Schlaganfall-Diagnostik: Ein umfassender Überblick über Untersuchungsmethoden

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der eine schnelle Diagnose und Behandlung erfordert. Um die bestmögliche Therapie einzuleiten, ist es entscheidend, die Ursache und den Ort des Schlaganfalls zu bestimmen. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Überblick über die verschiedenen Untersuchungsmethoden, die zur Diagnose eines Schlaganfalls eingesetzt werden.

Einleitung

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist es wichtig, schnell zu handeln. Die ersten Schritte umfassen die Klärung, ob es sich um einen Hirninfarkt oder eine Hirnblutung handelt. Eine rasche und präzise Diagnose ist entscheidend für den weiteren Behandlungsverlauf.

Akutdiagnostik in der Notaufnahme

Wenn ein Patient mit Verdacht auf Schlaganfall in die Notaufnahme eingeliefert wird, beginnt ein rascher Diagnoseprozess. Das Team im Rettungswagen informiert das Krankenhauspersonal vorab, sodass erste Schritte wie Blutabnahmen bereits im Krankenwagen eingeleitet werden können. In der Notaufnahme erfolgen eine Ersteinschätzung und Dringlichkeitsbeurteilung. Ein Neurologe wird hinzugezogen, um die weiteren Schritte festzulegen.

Computertomographie (CT)

Die Computertomographie (CT) des Kopfes ist oft die erste bildgebende Untersuchung. Sie ermöglicht es, schnell zwischen einer Hirnblutung und einem Hirninfarkt zu unterscheiden. Hirnblutungen sind unmittelbar nach ihrem Auftreten im CT erkennbar, während erste Anzeichen eines Hirninfarktes sich etwa zwei Stunden nach dem Gefäßverschluss zeigen. Das CT hilft auch, die Größe des betroffenen Hirnareals und die Gefährlichkeit des Schlaganfalls zu beurteilen.

Sabine Schütz erklärt, dass die CT-Aufnahme zu Beginn zwischen einer Hirnblutung und einem Hirninfarkt unterscheiden kann. Bei Bestätigung eines Hirninfarkts (ca. 85% der Fälle) wird die Lyse initiiert, bei der ein Medikament verabreicht wird, um das Gerinnsel aufzulösen. Je schneller diese Therapie beginnt, desto besser sind die Behandlungserfolge ("Time is brain").

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Magnetresonanztomographie (MRT)

Die Magnetresonanztomographie (MRT) liefert detailliertere Bilder des Gehirns und seiner Blutgefäße. Sie ermöglicht eine präzisere Beurteilung des Ortes und Ausmaßes der Schädigung im Gehirn. Obwohl die MRT genauere Ergebnisse liefert als die CT, benötigt sie mehr Zeit und ist teurer. Daher wird sie meist nicht als erstes Untersuchungsverfahren eingesetzt, kann aber bei Schlaganfällen im Bereich des Hirnstamms (Hirnstamminfarkt) von Vorteil sein.

Weitere Untersuchungen auf der Stroke Unit

Nach der ersten Diagnose folgen weitere Untersuchungen auf der Stroke Unit, um die Ursache des Schlaganfalls zu ermitteln und den Patienten optimal zu versorgen.

Neurologische Untersuchung

Jeder Patient mit Verdacht auf Schlaganfall wird von einem Neurologen untersucht. Ziel ist es, Ausfallerscheinungen und versteckte Symptome festzustellen und richtig einzuordnen. Zudem werden mögliche Risikofaktoren und Frühwarnsymptome abgefragt.

Die ärztliche neurologische Untersuchung erfolgt direkt bei Aufnahme und im weiteren Verlauf mindestens dreimal pro Tag, um Veränderungen zu erkennen. Alle Patienten werden mindestens einmal in 24 Stunden von einem Facharzt für Neurologie visitiert.

Ultraschalluntersuchung (Sonographie)

Die Ultraschalluntersuchung (Doppler- und Duplexsonographie) der Hals- und Nackenarterien, einschließlich der Halsschlagader, zeigt, wie stark die Blutgefäße durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) eingeengt sind. Sie kann auch Hinweise auf den Ablösungsort eines Blutgerinnsels liefern. Die Ultraschalluntersuchung der im Kopf liegenden Gehirnarterien zeigt, ob hier Gefäße verschlossen oder verengt sind.

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Echokardiographie (Herzultraschall)

Die Echokardiographie ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Sie erlaubt es, Veränderungen am Herzen, wie beispielsweise zu dicke Herzwände und in ihrer Funktion beeinträchtigte Herzklappen festzustellen.

Elektrokardiogramm (EKG)

Herzrhythmusstörungen können mit einem Elektrokardiogramm (EKG) diagnostiziert werden. In einigen Fällen kann ein EKG abklären, ob Herzrhythmusstörungen die Ursache für den Schlaganfall sind. Auch ein Langzeit-EKG kann zur Diagnose von Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden.

Blutuntersuchungen

In jedem Fall wird dem Schlaganfall-Patienten Blut abgenommen und im Labor untersucht. Dabei werden die Konzentration der roten (Erythrozyten) und weißen Blutkörperchen (Leukozyten, Lymphozyten, Granulozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten) und Blutgerinnungswerte bestimmt. Zudem werden Blutzuckerwerte, Kalium- und Natriumkonzentration sowie Leber- und Nierenwerte gemessen.

Blutuntersuchungen geben Hinweise auf den Gerinnungsstatus und mögliche Fettstoffwechselstörungen. Bei einer krankhaften Störung des Gerinnungssystems verklumpen die Blutplättchen und bilden gefährliche Blutgerinnsel.

Angiographie

Bei der Angiographie werden die Blutgefäße im Gehirn dargestellt. Man unterscheidet verschiedene Verfahren, darunter die konventionelle Angiographie, die Magnetresonanz-Angiographie (MRA) und die CT-Angiographie. Diese Methoden geben Aufschluss über die Art und Ausdehnung von Gefäßeinengungen und -verschlüssen und verdeutlichen Gefäßschäden, die zu Hirnblutungen geführt haben.

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Die Angiographie kann auch therapeutisch eingesetzt werden, wenn die lokale Behandlung eines Blutgerinnsels in einem größeren Blutgefäß des Gehirns durch lokale Thrombolyse oder Thrombusentfernung über einen Katheter sinnvoll erscheint. Sie wird auch bei Schlaganfällen eingesetzt, die durch eine Blutung ins Gehirn verursacht wurden und bei denen der Verdacht auf eine krankhafte Veränderung der Arterien oder eine Gefäßmissbildung (z.B. Aneurysma) besteht.

Elektroenzephalogramm (EEG)

Das Elektroenzephalogramm (EEG) misst die Gehirnströme mittels Elektroden. Während der Untersuchung trägt der Patient eine Kopfhaube, in welche die Elektroden gesteckt werden.

Lumbalpunktion

In sehr seltenen Fällen wird eine Lumbalpunktion vorgenommen. Dabei entnimmt der Arzt mit einer feinen Nadel etwas Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal. Diese Untersuchung wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Gehirn- oder Gefäßentzündung besteht und andere diagnostische Verfahren keine Klarheit gebracht haben.

Überwachung der Kreislauffunktionen

Mit einem Monitor werden in den ersten Tagen laufend Vitalwerte wie Blutdruck, Puls, EKG, Sauerstoffsättigung, Körpertemperatur und Atmung überwacht, um bei bedrohlichen Abweichungen gegebenenfalls sofort behandeln zu können. Auch gefährliche Störungen des Herzrhythmus, die z.B. Schlaganfälle verursachen können, werden so erkannt.

Suche nach "seltenen Ursachen"

Mit Hilfe von Blut- und Genuntersuchungen und durch die Entnahme von Nervenflüssigkeit (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal kann nach angeborenen Blutgerinnungsstörungen, Gefäßentzündungen und anderen seltenen Schlaganfallursachen gefahndet werden.

Differenzierung zwischen ischämischem und hämorrhagischem Schlaganfall

Die Unterscheidung zwischen ischämischem und hämorrhagischem Schlaganfall ist entscheidend für die Wahl der geeigneten Therapie.

Ischämischer Schlaganfall

Der ischämische Schlaganfall, auch als "weißer Schlaganfall" bezeichnet, entsteht durch eine plötzliche Minderdurchblutung des Gehirns, meist aufgrund von Stenosen oder Verschlüssen hirnversorgender Arterien. Ursachen können Makroangiopathie, Mikroangiopathie, kardiale Embolie oder andere Erkrankungen sein.

Hämorrhagischer Schlaganfall

Der hämorrhagische Schlaganfall, auch als "roter Infarkt" bezeichnet, entsteht durch eine Einblutung in das Hirngewebe, meist aufgrund eines rupturierten Blutgefäßes. Eine Sonderstellung nimmt die Subarachnoidalblutung ein, bei der ein Gefäß im Subarachnoidalraum rupturiert und das Hirngewebe von außen komprimiert.

Bedeutung der Zeit

Die Zeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Schlaganfällen. Je schneller die Diagnose gestellt und die Behandlung begonnen wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Genesung. Marjus Canaku betont, dass der Zeitfaktor eigentlich alles bedeutet. Anja Wagner-Brandt ergänzt, dass die Lyse innerhalb von 4,5 Stunden und die Thrombektomie innerhalb von sechs Stunden erfolgen sollte, wobei dies immer eine Einzelfallentscheidung des Arztes ist.

Risikofaktoren für Schlaganfall

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen. Diese werden in modifizierbare und nicht modifizierbare Faktoren unterteilt.

Modifizierbare Risikofaktoren

Zu den modifizierbaren Risikofaktoren gehören:

  • Hoher Blutdruck
  • Erhöhter Body-Mass-Index (BMI) bzw. Übergewicht
  • Diabetes
  • Umwelt- bzw. Luftverschmutzung
  • Rauchen
  • Hoher Salzkonsum
  • Bewegungsmangel
  • Hyperlipidämie
  • Vorhofflimmern
  • Stress
  • Alkoholkonsum
  • Arteriosklerose
  • Karotisstenose
  • Ovulationshemmer
  • Polyglobulie
  • Endometriose

Nicht modifizierbare Risikofaktoren

Zu den nicht modifizierbaren Risikofaktoren gehören:

  • Alter
  • Geschlecht
  • Genetische Prädisposition

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