Die Übung pro Seite 10 - 15 mal wiederholen.
  8. Knieberührungen:

    • Im Stehen oder Sitzen die gegenüberliegenden Knie berühren (ca. 3 Min.).
    • Die Atmung sollte die Bewegung dabei begleiten.

Neuroathletik-Übungen für verbesserte Koordination

Die Neuroathletik bietet weitere Übungen, um die Koordinationsfähigkeiten zu verbessern. Diese Übungen schärfen nicht nur die körperlichen, sondern auch die neurologischen Fähigkeiten.

  • Hase und Jäger: Heben Sie Zeige- und Mittelfinger der linken Hand und formen Sie somit einen „Hasen“. Die Handfläche zeigt nach vorn. Formen Sie mit der rechten Hand eine Pistole: Strecken Sie Daumen und Zeigefinger in Richtung der linken Hand aus. Wechseln Sie beide Seiten gleichzeitig: Die linke Hand formt die Pistole, die rechte den Hasen. Wiederholen Sie das Ganze so oft wie möglich, bis Sie beim Wechsel keine Fehler mehr machen. Sobald Sie etwas Übung haben, können Sie immer schneller werden. Durch diese Übung werden beide Gehirnhälften stimuliert.
  • Kreise mit der Zunge: Nehmen Sie die Zungenspitze vor die Schneidezähne und halten Sie die Lippen geschlossen. Lassen Sie die Zungenspitze einige Male im Uhrzeigersinn kreisen. Wechseln Sie die Seite und lassen Sie die Zungenspitze entgegen dem Uhrzeigersinn kreisen. Diese Übung hilft Ihnen dabei, beide Hirnhälften zu stimulieren. Sie reduziert außerdem Stress. Denn die Zunge hat einen direkten Einfluss auf die gerade Haltung des Kopfs und die Spannung im Kiefer.
  • Folge dem Buchstaben: Stellen Sie sich gerade hin und nehmen Sie einen länglichen Gegenstand, zum Beispiel einen Stift, in eine Hand, halten Sie den Gegenstand senkrecht. Malen Sie mit dem Stift in der Hand den Buchstaben H in die Luft: Bewegen Sie den Stift nach rechts, dort auf und ab, dann zurück in die Mitte, führen Sie den Stift nach links, bewegen Sie ihn dort auf und ab, dann über die Mitte zurück. Führen Sie diese Bewegung mehrmals aus und folgen Sie dem Stift nur mit Ihren Augen, der Kopf wird nicht gedreht. Mithilfe dieser Übung trainieren Sie gezielt die Muskelstränge in den Augen. Die Augen gelten in der Neuroathletik als wichtigstes bewegungssteuerndes Element.
  • Perspektivenwechsel: Nehmen Sie einen Stift und setzen Sie sich darauf eine Markierung, zum Beispiel durch einen Sticker. Halten Sie den Stift eine Armlänge vor sich hin. Fixieren Sie die Markierung mit den Augen und danach einen anderen Punkt im Raum, zum Beispiel ein Bild an der Wand. Wechseln Sie mit den Augen zwischen der Markierung auf dem Stift und dem entfernten Fixpunkt hin und her. Diese Übung ist besonders gut für Personen geeignet, die viel am Bildschirm arbeiten: Sie dient dazu, die verschiedenen Augenmuskeln zu trainieren, anstatt nur starr auf den Computer zu blicken.
  • Laufe eine Acht: Stellen Sie sich gerade hin mit ausreichend Platz, suchen Sie einen Punkt im Raum, zum Beispiel ein Bild an der Wand, und richten Sie Ihren Blick auf diesen Punkt. Laufen Sie jetzt die Schlingenfigur der Zahl Acht ab. Achten Sie darauf, mit Ihrem Oberkörper immer in Richtung des Fixpunkts zu bleiben und ihn fest im Blick zu behalten. Wiederholen Sie diesen Vorgang so oft wie möglich. Mit dieser Übung trainieren Sie Ihre Koordinationsfähigkeiten in Kombination mit den Augenmuskeln.

Die Aufgaben der linken Gehirnhälfte

Die linke Gehirnhälfte ist für verschiedene spezifische Tätigkeiten zuständig:

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  • Motorische Sprachsteuerung: Die komplexen Vorgänge während des Sprechens werden dort kontrolliert.
  • Verständnis abstrakter Begriffe: Begriffe wie Glück und Liebe, also Konzepte, die nicht konkret sind, werden vorwiegend in der linken Gehirnhälfte verarbeitet.
  • Wahrnehmung von Details: Die Wahrnehmung von Details findet hauptsächlich in der linken Gehirnhälfte statt.
  • Wahrnehmung von zeitlichen Details: Kleine Unterschiede zwischen Zeitabständen werden ebenfalls dort verarbeitet.

Es wird vermutet, dass sehr detaillierte Funktionen einer Gehirnhälfte zuzuordnen sind, es aber nicht möglich ist, größere Funktionen, wie z.B. analytisches Denken, ausschließlich der linken oder rechten Gehirnhälfte zuzuschreiben.

Zusammenspiel beider Hemisphären

Die Goethe Universität in Frankfurt am Main hat in einer Studie das Zusammenspiel der beiden Gehirnhälften beim Sprechen untersucht und ist zu neuen Erkenntnissen gekommen. Es konnte festgestellt werden, dass die linke Gehirnhälfte zeitliche Aspekte wie den Übergang von Sprachlauten kontrolliert, während die rechte Hirnhälfte dafür zuständig ist, dass die Laute, die unser Mund formt, auch so klingen wie sie klingen sollen. Des Weiteren wurde herausgefunden, dass die linke Hemisphäre bevorzugt zum Steuern schneller Bewegungen genutzt wird, während die rechte Seite besser langsame Abläufe kalibrieren kann.

Das Gedächtnis

Das Gedächtnis befindet sich in beiden Gehirnhälften. Das episodische Gedächtnis findet sich in der rechten Hirnregion wieder, während das semantische Gedächtnis in der linken Hemisphäre sitzt. Für die Merkfähigkeit brauchen wir also unser komplettes Gehirn.

Was passiert bei Ausfall der linken Gehirnhälfte?

Wenn die linke Gehirnhälfte ausfällt, beispielsweise aufgrund eines Schlaganfalls, findet eine Lähmung der rechten Seite des Körpers statt, eine sogenannte Hemiplegie. Außerdem kann eine Wortfindungsstörung ausgelöst werden.

Ganzheitliches Gehirntraining ist effektiver

Nur die linke Gehirnhälfte zu trainieren, lohnt sich nicht und ist auch nicht wirklich umsetzbar, da beide Gehirnhälften miteinander vernetzt arbeiten. Ein ganzheitliches Training sollte daher immer das Ziel sein. Am effektivsten dabei ist, ein wissenschaftlich belegtes Gehirntraining zu absolvieren, als zu versuchen, speziell die linke Hemisphäre zu verbessern. Um die Fähigkeiten der linken Gehirnhälfte zu trainieren, bieten sich vor allem Übungen der Kategorie schlussfolgerndes Denken an, diese werden in der linken Hemisphäre verarbeitet.

Alltagstipps zur Förderung der Koordination

Um das Gehirn herauszufordern, hilft es, sich beispielsweise von routinemäßigen Verhaltensmustern zu lösen. Benutzen Sie in Alltagssituationen - wie Zähne putzen oder Essen würzen - doch einfach mal Ihre ungeübte Hand: Wenn Sie Rechtshänder sind, benutzen Sie dafür die linke Hand; wenn Sie Linkshänder sind, die rechte. Oder tragen Sie Ihre Uhr am anderen Handgelenk. Wenn Sie Arbeiten im Stehen erledigen, wie beispielsweise beim Bügeln oder Kochen, versuchen Sie doch mal, sich eine Weile nur auf ein Bein zu stellen.

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