Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem es auf jede Minute ankommt. Umso wichtiger ist es, die Symptome schnell zu erkennen und sofort zu handeln. Doch was passiert, wenn sich der Verdacht auf einen Schlaganfall nicht bestätigt? Welche Ursachen können hinter den Symptomen stecken, die einem Schlaganfall ähneln? Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte und gibt einen umfassenden Überblick.
Schlaganfall: Ursachen und Arten
Bei einem Schlaganfall (Apoplex) werden Hirnregionen aufgrund einer Mangeldurchblutung nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was zum Absterben von Hirnzellen führt. Laut Robert Koch-Institut handelt es sich in 80 bis 85 % der Fälle um einen ischämischen Schlaganfall, der durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn verursacht wird. Verengte oder verschlossene Blutgefäße verhindern eine ausreichende Blutversorgung bestimmter Hirnbereiche. Ursachen sind meist Ablagerungen in den Arterien (Arteriosklerose) oder Blutgerinnsel, die aus der Halsschlagader oder dem Herzen stammen können. Die übrigen 15 bis 20 % der Schlaganfälle entstehen durch Hirnblutungen, die durch das Reißen von Arterien im Gehirn verursacht werden, oft aufgrund von dauerhaftem Bluthochdruck.
Symptome und Warnzeichen eines Schlaganfalls
Viele Schlaganfälle treten plötzlich auf, können sich aber auch langsam ankündigen. Typische Symptome sind plötzliche Seh- und Sprachstörungen, heftiger Schwindel, Kribbeln in Armen und Beinen, Taubheitsgefühle in Fingern oder Lippen, Schluckbeschwerden und Gesichtslähmungen. Nur selten treten alle Symptome gleichzeitig auf. Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome je nach Schweregrad und betroffenem Hirnbereich unterschiedlich sein können.
Leichter Schlaganfall (TIA)
Ein leichter Schlaganfall, auch transitorische ischämische Attacke (TIA) genannt, ist durch kurzzeitige Symptome gekennzeichnet, die innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden. Er wird durch eine vorübergehende Durchblutungsstörung ausgelöst, bei der nur ein kleines Gebiet im Gehirn betroffen ist und in den meisten Fällen kein Hirngewebe abstirbt. Eine TIA kann als Warnsignal für einen bevorstehenden schweren Schlaganfall dienen und sollte daher unbedingt ärztlich abgeklärt werden.
Differenzialdiagnose: Wenn es kein Schlaganfall ist
Nicht alle Symptome, die einem Schlaganfall ähneln, sind tatsächlich auf einen Schlaganfall zurückzuführen. Es gibt verschiedene andere Erkrankungen und Zustände, die ähnliche Symptome verursachen können. Eine sorgfältige ärztliche Untersuchung ist daher entscheidend, um die richtige Diagnose zu stellen und die entsprechende Behandlung einzuleiten.
Lesen Sie auch: Wichtigkeit der neurologischen Untersuchung bei Demenz
Migräne
Eine schwere Migräne kann Symptome wie Sehstörungen, Sprachstörungen und Taubheitsgefühle verursachen, die einem Schlaganfall ähneln können.
Hörsturz
Ein plötzlicher Hörverlust auf einem Ohr, oft begleitet von Schwindel, kann ebenfalls fälschlicherweise als Schlaganfall interpretiert werden.
Schwindel
Plötzlich auftretender heftiger Schwindel, insbesondere in Kombination mit Gangunsicherheit, kann verschiedene Ursachen haben und muss nicht zwangsläufig auf einen Schlaganfall hindeuten.
Stummer Schlaganfall
Ein stiller oder unbemerkter Schlaganfall kann sich nur durch kurzzeitige Symptome wie eine taube Lippe äußern. Er kann eine Vorstufe von schweren Schlaganfällen sein und wird oft erst im Nachgang durch bildgebende Verfahren wie CT oder MRT festgestellt.
Diagnostische Verfahren bei Verdacht auf Schlaganfall
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall werden verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt, um die Ursache der Symptome zu ermitteln und die Diagnose zu bestätigen oder auszuschließen.
Lesen Sie auch: Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf Schlaganfall
Neurologische Untersuchung
Ein Neurologe führt eine umfassende Untersuchung durch, um Ausfallerscheinungen und versteckte Symptome festzustellen und einzuordnen. Dabei werden auch Risikofaktoren und Frühwarnsymptome abgefragt.
Bildgebende Verfahren
- Computertomographie (CT): Die CT liefert Bilder des Gehirns und seiner Blutgefäße und ermöglicht es, zwischen einer Durchblutungsstörung und einer Hirnblutung zu unterscheiden.
- Kernspintomographie (MRT): Die MRT liefert genauere Ergebnisse als die CT und ermöglicht ein präzises Bild über Ort und Ausmaß der Schädigung im Gehirn.
- Ultraschalluntersuchung (Doppler- und Duplexsonographie): Die Ultraschalluntersuchung der Hals- und Nackenarterien zeigt, wie stark die Blutgefäße eingeengt sind und kann Hinweise auf den Ablösungsort eines Blutgerinnsels erbringen.
- Echokardiographie: Die Echokardiographie ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, die Veränderungen am Herzen und Herzklappen feststellen kann.
- Angiographie: Bei der Angiographie werden die Blutgefäße im Gehirn dargestellt. Man unterscheidet zwischen der konventionellen Angiographie, der Magnetresonanz-Angiographie (MRA) und der CT-Angiographie.
Weitere Untersuchungen
- Elektrokardiogramm (EKG): Das EKG dient zur Diagnose von Herzrhythmusstörungen.
- Blutuntersuchung: Die Blutuntersuchung gibt Aufschluss über die Konzentration der Blutzellen, Blutplättchen, Blutgerinnungswerte, Blutzuckerwerte, Kalium- und Natriumkonzentration sowie Leber- und Nierenwerte.
- Elektroenzephalogramm (EEG): Das EEG misst die Gehirnströme mittels Elektroden.
- Lumbalpunktion: In seltenen Fällen wird eine Lumbalpunktion durchgeführt, um Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal zu entnehmen und auf Entzündungen zu untersuchen.
Behandlung und Prävention
Die Behandlung bei Verdacht auf Schlaganfall richtet sich nach der Ursache der Symptome. Bei einem bestätigten Schlaganfall ist eine schnelle Behandlung entscheidend, um das Ausmaß der Schädigung zu minimieren. Je nach Art des Schlaganfalls kommen verschiedene Therapien in Frage, wie z.B. die Thrombolyse (Auflösung von Blutgerinnseln) oder die Thrombektomie (mechanische Entfernung von Blutgerinnseln).
Auch wenn sich der Verdacht auf einen Schlaganfall nicht bestätigt, ist es wichtig, die Ursache der Symptome zu behandeln und Risikofaktoren zu minimieren. Dazu gehören:
- Blutdruckkontrolle: Ein hoher Blutdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle und Hirnblutungen.
- Cholesterinsenkung: Hohe Cholesterinwerte können zu Ablagerungen in den Arterien führen und das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall erhöhen.
- Diabeteskontrolle: Ein gestörter Zuckerstoffwechsel (Diabetes mellitus) erhöht das Schlaganfallrisiko.
- Gewichtsreduktion: Übergewicht und Adipositas sind Risikofaktoren für Schlaganfälle.
- Rauchstopp: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Schlaganfallrisiko.
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, das Herz-Kreislauf-System gesund zu halten und das Schlaganfallrisiko zu senken.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst kann das Schlaganfallrisiko reduzieren.
Lesen Sie auch: Diagnostik nach einem Schlaganfall
tags: #verdacht #auf #schlaganfall #nicht #bestätigt #ursachen