Überempfindliche Nerven der Haut: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Ein unangenehmes Gefühl auf der Haut, das sich durch Kribbeln, Spannen, Juckreiz oder Brennen äußert, ist ein weitverbreitetes Problem. Oftmals geht dies mit Trockenheit und Rötungen einher. Betroffene beschreiben ihre Haut als empfindlich, reaktiv oder sogar allergisch. Doch was steckt hinter überempfindlichen Nerven der Haut und welche Ursachen sind dafür verantwortlich? Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte überempfindlicher Haut, von den möglichen Ursachen über die Diagnose bis hin zu den vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist eine Sensibilitätsstörung?

Eine Sensibilitätsstörung liegt vor, wenn die normale Wahrnehmung von Berührungen, Temperatur, Schmerz oder Vibrationen verändert ist. Diese Störungen können sich in unterschiedlicher Form äußern, beispielsweise als Taubheitsgefühl, Kribbeln, Brennen oder eben als Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Reizen. Im neurologischen Sinne wird eine solche Überempfindlichkeit als Hyperästhesie bezeichnet.

Welche Symptome treten auf?

Die Symptome einer Sensibilitätsstörung sind vielfältig und hängen von der Art und dem Ausmaß der Nervenschädigung ab. Typische Anzeichen sind:

  • Kribbeln: Ein Gefühl, als würden Ameisen über die Haut laufen.
  • Brennen: Ein brennender Schmerz, der sich oberflächlich oder tief im Gewebe anfühlen kann.
  • Taubheit: Ein Verlust des Tastempfindens, der sich wie eine "eingeschlafene" Körperregion anfühlt.
  • Juckreiz: Ein unangenehmes Gefühl, das zum Kratzen anregt.
  • Schmerzen: Unterschiedliche Schmerzqualitäten, wie stechend, schneidend oder drückend.
  • Überempfindlichkeit (Hyperästhesie): Leichte Berührungen, schwache Hitze oder Kälte werden als unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden.
  • Vermindertes Temperatur- oder Schmerzempfinden: Eine herabgesetzte Fähigkeit, Temperaturunterschiede oder Schmerzreize wahrzunehmen.
  • Berührungsschmerz (Allodynie): Schmerzen, die durch normalerweise nicht schmerzhafte Reize wie leichte Berührungen ausgelöst werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome einer Sensibilitätsstörung an verschiedenen Körperstellen auftreten können, beispielsweise an Händen, Füßen, Armen, Beinen oder im Gesicht. Die Beschwerden können plötzlich auftreten oder sich langsam entwickeln und chronisch werden.

Ursachen von Sensibilitätsstörungen

Die Ursachen für Sensibilitätsstörungen sind vielfältig. Sie können sowohl auf Erkrankungen des Nervensystems als auch auf andere gesundheitliche Probleme zurückzuführen sein. Einige der häufigsten Ursachen sind:

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  • Polyneuropathie: Eine Schädigung mehrerer peripherer Nerven, die durch Diabetes, Alkoholkonsum, Vitaminmangel, Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder Medikamente verursacht werden kann. Typische Symptome sind Kribbeln, Brennen und Taubheit, die anfangs an beiden Füßen und Beinen auftreten.
  • Diabetes: Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann die Nerven schädigen und zu einer diabetischen Polyneuropathie führen.
  • Alkoholmissbrauch: Langjähriger, hoher Alkoholkonsum kann eine Polyneuropathie verursachen.
  • Vitaminmangel: Ein Mangel an bestimmten Vitaminen, insbesondere Vitamin B12, kann Nervenschäden verursachen.
  • Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom oder rheumatoide Arthritis können Entzündungen verursachen, die die Nerven schädigen.
  • Infektionen: Bestimmte Infektionen, wie Borreliose, Diphtherie oder Gürtelrose, können Nervenschäden verursachen.
  • Multiple Sklerose (MS): Eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das Immunsystem die Nervenfasern angreift und zu Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln, Taubheit oder neuropathischen Schmerzen führen kann.
  • Bandscheibenvorfall: Die Kompression von Nervenwurzeln im Bereich des Rückenmarks kann neurologische Symptome wie Taubheit, Kribbeln oder Muskelschwäche hervorrufen.
  • Medikamente: Einige Medikamente, wie Antibiotika (z.B. Nitrofurantoin oder Metronidazol), können Nervenschäden verursachen.
  • Giftige Substanzen: Der Kontakt mit giftigen Substanzen, wie Schwermetallen, kann Nervenschäden verursachen.
  • Krebserkrankungen: Bestimmte Krebserkrankungen, wie Brustkrebs oder Blutkrebs, können Sensibilitätsstörungen verursachen.
  • Hormonelles Ungleichgewicht: Ein hormonelles Ungleichgewicht, beispielsweise ausgelöst durch eine Schilddrüsenunterfunktion, kann Sensibilitätsstörungen verursachen.
  • Erbliche Veranlagung: In seltenen Fällen können Sensibilitätsstörungen erblich bedingt sein (hereditäre Neuropathien).
  • Migräne: Insbesondere bei Migräne mit Aura können Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle frühe Anzeichen einer beginnenden Attacke sein.
  • Psychische Störungen: Angstzustände, Panikattacken oder chronischer Stress können das vegetative Nervensystem überreagieren lassen und körperliche Symptome wie Gefühlsstörungen hervorrufen.
  • Operationen: Nach Operationen kann es aufgrund von Nervenverletzungen oder Entzündungen zu Sensibilitätsstörungen kommen.
  • Neuralgie: Eine Nervenerkrankung, die mit starken Schmerzen im Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs einhergeht und auch Sensibilitätsstörungen verursachen kann.
  • Empfindliche Haut: Man geht davon aus, dass empfindliche Haut durch überempfindliche Nervenenden innerhalb der Haut zustande kommt. Als Reaktion auf harmlose Reize senden diese Schmerzsignale aus.

Weitere Faktoren, die empfindliche Haut beeinflussen können:

  • Äußere Faktoren: Hitze, Kälte, Wind, Feinstaubpartikel, UV-Strahlung
  • Kosmetikprodukte: Farbstoffe, Duftstoffe, Alkohol, Lanolin
  • Waschmittel: Rückstände von Waschpulver und Waschmittel in der Kleidung
  • Ernährung: Scharfes Essen, Glutenintoleranz
  • Hormone: Hormonschwankungen im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus oder den Wechseljahren
  • Stress und Emotionen: Stress und intensive Emotionen können Symptome empfindlicher Haut auslösen.

Sind Sensibilitätsstörungen gefährlich?

Ob Sensibilitätsstörungen gefährlich sind, hängt von der Ursache und dem Ausmaß der Beschwerden ab. In manchen Fällen sind sie harmlos und verschwinden von selbst wieder. In anderen Fällen können sie jedoch ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein, die behandelt werden muss.

Insbesondere bei folgenden Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden:

  • Plötzlich auftretende Sensibilitätsstörungen
  • Sensibilitätsstörungen, die sich schnell verschlimmern
  • Sensibilitätsstörungen, die mit anderen Symptomen wie Muskelschwäche, Lähmungen, Schmerzen oder Sehstörungen einhergehen
  • Sensibilitätsstörungen, die die Lebensqualität beeinträchtigen

Diagnose von Sensibilitätsstörungen

Die Diagnose von Sensibilitätsstörungen umfasst in der Regel folgende Schritte:

  1. Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten und die genauen Beschwerden. Dabei sind Informationen über den Beginn, die Art, die Lokalisation und die Intensität der Symptome wichtig.
  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Reflexe, die Muskelkraft und die Sensibilität des Patienten. Dabei werden verschiedene Tests durchgeführt, um die Wahrnehmung von Berührungen, Temperatur, Schmerz und Vibrationen zu überprüfen.
  3. Neurologische Untersuchung: Ein Neurologe kann weitere Untersuchungen durchführen, um die Funktion der Nerven zu überprüfen. Dazu gehören:
    • Elektroneurographie (ENG): Eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, bei der elektrische Impulse durch die Nervenbahnen geschickt werden.
    • Elektromyographie (EMG): Eine Untersuchung, die misst, wie die Muskeln auf Nervensignale ansprechen.
    • Quantitative Sensorische Testung (QST): Eine standardisierte Testung, bei der durch verschiedene Gefühlstests an der Haut Werte ermittelt werden, um zu erkennen, welche Nervenfasern geschädigt sind und wie stark die Schädigung fortgeschritten ist.
    • Thermode: Eine computergesteuerte Temperaturreizung, um das Temperaturempfinden exakt zu messen.
  4. Weitere Untersuchungen: Je nach Verdacht werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache der Sensibilitätsstörung zu finden. Dazu gehören:
    • Blutuntersuchungen: Um beispielsweise Diabetes, Vitaminmangel oder Entzündungen festzustellen.
    • Urinuntersuchungen: Um beispielsweise Nierenerkrankungen festzustellen.
    • Liquoruntersuchung (Lumbalpunktion): Um Entzündungen oder Infektionen des Nervensystems festzustellen.
    • Gewebeprobe (Biopsie): Eine Entnahme einer Gewebeprobe aus der Haut oder einem Nerv, um sie unter dem Mikroskop zu untersuchen.
    • Bildgebende Verfahren: MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie), um beispielsweise einen Bandscheibenvorfall oder andere strukturelle Veränderungen des Nervensystems festzustellen.
    • Genetische Tests: Um erbliche Ursachen für die Sensibilitätsstörung festzustellen.

Wann müssen Sie zum Arzt?

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn:

  • Sensibilitätsstörungen neu auftreten und ohne erkennbare Ursache sind.
  • Sich die Symptome verschlimmern oder ausbreiten.
  • Zusätzliche Beschwerden wie Schmerzen, Muskelschwäche oder Koordinationsstörungen auftreten.
  • Der Verdacht auf eine Grunderkrankung wie Diabetes oder eine Autoimmunerkrankung besteht.
  • Die Sensibilitätsstörungen die Lebensqualität beeinträchtigen.

Behandlung von Sensibilitätsstörungen

Die Behandlung von Sensibilitätsstörungen richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Ziel ist es, die Grunderkrankung zu behandeln, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.

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  • Behandlung der Grunderkrankung: Wenn die Sensibilitätsstörung durch eine Grunderkrankung wie Diabetes, Alkoholkonsum oder Vitaminmangel verursacht wird, muss diese behandelt werden. Bei Diabetes ist eine gute Blutzuckereinstellung wichtig, bei Alkoholabhängigkeit eine Suchttherapie und bei Vitaminmangel eine entsprechende Nahrungsergänzung.
  • Schmerztherapie: Gegen Schmerzen können verschiedene Medikamente eingesetzt werden, wie Antidepressiva, Antikonvulsiva oder Opioide. Antidepressiva können die Weiterleitung von Schmerzsignalen dämpfen, Antikonvulsiva bremsen die Erregbarkeit der Nerven und Opioide werden bei starken Schmerzen eingesetzt.
  • Physiotherapie und Ergotherapie: Diese Therapien können helfen, ungünstige Bewegungsabläufe zu korrigieren, das Gleichgewicht zu verbessern und die Regeneration akuter Polyneuropathien zu unterstützen.
  • Orthesen: Spezielle Schienen können bei Muskellähmungen helfen, Hände und Füße beweglich zu halten.
  • Elektrotherapie (TENS): Die Nerven werden durch Impulse aus einem speziellen Gerät stimuliert, sodass Erkrankte statt Schmerzen ein leichtes Kribbeln spüren.
  • Akupunktur: Die gezielten Reize der Akupunktur können die Nerven beleben.
  • Capsaicin-Pflaster: Capsaicin, der Wirkstoff aus Chilischoten, kann in Form von Pflastern auf die Haut aufgetragen werden, um Schmerzen zu lindern und die Durchblutung zu fördern. Studien deuten darauf hin, dass Capsaicin sogar die Neubildung kleiner Nervenfasern anregen kann.
  • Hautpflege: Bei empfindlicher Haut ist eine sanfte und reizarme Hautpflege wichtig. Produkte, die speziell für empfindliche Haut entwickelt wurden und frei von Duftstoffen, Farbstoffen und Alkohol sind, sind empfehlenswert.
  • Vermeidung von Auslösern: Betroffene sollten versuchen, Auslöser für ihre Beschwerden zu vermeiden. Dazu gehören beispielsweise extreme Temperaturen, bestimmte Kosmetikprodukte, scharfes Essen oder Stress.
  • Genesungsfördernde Narbencreme: Nach einer OP kann die Empfindlichkeit der Haut durch das Auftragen und Einmassieren einer genesungsfördernden Narbencreme gemildert und die Genesung der Narbe optimiert werden.
  • Thermalwasser: Bei Hautrötungen kann das Aufsprühen von Thermalwasser beruhigend wirken.

Weitere Tipps für die Vorsorge und mehr Lebensqualität bei Polyneuropathie:

  • Blutzucker kontrollieren: Menschen mit Diabetes sollten regelmäßig ihren Blutzucker kontrollieren und ärztlich verordnete Medikamente einnehmen.
  • Füße kontrollieren: Eine Polyneuropathie an Beinen oder Füßen erhöht das Risiko für Fußgeschwüre - eine regelmäßige Kontrolle auf Wunden ist wichtig.
  • Bewegen: Menschen mit Polyneuropathie können bei Schmerzen und Missempfindungen von verschiedenen Angeboten wie Aquagymnastik oder Gehtraining profitieren.
  • Stressmanagement: Techniken wie Achtsamkeit können helfen, Stress zu reduzieren und die Symptome empfindlicher Haut zu lindern.

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