Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, das in den meisten Fällen auf Muskelverspannungen zurückzuführen ist. Diese Verspannungen können jedoch nicht nur Schmerzen verursachen, sondern auch auf Nerven drücken und so weitere Symptome auslösen. Dieser Artikel beleuchtet die Entstehung, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Muskelverspannungen, insbesondere im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Nerven.
Die Rolle der Muskeln und Muskelverspannungen
Muskeln sind essenziell für Bewegung, Kraftaufwand, aufrechte Körperhaltung, Schutz der Organe und Wärmeerzeugung. Allein im Rückenbereich befinden sich etwa 300 der rund 650 Muskeln des Körpers. Ein aktiver Muskel kontrahiert und relaxiert, wodurch sich die Muskelspannung permanent ändert. Gesunde Muskeln ermöglichen vielfältige Bewegungen ohne Widerstand oder Schmerzen.
Muskelverspannungen entstehen, wenn der Muskeltonus dauerhaft erhöht ist. Die verkrampfte Muskulatur arbeitet ununterbrochen, wird aber unzureichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Betroffen sind häufig Menschen mit überwiegend sitzender Tätigkeit, die durchschnittlich über 9 Stunden täglich sitzen. Bewegungsmangel und Fehlhaltungen am Arbeitsplatz begünstigen Rückenbeschwerden.
Symptome von Muskelverspannungen
Muskelverspannungen äußern sich meist durch Schmerzen, die sowohl bei Bewegung als auch in Ruhe spürbar sind. Einige Patienten leiden über Monate hinweg unter diesen Beschwerden. Weitere Symptome können sein:
- Steife Muskulatur: Ein Gefühl der Verhärtung im Rückenbereich, besonders nach langem Sitzen oder körperlicher Anstrengung.
- Schmerzen: Lokal begrenzt oder in benachbarte Bereiche ausstrahlend, oft als dumpfes Druckgefühl. Stechende Schmerzen, die sich bei bestimmten Bewegungen verstärken, sind ebenfalls möglich.
- Kopfschmerzen: Verspannungen im Rücken können über den Nackenbereich bis in den Kopf ausstrahlen, die Durchblutung beeinträchtigen oder Druck auf Nerven ausüben.
- Eingeschränkte Beweglichkeit: Eine eingeschränkte Beweglichkeit und ein Gefühl der Blockierung können auftreten.
- Sensibilitätsstörungen: Ausstrahlung mit Sensibilitätsstörungen in angrenzenden Körperteilen ist möglich.
- Sehstörungen: Sehstörungen sind möglich, wenn etwa die Muskulatur im Nacken verspannt ist.
- Hexenschuss: Bei Verspannungen im Bereich der Lendenwirbelsäule kann es durch eine plötzliche, krampfartige Verhärtung der Muskeln zu einem Hexenschuss kommen.
- Nervenkompression: Verspannungen können zu einer Nervenkompression führen, wenn sie auf Nerven oder Nervenwurzeln drücken oder sie einklemmen.
Ursachen von Muskelverspannungen
Die Ursachen für Muskelverspannungen sind vielfältig:
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- Bewegungsmangel: Langes Sitzen, wenig Bewegung und mangelnde Dehnung von Muskulatur und Faszien führen zu deren Verkürzung und Verspannung.
- Fehlhaltungen: Dauerbelastungen einzelner Muskelgruppen, z.B. durch falsches Sitzen am Schreibtisch, können Verspannungen verursachen.
- Überlastung: Ungewohnte Bewegungen oder das Heben schwerer Lasten können Muskelverspannungen auslösen.
- Psychische Belastungen: Stress, Angst und psychische Belastungen können zu unbewusster Muskelanspannung führen, besonders im Nacken-, Schulter- und Rückenbereich.
- Funktionelle Störungen im Kausystem: Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) kann zu Verspannungen der Kau-, Gesichts- und Kopfmuskulatur führen.
- Weitere Faktoren: Verletzungen, Erkrankungen der Wirbelsäule (z.B. Bandscheibenvorfälle), Zugluft, Kälte und ungünstige Schlafpositionen können ebenfalls Muskelverspannungen begünstigen.
Muskelverspannungen und Nerven
Verspannte Rückenmuskeln können auf Nerven drücken, was zu einer Verengung des umgebenden Raums oder zu erhöhtem Druck auf nahegelegene Nervenstrukturen führt. Dies kann Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln verursachen.
Diagnose von Muskelverspannungen
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung. Der Arzt befragt den Patienten zu seinen Symptomen, führt eine ausführliche körperliche Untersuchung durch (Abtasten, Beweglichkeitstests) und überweist ihn gegebenenfalls an einen Facharzt (Orthopäden). Ergänzende bildgebende Untersuchungen wie Ultraschall oder Röntgen können durchgeführt werden, um andere Ursachen auszuschließen. Ein MRT wird in der Regel nicht zur Bestätigung einer Muskelverspannung durchgeführt, kann aber bei Nervenkompression durch Muskelverspannungen in Betracht gezogen werden.
Behandlung von Muskelverspannungen
Die Behandlung zielt auf die Linderung der Schmerzen und die Lösung der Verspannungen. Es gibt verschiedene Therapieansätze:
- Schmerzlinderung: Schmerzlindernde Salben mit Wirkstoffen wie Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac können für Entlastung sorgen. Auch die Einnahme von Tabletten gegen Schmerzen kann in der ersten Phase der Verspannung helfen. Schmerzmittel sollten jedoch nicht länger als vier Tage am Stück eingenommen werden.
- Wärme: Wärme fördert die Durchblutung der betroffenen Stelle und unterstützt die Entspannung der Muskeln. Wärmepflaster, Heizkissen, warme Bäder oder Rotlichtlampen können angewendet werden.
- Bewegung und Dehnung: Sport ist eine gute Therapie, da dehnende Bewegungen Verspannungen lösen und die Rumpfmuskulatur stärken. Regelmäßige Übungen zur Lockerung der Muskulatur können dazu beitragen, Rückenverspannungen sowie Schmerzen zu reduzieren.
- Manuelle Therapie: Chirotherapie, Krankengymnastik oder Infiltrationen (Spritzen) können helfen, den Teufelskreis aus Schmerz und Verspannung zu durchbrechen.
- Massagen: Massagen fördern die Durchblutung und Sauerstoffzufuhr im Gewebe, wodurch sich Verspannungen leichter lösen.
- Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Atemübungen helfen, die Anspannung zu reduzieren.
- Physiotherapie: Manuelle Therapien lösen die Verspannung und fördern die Beweglichkeit, Bewegungstherapien stärken die Muskulatur und dehnen die betroffenen Areale. Rückenschulen können ebenfalls gezielt Schwachpunkte entlang der Wirbelsäule kräftigen.
- Triggerpunkttherapie: Triggerpunkte lassen sich durch lokale Kompression oder mit einem Tennisball selbst behandeln.
- Kinesiotaping: Kinesiotapes können auf die Haut geklebt werden, um einen leichten Zug auf das Areal auszuüben und die Muskeln zu entspannen.
- Akupunktur: Akupunktur kann bei Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und muskulären Verspannungen erfolgreich eingesetzt werden.
- Medikamentöse Behandlung: Entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac können in Tablettenform eingenommen werden. Muskelrelaxierende Medikamente können bei Bedarf verschrieben werden.
Prävention von Muskelverspannungen
Muskelverspannungen im Rücken lassen sich am besten durch einen rückenfreundlichen Alltag verhindern:
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Gestalten Sie Ihren Arbeitsplatz ergonomisch, um eine gesunde Sitzposition zu fördern. Ein höhenverstellbarer Schreibtisch bietet dabei mehr Flexibilität und ermöglicht auch das dynamische Stehen.
- Regelmäßige Bewegung: Treten Sie einem Sportverein bei oder motivieren Sie Freunde oder Partner, mit Ihnen aktiv zu werden. Kraftsport ist ebenfalls empfehlenswert.
- Stressmanagement: Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und Verspannungen zu reduzieren.
- Gesunde Lebensweise: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf. Vermeiden Sie Übergewicht.
- Achtsamkeit: Üben Sie sich in Achtsamkeit, um psychische Verspannungen zu reduzieren.
- Regelmäßige Dehnübungen: Integrieren Sie regelmäßige Dehnübungen in Ihren Alltag, um die Flexibilität der Muskeln zu erhalten.
Spezielle Übungen zur Linderung von Muskelverspannungen
Es gibt eine Reihe von Übungen, die speziell darauf abzielen, Muskelverspannungen im Rücken zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern:
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- Dehnung des oberen Rückens und der Schultern: Stellen Sie sich aufrecht hin und nehmen Sie beide Hände hinter dem unteren Rücken zusammen. Greifen Sie mit der einen Hand das Handgelenk der anderen und ziehen Sie die Hände in Richtung Gesäß. Gehen Sie zwei Minuten lang im Raum umher und halten Sie die Dehnung dabei.
- Dehnung des mittleren Rückens: Gehen Sie in den Vierfüßlerstand. Lassen Sie das Brustbein langsam nach unten sinken und intensivieren Sie die Dehnung mit jedem Atemzug. Bleiben Sie für ca. 30 Sekunden in dieser Position.
- Dehnung des unteren Rückens: Gehen Sie auf einer Matte in den Kniestand und stellen Sie das linke Bein in einem 90-Grad-Winkel vor sich auf. Der Oberschenkel des rechten Beins steht senkrecht nach unten, der rechte Unterschenkel und der Fuß liegen flach am Boden. Stellen Sie das Becken gerade, indem Sie das Schambein mit Hilfe der Bauchmuskeln in Richtung Bauchnabel bewegen. Intensivieren Sie die Dehnung, indem Sie 30 Sekunden lang das Becken mit der Hand so weit wie möglich nach vorne schieben. Lassen Sie den Rumpf dabei nach hinten kippen und achten Sie darauf, nicht ins Hohlkreuz zu gehen. Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es gibt Situationen, in denen es ratsam ist, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen:
- Wenn die Rückenschmerzen länger als ein paar Wochen anhalten oder sich verschlimmern.
- Wenn die Schmerzen von anderen Symptomen wie Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schwäche in den Beinen begleitet werden.
- Bei sehr starken Schmerzen im unteren Rücken sollte unbedingt ein Orthopäde abklären, ob etwa ein Bandscheibenvorfall vorliegt.
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