Vorsorgeuntersuchung Schlaganfall: Kostenübernahme, Nutzen und Risiken

Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten, einschließlich Schlaganfallrisiken, werden in Deutschland noch zu wenig genutzt. Um eine informierte Entscheidung treffen zu können, ist es wichtig, die verschiedenen Aspekte dieser Untersuchungen zu verstehen. Dieser Artikel beleuchtet die Kostenübernahme durch Krankenversicherungen, den potenziellen Nutzen und mögliche Risiken von Schlaganfallvorsorgeuntersuchungen.

Bedeutung der Vorsorge und Früherkennung

Die Früherkennung von Risikofaktoren und Vorstadien von Krankheiten spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit. Ziel ist es, Verhaltensweisen zu ändern, die das Risiko für bestimmte Erkrankungen erhöhen. Gesetzlich Versicherte haben Anspruch auf eine Reihe von Vorsorgeuntersuchungen. Dennoch sind die Durchimpfungsraten in der Bevölkerung oft zu niedrig, und auch Vorsorgeuntersuchungen werden nicht immer ausreichend in Anspruch genommen. Das Gespräch mit dem Arzt ist dabei eine der wichtigsten Informationsquellen für Patienten.

Gesetzliche Vorsorgeleistungen und Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) bietet ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre die Möglichkeit einer Vorsorgeuntersuchung. Private Krankenversicherungen (PKV) bieten diese Leistung oft jährlich an. Im Rahmen dieser Untersuchungen werden auch die Halsschlagadern abgehört (Auskultation).

Neben den von den Krankenkassen übernommenen Behandlungen bieten Ärzte sogenannte Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) an. Eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagadern zur Schlaganfallvorsorge ist in vielen Fällen eine solche IGeL.

Schlaganfall: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Schlaganfall ist in der Regel die Folge eines Blutgerinnsels, das ins Gehirn wandert und dort eine Arterie verstopft. Eine weitere Ursache können geplatzte Blutgefäße sein, die zu Einblutungen ins Gehirn führen. In beiden Fällen kommt es zu einer Unterversorgung des Gehirns, was zum Absterben von Gehirnzellen und neurologischen Ausfällen führen kann.

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Risikofaktoren für Schlaganfälle sind unter anderem:

  • Erhöhter Blutdruck (arterielle Hypertonie)
  • Erhöhte Blutfette (Hypercholesterinämie)
  • Diabetes mellitus
  • Übergewicht
  • Mangelhafte Vitaminzufuhr
  • Andauernder übermäßiger Stress
  • Rauchen
  • Permanenter Alkoholgenuss
  • Bewegungsmangel

Gefäßwandveränderungen, die durch diese Risikofaktoren begünstigt werden, sind häufige Ursachen für Schlaganfälle und Herzinfarkte.

Die Rolle der Halsschlagader

Rund 30.000 Schlaganfälle pro Jahr in Deutschland werden durch eine Verengung der Halsschlagader verursacht. Wären die Adern rechtzeitig per Ultraschall untersucht worden, hätte der Schlaganfall unter Umständen verhindert werden können.

Das Gehirn muss ständig mit ausreichend Blut versorgt werden. Bricht die Versorgung ab, bekommt es zu wenig Sauerstoff. Dann sterben einzelne Bereiche ab und man spricht von einem Schlaganfall. Jährlich bekommen rund 200.000 Menschen in Deutschland einen solchen Schlaganfall. Bei 30.000 Menschen ist eine verengte Halsschlagader die Ursache dafür.

Ultraschall der Halsschlagadern: Verfahren und Kosten

Die Ultraschalluntersuchung der Halsschlagadern (Duplexsonographie oder Farbduplexsonographie) ist eine nicht-invasive Methode, um die Blutgefäße darzustellen und Verengungen (Stenosen) zu erkennen. Dabei werden die Strömungsgeschwindigkeit und Strömungsrichtung des Blutes gemessen und als Bilder sichtbar gemacht.

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Die Kosten für eine solche Untersuchung liegen in der Regel zwischen 50 und 90 Euro pro Halsseite, wenn sie als IGeL angeboten wird. Manche Ärzte bieten den Ultraschall der Halsschlagadern in einem Paket mit anderen Maßnahmen an, wie z.B. „Herz-Kreislauf-Vorsorge“, „erweiterter Check-up“, „Schlaganfall-Vorsorge“ oder „Gefäß-Check“, wobei der Paketpreis mehrere hundert Euro betragen kann.

Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) übernimmt die Kosten für das Abhören der Halsschlagadern (Auskultation) im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung ab dem 18. Lebensjahr einmalig und ab 35 Jahren alle drei Jahre. Stellt der Arzt dabei Hinweise auf eine Störung fest, kann er eine Ultraschalluntersuchung anordnen, deren Kosten ebenfalls von der Kasse übernommen werden. Auch wenn Menschen Beschwerden haben, die auf eine verengte Ader zurückgehen können, ist der Ultraschall eine Kassenleistung.

Wenn aber kein konkreter Verdacht besteht und keine Beschwerden vorliegen, ist die Ultraschalluntersuchung eine IGeL und muss aus eigener Tasche bezahlt werden.

Nutzen und Risiken des Ultraschalls der Halsschlagadern als IGeL

Der IGeL-Monitor hat in einer Bewertung aus den Jahren 2016 und 2021 keine Studien gefunden, die belegen, dass der Ultraschall der Halsschlagadern das Schlaganfallrisiko bei beschwerdefreien Menschen senken kann. Die Ultraschalluntersuchung kann zwar Verengungen frühzeitig erkennen, aber es ist nicht sicher, ob die Behandlung dann wirklich dazu führt, dass weniger Menschen einen Schlaganfall bekommen.

Der Ultraschall selbst ist ungefährlich. Die Untersuchung kann aber zu Konsequenzen führen: Ein auffälliger Ultraschallbefund wird unter Umständen mit weiteren Untersuchungen abgeklärt. Dabei kann sich herausstellen, dass der Befund doch nicht so schlimm ist und man besser nichts unternimmt. Wenn sich dagegen bei der Abklärung des Befundes herausstellt, dass man den Menschen behandeln sollte, heißt das noch lange nicht, dass er ohne Behandlung irgendwann einen Schlaganfall bekommen hätte. Er wird aber trotzdem behandelt; ohne späteren Schlaganfall ist die Behandlung aber unnötig. Dann hat die Patientin oder der Patient die Nebenwirkungen der Behandlung unnötig in Kauf genommen.

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Insgesamt sehen die Experten deshalb keine Hinweise auf einen Nutzen, aber Hinweise auf einen Schaden. Die Bewertung des IGeL-Monitors lautet daher "tendenziell negativ".

Alternativen und Ergänzungen zum Ultraschall

Neben dem Ultraschall der Halsschlagadern gibt es weitere Möglichkeiten der Schlaganfallvorsorge. Dazu gehören:

  • MRT (Kernspintomographie): Mittels MRT ist eine umfangreiche Früherkennung möglich. So lassen sich über das MRT beispielsweise Aneurysma erkennen. Mithilfe der Kernspintomographie lassen sich sämtliche Halsgefäße, die das Gehirn versorgen, Gehirnarterien und die Hirnstrukturen selbst darstellen. Die Darstellung erfolgt ohne Strahlenbelastung. Da es sich hierbei um eine ergänzende Untersuchung zur Vorsorge handelt, übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten in der Regel nicht. Private Krankenversicherungen übernehmen dagegen oftmals den vollen Kostensatz.
  • EKG-Langzeitaufzeichnung: Zur Erkennung von Vorhofflimmern, einem Hauptrisikofaktor für Schlaganfall, gibt es spezielle Programme, die eine längere EKG-Aufzeichnung ermöglichen. Bei bestätigtem Verdacht auf Vorhofflimmern erhalten die Teilnehmer innerhalb von 14 Tagen einen Facharzttermin bei einem teilnehmenden Kardiologen.
  • Allgemeine Risikofaktoren-Reduktion: Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung, Vermeidung von Übergewicht, Stressreduktion, Rauchverzicht und moderatem Alkoholkonsum kann das Schlaganfallrisiko deutlich senken.

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