Die vaskuläre Demenz ist mit etwa 15 Prozent aller Demenzerkrankungen die zweithäufigste Form nach der Alzheimer-Demenz. Schätzungsweise 0,3 Prozent der Bevölkerung sind an vaskulärer Demenz erkrankt. Diese Form der Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn, die zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff führen und dadurch Hirnzellen schädigen oder absterben lassen können.
Ursachen der vaskulären Demenz
Die Ursachen für Durchblutungsstörungen im Gehirn können vielfältig sein:
- Ablagerungen in Blutgefäßen: Diese können die Gefäße verengen und den Blutfluss behindern.
- Blutgerinnsel: Sie können Gefäße verschließen und so die Durchblutung unterbrechen.
- Hirnblutungen: Auch kleinere Blutungen können zu Schäden im Gehirn führen.
Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist. Risikofaktoren hierfür sind unter anderem:
- Bluthochdruck
- Hohe Blutzuckerwerte (Diabetes mellitus)
- Hohe Cholesterinwerte
- Rauchen
- Übergewicht
Diese Faktoren belasten die Gefäße oder den Stoffwechsel, fördern Entzündungen oder schädliche Ablagerungen im Gehirn und schwächen die kognitive Reserve, also die Widerstandskraft des Gehirns gegenüber Schäden. Besonders wichtig ist, dass das Demenzrisiko deutlich steigt, wenn mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen.
Der Einfluss von Alkohol auf die Entstehung vaskulärer Demenz
Ein übermäßiger Alkoholkonsum kann das Risiko für eine vaskuläre Demenz erhöhen. Alkohol ist ein Nervengift, das in größeren Mengen nicht nur die Leber, sondern auch das Gehirn schädigen kann.
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Alkohol als Risikofaktor für Demenz
Eine für Frankreich repräsentative Studie der Sorbonne Universität Paris von 2018 legt nahe, dass regelmäßiger starker Alkoholkonsum ein Risikofaktor für eine früh beginnende Demenz vor dem 65. Lebensjahr ist. Die Studie ergab, dass Alkohol an mehr als der Hälfte der Erkrankungen (57 Prozent) bei früh einsetzender Demenz beteiligt ist. Insgesamt steigerte starkes Trinken das Risiko für alle Demenzformen um den Faktor 3.
Mechanismen der Schädigung
Alkohol kann das Gehirn auf verschiedene Weisen schädigen:
- Neurotoxische Wirkung: Ethanol und sein Abbauprodukt Acetaldehyd wirken neurotoxisch, das heißt, sie zerstören direkt die Nervenzellen. Dies kann zu bleibenden strukturellen und funktionellen Schäden des Gehirns führen.
- Thiamin-Mangel: Starker Alkoholkonsum kann einen Thiamin-Mangel (Vitamin B1) auslösen, der das Wernicke-Korsakow-Syndrom verursacht. Diese Krankheit geht mit schweren Gedächtnisstörungen einher, die typischerweise durch erfundene Geschichten aufgefüllt werden.
- Schädigung der Blutgefäße: Ein hoher Alkoholkonsum schädigt die Blutgefäße, unter anderem weil Alkohol den Blutdruck in die Höhe treibt. Damit steigt das Risiko für eine vaskuläre Demenz, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn entsteht.
- Weitere gesundheitliche Probleme: Alkoholkonsum kann auch andere gesundheitliche Probleme begünstigen, die ebenfalls Hirnschäden verursachen können, wie Epilepsie, Kopfverletzungen und die hepatische Enzephalopathie (Leber-Hirn-Störung).
Alkoholmissbrauch und -sucht in Deutschland
In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Konsum reinen Alkohols bei rund zehn Litern im Jahr. Mehr als 1,8 Millionen Menschen sind hierzulande alkoholabhängig, weitere 1,6 Millionen betreiben einen schädlichen Gebrauch. Ein Indiz für einen schädlichen Konsum ist eine tägliche Trinkmenge von mehr als 60 g reinem Alkohol bei Männern und mehr als 40 g Alkohol bei Frauen. Ein riskanter Alkoholkonsum liegt aber bereits vor, wenn Frauen mehr als 20 g Alkohol am Tag und Männer mehr als 40 g konsumieren. In Deutschland trinkt jeder fünfte Mann und jede zehnte Frau riskant.
Alkohol und Demenz im Alter
Senioren, die täglich in Maßen Alkohol trinken, erkranken vermutlich seltener an einer Demenz. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn bereits leichte kognitive Einschränkungen bestehen. Eine Studie ergab, dass geistig gesunde Personen, die jeden Tag geringe Mengen Alkohol zu sich nahmen, im Vergleich zu Personen mit größeren Trinkmengen in unregelmäßigen Abständen ein um 55 % geringeres Demenzrisiko aufwiesen. Abstinente Teilnehmer schnitten dagegen deutlich schlechter im Früherkennungstest ab. Gleiches galt für Senioren, die initial bereits leichte kognitive Defizite aufwiesen und mehr als 14 Drinks pro Woche zu sich nahmen. Ob Alkohol den geistigen Abbau beschleunigt, hängt also von Trinkmenge, Konsummuster sowie bereits vorbestehenden kognitiven Einschränkungen ab.
Symptome der vaskulären Demenz
Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Dazu können Gangstörungen oder Kontrollverluste der Blase sowie Probleme mit der Sprache kommen. Auch Gedächtnisstörungen können auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund.
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Diagnose und Behandlung
Um festzustellen, ob überhaupt eine Demenz vorliegt, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Um diese festzustellen, werden zunächst das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen, zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, untersucht. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben. Durchblutungsstörungen im Gehirn können mit Medikamenten behandelt werden, ebenso einige Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck.
Prävention
Neben der Reduktion des Alkoholkonsums gibt es weitere Maßnahmen, um das Risiko für eine vaskuläre Demenz zu senken:
- Herz-Kreislauf-System stärken: Regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung und der Verzicht auf Rauchen können das Herz-Kreislauf-System stärken und das Risiko für Durchblutungsstörungen senken.
- Risikofaktoren behandeln: Bluthochdruck, hohe Blutzucker- und Cholesterinwerte sollten behandelt werden, um die Gefäße zu schützen.
- Geistig aktiv bleiben: Geistige Anregung in jungen Jahren schützt das Gehirn - besonders durch den Aufbau sogenannter kognitiver Reserven.
- Soziale Kontakte pflegen: Soziale Isolation kann das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken. Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten halten das Gehirn wach und leistungsfähig.
- Gesundes Gehör und Sehvermögen erhalten: Wenn das Gehör oder Sehvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren.
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